Thornfate Castle -  Bea Barinski

Thornfate Castle (eBook)

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
330 Seiten
neobooks Self-Publishing (Verlag)
978-3-7565-6851-2 (ISBN)
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Sophie, eine junge Berliner Marketingassistentin, leidet seit ihrer Kindheit an Wahnvorstellungen, die sie anfangs eher als Gabe denn als Krankheit ansieht. Ihr behandelnder Psychotherapeut rät ihr zu einer Auszeit in Schottland, wo sie auf Thornfate Castle ihre vermeintlich wahre Liebe kennenlernt. Doch sind die leidenschaftlichen Begegnungen real? Sophie gerät zunehmend in einen Strudel aus Erinnerungen an eine vergangene Zeit und tödlich endenden Ereignissen. Wird die Suche nach der Wahrheit und ihrem wirklichen Selbst am Ende ihr eigenes Leben kosten?

Bea Barinski lebt mit ihrer Familie und einer wechselnden Anzahl an Hausspinnen in Berlin und liebt es zu reisen. Die besten Ideen kommen ihr nachts vor dem Einschlafen.

Bea Barinski lebt mit ihrer Familie und einer wechselnden Anzahl an Hausspinnen in Berlin und liebt es zu reisen. Die besten Ideen kommen ihr nachts vor dem Einschlafen.

 

Kapitel 3

 

 

Den gut gemeinten Rat des Therapeuten im Ohr saß Sophie kurze Zeit später in der Straßenbahn auf dem Weg nach Hause. Es war schon dunkel, und sie war so in Gedanken vertieft, dass sie ihre Station verpasste. Also stieg sie eine Station später, am Friedhof, aus. Der Wind blies ihr unbarmherzig kalt ins Gesicht, sodass sie ihren Schal bis über die Nase zog.

Sie hatte nun die Wahl: Entweder sie ging an der Hauptstraße die Station zurück, oder sie lief quer über den Friedhof, was bedeutend kürzer war. Spät abends oder nachts allein über den Friedhof zu laufen, erzeugte in ihr immer ein unheimliches Gefühl. Doch irgendetwas zog sie heute in Richtung Friedhof.

 

Während sie den schwach beleuchteten Weg über den Friedhof entlanglief, summte sie ganz leise ein Lied vor sich hin, um sich von ihrer Angst abzulenken. Der Weg war uneben, denn einige Baumwurzeln hatten sich ihren Weg durch das Gestein gebahnt. Links und rechts standen Grabsteine. Sophie versuchte im schnellen Vorbeigehen einen Blick auf die Daten der Verstorbenen zu erhaschen und auszurechnen, wie alt die Menschen geworden waren.

Da gab es eine Herta Wiedemann, die sechsundachtzig Jahre alt und einen Lukas Bernstein, der nur vierundzwanzig Jahre alt geworden war. „Wie ungerecht die Welt doch war. Warum manche Menschen schon so jung sterben müssen. Wenn es ein Leben nach dem Tod gäbe, wäre es wenigstens nicht ganz so unfair“, dachte Sophie, während sie den Weg weiter entlanglief.

 

Auf einmal entdeckte sie eine Gestalt, die ihr entgegenkam. Es war offenbar ein großer, kräftiger Mann, der immer näherkam. Soweit sie blicken konnte, sah sie keine andere Person.

Ihr Herz begann schneller zu schlagen, ihr Magen krampfte, und ihr war mehr als mulmig zumute. Tausend Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Was sollte sie tun? Den Weg zurücklaufen? Das war zu weit. Selbst wenn sie rannte, wäre sie wahrscheinlich nicht schneller als dieser Mann. Sollte sie schreien? Vermutlich würde sie niemand hören. Sie hatte auch keine Waffe dabei. Und die Abwehrtricks aus dem Selbstverteidigungskurs vom vorletzten Jahr hatte sie schon längst wieder vergessen.

 

Sophie bremste ihre Geschwindigkeit ein wenig, um Zeit zu gewinnen. Die dunkle Gestalt näherte sich immer mehr. Ihr Puls schlug ihr bis zum Hals, und ihre Anspannung war zum Bersten groß.

Sophie beschloss, schneller zu laufen und so selbstbewusst wie möglich an dem Mann vorbeizugehen. Sie hatte jetzt sowieso keine andere Wahl mehr. Die Umrisse des Mannes wurden immer größer und deutlicher. Sophie spürte Schweiß unter ihren Achseln.

