G. F. Unger Western-Bestseller 2653 (eBook)
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-5924-3 (ISBN)
Irgendwann macht jeder Mann mal einen Fehler, und auch ich hatte im Laufe meines Lebens dann und wann welche gemacht - ich, Johnny Laredo.
Aber ich war stets heil davongekommen.
Diesmal jedoch sah ich keine Chance. Sie hatten mich am Wickel. Mein Fehler war es, dass ich nicht weit genug geritten war und mein Lager nicht sorgfältig genug gewählt hatte.
Und überdies hatte der Hombre, mit dem ich eine lange Nacht und den darauf folgenden Tag gespielt hatte, einen Indianer bei sich. Nun stand dieser Indianer drei Schritte hinter mir und hielt eine Schrotflinte bereit. Mit diesem Ding konnte er mich in zwei Hälften schießen. Ich wusste das. Und deshalb versuchte ich keinen Trick. Ich ließ die Finger von meinem Colt, der neben mir im Gras lag.
Im grauen Morgenlicht sah ich den anderen Mann an. Ich erkannte ihn sofort, denn er gehörte zu jener Sorte, an die man sich sogar dann erinnert, wenn man sie zuvor nur flüchtig gesehen hat. Ja, dieser Bursche sah prächtig aus. Ich hatte ihm länger als zwanzig Stunden am Spieltisch gegenübergesessen, hatte ihn also sorgfältig beobachtet und studiert. An ihm war alles richtig - äußerlich.
Aber er konnte nicht verlieren.
Das wurde mir jetzt völlig klar ...
Die Jagd auf mich
Irgendwann macht jeder Mann mal einen Fehler, und auch ich hatte im Laufe meines Lebens dann und wann welche gemacht – ich, Johnny Laredo.
Aber ich war stets heil davongekommen.
Diesmal jedoch sah ich keine Chance. Sie hatten mich am Wickel. Mein Fehler war es, dass ich nicht weit genug geritten war und mein Lager nicht sorgfältig genug gewählt hatte.
Und überdies hatte der Hombre, mit dem ich eine lange Nacht und den darauf folgenden Tag gespielt hatte, einen Indianer bei sich. Nun stand dieser Indianer drei Schritte hinter mir und hielt eine Schrotflinte bereit. Mit diesem Ding konnte er mich in zwei Hälften schießen. Ich wusste das. Und deshalb versuchte ich keinen Trick. Ich ließ die Finger von meinem Colt, der neben mir im Gras lag.
Im grauen Morgenlicht sah ich den anderen Mann an. Ich erkannte ihn sofort, denn er gehörte zu jener Sorte, an die man sich sogar dann erinnert, wenn man sie zuvor nur flüchtig gesehen hat. Ja, dieser Bursche sah prächtig aus. Ich hatte ihm länger als zwanzig Stunden am Spieltisch gegenübergesessen, hatte ihn also sorgfältig beobachtet und studiert. An ihm war alles richtig – äußerlich.
Aber er konnte nicht verlieren.
Das wurde mir jetzt völlig klar ...
Zuerst holte er sich schweigsam meinen Colt und durchsuchte dann mein weniges Gepäck. Als er das Geld fand, knurrte er zufrieden.
Ich sagte sanft: »Amigo, ich hatte selbst etwas mehr als dreitausend Dollar bei mir, bevor wir unser Spiel begannen. Wenn du schon nicht verlieren kannst und dir dein Geld auf diese Art wiederholen möchtest, dann nimm gefälligst nur dieses Geld und nicht auch noch meins. Oder bist du am Ende nur ein Straßenräuber?«
Ich sagte es sitzend. Denn mehr als mich aufsetzen durfte ich nicht.
Er schnaufte zu meinen Worten und trat mir vor die Brust, sodass ich nach hinten fiel und die Beine hochwarf. Ich versuchte, den Lauf der Schrotflinte hinter mir auf diese Art zu treffen, doch es gelang mir nicht. Der Indianer glitt rechtzeitig zurück und schlug mir dann den schweren Doppellauf über die Waden.
Da wurde ich wieder friedlich.
