Sie hat angefangen (eBook)
416 Seiten
Goldmann (Verlag)
978-3-641-31028-8 (ISBN)
Ein fesselnder Thriller voller Twists für alle Fans von Lucy Foley und »Big Little Lies«!
»Als ich die fünf Frauen nach dem Junggesellinnenabschied von der Insel abholen will, wartet am Strand nur die Braut auf mich. Voller Blut.
Auf dem Gymnasium waren Annabel, Esther, Tanya and Chloe beste Freundinnen und teilten jedes Geheimnis. Mittlerweile sind die vier nur noch lose in Kontakt - bis eine unerwartete Einladung sie wieder zusammenbringt: Ihre frühere Mitschülerin Poppy lädt die jungen Frauen zu ihrer Hen Party in die Karibik ein. Und das, obwohl keine der vier mit Poppy in Verbindung geblieben ist. Tatsächlich war das scheue Mädchen stets die Außenseiterin der Clique und wurde von den anderen sogar gemobbt. Offenbar vergeben und vergessen. Warum sonst sollte sie jetzt mit ihnen auf einer exklusiven Privatinsel eine glamouröse Party feiern wollen? Leichtfertig nehmen sie die Einladung an. Doch sie haben Poppy unterschätzt: Gnadenlos enthüllt sie alte wie neue Sünden, und die tropische Idylle wird zum blutigen Albtraum ...
Der Bestseller aus Großbritannien - das brillanteste Spannungsdebüt des Sommers!
Sian Gilbert wurde im englischen Bristol geboren. Sie studierte Geschichte an der University of Warwick und arbeitete später einige Jahre als Lehrerin in Birmingham. Heute lebt sie in Cambridge. »Sie hat angefangen« ist ihr Debütroman.
EINS
Annabel
18. Mai 2023
Wieder nehme ich die Einladung zur Hand, eine dicke cremefarbene Karte mit Prägedruck, die irgendwie noch imposanter ist als das First-Class-Flugticket auf die Bahamas. Bis das Airport-Taxi kommt, bleiben mir noch ein paar Minuten Zeit, also setze ich mich in den samtbezogenen Sessel am Fenster und lese mir alles noch einmal gründlich durch.
Liebe Annabel, steht da. Ich hoffe, diese Einladung ist eine freudige Überraschung. Ich werde im Sommer nächsten Jahres heiraten und hätte dich gern als Brautjungfer dabei. Wenn nichts dazwischenkommt, findet die Hen Party auf einer völlig privaten Insel auf den Bahamas statt, und das Ganze kostet dich keinen Penny. Näheres zur Hochzeit erfahrt ihr, wenn ihr da seid. Bitte gib so bald wie möglich Bescheid, ob du es einrichten kannst. Alles Weitere s. u., und die Flugtickets liegen bei. Liebe Grüße, Poppy Greer.
Ausgerechnet Poppy Greer. Die Einladung kam in der Tat überraschend. Ich habe Poppy seit fast zehn Jahren nicht gesehen, geschweige denn gesprochen. Schon seit dem Abitur nicht mehr. Außerdem war sie nicht gerade mein Lieblingsmensch. Ganz im Gegenteil, wir vier – Chloe, Esther, Tanya und ich – konnten Poppy nicht besonders gut leiden und haben sie deshalb ständig gepiesackt. Nichts Ernstes, völlig harmlos. Trotzdem ist es ein Schock, dass sie uns eingeladen hat und uns noch dazu als Brautjungfern haben will.
»Einen First-Class-Gratisflug und einen Aufenthalt auf einer Privatinsel werde ich mir auf keinen Fall entgehen lassen«, sagte Chloe, als wir feststellten, dass wir alle den gleichen Brief bekommen hatten. »Schon gar nicht, wenn ihr mit dabei seid.«
In dem Umschlag mit der Einladung und den Flugtickets steckt auch eine Broschüre. Die Insel heißt Deadman’s Bay, ein unheilvoller Name, den der Anblick des klaren Meerwassers jedoch sofort vergessen macht. Ein kleiner, weiß getünchter Anlegesteg aus Holz ragt in die Wellen hinaus, und in der Ferne leuchtet ein schmaler Streifen Festland unter dem weiten blauen Himmel. Im Inneren der Broschüre ein paar Inselfotos: gepflegter Rasen inmitten von üppig sprießendem Grün; Palmen, die wie Straßenlaternen in die Höhe ragen, mal schief gewachsen, mal kerzengerade, mit Hängematten dazwischen, und in der Mitte eine Feuerstelle, umringt von Liegestühlen. Im Hintergrund der weiße Strand, Sonnenliegen und ein kleiner, rot-weiß gestreifter Pavillon. Das Strandhaus – von vier winzigen Hütten am anderen Ende der Insel einmal abgesehen, die einzige und bei weitem größte Unterkunft – versteckt sich hinter vier riesigen Palmen, die einander die Plätze streitig machen, ein kleiner einstöckiger Bau mit rosa Fenstern und rosa Haustür. Daneben, kaum zu sehen, ein großzügiger Terrassenbereich mit Grill.
