Zyprische Geheimnisse (eBook)
240 Seiten
Atlantik Verlag
978-3-455-01747-2 (ISBN)
Alexander Oetker, geboren 1982, berichtet als Frankreich-Experte von RTL und n-tv seit 15 Jahren über Politik und Gesellschaft der Grande Nation. Er ist zudem Kolumnist und Restaurantkritiker der Gourmetzeitschrift Der Feinschmecker. Seine Krimis stehen regelmäßig auf der Bestsellerliste. Mit seiner Familie pendelt er zwischen Brandenburg, Berlin und der französischen Atlantikküste.
Alexander Oetker, geboren 1982, berichtet als Frankreich-Experte von RTL und n-tv seit 15 Jahren über Politik und Gesellschaft der Grande Nation. Er ist zudem Kolumnist und Restaurantkritiker der Gourmetzeitschrift Der Feinschmecker. Seine Krimis stehen regelmäßig auf der Bestsellerliste. Mit seiner Familie pendelt er zwischen Brandenburg, Berlin und der französischen Atlantikküste.Yanis Kostas wurde 1982 in Berlin geboren. Seine Mutter ist Deutsche, sein Vater griechischer Zypriot. Er arbeitet als Reporter und Journalist und berichtet aus ganz Europa über politische und gesellschaftliche Ereignisse. Unter anderem Namen hat er bereits einige sehr erfolgreiche Frankreich-Krimis veröffentlicht.
Cover
Titelseite
Widmung
Prólogos
Der Tote am Strand
Über Alexander Oetker & Yanis Kostas
Impressum
Lara Beach, Akamas-Halbinsel
Magisch. Sie konnte es nicht anders nennen. Diese Bucht war einfach magisch. Sie saß zwischen den beiden Jungs der Gruppe, verborgen im Schutz der Düne ein kleines Stück unterhalb der Felsen. Von dort beobachtete sie durch das Fernglas den Strand weiter unten. Die Bucht war eine halbrunde Sichel, in diesen Minuten in ein goldenes Licht getaucht, da die Abendsonne ganze Arbeit leistete. War das Wasser des Mittelmeeres hier am Morgen und am Vormittag türkis wie auf den Malediven, so leuchtete es jetzt am Abend so goldgelb, als seien darin Schätze verborgen.
Als sie diesen Ort vor vier Wochen zum ersten Mal gesehen hatte, war sie sprachlos gewesen, beinahe den ganzen Nachmittag lang. Alles hier hatte sie überwältigt: Die Abgeschiedenheit – sie hatten über einen kargen, kurvigen Weg fast eine Dreiviertelstunde hierher gebraucht. Die Felsen, die die Bucht begrenzten. Der weiße Sand, der dort unten lag, durchzogen von kleinen, silbrigen Muschelschalen, die klare Grenze zwischen Land und Meer. Das Wasser, so klar und weich, und als sie zum ersten Mal darin eintauchte, setzte sich ihre Sprachlosigkeit fort, weil sie sich nicht erinnern konnte, jemals in so warmem Wasser gebadet zu haben.
Das hier war Magie. Das hier war Lara Beach.
Während am Strand von Coral Bay südlich von Paphos die Liegeschirme dicht an dicht standen, sich dort fliegende Händler von Handtuch zu Handtuch schoben, man zu Kiosken und Eisbuden nur durch endloses Schlangestehen gelangte – war hier: niemand. Oder fast niemand.
Der Weg in die Bucht auf der Akamas-Halbinsel war beschwerlich, die Halbinsel war ein steiniges Naturschutzgebiet am äußersten westlichen Rand Zyperns. Wenn es geregnet hatte, wurden die Wege so matschig, dass nur noch Allrad-Jeeps durchkamen – aber gut, es regnete hier so gut wie nie.
Pauschalurlauber mieden den aufwendigen Weg hierher, sie bevorzugten die Hotelstrände nahe den großen Städten. Einzig Naturliebhaber und verliebte Paare kamen hierher, um ganz in Ruhe den Tag zu verbringen. Abends war das Baden hier verboten, genau wie nächtliches Kampieren.