Er aber sagte: »Du bist ein Falschspieler. Nur deshalb konntest du mir das Geld abgewinnen. Doch ich lasse mich nicht von einem Falschspieler ausnehmen. Strafe muss sein. Deshalb nehme ich alles. Steh auf, ich weiß, dass du auch noch einen Geldgürtel trägst!«
Ich gehorchte, denn es wäre dumm gewesen, es nicht zu tun.
Er war noch eine Idee größer als ich, auch gewiss zwölf bis fünfzehn Pfund schwerer. Als er mir das Hemd aufriss und den Gürtel abnahm, traf mich sein Atem ins Gesicht.
Aber er wich meinem Blick aus. Mit meinem Geldgürtel und meiner Satteltasche, die beide mit Geld gefüllt waren – zusammen mit fast siebentausend Dollar oder guten Silberpesos –, trat er zurück.
»Ich gehe zu unseren Pferden, Juarez«, sagte er. »Erledige ihn, sobald ich vom Wagenweg her pfeife. Wir können dann sicher sein, dass nicht gerade jemand vorbeireitet und etwas hört. Also!«
Ich wandte mich dem Indianer zu.
Dieser stand vier Schritte entfernt und ließ mich in die Doppelmündung der Schrotflinte blicken. Er hatte die beiden Hähne gespannt und brauchte nur abzudrücken.
Nicht die Spur von einer Chance war für mich vorhanden.
Ich sah Juarez an. Und ich sagte: »Dein Name ist Juarez? Vor einigen Wochen ritt ich noch für einen Mann, der so heißt wie du. Sein Vorname ist Benito. Weißt du, wen ich meine?«
Er nickte. »Benito Juarez, Präsident von Mexiko«, sagte er. »Er ist Indianer wie ich – und er ließ Kaiser Maximilian erschießen. Es gibt viele Indianer, die Juarez heißen.«
Ich nickte.
»Und ich war ihm treu«, sagte ich. »Ich glaubte an ihn, war überzeugt, dass er der rechte Mann für Mexiko wäre. Nimm meinen Hut, darin findest du meine ehrenhafte Entlassung, von Benito Juarez unterzeichnet. Ich half ihm, weil er ein Mann des Volkes ist. Ich half einem Indianer dabei, Präsident zu werden. Und nun soll ich von einem anderen Indianer, der zufällig ebenfalls Juarez heißt, umgelegt werden? Warum dienst du diesem Drecksack, welcher nicht in einem ehrlichen Spiel verlieren kann, wie ein Hund?«
Der graue Morgen war nun etwas hellgrau geworden. Und jener Juarez sah mich seltsam an.
Aber dann trat er zur Seite, hob meinen Hut vom Boden auf und fand dort die Entlassung, die ich zusammengefaltet hinter dem Schweißband verwahrte.
Selbst als er las, konnte ich ihn nicht überrumpeln. Er brauchte die Schrotflinte nur abzudrücken, gar nicht zu zielen.
Als er gelesen hatte, tönte vom Wagenweg her der Pfiff.
Juarez sagte plötzlich: »Schwöre, dass du uns nicht folgen und auch nicht nach uns forschen wirst. Schwöre es bei allem, was dir heilig ist!«
Das war die Chance.
Und er meinte es ernst.
Er war sogar bereit, meinem Wort zu glauben.
»Ich schwöre es«, sagte ich heiser. »Ich weiß zu gut, Compadre, dass du sonst selbst in eine böse Lage geraten würdest. Ich schwöre, dass ich euch nicht folgen und auch sonst nicht nach euch forschen werde.«
Er sah mich noch einmal an. Es strömte etwas von ihm zu mir über. Es versuchte spürbar, tief in mich einzudringen, mich zu ergründen, zu erforschen. Er murmelte: »Du dientest einem Indianer treu – und ich diene einem Weißen auf die gleiche Art. Unsere Motive sind gar nicht so sehr verschieden. Aber hüte dich.«
Und dann hob er die Schrotflinte und schoss beide Läufe in die Luft ab.
Er wandte sich um und lief davon.