Es fiel mir nicht schwer, Ja zu sagen. Ich musste nicht einmal meine Pläne ändern; ich hatte keine, und ich arbeite nicht. Und auch mein Mann Andrew hatte nichts dagegen, wenn ich ein paar Tage verreiste.
Die anderen drei haben alle einen Job. Esther Driscoll ist Investmentbankerin bei einem großen Finanzdienstleister und musste bitten und betteln, um freizubekommen. Sie ist sehr viel pflichtbewusster als wir anderen. Selbst wenn sie nicht arbeitet, hängt sie ständig am Telefon oder beantwortet E-Mails. Von dem Wildfang, der sie in der Schule und auch an der Uni noch war, als sie jede Party als Letzte verließ, ist nicht mehr viel übrig. Aber ich weiß, dass ihre Mutter ihr das Vorstellungsgespräch für ihren jetzigen Job verschafft hat, weshalb sie unter starkem Leistungsdruck steht, obwohl sie das uns gegenüber niemals zugeben würde.
Heute ist Tanya Evesham diejenige, die jede Party als Letzte verlässt, wenn auch nur, weil sie selbst sie organisiert. Sie ist Eventmanagerin und plant alles, vom Promi-Empfang bis zur High-Class-Geburtstagsparty. Als sie anfing, lud sie uns zu jeder Fete ein, wo wir nicht nur Gratiscocktails, sondern auch die Möglichkeit serviert bekamen, mit der gesellschaftlichen Elite auf Tuchfühlung zu gehen. Tanya hat einen gewissen Charme, und dessen ist sie sich durchaus bewusst. Mit ihrer sprühenden Persönlichkeit schlägt sie alle in ihren Bann, die Leute können gar nicht genug von ihr kriegen. Tanyas Partys waren echte Events – und ein fester Termin im Society-Kalender.
Und dann, vor ein paar Monaten, war damit plötzlich Schluss. Tanya lud uns nicht mehr zu ihren Partys ein, und wir hörten auch nichts mehr von ihr, was allerdings nicht heißt, dass sie ihren Beruf aufgegeben hätte. Im Gegenteil, sie hat so viel zu tun wie nie. Sie und ihr Boyfriend Harry – von Beruf Bodyguard eines Politikers – haben sich letztes Jahr ein Haus am Londoner Stadtrand gekauft, das Tanya eifrig renoviert, weshalb wir drei anderen sie kaum noch zu Gesicht bekommen, und zu einer Einweihungsparty hat sie uns bislang auch nicht eingeladen.
Für Chloe zählt dieser Trip quasi als Dienstreise. Sie kriegt sich vor Begeisterung gar nicht mehr ein. Chloe Devine (eigentlich Chloe Smith, ein hoffnungslos gewöhnlicher Nachname, mit dem sie es nie zu etwas gebracht hätte, wie zu betonen sie nicht müde wird) ist eine Instagram-Sensation: Nur noch fünfzigtausend Follower fehlen ihr bis zur Million. Ausgestattet mit den Sponsoring-Deals zahlloser Firmen, für die sie auf verschiedenen Kanälen Werbung macht, protzt Chloe vor ihren Followern bei jeder Gelegenheit mit ihrem Reichtum. Doch ein First-Class-Flug auf eine private Insel ist ein ganz neues Level, und sie hat sich eigens für diesen Anlass gleich sieben verschiedene Bikinis zugelegt. Ein schlichtes Foto von ihr beim Kaffeetrinken in einem Café generiert Hunderttausende von Likes.
Hätte ich gewusst, dass man sich, um reich und berühmt zu werden, lediglich die Nase machen lassen muss, hätte ich das noch vor ihr getan. Aber ich beneide sie nicht. Chloe ist nach wie vor Single, trotz ihrer zahlreichen Beziehungen. Wenn man das so nennen kann.
Ich bin glücklich verheiratet. Ich habe das große Los gezogen.
Als hätte er meine Gedanken gelesen, kommt Andrew ins Wohnzimmer, wo ich gemütlich am Fenster sitze und alles erst in dem Umschlag und dann in meiner Prada-Handtasche verstaue. Chloe ist nicht die Einzige mit geilem Designerzeug.
