Trattoria Mortale - Der tote Bischof (eBook)

Ein Toskana-Krimi
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2024 | 1. Auflage
368 Seiten
Goldmann (Verlag)
978-3-641-31425-5 (ISBN)

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Trattoria Mortale - Der tote Bischof -  Luca Fontanella
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Der vierte Fall für Sergio Panda - Bella Vita, Betrug und ein toter Bischof
In der Trattoria des alten Angelo Panda gibt es nur noch ein Gesprächsthema: Angelo will Bürgermeister werden. Der Wirt will verhindern, dass halb Volterra umgebaut wird, denn das plant sein Konkurrent um die Gunst der Wähler, der Bankier Ugo Marchetti. Agente Sergio Panda, Polizist, Kellner und Angelos Sohn, sieht viel Arbeit in der Gaststube und einen Haufen Ärger in der Stadt auf sich zukommen, und er behält recht: Als in der Kirche gleich neben der Trattoria der Bischof tot aufgefunden wird, muss Sergio den Mord aufklären - mit einem Detektiv der Diözese an seiner Seite ...

»Italien, wie es leibt und lebt - ganz herrlich!« familien-welt.de

»Wer von der Toskana träumt - weil er schon oder eben noch nicht da war - und Krimis liebt, sollte unbedingt die Trattoria Mortale-Krimis von Luca Fontanella lesen.« Ruhr Nachrichten

»Mörderisches Toskana-Feeling!« Laura

»Wer einen flüssig zu lesenden Regionalkrimi mit Urlaubsflair sucht und die Toskana liebt, ist hier sehr gut bedient. Ein großartiges Lesevergnügen!« Schöner lesen (über »Trattoria Mortale - Die tote Diva«)

»Ein Krimi mit Spannungsfaktor und viel Toskanaflair.« Ruhr Nachrichten (über »Trattoria Mortale - Die tote Diva«)

»Toskana-Urlaub - Mord inklusive.« Meins (über »Trattoria Mortale - Der Tote im Palazzo«)

»Reales und Fiktives wird zu einem packenden Plot mit Unterhaltungswert verwoben ... Ein fesselndes Buch zum Mietfiebern, das gleichzeitig leichtfüßig daherkommt.« Münsterland Zeitung (über »Trattoria Mortale - Der Tote im Palazzo«)

Luca Fontanella ist das Pseudonym eines deutschen Autorenduos. Während einer Reise durch die Toskana entdeckten die Journalisten Jutta Wieloch und Dirk Husemann vor 20 Jahren das Städtchen Volterra und verliebten sich in Land und Leute. Seither kehren sie immer wieder dorthin zurück.

KAPITEL 1


An diesem Abend gab es in der Trattoria des alten Angelo Panda nur ein Gesprächsthema: Angelo sollte als Kandidat bei der Bürgermeisterwahl antreten.

»Stellt euch mal vor, er würde gewinnen!« Trommelfeuer, einer der Stammgäste in dem kleinen Lokal, machte seinem sozialistischen Kampfnamen Ehre, indem er seine Begeisterung mit der Faust auf der Tischplatte zum Ausdruck brachte. Die Fläschchen mit Kräuteressig und Olivenöl hüpften über das Holz.

»Wisst ihr, was sich in Volterra alles ändern würde, wenn Angelo Bürgermeister wäre?«, rief Zitadelle. Der mächtige Toskaner hatte sich diesen Namen auch durch seinen Körperumfang verdient. Er fixierte seine Zuhörer wie ein Zauberkünstler, der das Publikum auf die Folter spannt, bevor er das Kaninchen aus dem Zylinder zieht. »Überhaupt nichts!«

Die Männer lachten. Angelo war dafür bekannt, dass er an seinem toskanischen Städtchen alles genau so liebte, wie es war. Abgesehen von Gästen, die auf seine Kosten Witze rissen.

»Hört schon auf«, rief er mit seiner heiseren Stimme über die Theke hinweg, wo er vorgab, beschäftigt zu sein. »Ich hab ja noch gar nicht zugesagt.«

»Na klar!« Kugelblitz, der Dritte in der Runde der Stammgäste, winkte ab. »So was behaupten Politiker immer, wenn man sie fragt, ob sie Staatspräsident werden wollen.« Er schenkte allen am Tisch Rotwein aus der Karaffe nach. Die Pensionäre hüteten, in Jeans und Polohemden gekleidet, ihren Lieblingstisch nahe der Theke. Von dort hatten sie die maßgeblichen Punkte des Lokals im Blick: die Tür, wo jeder Ankommende mit dem Klingeln eines Glöckchens gemeldet wurde; die Durchreiche zur Küche, wo der Koch Matteo zubereitete Gerichte mit dem Läuten einer Kapitänsglocke verkündete; und natürlich die Gaststube, in der gerade das Telefonino des einzigen Gasts schellte, der so früh an diesem Donnerstagabend speisen wollte. Es war kurz nach sieben, um diese Zeit aßen sonst höchstens Touristen. Ugo Marchetti hielt sich den Apparat ans Ohr und sagte laut und deutlich: »Si, sí, sí, ich bin gerade im Il Gusto. Angelo Panda macht bestimmt mit. Der Wahlkampf kann weiterlaufen.« Er murmelte noch etwas, dann steckte er das Telefon ein und schob seinen Teller von sich. Ein Häuflein penne alla boscaiola, Nudeln nach Holzfällerart, lag noch darauf.

