Die ehrenhafte Mrs Hale -  Carolyn Miller

Die ehrenhafte Mrs Hale (eBook)

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2024 | 1. Auflage
368 Seiten
SCM Hänssler im SCM-Verlag
978-3-7751-7633-0 (ISBN)
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Anfang 19. Jahrhundert in Gretna Green, Südschottland. Julia und Thomas sind bis über beide Ohren verliebt, reißen Hals über Kopf aus und heiraten heimlich gegen den Willen ihrer Familien. Nur kurze Zeit später ist Julia allein - und hat keine Ahnung, wo ihr frischangetrauter Ehemann inzwischen steckt und ob er jemals zu ihr zurückkommen wird. Als alles Ersparte aufgebraucht ist, bleibt ihr keine Wahl: Sie muss zu ihrer Familie nach London zurückkehren und hoffen, dass sie ihr vergeben werden. Besonders jetzt, da sie ein Baby hat. In welche dunklen Machenschaften ist Thomas verstrickt? Wird er den Weg zu ihr zurückfinden - und werden sie sich wieder lieben und vergeben können?

Carolyn Miller lebt in New South Wales in Australien. Sie ist verheiratet, hat vier Kinder und liebt es, zu lesen und Bücher zu schreiben. Ihre Romane handeln von Vergebung, Liebe und anderen Herausforderungen. Millers Lieblingsautorin ist natürlich Jane Austen. www.carolynmillerauthor.com

Carolyn Miller lebt in New South Wales in Australien. Sie ist verheiratet, hat vier Kinder und liebt es, zu lesen und Bücher zu schreiben. Ihre Romane handeln von Vergebung, Liebe und anderen Herausforderungen. Millers Lieblingsautorin ist natürlich Jane Austen. www.carolynmillerauthor.com

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Kapitel 2


Mit schwerem Atem stolperte Julia unsicher durch die Dunkelheit. Der Mann, an dem sie vorüberging, grinste sie lüstern an und zeigte dabei seine Zähne auf eine Art, die ihre Angst ins Unermessliche steigen ließ. Wie hatte sie nur denken können, ihr Plan sei eine gute Idee? Den Blick fest auf den Boden geheftet, ging sie an ihm vorbei zur Treppe. Die Frau hatte gesagt, ihr Zimmer liege oben. Schritt um knarrenden Schritt stieg sie hinauf. Der Flur oben war dämmerig, und im flackernden Licht der Kerze in ihrer Hand blickte sie zu der mit Spinnweben überzogenen Decke hoch. Sie fühlte sich wie in einer Szene aus dem Roman Das Schloss von Otranto. Ihr Herz hämmerte, als sie das kostbare Bündel fester an ihre Brust drückte. Ein Wimmern drang heraus, und sie zwang sich zu einem lauten »Schschsch«! Das Geräusch klang in der unnatürlichen Stille wie eine Explosion. Sie zählte die Türen: eins, zwei, drei, bis sie vor ihrem Zimmer stand. Vorsichtig legte sie sich das Bündel zwischen Kinn und Schulter, nahm die Kerze in die linke Hand, griff nach dem Türknauf, öffnete die Tür und trat ins Zimmer.

»Was woll’n Se hier?«, knurrte eine Stimme. Eine Gestalt setzte sich im Bett auf.

Sie hatte das falsche Zimmer erwischt!

Hastig murmelte sie eine Entschuldigung, zog sich zurück und drehte sich zu dem richtigen vierten Zimmer auf der rechten Seite um. Leise schloss sie die Tür hinter sich. Hoffentlich hielt der Mann sie nicht für ein leichtes Mädchen und folgte ihr! Leider konnte sie ihre Tür nicht abschließen.

Vorsichtig legte sie ihre Last auf das durchgelegene Bett und schob einen wackligen Stuhl, das einzige andere Möbelstück im Raum, vor die Tür. Dort stand noch der kleine Koffer mit ihren wenigen Besitztümern; sie stellte ihn auf den Stuhl. So würde sie einen Eindringling wenigstens hören, auch wenn der wacklige Stuhl ihn nicht lange in Schach halten konnte.