Ich aber atmete auf und sah im Osten die ersten Lichtexplosionen der aufsteigenden Sonne. Noch war sie verborgen und kündigte sich nur mit dem ersten Licht an.
Ich lebte. Noch einmal war ich davongekommen.
Und die Zukunft lag wieder einmal unklar vor mir.
Wieder einmal war ich ein Satteltramp ohne Geld.
Der Traum von einer eigenen Ranch lag wieder in weiter Ferne.
Aber ich lebte, ich, Johnny Laredo, den man vor fast dreißig Jahren als Baby unter einem brennenden Planwagen hervorzog – als einzigen Überlebenden eines Wagenzuges.
Man brachte mich damals in die spanische Siedlung Laredo.
Nach ihr erhielt ich meinen Namen.
Weil ich ein Kind angloamerikanischer Abstammung war, nannte man mich Johnny. Jedoch der Nachname wurde Laredo. Die Zeiten aber machten mich zu einem Revolvermann.
Ich hätte gewiss nach den Regeln der menschlichen Gemeinschaft das Recht gehabt, die Banditen zu verfolgen und mir mein Geld zurückzuholen.
Aber dennoch tat ich es nicht.
Ich ließ siebentausend Dollar und Silberpesos sausen.
Denn ich hatte mit dem Indianer Juarez einen Vertrag geschlossen, der mir wahrhaftig heilig war. Und ich ahnte schon damals, dass der rote Bursche sehr viel mehr riskiert hatte, als man glauben konnte.
Ich witterte damals schon ein Geheimnis. Und so verzichtete ich darauf, mir das verlorene Geld wiederzuholen.
Natürlich brauchte ich viele Tage und Wochen, bis sich in mir alles beruhigt hatte.
Oh, es ging mir damals eine Weile sehr schlecht.
Ich war ein Satteltramp – und ich stahl damals Rinder und Pferde, ritt in schlechter Gesellschaft und half sogar dabei, einem Steuereintreiber der Union das Geld wieder abzunehmen. Aber wir gaben das meiste Geld den Leuten zurück, denen er es abgenommen hatte. Wir retteten sie vor dem Untergang.
Ich war damals auf dem besten Weg, endgültig ein Bandit zu werden.
Natürlich hatte ich auch ein paar Revolverkämpfe. Ich war ja nicht irgendein Johnny Laredo – sondern der Johnny Laredo. Man kannte mich noch aus der Zeit vor meinem Abstecher nach Mexiko.
Aber dann schloss ich mich einer der ersten Treibherden an, die von Texas nach Kansas aufbrachen und Jesse Chisholms Trail folgten.
Aber durch das Rindertreiben kam ich nach Abilene in Kansas.
Und in Abilene sah ich ihn wieder.
Auch der Indianer war bei ihm.
✰✰✰
Es war ein Zufall, wie er dann und wann im Leben vorkommt.
An einem schönen Vormittag, als ich in ein Restaurant trat, brauchte ich einen Moment, bis sich meine Augen daran gewöhnt hatten, dass es drinnen nicht so hell war wie draußen im Sonnenlicht.
Deshalb erkannte ich den Burschen nicht sogleich.
Er aber erkannte mich früher.
Und er sprang auf, zog und schoss.
Die Kugel riss mir das Fleisch von einer Rippe.
Dann schoss ich. Ich wollte am Leben bleiben.
Und so traf ich mit dem ersten Schuss gleich richtig.
Ich aber zielte dann auf den Indianer Juarez, der mit ihm am selben Tisch gesessen hatte. Auch er war aufgesprungen.
Und ich sagte zu Juarez: »Er hatte den ersten Schuss, bevor ich ihn erkannte, nicht wahr? Das musst du zugeben, wenn du fair bist – oder?«
Er nickte...
Erscheint lt. Verlag | 30.12.2023 |
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Reihe/Serie | Western-Bestseller |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Western • Western-roman • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp |
ISBN-10 | 3-7517-5924-7 / 3751759247 |
ISBN-13 | 978-3-7517-5924-3 / 9783751759243 |
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