Perry Rhodan 3269: Sternweiser -  Oliver Fröhlich

Perry Rhodan 3269: Sternweiser (eBook)

Perry Rhodan-Zyklus 'Fragmente'
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
64 Seiten
PERRY RHODAN digital (Verlag)
978-3-8453-6269-4 (ISBN)
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Das Ende des 21. Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung ist angebrochen. Mehr als dreieinhalbtausend Jahre von unserer Zeit entfernt lebt die Menschheit in Frieden. Zwischen den Sternen der Milchstraße herrschen keine großen Konflikte mehr. Wie es aussieht, könnte Perry Rhodan, der als erster Mensch von der Erde auf Außerirdische gestoßen ist, sich endlich seinem großen Ziel nähern: der alte Traum von Freundschaft und Frieden zwischen den Völkern der Milchstraße und der umliegenden Galaxien. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmung ein, man arbeitet intensiv und gleichberechtigt zusammen. Bei ihrem Weg zu den Sternen hat ein geheimnisvolles Wesen die Menschen begleitet und unterstützt: Es trägt den Namen ES, man bezeichnet es als eine Superintelligenz, und es lebt seit vielen Millionen Jahren zwischen Zeit und Raum. Rhodan sieht ES als einen Mentor der Menschheit. Die Superintelligenz ist in Fragmente zerfallen, die sich in sogenannten Refugien verbergen. Manche dieser Rückzugsorte befinden sich in weit entfernten Galaxien. Eines dieser Refugien befand sich in der Kondor-Galaxis, wurde offenbar aber bereits geborgen - oder entführt. Die Fährte führt Perry Rhodan in ein fremdes Universum und auf eine verödete Welt. Dort steht ein STERNWEISER ...

1.

Das hinausgeschobene Sterben

 

Man konnte den Tod nicht überlisten – und entkommen konnte man ihm schon gar nicht. Das wusste auch Bantradim-Gralunvir. Dennoch war er in das letzte Exodusschiff gestiegen, allein, ohne seine Familie, im Gepäck nur Angst und eine kleine Portion Hoffnung.

Doch Hoffnung worauf? Darauf, dass alles gut werden würde? Dass sich die Wissenschaftler geirrt, dass sie sich um einige Tausend oder gar Millionen Jahre verrechnet hatten?

Der Gedanke war absurd. Seine Heimat war dem Untergang geweiht. Auf etwas anderes zu spekulieren, hieße, die Wahrheit zu leugnen.

Nein, Bantradims Hoffnung galt allein dem Überleben.

Er sah aus dem Fenster des Schiffs und wusste nicht, ob er den Bordinstruktoren dankbar sein oder sie dafür hassen sollte, dass sie ihm eine Transportschale mit Aussicht zugewiesen hatten.

Dort draußen lag Duglivan, das wunderschöne Duglivan mit den ausgedehnten grünen Flächen des Meeres, den braun-roten Schattierungen, wo sich die gewaltigen Aglesienwälder erhoben, und mit einigen breiten, strahlend weißen Wolkenbändern, die träge darüber hinwegzogen. Eine farben- und lebensfrohe Kugel in der Schwärze des Alls. Und eine dem Tode geweihte Welt. Mit ihr würden über fünf Milliarden Sihila sterben: all jene, die nicht wie Bantradim-Gralunvir das Glück gehabt hatten, einen Platz auf einem Exodusschiff zu ergattern, oder die sich geweigert hatten, es auch nur zu versuchen.

So wie Marila-Sir, seine Brutgefährtin, die wundervollste Frau auf Duglivan und die Mutter seiner Larven. Dabei wäre sie als eine der anerkanntesten Städteplanerinnen des Planeten prädestiniert gewesen, am Exodus teilzunehmen.

»Ich will das nicht«, hatte sie stattdessen an ihrem letzten gemeinsamen Tag im Brutbau gesagt.

Alles hatte so normal gewirkt: die Schlafschalen, aus denen gerade das Ruhegel zur Reinigung und Aufbereitung abfloss, die Wabenwand aus rötlichem Synthotall mit den vier gelegentlich zuckenden Larven, der Duft nach frischer Erde, mit der sie sich eben noch gegenseitig die Chitinrücken abgerieben hatten. Und die Sonne, die durch das Fenster hereinschien und sie zu einem neuen Morgen einlud: diese elende, verräterische Sonne.

