Die Gesetze der Magie (eBook)

Roman

(Autor)

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2024 | 1. Auflage
400 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60760-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Gesetze der Magie -  Jenny Karpe
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An einem geheimen Institut in Dublin erforschen magisch begabte Studierende die verlorenen Gesetze der Magie. Als die junge Quantenphysikerin Willow neu hinzukommt, ist sie zunächst fasziniert - hat aber dennoch Schwierigkeiten, sich einzufinden. Ihr Mentor Anthony, bei dem sie promovieren wollte, ist plötzlich wie verwandelt, und fast jeder am Institut scheint ein Geheimnis zu haben. Zudem will niemand über das mysteriöse Verschwinden eines Austauschstudenten reden. Auf sich allein gestellt muss Willow der Wahrheit auf die Spur kommen, bevor sich die Gesetze der Magie gegen sie wenden.

Mehr als Worte und Musik braucht Jenny Karpe (*1996) kaum zum Leben. Nach ihren Abschlüssen in Medienproduktion und Populärer Musik ist sie Redakteurin geworden und widmet sich in ihrer Freizeit mehreren Podcast-Projekten. Sie lebt mit 500 Schallplatten und (noch) keiner Katze in Ostwestfalen-Lippe.

Mehr als Worte und Musik braucht Jenny Karpe (*1996) kaum zum Leben. Nach ihren Abschlüssen in Medienproduktion und Populärer Musik ist sie Redakteurin geworden und widmet sich in ihrer Freizeit mehreren Podcast-Projekten. Sie lebt mit 500 Schallplatten und (noch) keiner Katze in Ostwestfalen-Lippe.

Einköpfiger Kerberos


 

»Was wir wissen, ist wenig; was wir nicht wissen, ist immens.«

Pierre-Simon Laplace

 

Im ersten Moment wirkte es, als würde das Regent House auf die wimmelnden Straßen Dublins blicken, aber tatsächlich drehte es der Stadt den Rücken zu. Wie eine Barrikade in der Zeit trennte das helle Gebäude den Campus des Trinity College von der Moderne. Dennoch sickerte der Zeitgeist gemächlich hindurch und verteilte Dreck und Abfall auf dem Kopfsteinpflaster. Dahinter ging die Sonne unter, färbte den Himmel golden und hüllte den Campus in lange Schatten.

Willow Farley fühlte sich vom Regent House beobachtet, als wären seine Fenster Hunderte höhnische Augen. Sogar nach zwei hervorragenden Abschlüssen wurde sie das Gefühl nicht los, ein ungebetener Gast zu sein. Niemand schien je hierhin zu gehören, bis auf die Universität selbst. Als sei nur sie gegenwärtig, während alles Übrige flüchtig war und rasch der Vergangenheit angehörte.

Etwas zog plötzlich kräftig an ihrem Arm, die Schulter knirschte, Aramis bellte. Willow griff nach der Leine des Beagles und verlor das Gleichgewicht. Im selben Moment vibrierte es in der Tasche ihres Rocks.

»Aus! Hey!« Sie holte mit bebenden Fingern ihr Smartphone hervor und nahm den Anruf entgegen, während sie sich gegen Aramis stemmte. »Harry, es ist gerade schlecht!«

»Oje, was ist passiert?«, entgegnete ihr Freund perplex.

Aramis war sein Beagle, ein dreifarbiges Muskelpaket, das Willow unablässig in Richtung des Regent House zerrte. Allmählich gaben ihre Finger nach.

»Aramis, bei Fuß!« Sie senkte die Stimme, um mehr wie Harrison zu klingen. Der Hund schien ihre Bemühungen zu würdigen und ließ locker. Willow fühlte sich, als hätte mitten in der Nacht ihr Wecker geklingelt.

»Bist du noch dran?«, fragte sie atemlos und überquerte aufmerksam den menschenleeren Parliament Square. Sie konnte keine Kaninchen auf dem abgesperrten Grün entdecken, nur festgekettete Fahrräder. Von Esther war auch keine Spur zu sehen. Was hatte Aramis angestachelt? Nun stapfte er weiter, als wäre nichts passiert. Wahrscheinlich wollte er nach Hause.

