Das Erbe der Hofdame -  ELIZABETH CHADWICK

Das Erbe der Hofdame (eBook)

Historischer Roman
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
640 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-31500-9 (ISBN)
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Historischer Schmökerstoff vom Feinsten!
England, 1238. Die junge Joanna wächst behütet am Hof von König Heinrich III. auf, als Hofdame der Königin. Eines Tages bekommt sie eine Nachricht, die alles verändert: Gänzlich unerwartet wird sie zur Erbin von Ländereien und Besitztümern. Damit steht sie als eine vielversprechende Kandidatin auf dem Heiratsmarkt da. Der König, dem sie sehr am Herzen liegt, bemüht sich einen guten Ehemann für sie auszusuchen. Die Wahl fällt auf William de Valence, seinen jüngsten Halbbruder. Während Joanna und William versuchen, sich ein gemeinsames Leben aufzubauen, versinkt England im Bürgerkrieg. William ist gezwungen zu fliehen, und Joanna bleiben nur ihr Verstand und ihr Mut, um die Feinde zu überlisten ...
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Elizabeth Chadwick lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen in Nottingham. Sie hat inzwischen über 20 historische Romane geschrieben, die allesamt im Mittelalter spielen. Vieles von ihrem Wissen über diese Epoche resultiert aus ihren Recherchen als Mitglied von »Regia Anglorum«, einem Verein, der das Leben und Wirken der Menschen im frühen Mittelalter nachspielt und so Geschichte lebendig werden lässt. Elizabeth Chadwick wurde mit dem Betty Trask Award ausgezeichnet, und ihre Romane gelangen immer wieder auf die Auswahlliste des Romantic Novelists' Award.

1


Königlicher Palast von Woodstock, Oxfordshire
September 1238

Joanna erwachte im Dunkeln in dem weichen Federbett, das sie mit ihrer Kinderfrau teilte, und rang nach Luft, als sie aus dem Würgegriff ihres Traums auftauchte. Neben ihr verankerte Mabels vertrautes warmes Gewicht, das in die Matratze einsank, sie mit der tröstlichen, beseligenden Reali­tät. Im körnigen Licht der Nachtkerze waren die Umrisse der schlafenden Kammerfrauen der Königin wie ­Hügel vor der inneren Kammer zu erkennen, in der der König mit seiner Frau schlief.

Der Traum verblasste bereits, aber er hatte von ihrem Heim in Swanscombe und ihrer Mutter gehandelt – wie alle ihre Träume. Sie rollte sich auf den Rücken und blickte zu den gemalten goldenen Sternen an der Kammerdecke hoch, die im schwachen Flackern der Kerze schimmerten. Sechs Monate waren vergangen, seit sie an ihrem achten Geburtstag am Hof eingetroffen war, um im Haushalt der jungen Königin aufzuwachsen und ausgebildet zu werden. Fast ohne sich noch einmal umzudrehen, hatte ihr Vater sie dort zurückgelassen und war zu seiner neuen Frau und seinem Kind nach Hause zurückgekehrt.

Joanna erinnerte sich lebhaft daran, wie sie in dem Wissen, dass ihre Mutter in ihr Leichentuch gehüllt nur Inches entfernt und doch unerreichbar unter dem Stein lag, die kalte Grabplatte berührt hatte. Das Ehegelübde besagte, dass kein Mensch ein Paar trennen sollte, das Gott zusammengefügt hatte, aber Gott selbst hatte das Band zwischen ihren Eltern durchtrennt, und eine neue Frau hatte den Platz ihrer Mutter eingenommen und einen Sohn geboren. Die Vergangenheit, sie selbst miteingeschlossen, war als von nur geringer Bedeutung beiseite gewischt worden – eine Bemühung, die sich als vergeblich erwiesen hatte. Ihr Vater sagte, ein Platz im königlichen Haushalt wäre eine große Ehre und eine fantastische Möglichkeit für eine Tochter, die über bessere Verbindungen als Aussichten auf Wohlstand verfügte, aber Joanna wusste, dass der wahre Grund war, dass weder ihr Vater noch ihre Stiefmutter sie in Swanscombe in ihrer unmittelbaren Nähe dulden wollten.

Durstig kroch sie aus dem Bett und schlich auf Zehenspitzen gewandt und barfuß zwischen den Schlafenden hindurch zu dem Krug mit Quellwasser, der auf dem Büfett stand. Dame Willelmas flauschiger weißer Schoßhund Sausagez hob den Kopf, um sie zu beobachten, und rollte sich dann, die Nase unter den Schwanz geschoben, wieder in seinem gepolsterten Körbchen zusammen.