»Also willst du lieber sterben?«, hatte er sie gefragt, ohne eine Antwort zu erwarten. Der hilflose Versuch einer Provokation, um sie zum Umdenken zu bewegen.

»Ich habe meinen Frieden damit gemacht. Ihn möchte ich mir bewahren.«

»Aber ...«

»Was wäre die Alternative, Bant? Ich könnte mich um einen Platz bewerben. Bis die Entscheidung fällt, wäre ich gefangen, ja gelähmt, zwischen Hoffnung und Angst. Ich müsste medizinische und psychologische Untersuchungen ertragen, Auswahlverfahren durchstehen, Befragungen erdulden, mich von Sihila beurteilen lassen, die mich überhaupt nicht kennen. Wieder und wieder und wieder. Und dazwischen hieße es Warten – auf die Nachricht, dass ich es in den nächsten Testzyklus geschafft hätte, oder auf die Enttäuschung, ausgemustert worden zu sein. Diese dauernde Unsicherheit, das ständige Gefühl, der Boden könnte sich unter mir auftun und mich verschlingen, würde ich nicht ertragen.«

»Aber ...«

»Doch selbst, wenn ich es ertragen würde, was wäre das Beste, was geschehen könnte?«

»Dass du den Exodus mitmachen darfst.«

»Richtig. Aber was wäre mit unseren Schlüpflingen? Was mit den Larven, die nicht einmal verpuppt sind? Glaubst du, wir dürften sie mitnehmen?«

Bantradim senkte den Kopf, wich ihrem Blick aus und hasste sich dafür, dass sein Saugrüssel verräterisch zuckte. Und natürlich wusste Marila-Sir diese Zeichen zu deuten.

»Eben. Du kennst die Prognosen.«

»Aber ...«

Sie richtete sich auf, sodass sie nur noch auf den beiden hinteren Beinarmpaaren stand. Die restlichen vier vibrierten so stark, dass Bantradim den niederfrequenten Schall, den sie erzeugten, in den Eingeweiden spürte. Marila-Sir war zweifellos wütend. »Sprich es aus! Mit welcher Sterbequote rechnen die Wissenschaftler während der Reise?«

Bantradim murmelte eine Antwort.

»Lauter!«

»Sechzig von hundert.«

»So ist es, Bant. Sechzig von hundert! Und das betrifft die Auserwählten, die körperlich Aussichtsreichsten. Niemals würden sie auch nur einen unserer Schlüpflinge für den Exodus zulassen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind die Reise überlebt, liegt bei knapp unter einem Prozent. Für diese geringe Chance würden sie niemals Ladekapazität opfern, und das weißt du.«

Ja, das wusste er. Sie würden ihren Nachwuchs zurücklassen müssen, ihn dem sicheren Tod überantworten. Die Vorstellung, auf einem anderen Planeten eine neue Existenz, ohne seine geschlüpften und ungeschlüpften Kleinen anzufangen, raubte ihm die Luft. Dennoch: Er wollte leben! Am liebsten mit Marila-Sir, zur Not aber auch ohne sie.

Und ihre Kinder würden sterben, ob er sie nun zurückließ oder nicht. Welchen Unterschied machte es also?

Er wollte gerade seine Argumente vorbringen und versuchen, irgendwie aus der Defensive zu kommen, da sprach sie weiter: »Wie groß ist die Chance, dass wir beide ausgewählt würden? Und selbst wenn: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir beide den Flug überleben? Vierzig Prozent von vierzig Prozent, also sechzehn Prozent? Falls wir erst einmal dort wären, wer sagt uns, dass wir auch nur einen Tag durchstehen? Wer garantiert uns, dass wir in der neuen Heimat nicht qualvoll zugrunde gehen? Wer sagt uns, dass wir uns nicht nach dem schnellen Tod sehnen, der uns auf Duglivan ereilt hätte?«

»Egal wie gering, es ist eine Chance zum Überleben – und zwar die einzige.«

»Dafür würdest du unsere Kinder aufgeben? Sie mit ihrer Angst allein lassen, sie nicht trösten können für lange Tage, weil wir ohne sie in einem Rettungsschiff liegen? Nein, Bant. An dieser Schuld und an der dauernden Ungewissheit würde ich zerbrechen. Sich ständig Sorgen zu machen, löst nicht die Probleme von morgen, sondern zerstört den Frieden von heute. Aber ich will ihn nicht zerstören.«