»Hast du es dir überlegt?«, fragte Marchetti, als Angelo das Pastagericht abräumte und einen missbilligenden Blick auf die Reste warf. Die Steinpilze hatte sein Schwager am Morgen im Wald gesammelt. »Bitte, Angelo. Würdest du mir diesen kleinen Gefallen erweisen?«

Der Wirt verharrte vor Marchettis Tisch. »Ich glaube nicht, dass ich der Richtige dafür bin. Bürgermeister sollen andere werden. Ich kümmere mich lieber um meine Trattoria.«

»No, no, no!« Ugo Marchetti wedelte mit der rechten Hand und stand auf. Der Bankier war ein kleiner Mann Mitte fünfzig. Seine mangelnde Körpergröße versuchte er durch Schuhe mit hohen Absätzen und Hemden mit Längsstreifen auszugleichen. Außerdem legte er stets den Kopf in den Nacken, was ihm den Spitznamen La Giraffa eingebracht hatte. »So meine ich das nicht«, sagte er. »Du sollst nicht Bürgermeister werden, sondern nur als Kandidat antreten. Wir brauchen schnell jemanden, weil mein einziger Gegner ausfällt. Du hast bestimmt gehört, dass er in Rom Tourismusbeauftragter für die Toskana wird. Und ich will jetzt nicht der Einzige sein, der zur Wahl steht. Das wäre peinlich und würde meinem Ansehen schaden. Verstehst du?«

Angelo seufzte. »Aber das ist ziemlich merkwürdig, findest du nicht? Ich soll den Leuten vorspielen, dass ich ihr Bürgermeister werden will, obwohl das gar nicht stimmt? Danach nimmt mich doch keiner mehr ernst!«

Marchettis Hände versuchten, nach Angelos knochigen Altmännerschultern zu greifen, doch der Teller zwischen ihnen störte, also fasste Marchetti nun ebenfalls an den Rand des Porzellans, das Angelo in Händen hielt. Die beiden Männer standen sich mitten im Lokal gegenüber, verbunden und zugleich voneinander getrennt durch die Überreste eines Pastagerichts. »Niemand würde etwas von deinen wirklichen Absichten erfahren. Du wärst bloß ein Name auf der Liste. Das ist alles.«

»Und wenn Angelo die Wahl gewinnt?«, meldete sich Kugelblitz im Hintergrund zu Wort.

»Das wird er nicht«, versicherte Marchetti und streckte sich, um einen Blick über Angelos Schulter auf den Sprecher zu werfen, »weil die meisten Volterraner gar nicht mitbekommen werden, dass er antritt. Angelo muss keinen Wahlkampf machen, keine Interviews geben, nichts dergleichen. Es gibt nur seinen Namen auf dem Stimmzettel. Basta!«

»Ich weiß nicht, Ugo.« Angelo ließ den Teller los, sodass Marchetti mit dem Porzellan allein dastand. »Das riecht nach schmutzigem Geschirr. Es ist Betrug am Wähler.«

»Bla, bla, bla, Betrug am Wähler!« Marchetti holte tief Luft und schien ein Stück größer zu werden. »Es ist eine Möglichkeit, unser Städtchen vor den Politikern aus Pisa, Florenz oder sogar Rom zu bewahren.« Vom Stammtisch her war ein Raunen zu hören. Jeder Volterraner, der etwas auf sich hielt, bestand auf der Selbstverwaltung der kleinen Gemeinde. Pisa, die Provinzhauptstadt, lag aus Sicht der meisten im Ausland. Florenz, die Hauptstadt der Toskana, galt als Heimat skrupelloser Krimineller. Und Rom … schon die Erwähnung des Namens ließ die drei Stammgäste so verächtlich schnaufen, dass die Schalen der Pistazien auf ihrem Tisch aufstoben.

Seit dem Frühjahr hatte Volterra keinen Bürgermeister mehr. Emilio Ragagioni war wegen einer Affäre zurückgetreten, die irgendetwas mit der Einrichtung eines Foltermuseums in der Stadt zu tun hatte. Kaum jemand kannte die genauen Hintergründe, aber alle wussten: Der Bürgermeisterposten war unbesetzt, der wuchtige Schreibtisch im historischen Rathaus verwaist. Mittlerweile war der September angebrochen, und die Geschicke Volterras wurden von Beamten aus Pisa und Florenz geleitet. Ein neuer Bürgermeister war überfällig – bis zur Kommunalwahl in eineinhalb Jahren wollte niemand warten. Doch jetzt gab es nur noch einen, der sich bereit erklärte, die Aufgabe zu übernehmen.

