Die Bezauberer -  James Ellroy

Die Bezauberer (eBook)

Roman | Der große Hollywood-Roman um den Tod von Marilyn Monroe!

(Autor)

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2024 | 1. Auflage
672 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-3196-6 (ISBN)
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Freddy Otash hat eine Verabredung mit dem Tod! Los Angeles im August 1962: Die Stadt leidet unter einer Hitzewelle. Marilyn Monroe wird tot aufgefunden. Ein halbwegs bekanntes Filmsternchen entführt. Das LAPD schaltet auf Angriff: Kann Chief Bill Parker aus Marilyns Tod Kapital schlagen? Der legendäre Schnüffler Freddy Otash soll ihm Informationen beschaffen. Der unehrenhaft entlassene Ex-Cop ist schmierig und korrupt. Doch er ist der Richtige für den Job. Freddy kämpft sich durch einen menschlichen Dschungel, wo niemand will, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Er nimmt sich auch Jack und Bobby Kennedy vor und mit ihnen gleich das ganze Weiße Haus. Und schließlich entlarvt er Marilyn Monroes letztes Spiel, in einem alptraumartigen Los Angeles, das er mit erschaffen hat und das ihn jetzt mit sich selbst konfrontiert: mit seiner Komplizenschaft und seinem Wahn.

JAMES ELLROY, Jahrgang 1948, begann seine Schriftstellerkarriere 1981 mit »Browns Grabgesang«. Mit »Die Schwarze Dahlie« gelang ihm der internationale Durchbruch. Unter anderem wurde Ellroy fünfmal mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet, zahlreiche Bücher wurden verfilmt, darunter »L.A. Confidential«.STEPHEN TREE ist in Zürich geboren und aufgewachsen und hat an der dortigen Schauspielakademie Regie studiert. Er ist Autor zahlreicher Funkfeatures und Monografien sowie seit der »Underworld-Trilogie« leidenschaftlicher Ellroy-Übersetzer.

JAMES ELLROY, Jahrgang 1948, begann seine Schriftstellerkarriere 1981 mit »Browns Grabgesang«. Mit »Die Schwarze Dahlie« gelang ihm der internationale Durchbruch. Unter anderem wurde Ellroy fünfmal mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet, zahlreiche Bücher wurden verfilmt, darunter »L.A. Confidential«. STEPHEN TREE ist in Zürich geboren und aufgewachsen und hat an der dortigen Schauspielakademie Regie studiert. Er ist Autor zahlreicher Funkfeatures und Monografien sowie seit der »Underworld-Trilogie« leidenschaftlicher Ellroy-Übersetzer.

4


(LOS ANGELES, MONTAG, 09. 04. 62, 21:14 UHR)

The Losers Club – der Klub der Verlierer. Beverly Boulevard Ecke La Cienega. Ein Strip-Schuppen. Mit tagesaktuellen Bezügen. In dem sich große Komiker ungefilterte Auftritte gönnten. Lenny Bruce, Don Rickles, Mort Sahl. Hier durften sie ungehemmt loslegen. Und sich und andere als Verlierer feiern.

Vor dem Eingang hing ein großes Plakat. Auf dem der »Verlierer der Woche« angezeigt wurde. Heute war Eddie Fisher dran. Als Super-Stinker und Star-Attraktion. Ich war Eddies Leibwächter. Wir saßen im Künstlerzimmer. Mit gut bestückter Bar und appetitlichem Buffet. Man beachte die randvoll mit Barbituraten und Benzedrin vollgestopften Pokale.

»Nixon war bereits zweimal der Verlierer der Woche«, sagte Eddie. »Letzten Monat war Rock Hudson dran, nur weiß niemand, wieso.«

Ich zündete mir eine Zigarette an. »Die Sheriff-Sitte hat ihn im Hamburger Hamlet in flagranti erwischt, wie er einem jungen Soldaten einen geblasen hat. Das war ein Wink an die Insider. Rock hat ein privates Geheimleben. Der ist kein Dauerverlierer wie du und Nixon.«

Eddie lachte trocken. »Ich lasse das so stehen, weil es mich in Arbeitsstimmung versetzt, aber nur, wenn ihr Liz zur Verliererin des Jahrtausends ernennt. Ihr Make-up-Mann ist ein alter Kumpel von mir. Ich erhalte täglich Berichte vom Set. Wo alles auf eine Großkatastrophe hindeutet.«

Im Hinblick auf das Cleopatra-Durcheinander und die Schieflage von Fox. Der Dreh verschlang Irrsinnssummen und verlief chaotisch. Die Unterseekabel von Rom nach L. A. liefen rund um die Uhr heiß. Liz Taylor als Schreckschraube des Jahres neben dem traurigen Würmchen Eddie. Ständig im Schnaps- und Pillenrausch und an irgendwelchen geheimnisvollen Krankheiten leidend. Sich in schicken Hotelsuiten verkriechend, um Dickmacher in sich reinzustopfen. Sie bumste ihren Co-Star Richard Burton. Und wurde von Paparazzi auf der Via Veneto verfolgt.

