Tom Prox 137 (eBook)

Einer rechnet ab

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-5874-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Tom Prox 137 - Frank Dalton
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Das Hilton-Valley scheint ein solch paradiesisches Fleckchen Erde, dass man beinahe glauben mag, es sei von Gott gesegnet. So perfekt, wie aus der Spielzeugschachtel aufgebaut, wirkt das Tal auf die Männer der Ghostsquad, als sie von einem Gebirgszug aus erstmals dieses Kleinod erblicken. Und inmitten dieses Tals liegen fünf prächtige Ranches, denen der Reichtum ihrer Besitzer noch an jedem verbauten Stein oder Balken anzusehen ist.
Captain Tom Prox und seine Sergeanten sind aber nicht gekommen, um die Aussicht zu genießen. Die Ghosts reiten auf der Spur eines Mannes, der wegen seines graugelben Pferdes nur 'der falbe Reiter' genannt wird. Der taucht stets ebenso unerwartet auf, wie er blitzschnell wieder verschwindet, nachdem er den Ranchern Schaden zugefügt hat. Immer brutaler werden die Anschläge, und als ein Ranchhelfer schwört, in dem Maskierten einen gewissen Jack Morton erkannt zu haben, liegen die Nerven im Tal endgültig blank. Denn Morton wurde fünf Jahre zuvor nachweislich wegen Mordes aufgehängt ...


1. Kapitel


»Auf, Boys – lange genug gerastet! Wenn wir uns nicht beeilen, erreichen wir den Hilton-Kessel kaum vor Anbruch der Dunkelheit!«

Ghost-Captain Tom Prox richtete sich mit energischer Bewegung auf, gab seinem langen Sergeanten Snuffy Patterson einen Stoß in die Rippen und drehte dann vor dem Weiterritt noch rasch eine Zigarette.

Sie rasteten auf einer Bodenerhebung, eine gute Meile vom Eingang des Hilton-Valley entfernt. Von rechts und links schoben sich Bergketten an den Eingang heran, sodass nur eine wie ein riesenhaftes Tor aussehende Öffnung blieb.

Durch diese Öffnung preschte jetzt ein Reiter auf fahlgelbem Pferd und jagte in halsbrecherischem Galopp davon.

»So etwas haben meine verwöhnten Augen gern!« Snuffy drehte sich ebenfalls eine Zigarette. »Leider bekommt man dergleichen heutzutage immer seltener zu Gesicht. Ross und Reiter – einfach Klasse!«

Ben Closter schnalzte anerkennend mit der Zunge; das war alles.

Die Straße wand sich, kaum, dass sie den Felsdurchlass hinter sich ließ, in scharfem Knick nach Süden und verlief dann einige hundert Yards in schnurgerader Richtung. Es sah aus, als würde sie ansteigen; in Wirklichkeit senkte sich jedoch das Gelände rechts und links von ihr.

Ungefähr dreihundert Yards weiter wurde sie durch einen steilen Felseinschnitt unterbrochen, über den eine aus wenigen Balken bestehende Brücke führte. Dicht dahinter machte der Weg einen erneuten Knick und verschwand dann endgültig hinter hoch strebenden Felswänden.

Die Ghosts konnten dem Reiter ihre Aufmerksamkeit nicht lange widmen. Mit viel Lärm preschte jetzt eine Gruppe von zehn Westmännern aus dem Durchgang. Sie fluchten und brüllten, dass die Freunde sie bis zu ihrer Anhöhe hören konnten.

Die Zügel in den Linken, schwangen die Reiter in den Rechten die Colts und knallten ununterbrochen, obwohl der Mann, den sie verfolgten, längst nicht in Schussweite war.

»Sollte das etwa der Mann sein, auf den wir angesetzt sind?«, fragte Ben. »Dann wären wir ja bereits mitten in der Geschichte drin! So etwas habe ich gern!«

Inzwischen hatte der Flüchtende den wenig vertrauenserweckenden Steg erreicht – und galoppierte einfach weiter.

»Wenn es klappt, hat er Glück!«, kommentierte Snuffy. Gleich darauf stieß er ein verblüfftes »Hell and damnation!« aus.

Was sie jetzt sahen, war geradezu faszinierend.

Der Reiter befand sich mitten auf dem gut dreißig Yards langen Steg. Die Ghosts glaubten, den Hufschlag seines Pferdes auf dem groben Holz zu hören.

Plötzlich ließ er sich aus dem Sattel gleiten. Es sah aus, als sei er von einer Kugel getroffen worden.

Aber er glitt mit geschmeidiger Bewegung von seinem Falben, landete gleich darauf auf den unebenen Brückenplanken, rollte darüber hinweg, streckte sich und geriet an den geländerlosen Rand – nun würde er abstürzen!

