Soul and Ash - Liebe kennt keine Grenzen (eBook)
800 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-31519-1 (ISBN)
Der Kampf den Poppy, Casteel und ihre Getreuen ausfechten müssen, hat gerade erst begonnen. Überall - sowohl im Iliseeum als auch in der Welt der Sterblichen - erwachen die Götter und bereiten sich auf den Krieg vor. Als Poppy kurz davor steht, die Fülle ihrer Macht zu erlangen, fällt sie ins Koma, und Cas muss fürchten, sie für immer zu verlieren. Die einzige Chance auf Rettung liegt in ihrer gemeinsamen Vergangenheit, und so beginnt für die beiden Liebenden eine Reise zum Beginn ihrer Geschichte ...
Jennifer L. Armentrout ist eine der erfolgreichsten Autorinnen der USA. Immer wieder stürmt sie mit ihren Romanen - fantastische, realistische und romantische Geschichten für Erwachsene und Jugendliche - die Bestsellerlisten. Ihre Zeit verbringt sie mit Schreiben, Sport und Zombie-Filmen. In Deutschland hat sie sich mit ihrer »Obsidian«-Reihe und der »Wicked«- Saga eine riesige Fangemeinde erobert. Mit ihrer »Blood and Ash«-Reihe ist sie regelmäßig auf Platz 1 der SPIEGEL-Bestsellerliste zu finden. Die Autorin lebt mit ihrem Mann und zwei Hunden in West Virginia.
Gegenwart
EIN SÜSSER, ABER SCHALER GERUCH drang aus dem dunklen Korridor. Mein Kopf fuhr herum, als leise, schnelle Schritte erklangen, und ich griff nach dem Blutsteindolch an meiner Hüfte.
Ein Vampyr huschte zwischen den Sandsteinsäulen hindurch und in die vom Licht der Lampen erhellte Kammer, die zu dem scheinbar unendlichen Tunnelsystem unter Burg Wayfair gehörte. Ein Blitz aus fließenden schwarzen Haaren, alabasterweißer Haut und blutroter Seide.
Ich zögerte nicht. Kieran und ich hatten niemanden verschont, seit wir in den Untergrund hinabgestiegen waren.
Ich schleuderte den Dolch quer durch den Raum. Die Blutsteinklinge fand ihr Ziel, bohrte sich in die Brust des Vampyrs und setzte dem nervtötenden, grauenhaften Kreischen ein Ende. Der Aufgestiegene fiel nach hinten, und Risse breiteten sich über die Wangen und den Hals hinunter aus. Die Haut schälte sich von den Knochen, und sein Körper zerfiel zu Staub. Einen Augenblick später landete mein Dolch klirrend auf dem Steinboden. Ein Haufen Seide war alles, was übrig geblieben war.
»Cas.« Es war ein Seufzen, und meine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, obwohl eine unglaubliche Frustration in diesem einen gehauchten Wort lag.
Ich konnte nicht anders, wenn Poppy mich Cas nannte. Manchmal zog sich meine Brust zusammen, während ich mich gleichzeitig federleicht fühlte. Dann wieder wurde ich hart wie Stein. Aber es zauberte mir jedes Mal ein Lächeln aufs Gesicht.
»Der Aufgestiegene hat uns nicht angegriffen«, bemerkte Poppy.
»Er ist auf uns zugelaufen.« Ich trat zu meinem Dolch und hob ihn auf.
»Oder vor uns davon«, gab sie zu bedenken.
»Wie man’s nimmt.« Ich wischte den Dolch an meinem Hosenbein sauber, steckte ihn fort und drehte mich zu ihr um, wobei mir bei ihrem Anblick mal wieder der verdammte Atem stockte.
Jedem Zentimeter ihres Körpers war anzusehen, dass sie gerade einen schrecklichen Kampf ausgefochten hatte. Ihre Wangen waren blut- und dreckverschmiert, genau wie ihre Hände und Kleider. Was an den nackten Füßen klebte, wollte ich lieber nicht so genau wissen. Der Zopf, zu dem sie ihre wilde Mähne gebändigt hatte, hatte sich zum Großteil aufgelöst, und ihre Locken ergossen sich über ihre Schultern und den Rücken wie Rotwein, der im schwachen Licht der Gaslampen verwegen schimmerte.
Trotzdem war sie eine verdammte Schönheit.
Meine Herzverwandte.
Meine Königin.
Keine Göttin, sondern eine Primarin – die Primarin des Blutes und der Knochen. Die Primarin des Lebens und des Todes.