Der Grund dafür befand sich in den kleinen Käfigen aus Metall, die unten am Strand im feinen, noch sonnenwarmen Sand befestigt waren. Alle zehn Meter ein Käfig, beinahe symmetrisch waren sie dort aufgestellt, in Reihen à zehn oder elf Stück – und sie beschützten etwas ganz Besonderes: die Eier der grünen Meeresschildkröten nämlich. Vor zwei Wochen waren die majestätischen Muttertiere an den Strand gekommen und hatten begonnen, mit ihren Füßen Löcher zu buddeln, um darin ihre Eier abzulegen, und es war für sie so aufregend gewesen, dabei zuzusehen, dass Annika immer noch eine Gänsehaut bekam, wenn sie daran dachte. Schließlich waren die Tiere wieder ins Wasser verschwunden, aber nicht ohne vorher ihre Spuren zu verwischen. Denn natürlich spürten sie instinktiv, dass ihre Nachkommen in großer Gefahr waren. Es gab Strandfüchse hier, die nichts sehnlicher wollten, als sich an den kleinen Eiern zu laben, aber auch Raubvögel hätten sich im Sturzflug auf die Eier gestürzt – wären da nicht Annika und ihre Freunde gewesen, die, sofort nachdem die Schildkröten verschwunden waren, die Metallkäfige über den Nestern befestigten, um die Fressfeinde abzuhalten.
Doch es waren nicht nur die tierischen Feinde, die die Eier und ihre – vom Aussterben bedrohten – Bewohner gefährdeten, es waren auch jene, wegen denen sich Annika und ihre Freunde auf der Düne versteckt hielten.
Seitdem die Reiseführer und das Internet von der Schildkrötenstation an Lara Beach berichteten, kamen immer wieder Menschen, um sich die Eier anzusehen, aber auch um eventuell eine große Schildkröte zu Gesicht zu kriegen. Die meisten waren dabei sehr rücksichtsvoll und hielten sich an die Regeln, doch immer wieder kamen auch jene, die sich zu nah an die Nester wagten oder vielleicht sogar auf die dämliche Idee kamen, ein Ei als Souvenir mit nach Hause zu nehmen.
Annika ließ ihren Blick von den Nestern zum Horizont schweifen – der schönste Moment des Tages. Die Sonne war nur noch eine rote Sichel, und sie sank langsam, Zentimeter für Zentimeter Richtung Meer, als würde sie darin untergehen. Annika musste grinsen. Bei Instagram sah sie ihre Freundinnen, die nach dem Abitur mit Gruppenreisen oder riesigen Rucksäcken auf Reisen um die halbe Welt gegangen waren und nun Fotos posteten, wie sie mit einem Cocktail in der Hand die Beine in irgendeinen Pool hielten. Und sie saß hier mit einem zerrissenen T-Shirt und braungebrannten Beinen in einer kurzen Shorts und passte auf Schildkröten auf. Ehrlich gesagt gefiel ihr das viel besser als eine sinnlose Reise in irgendein Luxus-Resort. Und das lag auch an … verstohlen sah sie zu dem Jungen, der links neben ihr saß. Aris. So ein schöner Name. Und so ein schöner Junge.
Er war der zweite Grund gewesen, warum Annika an jenem Nachmittag Anfang Juli sprachlos gewesen war. Als sie zum ersten Mal an diesen Strand gekommen war, kurz nach ihrer Ankunft am Flughafen von Larnaca. Sie hatte die kleine Baracke betreten, die im Norden des Strandes eine informative Ausstellung über die Schildkröten beherbergte – und in ihrem hinteren Teil einen winzigen Aufenthaltsraum für die Schildkrötenbewacher. Und da war sie Aris begegnet, der sie mit einem strahlenden Lächeln begrüßte. Wie ein griechischer Gott kam er ihr vor, mit seinem Dreitagebart, den langen Surferhaaren, den braunen Augen und dem dunklen Teint. Annika hatte nur dagestanden und gestottert, vor Aufregung wollten ihr die wenigen griechischen Wörter, die sie kannte, rein gar nicht einfallen.
In den Tagen darauf waren noch vier weitere Neulinge angekommen, die das Team ergänzten: zwei Jungs aus Frankreich und zwei andere Deutsche, Carla, eine quirlige Bayerin, und Stephan, ein ruhiger und schüchterner Mann Anfang zwanzig, der eigentlich sehr gut aussah – aber als er ankam, war Annika nun mal schon längst in Aris, den Zyprioten, verschossen gewesen. Von Anfang an hatte sie seine Nähe gesucht, aber bisher war nichts passiert, nicht mal bei den allabendlichen Lagerfeuern am Strand, bei denen Aris hinreißend Gitarre spielte und alte zyprische Lieder sang. Dabei hatte sie eines Abends sogar angeregt, dass alle zusammen noch im Mondschein schwimmen gehen könnten. Aber Aris hatte abgewunken – das könnte die Schildkröten stören. Verdammt, sie hatte sich wahnsinnig über sich selbst geärgert, sie war doch hier, um die Tiere zu schützen, stattdessen wollte sie wegen ihrer Libido eine Runde im Naturschutzgebiet nackt baden – wie dämlich von ihr. Und peinlich noch dazu.