»Hast du meinen Schlüssel gesehen?«, fragt Andrew, hebt die Sofakissen hoch und lässt sie wieder fallen. »Wahrscheinlich hast du ihn wieder verräumt.«
Ich seufze. Nie findet Andrew seinen Schlüssel, wenn er aus dem Haus gehen will, und immer gibt er mir dafür die Schuld. »Hast du in deiner Jacke nachgesehen?«
»In meiner Jacke?«, wiederholt er, als wäre ich verrückt geworden. »Wie soll er denn da …« Der Rest des Satzes verschwindet mit ihm durch die Tür, und ich höre Schlüssel klirren. Stirnrunzelnd kommt er zurück ins Zimmer. »Warst du das? Ich könnte schwören, dass ich ihn gestern nach Feierabend aus der Tasche genommen habe.«
»Warum sollte ich deinen Schlüssel verräumen?« Ich versuche, das Ganze mit einem Lachen zu überspielen, doch seine Miene verfinstert sich.
»Weil du ständig meine Sachen verräumst.« Er stellt sich vor den Spiegel über dem Kamin und rückt seine Krawatte zurecht.
»Hast du heute einen wichtigen Termin?«
Meine Stimme lässt ihn zusammenzucken, aber die Krawatte sitzt. »Nichts Besonderes. Warum fragst du?«
»Weil du dich so lange mit deiner Krawatte aufhältst. Und dich rasiert hast.«
Er seufzt. »Ach, Annabel, hast du wirklich nichts Besseres zu tun, als meine Morgenroutinen zu überwachen?«
»Ich fliege doch heute«, sage ich, weil er bislang kein Wort darüber verloren hat. Ich erwarte ja nicht, dass er mich zum Flughafen fährt, das wäre absurd. Aber früh aufstehen, zusammen frühstücken und ein Quickie zum Abschied wären schon nett gewesen. Stattdessen hatte Andrew die Snooze-Taste gedrückt, und ich saß allein in der Küche und knabberte an meinem Avocadotoast. »Ich bin immerhin fünf Tage weg.«
»Ach ja, deine Hen Party«, sagt er. »Wann geht’s denn los?«
»Jetzt gleich«, sage ich und checke mein Handy. »Das Taxi müsste jeden Moment hier sein.«
»Wie ich sehe, bist du startklar.« Er deutet mit einem Nicken auf den Koffer neben mir und sieht auf seine Armbanduhr. »Ich darf nicht zu spät kommen, Schatz.«
»Kein Problem.« Und das meine ich ernst. Er muss zur Arbeit, er schafft das Geld ran, auch wenn er manchmal ein echter Geizhals ist, weshalb ich nicht so oft shoppen gehen kann, wie ich gern möchte. Aber ich habe da so meine Tricks. Ich stehe auf und schlinge ihm die Arme um den Hals. »Ich werde dich vermissen.«
»Ach was, dafür wirst du vor lauter Party gar keine Zeit haben«, erwidert er und löst sich aus meiner Umarmung.
Ich tackere mir ein Lächeln ins Gesicht. »Ich liebe dich. Hey, gib mir einen Abschiedskuss.«
Er lacht. »Du bist doch in ein paar Tagen wieder da.«
Ich möchte ihn mit einem Kuss auf den Mund zum Verstummen bringen, da klingelt mein Handy, und das jähe Geräusch macht auch den leisesten Anflug von Romantik im Handumdrehen zunichte. Das muss das Taxi sein, denke ich und nehme das Gespräch an, ohne den Anrufer zu checken.
»Hallo?« Ich halte mir das Handy ans Ohr, und Andrew tätschelt mir die Schulter und geht zur Tür hinaus. Sie fällt hinter ihm ins Schloss, bevor die Person am anderen Ende der Leitung auch nur ein Wort herausgebracht hat.
»Annabel, Schätzchen, bist du’s? Nicht zu fassen, dass du tatsächlich mal drangehst, wenn ich anrufe. Du bist doch sonst immer so...
Erscheint lt. Verlag | 22.5.2024 |
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Übersetzer | Lorenz Stern |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | She Started it |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
Schlagworte | 2024 • Abrechnung • bachelorette-party • big little lies • eBooks • hen-party • Herr der Fliegen • highschool-reunion • Hochspannung • Karibik • Lucy Foley • Luxus • Mobbing • Neuerscheinung • Privatinsel • Rache • Thriller • Tropen |
ISBN-10 | 3-641-31028-8 / 3641310288 |
ISBN-13 | 978-3-641-31028-8 / 9783641310288 |
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