»Klar bin ich noch dran. Gehst du mit Aramis Gassi?« Harrison schmunzelte hörbar.

»Eher geht er mit mir. Esther sollte aber gleich hier sein und ihn mitnehmen. Was machst du gerade?«

Von Sizilien drang das Rauschen einer brechenden Welle durch den Hörer. »Feierabend«, antwortete ihr Freund. »Heute war anstrengend, mein Rücken wird mir das heimzahlen. Allerdings haben wir ein paar faszinierende Funde gemacht, die ich morgen katalogisiere.« Sie konnte hören, dass er sich eine Zigarette anzündete. »Ich habe heute gefragt, ob ihr mich besuchen könnt, aber meine Beagles-fürs-Buddeln-Kampagne scheint keinen Nerv zu treffen. Langsam gehen mir die Ideen aus.«

»Schade«, presste Willow hervor und schaute zu allen Seiten nach ihrer besten Freundin. Sie war stets überpünktlich – außer, wenn es wichtig war. Zwei Studentinnen verließen gerade das Regent House und trugen gefüllte Papiertüten in Richtung der Wohnheime.

»Aber es geht euch gut, oder?« Harrisons Stimme wurde sanft von Wellen umspielt.

»Hm?« Willow hob den Kopf, als stünde er vor ihr. Sie wollte ihm keine Schuldgefühle bereiten, aber seine Bilder aus Italien trübten ihre Stimmung. Eigentlich war sie es gewohnt, dass er zu verschiedenen Ausgrabungen reiste, aber dieses Mal beneidete sie ihn. Willow hatte die ohnehin raren Sonnentage des irischen Sommers an ihre Masterarbeit abgetreten. Manchmal erschrak sie vor ihrem bleichen Spiegelbild. Es erinnerte sie an eine Skizze, die nicht vielversprechend genug für eine Kolorierung war. Vielleicht sollte sie ihre hellblonden Haare braun färben, oder schwarz, für den Kontrast. Allerdings würde sie dann noch blasser aussehen.

»Ich wollte wissen, ob ihr klarkommt«, wiederholte Harrison geduldig.

»Ach so, ja. Keine Probleme. Du fehlst uns.«

»Ich bin doch bald zurück, und vielleicht bringe ich italienische Hackbällchen für Aramis mit. Sofern ich mich für eine Sorte entscheiden kann.«

»Ich freue mich schon«, nuschelte Willow.

Zwei Wochen, dachte sie bitter. Für ihren Freund war das nicht einmal ein kleiner Kratzer in der Weltgeschichte, aber für Willow begann nun die wohl wichtigste Zeit ihres bisherigen Lebens. Sie würde Doktorandin sein und in einem der aufregendsten Bereiche der Physik forschen, bei ihrem absoluten Wunschmentor. Und Harrison war nicht hier, um mit ihr anzustoßen. Sonst wäre bestimmt alles einfacher gewesen, und Willows Vorfreude hätte sich nicht untrennbar mit Furcht vermischt. Der Gedanke an den bevorstehenden Abend rührte die zähe Masse erneut durch. Sie wusste nicht einmal, wovor sie sich fürchtete. Wahrscheinlich war diese Chance zu schön, um wahr zu sein.

»Harry, ich frage mich, ob Esther aufgehalten wurde, ich muss nämlich wirklich zur Feier. Und Aramis scheint das zu merken, er zieht mich zur Straße zurück.« Vielleicht spürte der Beagle auch, dass sie nicht bleiben wollte.

