Im Nordwind -  Miriam Georg

Im Nordwind (eBook)

Der neue dramatische Zweiteiler von der Autorin von 'Elbleuchten'

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
592 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-01706-1 (ISBN)
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Eine Liebe, die nicht sein kann. Zwei Welten, die nicht zusammengehören. Eine gemeinsame Sehnsucht: Freiheit ... Der erste Band des eindrucksvollen Zweiteilers von Bestsellerautorin Miriam Georg. Mitreißend, dramatisch, schlicht nicht weglegbar. Hamburg, 1913. Es muss einen Ausweg geben! Alice wohnt im rauen Arbeiterviertel auf der Uhlenhorst, und ihr Ehemann Henk macht ihr das Leben zur Hölle. Der einzige Lichtblick: ihre Tochter Rosa. Als sie das Kind kaum noch vor Henk beschu?tzen kann, wagt Alice das Unmögliche. Sie will diese Ehe beenden! Nicht weit entfernt vom Elendsviertel lebt der Rechtsanwalt John Reeven in der Villa seiner alteingesessenen Familie. Die Geschäfte florieren, John ist standesgemäß verlobt. Aus guter hanseatischer Tradition berät er auch mittellose Hamburger in rechtlichen Fragen. Das Ansinnen dieser jungen Frau allerdings ist aussichtslos: Sie will sich von ihrem Ehemann trennen. Wider jede Vernunft willigt er ein, sie zu vertreten. Aber das Wagnis birgt ein hohes Risiko. Fu?r Alice steht alles auf dem Spiel. Und John ahnt nicht, wie sehr seine sichere Welt ins Wanken geraten wird ... Der erste Band des packenden neuen Zweiteilers von Bestsellerautorin Miriam Georg. «Miriam Georg hat ein Händchen für Geschichten, für Pointen, für drastische Schattenmomente - und für Cliffhanger. Unterhaltungsliteratur, die Spaß macht.» NDR Podcast Eat.READ.Sleep

MIRIAM GEORG, geboren 1987, ist die Autorin des Zweiteilers «Elbleuchten» und «Elbstürme». Beide Bände der hanseatischen Familiensaga wurden von Leserinnen und Lesern gefeiert, sie schafften auf Anhieb den Einstieg auf die Bestsellerliste und wurden zum Überraschungserfolg des Jahres. Die Autorin hat einen Studienabschluss in Europäischer Literatur sowie einen Master mit dem Schwerpunkt Native American Literature. Wenn sie nicht gerade reist, lebt sie mit ihrer gehörlosen kleinen Hündin Rosali und ihrer Büchersammlung in Berlin-Neukölln.

MIRIAM GEORG, geboren 1987, ist die Autorin des Zweiteilers «Elbleuchten» und «Elbstürme». Beide Bände der hanseatischen Familiensaga wurden von Leserinnen und Lesern gefeiert, sie schafften auf Anhieb den Einstieg auf die Bestsellerliste und wurden zum Überraschungserfolg des Jahres. Die Autorin hat einen Studienabschluss in Europäischer Literatur sowie einen Master mit dem Schwerpunkt Native American Literature. Wenn sie nicht gerade reist, lebt sie mit ihrer gehörlosen kleinen Hündin Rosali und ihrer Büchersammlung in Berlin-Neukölln.

Hamburg


1913

1


Ihr Mann hatte getrunken. Sie hörte es daran, wie er die Treppe heraufkam. Alice hielt in der Bewegung inne, die Hand über dem brodelnden Kochtopf. Wann immer er in der Nähe war, reagierte ihr Körper. Der Magen zog sich zusammen, die feinen Härchen an ihren Armen stellten sich auf.

Henk fluchte. Auf der Stiege draußen war ein Rumpeln zu vernehmen. Offenbar hatte er im Dunkeln den Halt verloren. Er rief ihren Namen, und sie erkannte den Zorn in seiner Stimme. Natürlich würde es ihre Schuld sein, dass er gestürzt war.

Alles war ihre Schuld.

Alice warf einen Blick auf ihre Tochter. Rosa saß neben dem Herd auf dem Boden und malte auf einem Stück alter Pappe. Aber auch sie hatte ihn gehört. Ihre braunen Augen waren erschrocken geweitet. Als ihre Blicke sich trafen, formte sie ein Wort mit dem Mund. «Papa.»

Es war, als würde sie sagen: Hilfe!

Alice schmiss den Kochlöffel hin. Mit zwei Schritten war sie bei der Tür und schob den Riegel vor. Entschlossen zog sie das Mädchen in die Höhe, lief mit ihr nach nebenan ins Schlafzimmer, packte den Besen, der in der Ecke stand, und sprang aufs Bett. So kräftig sie konnte, donnerte sie zweimal mit dem Stiel gegen die Luke in der Decke.

«Sei da!», murmelte sie, während sie die Klinke der Küchentür nicht aus den Augen ließ. «Gott, bitte sei da.»