Die Erkenntnis traf mich erneut wie ein Schlag, und ich wäre beinahe ins Taumeln geraten. Das passierte alle paar Minuten, seit Poppy gegenüber der Blutkönigin die Primarin heraushängen hatte lassen. Und vermutlich würde es noch verdammt lange dauern, bis damit wieder Schluss war.
»Es sollte mittlerweile doch jedem klar sein, dass er keinesfalls in deine Richtung laufen sollte, wenn er am Ende nicht zu Staub zerfallen will.« Ich verbeugte mich vor ihr. »Meine Königin.«
Poppy blinzelte einige Male und blieb gänzlich unbeeindruckt von meinem galanten Auftreten. Mein Lächeln wurde breiter, und ihre vollen Lippen zuckten, als sie gegen das aufsteigende Grinsen ankämpfte. Die scharfen Spitzen ihrer Fangzähne blitzten hervor.
Als ich den Kopf senkte und sich unsere Blicke trafen, packte mich ein plötzliches Verlangen. Ich wollte diese Fangzähne in meinem Fleisch spüren. Nein, falsch. Ich wollte sie in meinem Fleisch spüren, während ich tief in ihr war.
Ein Räuspern erklang. »Können wir weiter?«, fragte eine rauchige, gleichmütige Stimme. »Oder sollen wir euch beide mal kurz allein lassen?«
Poppys Wangen begannen zu glühen, und zum ersten Mal seit der Ankunft in Burg Wayfair kehrte Farbe in ihr Gesicht zurück. Ich wandte mich an den Kerl, der gesprochen hatte.
Der gewaltige Koloss mit den von silbernen Strähnen durchzogenen schwarzen Haaren hob eine Augenbraue.
Nektas war der älteste und zweifellos der gefährlichste Draken, trotzdem ging er mir langsam verdammt auf die Nerven.
Ich hielt seinem Blick stand, während ich das Verlangen nach meiner Frau zurückdrängte. Nicht seinetwegen. Und auch nicht, weil wir hier waren, um nach Poppys Vater zu suchen, sondern wegen Poppy.
Irgendetwas stimmte nicht mit ihr.
Ich trat wieder neben sie und den stets wachsamen Delano, der in seiner wölfischen Form nicht von ihrer Seite wich. »Bist du bereit?«
Sie nickte und setzte sich wieder in Bewegung. Der Steinboden musste sich eiskalt unter ihren nackten Füßen anfühlen. Ich bot an, sie zu tragen.
Ein Blick reichte, und ich wusste, dass ich nicht noch einmal fragen würde. Allerdings hielt dieser Blick Kieran nicht davon ab, ihr dasselbe Angebot zu machen. Er wurde mit demselben warnenden Blick bedacht, bei dem sich wohl jeder Mann schützend die Hände vor den Schritt gehalten hätte. Wir hatten bloß Glück, dass Poppy es bevorzugte, wenn dieser Bereich unserer Körper unbeschadet blieb.
Ich ließ sie nicht aus den Augen, während wir weitergingen.
Ehe sie der Blutkönigin vorhin im Knochentempel die Hölle heißgemacht hatte, hatte ich von blankem Entsetzen erfüllt mitangesehen, wie gleißendes Licht ihre Rüstung gesprengt hatte, während ich unfähig gewesen war, etwas dagegen zu tun. Ich hatte bisher nur ein einziges Mal solche Angst gehabt, nämlich als sie damals im Ödland verletzt worden war und ich gespürt hatte, wie das Leben aus ihr wich. Dasselbe Gefühl hatte mich vorhin gepackt, als plötzlich Blut aus ihrem Mund gesickert war. Sie hatte sich verwandelt – wenn auch nur für ein paar Sekunden. Ihr Körper war zu einem Kaleidoskop aus Licht und Schatten geworden, und hinter ihr hatten sich die Umrisse zweier Flügel abgezeichnet. Es hatte mich an die geflügelten Statuen im Iliseeum erinnert, die die Stadt der Götter bewachten.
Im nächsten Moment hatte sie Isbeth den Garaus gemacht.
Natürlich würde niemand diese Frau vermissen, aber die Blutkönigin war trotz allem Poppys Mutter gewesen.
Irgendwann würde ihr bewusst werden, dass sie ihre Mutter getötet hatte, und sie würde von einer Flut an chaotischen und komplizierten Gefühlen überrollt werden.
Aber ich würde für sie da sein.