»Es soll auch nicht zu deinem Schaden sein, Angelo«, säuselte Marchetti. »Als Bürgermeister kann ich in Volterra eine Menge bewegen. Zum Beispiel könnte ich dafür sorgen, dass die Todesanzeigen vor deiner Trattoria endlich verschwinden.«

Das öffentliche Anschlagbrett mit den Namen der Verstorbenen aus dem Viertel hing an der Hausfassade gegenüber dem Eingang und hatte Angelos Lokal, das eigentlich Il Gusto hieß, den Namen Trattoria Mortale eingebracht.

»Wer hat gesagt, dass ich das will?«, krächzte Angelo und bedachte Marchetti mit einem stechenden Blick aus seinen hellblauen Augen.

»Und ich könnte vor dem Ristorante deiner Konkurrentin Sofia die Straße aufreißen lassen und die Baustelle dann auf unbestimmte Zeit stilllegen.« Marchettis Augenbrauen wanderten in die Höhe.

»Nichts als Worte und Versprechungen«, kommentierte der Wirt. »Bist du eigentlich sicher, dass du gewählt werden wirst? Auch ohne ernst zu nehmende Gegner bräuchtest du einen stabilen Prozentanteil der Stimmen. Oder hat sich daran etwas geändert?«

Marchetti schüttelte den Kopf. »Keineswegs. Die Stimmen sind mir sicher, denn ich werde unseren Mitmenschen ein Angebot machen, das sie nicht ausschlagen können.« Er schwieg einen Moment, fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, sein Kopf wanderte in den Nacken, dann sah er jeden der Anwesenden kurz an. »Ich schenke euch eine neue Stadt!«

»Was? Wozu soll das gut sein?«, fragte Zitadelle. »Wir haben doch schon eine.«

»Und die hat gerade erst die Goldene Sonnenblume als schönste Stadt der Toskana gewonnen«, ergänzte Kugelblitz.

Marchetti lächelte nachsichtig. »Eure Sonnenblumen wachsen auf goldenem Boden. Aber der Rest der Welt quält sich durch Energiekrisen und Klimawandel.« Er stellte den Teller mit der Pasta weg, um besser gestikulieren zu können. Jetzt war er in seinem Element. »Überall auf der Erde suchen Menschen nach umweltfreundlichen Energiequellen. Und wir können ihnen so etwas bieten.« Er stampfte mit einem Fuß auf. »Unter unseren Füßen liegt ein Schatz.«

»Oh nein!« Angelo hob beide Hände. »Nicht schon wieder Archäologen in meiner Trattoria. Die sind ja noch nicht mal mit dem Loch im Waschraum fertig, das sie im Frühjahr dort hineingerissen haben.« Die Farbe verschwand aus seinem Gesicht, und seine Haut wurde so weiß wie sein Stoppelhaar.

»Keine Sorge«, sagte Marchetti. »Es geht nicht um Archäologie. Der Schatz, von dem ich rede, liegt viel tiefer. Unter uns schlummern vermutlich gewaltige Thermalquellen, und die lassen sich für geothermische Kraftwerke nutzen.«

»So wie in Larderello?«, fragte Angelo und deutete mit ausgestrecktem Arm in die Richtung, in der der etwa dreißig Kilometer entfernte Ort lag.

»Genau. Larderello ist seit der Entdeckung seiner unterirdischen Felsspeicher ein Vorzeigeobjekt für alternative Energiegewinnung.« Marchettis Stimme wurde leiser. »Ich habe Hinweise bekommen, nach denen es solche Speicher auch unter Volterra geben könnte. Heißes Wasser und Dampf für Jahrhunderte. Stellt euch das vor! Wir wären nicht nur unabhängig von den Energieriesen in Rom, sondern wir könnten sogar selbst Energie verkaufen. Grüner Strom für ganz Italien! Aus Volterra!« Er umarmte die Luft.

»Du willst, dass unser Städtchen zu einem zweiten Larderello wird?« Angelo betonte jede Silbe.

»Wer würde das nicht wollen?«,...

Erscheint lt. Verlag 19.6.2024
Reihe/Serie Trattoria Mortale
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 2024 • Baulöwe • bella vita • Cozy Crime • Dolce Vita • eBooks • Ermittlerduo • gastro-krimi • Italien • Italienurlaub • Krimi • Kriminalromane • Krimis • Mord • Neuerscheinung • spannend • Toskana • Urlaubsbuch • Urlaubskrimi • Urlaubslektüre • Wahlkampf
ISBN-10 3-641-31425-9 / 3641314259
ISBN-13 978-3-641-31425-5 / 9783641314255
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