Die Luke über dem Bett schob sich zur Seite, Mariettas rundes Gesicht erschien, und gleich darauf griffen zwei Arme nach Rosa und zogen sie hoch. Es war nicht immer von Vorteil, dass die Wohneinheiten einmal zusammengehört hatten und später nur notdürftig voneinander getrennt worden waren. Aber in Situationen wie dieser war Alice dankbar für die Enge, in der sie lebten.

«Plüsch!» Rosa streckte die Hände nach ihrem ramponierten Stoffbären aus, ohne den sie nirgendwo hinging. Schnell reichte Alice ihn durch die Luke.

«Komm auch hoch!» Marietta hielt ihr die Hände entgegen.

Aber Alice stieg vom Bett und schüttelte den Kopf. «Du weißt, dass das nicht geht.» Erst ein Mal war auch sie in die Nachbarwohnung geflohen, zu Beginn ihrer Ehe. Als sie noch geglaubt hatte, dass die Dinge sich bessern könnten. Selten hatte sie etwas mehr bereut.

«Mama!» Rosas Gesicht schob sich neben das von Marietta. Bittend streckte sie die Arme nach ihr aus.

Alice zwang sich zu einem Lächeln. «Ich muss das Essen fertig machen.» Mit den Augen sagte sie ihrer Tochter, was sie wirklich dachte: Du weißt, dass es nicht geht. Reiß dich zusammen. «Ich hole dich später.»

In diesem Augenblick rüttelte Henk draußen im Flur an der Klinke. Alice fuhr herum. «Schnell!», zischte sie. Ihr Rücken war steif vor Angst. «Er hat getrunken.»

Henk trat gegen das Holz.

Trotzdem zögerte Marietta. «Sei vorsichtig», flüsterte sie, bevor sie die Luke schließlich doch schloss und es über ihrem Kopf dunkel wurde.

Alice schnaubte leise. Als ob Vorsicht irgendetwas bringen würde. Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht, das noch immer Spuren von der letzten Auseinandersetzung mit ihrem Ehemann trug, dann ging sie mit festen Schritten zurück in die Küche, schob so leise sie konnte den Riegel wieder zurück und atmete tief ein.

«Es ist doch offen!», rief sie, gespieltes Erstaunen in der Stimme, das ihre Angst nicht ganz überdecken konnte. «Was polterst du denn im Flur herum.»

Als sie die Klinke hinunterdrückte, fühlte sie sich, als öffnete sie einen Käfig und ließe ein wildes Tier zu sich herein.

 

Henk schien die ganze Tür auszufüllen. Er schob sich ins Zimmer, eine Dunstwolke aus Alkohol hinter sich herziehend. Als er nichts sagte, sich einen Moment blinzelnd umsah, als wäre er nicht ganz sicher, in der richtigen Wohnung gelandet zu sein, dachte sie schon, sie würde davonkommen. Doch dann hob er den Blick. Und sie realisierte, dass er nicht so betrunken war, wie sie gehofft hatte.

«Wo ist er?»

Erstaunt zuckte sie zusammen. «Was? Wer?»

«Wo hast du ihn versteckt?»

Er brüllte so laut, dass Alice unwillkürlich einen Schritt zurückwich. Das war es also. Er bildete sich mal wieder ein, sie würde ihn betrügen. Seine Eifersucht kam und ging, ebbte ab und nahm dann plötzlich von einem Tag auf den anderen wieder zu. Sie hatte sich so lange nicht gezeigt, dass in ihr die Hoffnung gekeimt war, seine Gefühle für sie wären mittlerweile so erkaltet, dass sie ihm egal war. Aber natürlich ging es ihm nicht um sie. Ihm ging es um Besitz. Sie gehörte ihm, und niemand anderes hatte sie anzufassen.

Seine Faust landete mitten in ihrem Gesicht.

Alice taumelte zurück, stieß mit der Hüfte gegen die Kante des Herdes. Der Schmerz in ihrer Nase war so gleißend, dass er für einen Moment alles andere überdeckte. Sie sah nichts mehr, hörte nichts mehr, da war nur noch rotes, pulsierendes Feuer.

«Du Miststück!»

Mit aller Kraft versuchte sie, ihn abzuwehren. Er schlug nach ihr, kratzte, trat, versuchte sogar, sie zu beißen, überschüttete sie dabei mit Vorwürfen und absurden Anschuldigungen, das einzige Ziel in seiner blinden Raserei, ihr so wehzutun, wie er nur konnte. Sie wusste aus Erfahrung, dass nichts, was sie sagte oder tat, ihn aus diesem Zustand herausholen konnte. So wütend war er schon lange nicht gewesen. Die Schlafzimmertür schien unerreichbar weit weg, und wenn sie jetzt aufhörte, sich zu wehren, würde sie am Ende auf dem Boden landen. Ihr lief Blut aus der Nase, und sie spürte schon nach kurzer Zeit, wie ihre Kräfte schwanden. Plötzlich packte Henk sie von hinten um die Mitte und schleuderte sie gegen den Herd. Noch bevor sie sich wieder aufrichten konnte, war er über ihr.