Genau wie Kieran.
Er ging auf der anderen Seite neben Poppy her und warf wie ich alle paar Sekunden einen Blick auf sie, wobei sich jedes Mal eine Mischung aus Sorge und Ehrfurcht auf seinem blutverschmierten Gesicht breitmachte.
Er sah beschissen aus.
Genau wie ich.
Unsere Klamotten und die Überreste unserer Rüstungen waren vom Kampf zerrissen und zerbeult. Eingetrocknetes Blut bedeckte meinen ganzen Körper. Einiges stammte von mir, einiges von den Dakkai. Und von jenen, die zwar zu Boden gegangen, aber nicht dortgeblieben waren.
Ich sah zu Delano, der schweigend hinter uns her trottete. Während die anderen Wölfe und unsere Mitstreiter auf der Suche nach weiteren Aufgestiegenen und meinem Bruder Carsodonien durchkämmten, hatte er sich entschieden, bei Poppy zu bleiben.
Ein seltsames, beunruhigendes Gefühl überkam mich, als Delano den Kopf hob und mich mit seinen blassen leuchtend blauen Augen ansah. War das Leben, das den im Kampf Gefallenen wiedergegeben worden war, ein Geschenk, das ihnen jederzeit wieder genommen werden konnte? Ich hatte keinen Grund, so zu denken. Nektas hatte uns erklärt, dass das Zurückholen so vieler Seelen den Primaren des Lebens und des Todes nicht nur bewusst war, sondern dass sie sogar ihre Finger im Spiel gehabt hatten.
Außerdem konnte das Unbehagen von einer verdammten Wagenladung anderer Umstände herrühren. Immerhin bewegten wir uns gerade durch ehemals feindliches Gebiet, und obwohl weder die sterbliche Dienerschaft noch die königlichen Wächter, die sich noch auf Burg Wayfair aufhielten, uns aufgehalten hatten und wir bisher unter der Erde nur drei Aufgestiegenen begegnet waren, fühlten wir uns hier nicht wohl. Burg Wayfair gehörte dem Feind. Das würde sich nie ändern.
Mein Bruder bereitete mir ebenfalls Sorgen, denn er war irgendwo dort draußen und jagte Millicent hinterher, die zufällig Poppys Schwester war. Niemand wusste, wie Millicent den Tod ihrer Mutter aufgenommen hatte.
Wobei ich nach meinen bisherigen Erfahrungen mit Millicent glaubte, dass sie die meiste Zeit selbst keine Ahnung hatte, was sie fühlte und auf wessen Seite sie stand.
Dazu kam noch die Tatsache, dass Poppys primare Großeltern nicht mehr schliefen, und soweit ich es verstanden hatte, konnten sie jederzeit in die sterbliche Welt übertreten, wenn sie das wünschten.
Ganz zu schweigen von Callum, diesem goldenen Wichser von Wiederkehrer, um den wir uns ebenfalls kümmern mussten, was mich zu dem beunruhigendsten Punkt auf meiner Liste brachte: Wir hatten die Blutkrone zwar besiegt, aber der richtige Kampf stand uns noch bevor. Wir hatten gerade noch verhindert, dass Kolis, der wahre Primar des Todes, wieder körperliche Gestalt annahm, aber er war wach und aus seinem Gefängnis befreit. Und er war nicht der Einzige.
All diese Dinge waren mehr als dringlich, allerdings …
Mein Blick fiel erneut auf Poppys Profil, und meine Brust zog sich zusammen. Die dünne, ausgefranste Narbe, die von ihrer Stirn durch eine Augenbraue bis auf ihre Wange reichte, stach deutlicher hervor als je...
Erscheint lt. Verlag | 15.5.2024 |
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Reihe/Serie | Liebe kennt keine Grenzen-Reihe | Liebe kennt keine Grenzen-Reihe |
Übersetzer | Sonja Rebernik-Heidegger |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | A Soul of Blood and Ash |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Schlagworte | 2024 • chosen one • eBooks • Fantastische Welten • Fantasy • Fantasy-Abenteuer • Götter • High Fantasy • Liebe & Erotik • Magie • Neuerscheinung • nr.1-new-york-times-bestsellerautorin • nr.1-spiegel-bestsellerautorin • Prophezeiung • Romantasy • she falls first, but he falls harder • Vampire |
ISBN-10 | 3-641-31519-0 / 3641315190 |
ISBN-13 | 978-3-641-31519-1 / 9783641315191 |
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