 

Plötzlich stieß sie mit ihrem Fuß gegen eine Wurzel und stolperte. Es war so ein Moment, der wie in Zeitlupe abläuft. Man denkt, dass noch genug Zeit zum Reagieren und Abfangen ist, aber man schafft es einfach nicht. Sophie konnte nichts dagegen tun. Sie fiel mit ihren Knien auf eine Baumwurzel. Nach einer kurzen Schrecksekunde blickte sie nach oben. Der Mann stand nun direkt vor ihr.

„Jetzt bin ich geliefert“, dachte sie.

Der Mann streckte seine Hand aus und fragte: „Ist ihnen etwas passiert? Kann ich ihnen aufhelfen?“

Sophie erwiderte erleichtert: „Nein, danke. Es geht schon.“ Schnell rappelte sie sich wieder auf.

„Ist wirklich alles in Ordnung bei ihnen?“

„Ja, vielen Dank. Es geht mir gut.“

„Okay.“ Der Mann ging weiter, und Sophie spürte erst jetzt, nachdem die innere Anspannung nachgelassen hatte, einen brennenden Schmerz an ihrem rechten Knie.

 

„Liebes!“, raunte plötzlich eine männliche Stimme. „Wann kommst du zu mir?“ Sophie drehte sich erschrocken um. Der Mann war schon weitergegangen. Hatte er dies gesagt? Nein, das konnte nicht sein. Er war schon zu weit weg, oder nicht? Ängstlich ließ sie ihren Blick über den Friedhof schweifen, sah aber niemanden. Sophie war völlig durcheinander und wollte nur noch so schnell wie möglich weg von hier. Sie nahm sich vor, zu Hause gleich wieder ihre Medikamente einzunehmen. Vielleicht war das eben nur eine Halluzination gewesen?

 

Zu Hause angekommen, sah Sophie als Erstes den blinkenden Anrufbeantworter. Nach kurzer Überlegung drückte sie die Play-Taste. Sie konnte sich schon denken, wer sie wieder angerufen hatte. Sicher ihre Mutter. Sie liebte ihre Mutter, aber manchmal fühlte sie sich erdrückt von ihr.

 

Während sie sich mit einem Zopfgummi aus der Hosentasche einen Zopf aus ihren schulterlangen, mittelblonden Haaren machte, hörte sie zu.

„Sophie“, tönte die fröhliche Stimme einer Frau mittleren Alters, die gerade parallel mit Töpfen zu klappern schien.

„Du bist wieder nicht da.“ Der Unterton klang etwas vorwurfsvoll, worüber Sophie die Stirn runzelte.

„Naja, vielleicht kannst du mich ja mal zurückrufen, wenn du wieder zu Hause bist. Ich mache mir Sorgen, Sophie. Nimmst du denn auch regelmäßig deine Medikamente?“

Sophie rollte mit den Augen, und in Gedanken sagte sie nur „bla, bla, bla“. Es nervte Sophie, wenn ihre Mutter ständig wissen wollte, wie es ihr ging, ob sie ihre Medikamente nahm, und so weiter.

Sie beschloss, ihre Mutter heute nicht mehr zurückzurufen, denn sie wollte sich nicht permanent ein schlechtes Gewissen einreden lassen. Außerdem fühlte sich Sophie müde und erschöpft und wollte nur noch schlafen. Zu allem Übel war da auch noch ihr schmerzendes Knie.

Im Bad untersuchte sie es erst einmal. Es war zwar nur eine kleine Schürfwunde, aber die brannte höllisch. Sophie überlegte, wo sie etwas zum Desinfizieren hatte. Da sie nichts fand, holte sie sich hochprozentigen Alkohol, den sie sonst für Mix-Getränke nahm, wenn Gäste kamen, und tupfte damit die Stelle ab. Es brannte sehr stark, und sie musste einen lauten Aufschrei unterdrücken.

Sophie biss die Zähne zusammen und dachte an die vielen Male, die sie mit einer Schürfwunde an Knie, Ellenbogen oder sonst wo nach Hause gekommen war, weil sie mit Anna Pferdchen gespielt oder mit ihrem Freund Simon zu schnell mit dem Rad um die Kurve gefahren war. Aber zum Trost gab es nach dem Verarzten von ihrer Mutter meist Sophies Lieblingsessen und von ihrem Vater ein vorgelesenes Märchen aus ihrem Lieblingsbuch.