Und dann sah er das Bild. Die Pappe auf dem Boden. Rosa hatte einen Baum gemalt, ein kleines Haus, ein Kaninchen. Oh nein. Sie hatte vergessen, es zu verbrennen, bevor sie die Tür öffnete.

Henk bückte sich, während Alice sich keuchend am Herd hochzog, ihre Nase betastete. Er hob das Bild auf. Etwas in seinen Augen veränderte sich. «Woher hat sie die Farben?» Er war immer am gefährlichsten, wenn seine Stimme ruhig wurde.

«Ich … sie …», stotterte Alice.

«Woher hat sie die Farben?», brüllte er.

Sie wich zurück, aber hinter ihr befand sich der heiße Herd.

Es war ohnehin vollkommen egal, wie sie Rosas Bild erklärte. Ihr Mann hatte verboten, dass im Haus gemalt wurde, und sie hatte sich ihm widersetzt. Aber trotz der Angst kochte Zorn in ihr auf. «Es ist nur ein Tuschkasten. Sie hat doch sonst keine Freude!»

Er packte sie so schnell, dass sie erschrocken aufkeuchte, drehte sie herum. Und dann drückte er ihren Kopf in Richtung des brodelnden Wassers.

Alice krallte die Hände in die Kante des Herdes. Der Schmerz in ihren Fingern, als sie auf der heißen Kochplatte landeten, glich einem Peitschenhieb. Sie gab einen Laut von sich wie eine gequälte Katze. Und in einer panischen Sekunde der Klarheit verstand sie. Er würde es tun. Er würde ihren Kopf in das kochende Wasser drücken.

«Irgendwann bringt er dich um», sagte Marietta manchmal, wenn sie Alice’ geschwollenes Gesicht sah, die blauen Arme, die blutenden Mundwinkel. Alice winkte dann immer ab. Sie hatte bis jetzt nicht geglaubt, dass er ihr wirklich gefährlich werden würde. Er war dumm, sicherlich. Und wenn er trank, musste sie aufpassen. Aber in diesem Moment wurde ihr klar, dass Marietta recht hatte. Sie hatte ihn unterschätzt, hatte seine Eifersucht unterschätzt, den Alkohol, die blinde Wut, die sie einfach nicht verstand, die schon immer in ihm geschwelt hatte und mit den Jahren nur rasender und zielloser zu werden schien.

Panisch stemmte Alice sich gegen ihren Mann. Natürlich half es nichts, er war viel zu stark, presste erbarmungslos ihren Nacken in Richtung des brodelnden Wassers, seine Finger bohrten sich in ihren Hals, schnürten ihr die Luft ab. Ihre Hand ertastete ein Holzscheit im Fach unter der Kochstelle. Sie dachte nicht nach, und sie zögerte auch nicht.

Alice ließ den Herd los, wand sich in seinen Armen herum und krallte die verbrannten Finger, so fest sie konnte, in Henks Augen. Als er aufbrüllte und sein Griff sich lockerte, packte sie das Scheit und schmetterte es mit beiden Händen gegen seinen Schädel.

Henk sah sie an, Erstaunen im Blick. Dann sank er lautlos in die Knie, wie ein gefällter Baum.

Schwer atmend stand Alice da und schaute auf den Mann hinunter, von dem sie einmal gehofft hatte, dass er sie glücklich machen würde, das Scheit immer noch erhoben, bereit, erneut zuzuschlagen, sollte er sich bewegen.

Aber das tat er nicht.

Irgendwann ließ sie das Holz fallen. Henks Ohr blutete. Der Mund stand leicht offen. Sie ging in die Knie, streckte zwei zitternde Finger aus und fühlte seinen Puls. Er lebte. Alice ließ die Hand sinken. «Verdammt», murmelte sie...

Erscheint lt. Verlag 16.7.2024
Reihe/Serie Die Nordwind-Saga
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte 1900 • Anne Stern • bestseller taschenbuch • Carmen Korn • Dom • Elbleuchten • Elbleuchten 3 • Familiensaga • Frauenromane • Geschenke für Frauen • Gesellschaftsroman • Hamburg • Hanseatische Familiensaga • historienromane • Historische Bücher • Historische Liebesromane • Historische Romane • historische Romane Neuerscheinungen 2024 • Historisch Romane • Holsten-Brauerei • Jeffrey Archer • kleine geschenke für frauen • Lena Johannson • liebesbücher • Liebesgeschichten • Liebesromane • Liebesromane deutsch • Miriam Georg Band 3 • Romane für Frauen • Roman Frauen • Roman historisch • Roman historisch Frauen • Roman Liebe • Saga • Tor zur Welt
ISBN-10 3-644-01706-9 / 3644017069
ISBN-13 978-3-644-01706-1 / 9783644017061
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