Liz und Eddie hatten sich getrennt. Nach Rausschmiss von Ehemann #4 wurde Ehemann #5 in Schnellfick-Absteigen auf der Via Appia angewärmt. Was wiederum Eddie, Il Cornuto Supremo, ein zweites Mal zur Nachtklub-Sensation machte. Er hatte in Vegas und in der Cocoanut Grove Los Angeles für volle Häuser gesorgt. Heute trat er zum ersten Mal im Losers Club auf. Er verkaufte sich als Inbegriff des Verlierers. Sechshundert Eddie-Fans standen draußen Schlange.

Bei der drei Mitarbeiter von mir tätig waren. Die sich von scharfen Bienen Briefumschläge und Geldgeschenke zustecken ließen. Liebesbriefe, Nacktbilder und Schamhaarlöckchen inbegriffen.

Eddie tat sich an einem Scotch on the Rocks gütlich. »Mal abgesehen von den ganzen Liz- und Finanznöten würde der Riesenflop eine ideale Tierfilm-Vorlage abgeben. Zanuck will ihn neu drehen lassen, mit Lassie und Rin Tin Tin in den Hauptrollen.«

Ich lachte trocken. Bo Belinsky kam rein. Der neue Pitcher der L. A. Angels. Ein Frauenschwarm par excellence. Er kam aus Trenton, Eddie aus Philadelphia. Die beiden waren neuerdings beste Freunde. Und zogen gemeinsam um die Häuser und über Liz her.

Eddie und Bo umarmten sich. Und gaben ihre »Bruderherz-guter-Kumpel«-Nummer zum Besten. Ich verließ das Künstlerzimmer und verdrückte mich nach draußen.

Der La Cienega Boulevard war rappelvoll. Die Warteschlange erstreckte sich über zwei Blocks nach Norden. Nat Denkins, Phil Irwin und Robbie Molette kümmerten sich um die Menge. Sie kontrollierten die vorbezahlten Karten für Eddies Auftritte um 20:00, 24:00 und 02:00 Uhr. Sie brachten die Leute zum Lachen und scheuchten Minderjährige weg.

Ich zählte die Menge und bekreuzigte mich. Die Eddie-Nummer war eine Gelddruckmaschine. Das Ende noch nicht abzusehen. Die Nummer lief, solange Eddie als armes Schwein und Liz als römische Skandalnudel Schlagzeilen machten.

Ich brauchte die Arbeit. Ich war seit Monaten stier. Ich hatte für Chevy-Felix-the-Cat nicht voll abbezahlte Wagen zurückgeholt. Ich hatte für vergrätzte Schürzenjäger-Gattinnen Scheidungsabzocken organisiert. Bill Parker hatte mir Schlägeraufträge zugeschanzt, die für ordentliche Bullen zu heiß waren. Ich hatte Robbie, Phil und Nat fest in Teilzeit engagiert. Der Eddie-Auftrag war eine sichere Bank und ein Rettungsanker.

Eddies Auftritts-Musik drang nach draußen. Ich ging rein. Die Menge saß dicht gedrängt beisammen. Die Bar war vollgepackt. Man beachte die Sechsertische, an denen sich die Fans zu zehnt aneinanderquetschten. Sowie die Stehplätze an allen Wänden. Und die Baskenmützen-uniformierten Cocktail-Kellnerinnen in Beatnik-schwarzen Trikots.

Mit Buttons am Ausschnitt. Reiß uns auf – wir stehen drauf!!!!! Auf den Tischen standen Lavalampen und Plastikrückenkratzer. Einige dämliche Mistkerle schnappten sich die Rückenkratzer und hakten sie in den Trikots der Mädchen ein. Die Mädchen wichen den Aufreißern aus und servierten die Drinks in Fetzen.

Eddies Musiker schwankten auf die Bühne. Tenorsax, Trompete, Bass, Elektro-Keyboard. Alles Junkies aus dem Wayside-Alkoholiker-Knast auf Freigang. In engen schwarzen Anzügen, Schwuchtel-Stiefeln und halb dun.

Sie bauten auf und stimmten sich ein. Die Menge begann »EDDIE« zu rufen. Und da kam er schon –

Jetzt.