Hinter der geschlossenen Tür der inneren Kammer hörte Joanna Königin Alienors helle Stimme und dann die grollende Antwort des Königs, die mit einem kehligen Kichern endete. Seit ihrer Ankunft in Woodstock hatte er seine junge Frau fast jede Nacht besucht, und Joanna hatte ihre anfängliche Scheu verloren und sich an seine Anwesenheit ­gewöhnt. Ihre Lehrerin Dame Cecily sagte, es wäre nun, da sie alt genug war, die Pflicht der Königin, Kinder zu gebären, und die Pflicht des Königs, diese zu zeugen.

Joanna mochte den König. Seine Haut roch nach Rosen und Weihrauch. Manchmal strich er ihr über den Kopf und fragte sie mit einem freundlichen Lächeln nach ihren Fortschritten im Unterricht. Er machte der Königin aufmerksame kleine Geschenke und betete sie eindeutig an. Für Joanna war das etwas Magisches – ein Mann, der seine Frau liebte und ihr den Hof machte.

Als sie ihr Wasser trank, bemerkte Joanna, dass die äußere Tür einen Spalt offen stand und Licht dahinter schimmerte, was hieß, dass Madam Biset wieder in ihre Gebete versunken war. Vielleicht würde sie auch gerne etwas trinken. Joanna füllte sorgsam einen frischen Becher, schlüpfte in das Vestibül und näherte sich Madam Biset, die vor einem kleinen Tisch kniete und vor einer Statuette der Jungfrau Maria ihre Rosenkranzperlen zählte. Joannas Ankunft verdunkelte die Kerzenflamme, und Madam Biset blickte mit zwei dünnen vertikalen Furchen zwischen den Augenbrauen auf.

»Kind, was tust du mitten in der Nacht außerhalb deines Bettes?«

Joanna knickste und hielt ihr den Becher hin. »Ich bin aufgewacht, und ich hatte Durst, Madam. Ich wusste, dass Ihr betet, und da dachte ich an Euch.«

Die gerunzelte Stirn entspannte sich. »Gesegnet seist du für deine Freundlichkeit, Kind.« Madam Biset nahm den Becher entgegen. »Die Königin hat mich gebeten, für ihre Fruchtbarkeit zu beten, damit sie heute Nacht vielleicht einen Erben für England empfängt. Komm, du kannst ein Gebet mit mir sprechen.« Sie klopfte auf den zusammengefalteten Umhang neben sich.

Joanna kniete sich gehorsam auf den Stoff, faltete die Hände und heftete den Blick auf die exquisite kleine Statue. Das Gewand der Jungfrau war blau, und sie trug eine zierliche goldene Krone. Das Jesuskind lag mit einem zur Welt ausgestreckten Arm auf ihrem Schoß. Die Königin war so bestrebt, dem König einen Sohn zu gebären. Erst an diesem Morgen hatte sie eine Abhandlung über Empfängnis der medizinischen Schule von Salerno zu Rat gezogen, und heute Abend hatte Joanna geholfen, die Wanne mit speziellen Kräutern und Rosenwasser vorzubereiten, in der die Königin gebadet hatte, bevor sie sich mit ihrem Lord in ihr Bett zurückgezogen hatte.

Madam Biset beschwor die Jungfrau, der Königin in dieser Angelegenheit Gnade und Unterstützung zu gewähren, zählte bei jeder Bitte eine Perle ab, hielt aber plötzlich mitten in der Bewegung inne, als wütende Rufe erschollen, gefolgt von mehrmaligem lautem Krachen, das klang, als würden Möbel zertrümmert.

Eine trunkene Stimme brüllte: »Wo ist er? Wo ist der Mann, der meine Krone gestohlen hat? Wo ist der Lügner, der sich selbst König nennt? Ich werde ihm sein noch schlagendes Herz aus dem Leib schneiden und es an die Krähen verfüttern!«

Ein Mann torkelte aus der Dunkelheit auf Joanna und Madam Biset zu. Seine Kleider waren fleckig und unordentlich, ein Bein seiner Hose ringelte sich um seine Wade und entblößte einen behaarten Schenkel. Er schwang ein langes Messer durch die Luft und stach wild auf einen unsichtbaren Gegner ein.

Joanna schrie und packte Madam Bisets Arm.

»Du, Frau, wo ist der König?« Er bleckte die Zähne, und Joanna schlug der Gestank von saurem Wein und Erbrochenem aus seinem offenen Mund entgegen.

Madam Biset, jetzt auf den Füßen, deutete auf die kleine Kammer, die von den Sekretären genutzt wurde. »Dort drinnen«, sagte sie. »Er ist vor einem Moment hineingegangen.«

Der Mann drehte sich um und stolperte mit gezücktem Messer auf den Raum zu.