Durch ihre Gedanken an früher spürte sie den Schmerz nicht mehr so stark. Nachdem sie ein Pflaster draufgeklebt, ihre Tabletten genommen und Zähne geputzt hatte, legte sie sich in ihr kuscheliges Bett und schlief sofort ein.

Der nächste Tag begann so chaotisch wie üblich, da sie, wie so oft, bei ihrem Wecker mehrmals die Schlummertaste drückte und nochmals einschlief, bevor sie dann erschrocken aufsprang und alles im Schnelldurchgang erledigen musste: sich waschen, anziehen, einen kleinen Schluck trinken. Heute reichte die Zeit noch nicht einmal mehr, um sich einen Snack einzupacken.

„Die Alte bringt mich um“, dachte Sophie bei sich, als sie mit spürbarem Herzklopfen die Tür zuzog und zur Arbeit fuhr. Mit der Alten war Sophies Chefin der Werbeagentur gemeint, die sie noch nie gut gelaunt und entspannt erlebt hatte in den vier Jahren, die Sophie unterdessen dort arbeitete.

 

Während sie in der völlig überfüllten Straßenbahn saß, überlegte sie: „Wieso gibt es eigentlich Schlummertasten? Die täuschen Entspannung vor, sorgen dann aber für richtigen Stress.“

Sophie nahm sich wie jeden Tag vor, am nächsten Morgen nur einmal diese Taste zu drücken. Das Erlebnis vom letzten Abend hatte sie bereits völlig ausgeblendet, bis sie eine Stimme hörte, die verblüffend ähnlich klang wie die vom Friedhof. Nein! Das durfte nicht sein. Sophie versuchte sich abzulenken, stöpselte ihre Kopfhörer ein, schloss die Augen und hörte Vivaldi. Auf diese Weise verpasste sie wieder einmal ihre Station und musste dann im Eiltempo zurücklaufen.

 

„Die Sophie wieder mal“, wurde sie von ihrer Chefin mit einem bösen Blick und in die Seiten gestemmten Arme begrüßt. Sophie war völlig außer Atem und konnte nicht sofort antworten. Das brauchte sie auch nicht.

„Ich habe dir schon mal die Mappen auf den Tisch gelegt. Du kannst doch heute sicher etwas länger bleiben und das für die Kunden Meyer und Fritsch fertig machen. Oder hast du etwas Besseres vor?“, fragte ihre Chefin mit hochgezogenen Augenbrauen. Sophie schüttelte teilnahmslos den Kopf. Natürlich hatte sie nichts Besseres vor. Es gab anscheinend nur sie und ihre Arbeit. Eingeschüchtert wie ein Hund, der nach dem Stibitzen der Wurst ausgeschimpft wurde, trottete sie an ihren Arbeitsplatz.

 

Die Arbeit wollte ihr heute nicht so richtig von der Hand gehen, und ihr Magen meldete sich in regelmäßigen Abständen lautstark. Da sie sowieso länger arbeiten würde, entschloss sie sich, heute mal wieder eine Mittagspause zu machen und in das vegane Bistro in der Nähe zu gehen.

Auf dem Weg dahin sah sie Plakate für die nächste „Fridays for Future“-Demonstration. Wieder einmal nahm sie sich vor, einen Tag freizumachen, um daran teilzunehmen. Sie bewunderte die Jugendlichen dafür, welches Engagement sie für eine solch wichtige Sache, wie den Klimawandel, aufbrachten.

Manche, vor allem auch einige Politiker, behaupteten, dass sie dies nur taten, um die Schule schwänzen zu können. Sophie dachte aber, dass sie dies nur sagten, um selbst nicht zugeben zu müssen, dass sie sich zu wenig für die Umwelt einsetzten. Gleichzeitig schämte sich Sophie ein wenig, dass sie selbst so wenig tat. Immerhin war sie Mitglied bei Greenpeace, bezog Öko-Strom, trennte ihren Müll und lebte vegan. Das beruhigte ihr Gewissen nun doch wieder ein wenig.

 

In...

Erscheint lt. Verlag 14.12.2023
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Halluzination • Krimi • Liebe • Mystery • Roman • Schottland • Seele • Sehnsucht • Spannung • Tod
ISBN-10 3-7565-6851-2 / 3756568512
ISBN-13 978-3-7565-6851-2 / 9783756568512
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