»Du ziehst den sicheren Tod einem möglichen Überleben vor?«

»Lass uns die Zeit genießen, die uns bleibt! Ich möchte, dass wir alle zusammen sind, wenn es so weit ist. Dass wir uns ein letztes Mal umarmen, dankbar für das sind, was wir hatten, und uns dann in Fanau-Mahs ewige Ruhe fügen.«

»Ich habe dich nie für gläubig gehalten.«

Marila-Sir sank wieder auf alle zwölfe. »Das bevorstehende Ende kann einen verändern«, sagte sie mit leiser Stimme. »Findest du den Gedanken nicht tröstlich, dass es nach dem Tod weitergehen könnte? Wir beide und die Kinder, zusammen in Fanau-Mahs Schoß für immer vereint?«

»Es wird nicht weitergehen, Marila. Fanau-Mah ist kein gütiger Gott, der uns zu sich nimmt. Fanau-Mah ist eine Sonne, die unsere Welt verbrennen wird! Dass es eine Chance zum Überleben auf einem anderen Planeten gibt, wie gering sie auch sein mag, ist das einzig Tröstliche, das ich sehe.«

Marila-Sir wandte sich von ihm ab, trippelte durch den Brutbau, richtete sich vor der Wabenwand auf und regulierte an der Rechnerkonsole den Zufluss für das Nährstoffgel, in dem die Larven lagen: eine Spur Eisen, ein bisschen Gold und ein Hauch Titan.

»Warum fütterst du sie überhaupt noch?«, fragte Bantradim-Gralunvir. »In dreißig Tagen werden sie sich verpuppen, in sechzig schlüpfen und in nicht ganz zweihundert wird die Sonne sie verbrennen. Gönn ihnen einen sanfteren, angstfreien Tod.«

Sie wirbelte herum und ließ sich auf die Beinarme fallen. »Ich soll unsere Kinder verhungern lassen?«

»Du legst doch so großen Wert auf Frieden. Erscheint dir dieser Tod nicht wesentlich friedlicher?«

»Du würdest zusehen, wie unsere Larven verenden? Und was, wenn sich die Wissenschaftler geirrt haben? Wenn nichts von dem passiert, was sie prognostizieren? Wenn wir alle normal weiterleben können, nur ohne unsere neuen Kinder, die du hast verhungern lassen?«

»Die Wissenschaftler irren sich nicht. Außerdem würde ich nicht dabei zusehen.«

In Marila-Sirs Facettenaugen trat ein schwarzer, lauernder Glanz. »Was soll das heißen?«

»Ich habe mich um einen Exodusplatz beworben. Und ich wurde ausgewählt. Ich verlasse Duglivan mit dem letzten Schiff.«

Marila-Sir, seine geliebte Marila-Sir, starrte ihn wortlos an. Der schwarze Glanz in den Facetten verschwand und machte einem Rotschimmer Platz. Die Farbe der Abscheu.

»Es sind noch wenige Transportschalen frei. Wenn du dich heute bewirbst, bin ich sicher, dass du in einem Schnellverfahren ...«

»Raus!«

»Wie bitte?«

»Du hast mich ganz gewiss verstanden. Raus aus meinem Brutbau!«

»Das ist unser Brutbau.«

»Nicht mehr. Dir gehört eine Transportschale in dem Schiff. Mir dieser Brutbau.«

»Aber ich ... du ...«

»Verschwinde! Und spiegle dich nie wieder in meinen Facetten!«

Also hatte er seine Sachen gepackt und war gegangen. Die dreißig Tage bis zum Abflug hatte er in billigen Absteigen und im Rausch von zu viel Silbersud verbracht. Glücklicherweise hatte es keine abschließende medizinische Untersuchung gegeben, die ihn seinen Platz hätte kosten können.

Und während er nun durch das Fenster des Exodusschiffs auf den immer kleiner werdenden Planeten schaute, stellte er sich vor, wie Marila-Sir mit ihren frisch verpuppten Kindern in den Armen zum Himmel starrte, ihrem Gefährten nachsah und ihr Saugrüssel aus Gram darüber pulsierte, dass sie sich ihm nicht angeschlossen hatte.

Die billige Rachevorstellung war geschlüpft aus der tiefen...

Erscheint lt. Verlag 11.4.2024
Reihe/Serie Perry Rhodan-Erstauflage
Verlagsort Rastatt
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Erstauflage • Perry Rhodan • Science Fiction
ISBN-10 3-8453-6269-3 / 3845362693
ISBN-13 978-3-8453-6269-4 / 9783845362694
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