Madam Biset zerrte Joanna in die Schlafkammer, schlug die Tür zu und schob mit voller Wucht den Riegel vor. »Geh zu Cecily«, befahl sie. »Ich werde den König wecken.«

Die Frauen regten sich, erschreckt aus dem Schlaf gerissen, mit geweiteten Augen und alarmiert. Mistress ­Roberga beeilte sich, mehr Licht zu bringen. Joanna rannte zu ihrem Bett, wo ihre Kinderfrau Mabel nach ihren Kleidern tastete. Dame Cecily war bereits angekleidet und befestigte einen Schleier über ihrem langen grauen Zopf. Sausagez raste durch den Raum, bellte aus vollem Hals und attackierte blindlings die Knöchel der Frauen.

»Draußen ist ein Mann mit einem großen Messer!« Joan­nas Stimme zitterte. »Er …, er sagte, er würde dem König das Herz herausschneiden. Ich habe Madam Biset etwas zu trinken gebracht, und er kam aus dem Dunkeln auf uns zu …« Sie erschauerte, als sie sich an das Blitzen der in die Luft stechenden Klinge erinnerte, an den offenen, stinkenden Mund.

Cecily nahm Joannas Umhang vom Fußende des Bettes und schlang ihn um ihre bebenden Schultern. »Nur ein Mann?«

Joanna nickte. »Er s…sagte, der König hätte seine Krone gestohlen.« Sie zuckte vor Schreck zusammen, als draußen vor der Tür weitere wüste Geräusche ertönten – Rufe, Flüche und Schläge.

Cecily drückte tröstend Joannas Schulter und schob sich schützend vor sie. Dame Willelma war es gelungen, ihren Hund zu packen und unter ihren Arm zu klemmen, wo er weiterhin heftig um sich schnappte und kläffte.

Vor der verrammelten Tür fluchte jemand gotteslästerlich. »Der König wird sterben! Der König wird st…« Das letzte Wort endete mit einem Hieb, einem wilden Schrei und dann einem dumpfen Krachen. Mit geweiteten Augen schmiegte Joanna sich an Cecily.

Hinter ihnen flog die Tür der inneren Kammer auf, und der König kam mit totenblassem Gesicht heraus. Mit der rechten Hand umklammerte er ein Schwert. Er hatte sich einen Umhang über sein Unterhemd geworfen, und seine Beine waren nackt.

Draußen hämmerte eine Hand gegen die Tür, und Joanna schrak zusammen. »Sire, Madam, ich bin es, Gilbert Marshal – wir haben den Schurken festgenommen.«

Der König machte ein Zeichen, und die Frauen zogen den Riegel weg, um Joannas Onkel Gilbert Marshal, Earl of Pembroke, einzulassen, einen breitschultrigen Mann mit dichten Brauen und wachsamen dunklen Augen. Er und Henry waren gleich groß, aber der Earl wirkte größer, weil er so breit gebaut war.

»Sire«, sagte er, wobei er sich verneigte, »wir haben den Eindringling, der Euch Böses wollte, überwältigt und ent­waff­net. Er wartet darauf, dass Ihr ihn verhört.«

Henry nickte steif. »Wie ist er hereingekommen?«

»Durch Euer Kammerfenster geklettert, Sire – das glaube ich zumindest.« Der Earl fuhr sich mit einer Hand durch sein schütter werdendes Haar. »Ich wollte gerade zu Bett gehen, als ich einen Tumult hörte, und habe die Wächter alarmiert. Wenn Ihr nicht die Königin besucht hättet …« Er ließ das, was er nicht sagte, für sich sprechen.

Henry stieß vernehmlich den Atem aus. »Lasst den Rest...

Erscheint lt. Verlag 17.7.2024
Übersetzer Nina Bader
Sprache deutsch
Original-Titel A Marriage of Lions
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte 13. Jahrhundert • 2024 • Adel • Das Herz des Feindes • Die irische Prinzessin • eBooks • England/Großbritannien • Erbe • Exil • Familie • Heirat • Historischer Liebesroman • Historische Romane • Historischer Roman • König • Krieg • Leben am Hof • Liebe • Mittelalter Romane • Neuerscheinung • neuerscheinung 2024 • Politik • Rebecca Gablé • Ritter • romancebooks • Sabine Ebert • Starke Frau • Wahre Begebenheit • William Marshall
ISBN-10 3-641-31500-X / 364131500X
ISBN-13 978-3-641-31500-9 / 9783641315009
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