Doch heute hatte sie den ganzen Nachmittag gespürt, dass der sonst so souveräne Aris ganz anders war, nachdenklich, wie innerlich hin- und hergerissen. Sie fragte sich, was mit ihm los war.
Stephan riss sie aus ihren Gedanken, als er zusammenzuckte, mit der Hand auf den Strand wies und leise zu ihr sagte: »Doch nicht umsonst gekommen.«
Annika beobachtete, wie sich zwei Schatten in Richtung der Metallkäfige bewegten. Sie hielten Händchen, der Mann war blond, und eine Kamera baumelte vor seiner Brust. »Touristen«, sagte sie leise.
»Wer will?«, fragte Aris.
Annika straffte sich. »Ich gehe.«
Wenn die Eier so kurz vorm Schlüpfen waren, nutzten sie das Megafon nicht mehr, um die Touristen zu vertreiben. Es konnte immer sein, dass eine Schildkröte zu früh schlüpfte, dann würde der Lärm das kleine Tier verrückt machen. Also stand Annika rasch auf und ging die Düne hinunter.
»Hey«, zischte sie, um dann auf Englisch fortzufahren. »Was machen Sie hier?«
Der junge Mann sah sie hektisch an, er bekam rote Wangen, während die junge Frau mit trotzigem Blick fragte: »Wieso?«
»Ich bin Annika von der Schutzstation – das hier ist ein Brutgebiet der Meeresschildkröten. Es ist verboten, sich hier nach Sonnenuntergang aufzuhalten. Sie müssen den Strand verlassen.«
»Und wenn wir das nicht tun?« Noch hatte die Frau ihren Trotzblick nicht verloren. Es schien ihr nicht zu behagen, den Anweisungen einer Frau zu folgen, die noch jünger war als sie selbst.
»Dann funken wir die Polizei an – und dann werden Sie verhaftet«, entgegnete Annika trocken. Diese dumme Kuh würde sie nicht einschüchtern.
»Ist ja okay. Komm, wir gehen.« Sie griff nach der Hand des Manns, der Annika noch immer ansah, und zusammen zogen sie von dannen. Annika sah ihnen noch eine Weile nach, dann ging sie wieder nach oben.
»Gut gemacht«, sagte Aris und lächelte sie an. »Da hatten wohl wieder mal zwei vor, hier ein romantisches Stündchen zu verbringen.«
»Es ist ja auch wunderschön hier, ich kann sie verstehen«, sagte Annika und sah Aris einen Moment zu lange an.
»Wir sind noch eine Woche hier, dann werden die Schildkröten schlüpfen«, erwiderte er. »Eigentlich müsstet ihr dann alle zurück – aber es gibt noch etwas anderes, wo wir vielleicht helfen können.« Er verzog das Gesicht. »Eine richtige Schweinerei.«
»Was denn?«, fragte Annika schnell. Die Aussicht, noch länger mit Aris zusammenarbeiten zu können, elektrisierte sie.
»Es geht auch um Tiere – und um eine alte Tradition, an der hier auf der Insel immer noch festgehalten wird, obwohl sie so grausam ist.«
»Erzähl …« Sie spürte, wie das Adrenalin sie durchflutete, aber da war sofort auch noch...
Erscheint lt. Verlag | 6.5.2024 |
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Reihe/Serie | Die zypriotischen Krimis | Die zypriotischen Krimis |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | Dunkel • Ermittlerarbeit • Ermittlerduo • Ermittlerin • Ermittlerteam • Geheimnis • Griechenland • Kommissarin • Krimi • Kriminalpolizei • Kriminalroman • Kripo • Mittelmeer • Mörder • Police Officer • Polizei • Polizeiarbeit • Polizistin • Spannung • Türkei • Urlaub • Urlaubslektüre • Verbrechen • Verbrechen Limassol |
ISBN-10 | 3-455-01747-9 / 3455017479 |
ISBN-13 | 978-3-455-01747-2 / 9783455017472 |
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