»Sie wird schon gleich kommen, du kennst sie doch. Und vielleicht kann Esther auch ein Bild von dir machen? Du hast mir nämlich keins geschickt.« Harrison klang ungewohnt vorwurfsvoll. »Du hast dich bestimmt richtig in Schale geworfen.«

»Oh.« Sie schaute flüchtig an sich hinab. »Ich habe den Rock angezogen, den du mir geschenkt hast. Und eine weiße Bluse, ich wollte mich nicht so auftakeln.«

Sie verschwieg, dass sie sich einen dieser eleganten Tweedblazer zugelegt hatte, die Anthony stets trug. Ihrer war dunkelbraun mit zwei karamellfarbenen Knöpfen, ohne Patches, und er passte perfekt. Manchmal war ihr Freund eifersüchtig auf das enge Verhältnis, das sie zu ihrem Mentor pflegte. Aber Harry war so selten in Irland, dass er den Blazer vermutlich sowieso nie im Kleiderschrank erspähen würde, also brauchte sie dieses Fass nicht auch noch zu öffnen.

»Mit dem Outfit kannst du nichts falsch machen«, stimmte er zu. »Ich schick dir gleich mal ein Selfie, es ist gerade verboten schön hier. Die Sonne ist fast weg.«

»Hier geht sie erst«, murmelte Willow und neigte den Kopf prüfend in den Nacken. Das Gold des Himmels war nun wärmer. Dann schob sich das Kreuzgratgewölbe jenes Ganges in ihr Blickfeld, der zurück auf Dublins Straßen führte. Gleichzeitig bemerkte sie den Geruch nach Brathähnchen und blieb stehen. »Aramis, Schluss jetzt.«

»Was hat er gemacht?«, fragte Harrison amüsiert, während sich Aramis setzte und ungeduldig zu Willow aufsah.

»Er hat meine Unaufmerksamkeit eiskalt ausgenutzt, hier brät irgendwo jemand Fleisch. Ich sage ja, er geht mit mir Gassi.« Trotzdem schmunzelte sie. »Oder er will sich für einen Sprachkurs anmelden, ich stehe bei den Aushängen.«

»Vielleicht sucht er einen neuen Mitbewohner für dich, damit du nicht so allein bist und er mich nicht mehr vermissen muss.« Harrison stieß seinen Atem aus der Nase. Ob er ahnte, wie sehr seine Worte zutrafen? An guten Tagen lag Aramis unter Willows Schreibtisch und ließ sich von ihr zwischen den Ohren kraulen. An schlechten saß er stundenlang vor der Wohnungstür und wartete auf die Heimkehr seines Herrchens, ohne sich für sein Spielzeug oder Leckereien zu interessieren, geschweige denn für Willow.

Sie überflog die knallbunten Flyer in dem Holzkasten vor ihr. Unter der von Fingerabdrücken bedeckten Glasscheibe suchte ein neuer Tennisclub Mitspieler, »männlich oder weiblich, weiblich bevorzugt«. Willow krauste die Nase. Ein Buchtreff lud zu Tee und Keksen ein. Ein Plakat verwies auf die nächsten Veranstaltungen einer queeren Community. Einige Leute boten Nachhilfe an, überwiegend in Mathematik.

»Also, es sind keine potenziellen Mitbewohner dabei. Ich fürchte, du musst bald heimkommen«, fasste sie zusammen und sah zu Aramis, der gebannt auf die Aushänge starrte und mit der Nase zuckte. Sie wollte noch hinzufügen, dass manche Tage ohne Harry unerträglich waren, aber als sie den Blick hob, stockte ihr Atem.

Mitten auf den Flyern hing ein schwarzer Zettel, der da vor einer Sekunde nicht gehangen hatte. Oder? Für einen Moment konnte Willow ihre Augen nicht auf den Text fokussieren, eine Welle aus Wärme jagte über ihre...

Erscheint lt. Verlag 3.5.2024
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Akademie • Babel • Chaos • Chaosmagie • Contemporary Fantasy • dark academia • Dublin • Fantasy für junge Erwachsene • fantasy neuerscheinung 2024 • Fantasy Roman • Freundschaft • Irland • Leigh Bardugo • Magie • Noah Stoffers • olivie blake • Phantastik • Quantenphysik • tiktok trend • Trinity College • Universität • Urban Fantasy • urban fantasy deutsch • Wissenschaft
ISBN-10 3-492-60760-8 / 3492607608
ISBN-13 978-3-492-60760-5 / 9783492607605
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