Die schöne Tochter des Bastards (eBook)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
256 Seiten
CORA Verlag
978-3-7515-2655-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die schöne Tochter des Bastards -  Elisabeth Hobbes
Systemvoraussetzungen
4,49 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

York, im Jahr 1381. Stolz klatscht Rowenna Beifall: Ritter Robert, ihr Freund aus Kindheitstagen, hat das Turnier gewonnen! Doch als sie ihm kurz darauf gratulieren will, schrickt sie zurück. Denn er trägt nicht länger sein Kettenhemd. Halbnackt steht Robert am Brunnen und kühlt seine Blessuren. Wie gern möchte Rowenna ihn plötzlich küssen, seine Muskeln spüren, sich an ihn schmiegen. Statt Freundschaft spürt sie loderndes Verlangen! Aber ein Bund fürs Leben mit ihm scheint unmöglich: Sie ist nicht standesgemäß für den zukünftigen Lord Danby - sondern nur die Tochter eines Bastards ...

1. KAPITEL


Das erste Anzeichen dafür, dass Rowenna Danby in Schwierigkeiten steckte, war das trompetenartige Geschnatter der Gänse. Sie erstarrte, während sie auf dem stabilsten Ast eines Birnbaumes stand und sich gerade nach einem besonders reifen Exemplar reckte. Aus den Augenwinkeln sah sie die weiße Horde entschlossen in ihre Richtung watscheln. Irgendein Teufel hatte die Gänse freigelassen, und nun stürzten sie zielstrebig ihrem liebsten verbotenen Ort entgegen: dem Obstgarten, in dem sich Rowenna derzeit aufhielt. Es gelang ihr, mit den Fingerspitzen die Birne vom Zweig zu lösen, doch sie entglitt ihr gleich darauf und fiel zu Boden.

„Ochsenziemer!“

Niemand war in der Nähe, der hören könnte, wie sie ihres Vaters liebsten Fluch gebrauchte – andernfalls hätte sie auch nicht gewagt, etwas so Undamenhaftes von sich zu geben. Sie setzte sich auf den Ast und rutschte so weit daran hinunter, bis sie das restliche Stück springen konnte. Das Geräusch von reißendem Stoff begleitete ihr Keuchen, als sie wie ein Sack auf den Boden plumpste und sich dabei Knie und Handflächen aufschürfte. Erneut fluchte sie, teils wegen des Schmerzes, teils, weil ihr ohnehin schon schmutziges Kleid nun auch noch einen Riss aufwies. Sie spuckte sich in die Handfläche, wischte sie an ihrem Mieder ab und hob die Birne auf. Das Fallobst, das sie gesammelt hatte, ehe sie von dieser einen perfekten Frucht hoch über sich in Versuchung geführt worden war, lag aufgehäuft am Stamm des Birnbaumes.

Das aufgeregte Schnattern wurde lauter und näherte sich. Rowenna zögerte, hin- und hergerissen zwischen dem Drang zu flüchten und dem Wissen, dass sie Lady Danbys Stock zu spüren bekam, kehrte sie ohne die Birnen zurück. Rasch sammelte sie die Früchte in ihren grasbefleckten Rock und begab sich auf den Pfad zurück Richtung Wharram Manor.

Doch zu spät. Ein Dutzend Gänse versperrte ihr den Weg. In ihren Knopfaugen glänzten Gier und Entschlossenheit, ihr Trompetengeschnatter wandelte sich zu einem erwartungsvollen, sanften Singsang.

„Kusch!“ Rowenna stampfte mit dem Fuß auf, was die Tiere nicht im Mindesten beeindruckte. Sie zog den Rock mit den Früchten enger und wich zum Baum zurück. „Sssssss! Verschwindet! Die gehören mir.“

Die garstigen Geschöpfe schienen das nur als Herausforderung zu betrachten, kamen näher und schwärmten aus, um sie einzukesseln. Rowenna drückte sich gegen den Baumstamm. In der Hoffnung, für Ablenkung zu sorgen, suchte sie die kleinste Birne heraus und warf sie ihnen zu. Das Obst verschwand augenblicklich unter einem Haufen fluffiger Federn, doch sie hatte ihnen damit lediglich die Bestätigung gegeben, das begehrte Gut zu haben. Nun, da die Gänse sie als Futterquelle ausgemacht hatten, stürzten sie in beängstigender Geschwindigkeit auf sie zu. Sie stieß ein weiteres Zischen aus, im Versuch, den Mob zu vertreiben, und wusste doch, dass sie niemals an ihnen vorbeikommen würde, ohne heftig gezwickt zu werden.