Eddie hüpfte auf die Bühne. Er schwenkte ein Handmikro am Kabel. Die Combo spielte schräge Akkordfolgen aus dem »Peppermint Twist«. Die Menge geriet aus dem Häuschen. Eddie twistete zur Bühnenmitte. Die Menge wurde ruhiger. Eddie wichste den Mikro-Griff. Die Menge geriet erneut aus dem Häuschen. Eddie machte auf großen weißen Bwana – Still gesessen, Kinderchen – der Meister spricht.

Die Menge wurde still. Der Mahatma hatte gesprochen. »Na?«, sagte Eddie. »Was gibt’s Neues bei euch

Die Menge geriet aus dem Häuschen. Sie stampften, juchzten, pfiffen, kreischten. Eine Cocktail-Kellnerin hüpfte auf die Bühne. Ihr Trikot hing in Fetzen. Die Combo spielte erneut den »Peppermint Twist.« Eddie schnappte sich die Kellnerin. Sie tanzten heiß und Hüften-schwenkend umeinander.

Die »EDDIE«-Rufe wurden lauter. Die Kellnerin sprang von der Bühne und wich den Grabschern im Zuschauerraum aus. Mahatma Eddie bedeutete Stille. Die Menge wurde still. Eddie stellte die Combo als seine Vier Muschiker vor. Die Menge johlte vor Vergnügen.

»Mein Plattenlabel, RCA Victor«, sagte Eddie, »hat mich aufgefordert, für mein nächstes Album ›Arrivederci Roma‹ und ›After You’ve Gone‹ aufzunehmen. Aber denen hab ich’s gezeigt: ›Selbst meine Selbsterniedrigung kennt Grenzen.‹«

Die Menge johlte erneut. »Ich habe ein paar Neuigkeiten, soeben per Unterseekabel aus Rom bekommen. Meine künftige Ex, alias Liz, alias Cleopatra, soll ihre schmierigen Seelennöte bei einem Treffen der Anonymen Nymphomaninnen offenbart haben.«

Die Menge war nicht mehr zu halten. Eddie streichelte das Mikro erneut mit Wichs-Gesten und ließ die Hüften à la Wah-Watusi kreisen. Was angeheiterte College-Kids und einige Kellnerinnen im Zuschauerraum mit einer Watusi-Einlage begleiteten.

»Weitere Neuigkeiten aus Rom«, sagte Eddie. »La Repubblica zufolge soll Richard Burton beim Trevi-Brunnen einen italienischen Windhund gepimpert haben – aber da es sich um ein Weibchen handelt, kann ich nichts Abartiges daran erkennen.«

Die Menge stampfte und jubelte. Die Combo spielte »Fly Me to the Moon«. Eddie trat den Ständer aus dem Weg und sang.

Eddie ist ein armer Teufel mit zotteliger Langhaarfrisur. Wo nimmt er nur den wohlklingenden Bariton her?

Es ist 03:00 früh. Die nächtliche Abschlussrunde bei Eddie daheim. Was vor Cleopatra mal Liz’ & Eddies Zuhause war.

Eine schicke Bleibe. Sechzehn Zimmer im Benedict Canyon. Für Eddie ein ständiger Anlass zur Klage. Er würde sich einschränken müssen. Liz war mit der Geld- und Besitzverteilung einverstanden – bis auf Weiteres. Sie würde bald klüger sein und ihn über den Tisch ziehen – demnächst. Beide hatten jede Menge Kinder aus jeder Menge vorangegangener Beziehungen. Beide hatten jede Menge Absteigen und Grundstücke. Beide hatten Studioverträge und wussten, dass Cleopatra einen miesen Ruf hatte.

Oy, oy, oy. Sein Rabbiner hatte ihn als »selbsthassenden Juden« beschimpft. Und ihn gedrängt, nach Israel auszuwandern und sich einem Kibbuz anzuschließen. Der Rabbiner hatte Liz als »überprivilegierte Schickse« und »giftige Frucht des goyischen Baumes« bezeichnet.

Oy, oy, oy. Eddie genoss den Wirbel in vollen Zügen. Seine Nachtklub-Karriere nahm erneut Fahrt auf, für ihn lief’s gut.

Die Manöver-Kritik fand in Eddies Trophäen-Zimmer statt. Zwischen grünen Ledermöbeln und Bildern von Eddie mit Kardinal Spellman und dem Kongo-Obermacker Patrice Lumumba. Zwei Beatnik-Kellnerinnen spielten Backgammon und beäugten...

Erscheint lt. Verlag 27.6.2024
Übersetzer Stephen Tree
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Confidential • Ermittler • Hollywood • John F. Kennedy • Krimi • LAPD • Marilyn Monroe • Noir • Privatdetektiv • Schmutzkampagne • Wahlkampf
ISBN-10 3-8437-3196-9 / 3843731969
ISBN-13 978-3-8437-3196-6 / 9783843731966
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