Leise seufzte sie vor Erschöpfung und setzte sich neben das Kind. Ihre Schultern sackten nach vorn. Sie brauchte so dringend ein wenig Ruhe! Sie hätte eine ganze Woche schlafen mögen, doch ihr Verantwortungsbewusstsein ließ es nicht zu. Rasch zog sie den Kleinen aus. Bestimmt hatte er sich beschmutzt und würde bald aufwachen, wenn er nicht gesäubert und frisch gewickelt wurde. Außerdem durfte sie nicht zulassen, dass der Ausschlag auf dem kleinen Körper noch schlimmer wurde. Sie rappelte sich wieder hoch und untersuchte misstrauisch den Wasserkrug. Das Wasser war bestimmt nicht frisch, doch es musste genügen. Sie schleppte sich ein weiteres Mal zu ihrem Koffer und nahm das letzte Stück Leinen heraus. Tränen traten ihr in die Augen, als sie sich zum hundertsten Mal wünschte, dass sie mehr mitgenommen hätte. Der Wechsel der vollen Windel weckte das Baby auf, es fing an, leise zu weinen. Armes Ding! Sie drückte ihn an ihre Brust, das hungrige Greinen zerrte an ihren Nerven.

»Es tut mir so leid, dass ich dir nicht helfen kann«, flüsterte sie. Sie konnte ihm nicht geben, was er brauchte.

Als sie das Gefühl hatte, dass ihre Arme jeden Moment brechen würden, ging das Weinen des Kindes in ein erschöpftes Wimmern über, dann verstummte es. Vorsichtig zog sie dem Baby eine frische Windel an und legte es wieder aufs Bett.

Sie wollte nur noch schlafen, doch der Ausschlag würde nie abheilen, wenn sie die schmutzige Windel nicht gleich auswusch. Sie betrachtete den verschlissenen Lumpen neben der Emailleschüssel, der anscheinend nach dem Putzen hier liegen gelassen worden war, und wusch sich rasch das Gesicht. Als sie den Schmutz der letzten zwei Tage von ihrem Gesicht gewaschen hatte, fühlte sie sich geradezu erfrischt – jedenfalls für den Moment. Kein Wunder, dass die Leute unten sie so misstrauisch gemustert hatten.

Sie wusch die schmutzige Windel, so gut es ging, und legte sie vor den Kamin. Dann schürte sie das bisschen Glut so weit, dass die Windel trocknen und das Zimmer ein wenig wärmer werden konnte. Im Moment bildete ihre Atemluft noch kleine weiße Wölkchen vor ihrem Mund. Von unten hörte sie einen Schrei, gefolgt von heiserem Lachen. Ein unheimliches Pfeifen drang durch die Fensterrahmen, was sich anhörte wie ein geisterhaftes Stöhnen. War sie hier sicher? Sie schüttelte den Kopf, wie um ihre lächerlichen Gedanken loszuwerden. Dann schlüpfte sie zwischen die hauchdünnen Laken und zog sie hoch bis an ihr Kinn, wobei sie sorgfältig darauf achtete, dass das Baby nicht ganz zugedeckt war. Sie blies die Kerze aus und schloss die Augen.

Die Dunkelheit zog sich um sie zusammen, legte sich wie eine schwere Decke über sie, drang in sie ein, lockte sie in den Schlaf …

Ein Geräusch wie von winzigen, trippelnden Füßen war zu hören. Sie schauderte. Gott, lass es bitte keine Mäuse sein. Dann ein Stolpern, schwere Schritte auf dem Flur. Ihr Herz hämmerte. Sie hörte ein betrunkenes Murmeln, wie sie es schon so oft gehört hatte – etwas, das, wie sie wusste, zu bösen Dingen führte, Dingen, mit denen ein wohlerzogenes junges Mädchen niemals in Berührung kommen durfte. Sie schloss wieder die Augen und betete, dass der Betrunkene an ihrem Zimmer vorbeigehen würde. Gott, beschütze mich …

Ein schwaches Geräusch drang in ihr Bewusstsein. Das Geräusch von Vorhängen, die aufgezogen wurden. Licht fiel ins Zimmer. Jemand ging herum …

»Wer ist da?« Julia setzte sich auf und blinzelte. Oh!«

Ein Dienstmädchen in einem dunkelblauen Kleid mit weißer Schürze und Haube knickste. »Verzeihung, Miss. Lady Carmichael schickt mich, ich soll nachschauen, wie es Ihnen geht.«

Lady Carmichael? Julia legte eine Hand an ihren Kopf. Wer …? Wo …? Hatte sie geträumt? Oder träumte sie jetzt?

»Sie sind sehr in Sorge Ihretwegen, weil Sie so lange geschlafen haben.«

»Wie lange …?«, fragte sie heiser.

Das Mädchen reichte ihr ein Glas Wasser. »Schon fast zwei Tage, Miss.«

»Zwei Tage?«

Das Mädchen nickte. »Ihre Ladyschaft hat sich wirklich Sorgen gemacht.«

Julia trank das Wasser und genoss, wie die süße Frische ihre Kehle herunterrann. Oh, sie könnte eimerweise Wasser trinken, ihr Durst schien unstillbar.