Sie unterdrückte gerade einen verängstigten Schluchzer, als eine dunkelhaarige Gestalt ihre Aufmerksamkeit erregte. Augenblicklich hob sich ihre Stimmung.

„Robbie! Hilf mir!“

Ihr Cousin Robbie schlenderte am Bach hinter dem Dorf entlang. Er sah sich nach demjenigen um, der nach ihm gerufen hatte, und grinste, als er sie in ihrer misslichen Lage entdeckte. Seine sonst so ernsten Augen funkelten belustigt.

„Steckst du in Schwierigkeiten, K-lößchen?“

„W-w-wie du s-s-s-sehen kannst, du schwerfälliger Trottel!“, rief sie zurück, seine stockende Sprechweise nachäffend. Ihre Bezeichnung für ihn war nicht unbedingt zutreffend, doch der Spitzname, den er für sie nutzte, trieb sie jedes Mal zur Weißglut. Er war weder schwerfällig noch ein Trottel, aber Robbie machte gerade jene merkwürdige Phase durch, unter der die meisten Dreizehnjährigen litten, wenn ihre Gliedmaßen viel zu lang waren. Er bewegte sich durchaus anmutig, aber mit einer unerträglichen Langsamkeit. Und jetzt trottete er auch noch von ihr fort.

„Wo willst du hin?“, fragte sie aufgebracht.

Er starrte finster zu ihr, augenscheinlich verletzt.

„Wenn du mich beleidigst, überlasse ich dich eben dir selbst.“

Rowenna verspürte einen Anflug von Schuld. Robbie hasste es, dass er sich mit manchen Lauten so abmühen musste. Manchmal sagte er stundenlang kein Wort, wenn er mit Leuten zusammen war, die er nicht kannte. Und gerade heute hatte Robbie schon genug Sorgen, auch ohne dass Rowenna ihn verspottete.

„Es tut mir leid, Robbie. Wirklich! Du weißt, dass ich dich nicht für einen Trottel halte. Bitte, steh nicht da herum und lach mich aus.“

Robbie kam zurück, ließ sich, als Vergeltung für ihre Gemeinheit, jedoch reichlich Zeit und bedachte sie mit einem weiteren kleinen Grinsen. Onkel Roger sagte oft, dass Rowenna die Einzige sei, die Robbie zum Lächeln bringen konnte, doch im Moment würde sie ihm dieses Lächeln nur zu gerne aus dem Gesicht schlagen.

„Du steckst offenbar ziemlich in der Klemme, Klößchen. Lady Stock wird nicht erfreut sein, wenn sie sieht, was du mit deinem Rock angestellt hast.“

Tränen traten ihr in die Augen. Der Spitzname, den Robbie und sie seiner Großmutter heimlich gegeben hatten, erinnerte sie daran, was geschehen würde, wenn Lady Danby herausfand, was sie mit ihrem Kleid gemacht hatte und mit den Früchten.

„Hör mit den Späßen auf! Einen feinen Ritter wirst du abgeben, wenn du eine Frau ihrer Not überlässt.“

Robbie zog die Stirn kraus. Rowenna hatte ins Schwarze getroffen. Er wollte unbedingt ein Ritter werden, wie schon sein Vater und Großvater vor ihm.

„Ich entschuldige mich ja“, fügte sie hinzu.

„Nun, dann, Lady Rowenna, wenn ich ein Ritter werde, musst du mir ein Zeichen deiner Gunst geben.“

„Du kannst eine Birne haben, und nicht bloß eine vom Fallobst. Ich habe eine gute von ganz oben gepflückt.“

Rowenna schenkte ihm ein Lächeln, das, wie sie hoffte, einer Dame würdig war. Eines der wenigen Dinge, in denen sich ihre Mutter und Lady Danby einig waren, war, dass Rowenna die Erziehung erhielt, wie sie von der Tochter eines Zunftgenossen erwartet wurde. Inzwischen wusste sie, wie man in einen Knicks sank und einem Mann zeigte, für wie wundervoll sie ihn hielt.

Robbie verschränkte die Arme vor der Brust und verdrehte so übertrieben die Augen, dass sie sich unweigerlich fragte, ob ihr schmeichlerisches Lächeln etwas zu viel des Guten gewesen war. Er war es eher gewohnt, von Rowenna im Ringelstechen besiegt oder vor die Knöchel getreten zu werden, während sie einem Ball über die Wiese nachjagten. Während die Dorfjungen sich instinktiv zurückhielten, wenn sie Rowenna angriffen, zögerte diese umgekehrt niemals, und die meisten von ihnen gaben den Ball lieber freiwillig auf, bevor sie riskierten, sich selbst vor Rowennas derben Stiefelspitzen wiederzufinden. Sie gelobte, in zukünftigen Spielen zu versuchen, etwas sanfter vorzugehen, wenigstens Robbie gegenüber.

„Bitte“, flehte sie. „Ich will keinen Ärger bekommen. Die Birne ist wirklich gut.“

Mit einem Kopfnicken deutete sie auf die Früchte in ihrem Rock. Robbie verdrehte erneut die Augen, grinste aber.

„Du benimmst dich eher wie Eva, die mich mit verbotenen Früchten zur Sünde verleiten will, statt wie eine Lady am Hofe, nur wette ich, d-dass Eva nicht so töricht gelächelt hat. Aber ich n-nehme an, ich kann dich so nicht zurücklassen.“ Galant zückte er ein imaginäres Schwert. „Fürchtet Euch nicht, Lady Rowenna, Sir Robert Danby wird Euch vor diesen schurkischen Kreaturen erretten!“

Er rannte auf Rowenna zu, wirbelte mit den Armen und schrie, was seine Lungen hergaben. Die Gänse zerstreuten sich, einige streiften Rowenna mit den Flügeln, als sie an ihr vorbeihuschten. Robbie tänzelte aus dem Weg, um den Schnäbeln zu entgehen, die nach ihm schnappten. Nur einmal schrie er auf, als ihn eine Gans in die Wade zwickte. Ermutigt fügte sie seinem Gebrüll auch ihre Stimme hinzu und lief an Robbies sichere Seite. Er umfasste ihre Taille und sorgte damit beinahe dafür, dass sie ihren gerafften Rock voller Birnen losließ. Ausgelassen lachend brachten sie sich auf dem Grün außerhalb des Gartens in Sicherheit und ließen sich in das saftige, von Heidekraut durchsetzte Gras fallen.

Als Rowenna wieder zu Atem gekommen war, boxte sie Robbie fest auf den Oberarm.

„Au! Wofür war das denn? Ich half dir doch!“

„Aber wann?!“

„Du sahst s-so lustig aus, in die Ecke gedrängt, mit riesengroßen Augen und im Versuch, nicht ängstlich zu wirken.“

Und ich sagte dir, du sollst mich nicht Klößchen nennen.“ Sie zog die Knie an die Brust und nuschelte vor sich hin: „Du weißt, ich mag das nicht.“

Ihr Vater nannte sie stämmig, und ihre Mutter sagte, Rowenna werde schlanker werden, wenn sie älter würde, doch für die elfjährige Rowenna lag das noch in ferner Zukunft.

„Lady Klößchen!“, krähte Robbie. Dann zeigte er mit dem Finger auf sie. „Du hast Dreck im Gesicht.“

„Und du hast Gänsemist an der Hose“, erwiderte sie.

„Tja, und dein Haar ist wie St-stroh.“

„Und dein Gesicht ist ein einziger großer Pickel.“

„Und dennoch sehen wir beide besser aus als die Zwillinge oder Henry und John.“

„Und sind schlauer.“

Sie setzten sich zurecht, als Ehre und Humor durch die Beleidigungen gegen Rowennas ältere Brüder und Robbies Zwillingsschwestern wiederhergestellt worden waren. Henry war siebzehn, John vier...

Erscheint lt. Verlag 23.1.2024
Reihe/Serie Historical
Übersetzer Charlotte Kesper
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte bücher für frauen • Cora • cora bücher • cora historical • cora liebesromane • cora neuerscheinungen • cora romane • Cora Verlag • cora verlag kindle • eBook • ebook liebesroman • Frauenroman • highlander liebesromane • Historische Liebesromane • historisch roman • Liebesgeschichte • Liebesroman • Romantische Bücher
ISBN-10 3-7515-2655-2 / 3751526552
ISBN-13 978-3-7515-2655-5 / 9783751526555
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 1,1 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Die Geschichte eines Weltzentrums der Medizin von 1710 bis zur …

von Gerhard Jaeckel; Günter Grau

eBook Download (2021)
Lehmanns (Verlag)
14,99