Das Mädchen stellte das leere Glas auf den kleinen Tisch neben dem Bett, dann deutete sie auf die Tür. »Soll ich etwas zu essen heraufschicken lassen?«

»Ich bin nicht …« Ihr Magen knurrte und strafte ihre Worte Lügen. »Ja, bitte.«

»Gern, Miss.« Das Mädchen knickste und verschwand, sie war fort, bevor Julia die falsche Anrede korrigieren konnte.

Sie setzte sich auf und sah sich im Zimmer um. Es war ein Schlafzimmer mit zartgrünen und cremefarbenen Wänden. Seidene Vorhänge rahmten ein Fenster, das, wie sie vermutete, auf die Stallungen hinausging. Ihre Farbe passte genau zum Besatz des Betthimmels und der Bettdecke. Sie strich über den Spitzeneinsatz des Kopfkissenbezugs. Es war an nichts gespart worden, um dieses Zimmer so schön und komfortabel wie möglich zu gestalten. Sie hob die Bettdecke hoch und spähte darunter. Das zerrissene, schmutzige Kleid, in dem sie viel zu viele Tage und Nächte verbracht hatte, war fort. Sie erinnerte sich verschwommen an ein heißes Bad und eine Mahlzeit. Aber warum konnte sie sich nicht an diese Lady Carmichael erinnern? Da war etwas, doch es ließ sich nicht fassen und wurde auch sogleich wieder unter einer nebligen Welle von Müdigkeit begraben. Sie gähnte laut.

Mitten in ihrem Gähnen öffnete sich die Tür. Das Mädchen kam herein, gefolgt von …

»Du bist es wahrhaftig!«

»Liebe Julia. Endlich bist du zurück im Land der Lebenden.« Die elegant gekleidete blonde Frau lächelte. »Ich hatte mich schon gefragt, ob du dich noch an mich erinnerst. Wir sind uns meines Wissens nur wenige Male begegnet.«

»Ich … n-natürlich«, stotterte Julia. Auch wenn die kühle junge Dame in ihrer Erinnerung nur wenig mit der eleganten Lady zu tun hatte, die jetzt vor ihr stand.

»Es ist bereits über achtzehn Monate her, ich mache dir also keine Vorwürfe, wenn du es vergessen hast. Außerdem war ich damals noch ein Schulmädchen, und nichts lag mir ferner als der Gedanke, dass ich jemals mit Lord Carmichael verheiratet sein könnte.« Sie ließ sich auf einen mit Samt bezogenen Stuhl sinken. »Ich freue mich so, dass du wach bist. Wir haben schon angefangen, uns Sorgen zu machen, weil du so lange geschlafen hast.«

Die Tür ging erneut auf. Ein anderes Mädchen kam herein und trug ein Tablett, das sie vorsichtig vor Julia aufs Bett stellte. Getoastetes Brot, Erdbeermarmelade, Butter, Eier und – das Beste – eine Kanne mit dampfend heißem Tee. Das Mädchen schenkte ihr Tee ein und zog sich in eine Ecke zurück. Julia betrachtete das Essen; ihr lief das Wasser im Mund zusammen, ihr Magen hörte gar nicht mehr auf zu knurren. Doch jetzt fielen ihr die guten Manieren wieder ein, mit denen sie aufgewachsen war, und die sie daran hinderten, einfach mit dem Essen anzufangen.

Lady Carmichael deutete auf den Teller. »Bitte, tu dir meinetwegen keinen Zwang an! Du musst jetzt unbedingt etwas essen.«

Julia sah sie an, und auf ein aufforderndes Nicken hin fing sie an zu essen. Doch schon nach wenigen Minuten bekam sie Magenkrämpfe. Es tat so weh, dass sie Mühe hatte, ein Stöhnen zu unterdrücken. Es war lange her, dass sie etwas Richtiges gegessen hatte, kein Wunder, dass ihr Körper protestierte.

»Anna bleibt hier, sie hilft dir, etwas zum Anziehen herauszusuchen.« Lady Carmichael deutete auf das Mädchen, das wieder knickste. »Leider mussten wir dein Kleid verbrennen, und deine genauen Maße kennen wir noch nicht. Aber keine Angst, wir werden eine...

Erscheint lt. Verlag 1.2.2024
Reihe/Serie Regency Romantik
Übersetzer Susanne Naumann
Verlagsort Holzgerlingen
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte heimliche Hochzeit • Hochzeit • Jane Austen • Liebe • London • Mission • Regency-Ära • Schottland • Schwangerschaft • Verlassen
ISBN-10 3-7751-7633-0 / 3775176330
ISBN-13 978-3-7751-7633-0 / 9783775176330
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