Wie er fertigbrachte, was er beabsichtigte, konnten die Ghosts nicht erkennen, aber er fand im selben Moment, in dem er hätte in die Tiefe sausen müssen, an der unteren Seite der Planken einen Halt für seine Hände. Wie ein riesenhaftes Pendel schwang er unterhalb der Brücke hin und her.

Sein Pferd preschte weiter und verschwand gleich darauf hinter der Felswand am anderen Ende der Brücke.

Das Ganze ging so schnell, dass die Verfolger nichts davon bemerkten. Sie galoppierten über Brücke und Mann hinweg. Ein wenig später verschwanden auch sie aus dem Blickfeld.

»Allerhand!«, bemerkte Snuffy und besah die zweite Zigarette, die er sich gedreht hatte, genau, ehe er sie in den Mund steckte. »Dieser Mann muss Nerven wie Drahtseile haben!«

»Hat er auch – wenn er der ist, für den wir ihn halten«, meinte Ben.

Kaum waren die Verfolger hinter der Felswand verschwunden, als sich der Mann mit kühnem Schwung wieder in die Höhe warf und auf die Brücke zurückkletterte. Einen Augenblick lang stand er reglos und starrte zu den Ghosts herüber.

»Er ist es! Ich habe die gelbe Maske vor seinem Gesicht deutlich gesehen, Chef!« Snuffy wollte zu den Pferden rennen.

»Bleib hier, Langer!«, befahl Tom. »Wollen uns das Schauspiel bis zu Ende ansehen.«

Snuffy ließ sich wieder zu Boden gleiten und spuckte aus. Er hatte in der Aufregung das Ende seiner Zigarette zum Besen zerkaut und nun den Mund voller Tabakkrümel.

Der Mann mit der Maske lief mit weiten, federnden Schritten zum Kesseleingang zurück. Dort steckte er zwei Finger in den Mund und stieß einen gellenden Pfiff aus.

Keine drei Minuten später stob sein Gaul wie der leibhaftige Teufel auf ihn zu, den gleichen Weg zurück, den er vorhin genommen hatte.

Der Maskierte schwang sich in den Sattel und ritt wieder in den Talkessel hinein.

Snuffy grinste anerkennend. »Führt sie ganz schön an der Nase herum! Obwohl er ein Bandit ist und wir den Auftrag haben, ihn hinter schwedische Gardinen zu bringen – für dieses nette Stückchen kann ich ihm meine Bewunderung nicht versagen.«

Die Ghosts erhoben sich.

Noch ehe sie ihre Pferde erreichten, kamen die Verfolger bereits wieder zurück. Man hörte sie fluchen und schreien, noch ehe sie zu sehen waren. Außer sich vor Wut galoppierten sie durch den Kesseleingang.

Als sie mitten darin waren, ereignete sich etwas Neues. Innerhalb des Kessels waren einige Coltschüsse zu hören. Dann jagten mindestens zwanzig Rinder den Reitern entgegen und verstopften den schmalen Durchgang völlig.

Die Männer konnten nicht mehr rechtzeitig ausweichen. Ehe sie sich versahen, gab es ein wirres Durcheinander von sich auf dem Boden wälzenden Menschen- und Tierleibern.

Es dauerte lange, bis sich das Chaos lichtete. Hinkend und humpelnd erhoben sich die Männer schließlich wieder und machten sich daran, ihre Pferde einzufangen. An die Verfolgung des Mannes mit der Maske dachten sie nicht mehr.

»Wenn er mit solch halsbrecherischer Kühnheit alles auf eine Karte setzt, ist es kein Wunder, dass man ihn bisher nie gefangen hat«, stellte Snuffy fest. »Schätze, auch wir werden es nicht leicht mit ihm haben, Chef.«

»Reiten wir weiter!«, bestimmte Tom. »Wollen sehen, von dem Höhenzug hier herunterzukommen. Möchte noch vor Einbruch der Dunkelheit ins Hilton-Valley gelangen, um die Hilton-Ranch mit unserem Besuch zu beehren.«

Zwanzig Minuten später stellten die Ghosts fest, dass es gar nicht so einfach war, von dem Höhenzug herunterzukommen, wie sie angenommen hatten.

Die Abstürze erwiesen sich zu steil, als dass sie von den Pferden hätten bewältigt werden können. Sie mussten einige Meilen reiten, ehe sie endlich einen geeigneten Abstieg fanden.

Ben feixte. »Dein Pech, Langer – zur Hilton-Ranch kommen wir heute nicht mehr. Schreib dein Abendessen in den Schornstein und träume von Whisky – wirst froh sein, wenn du einen Schluck Wasser bekommst.«

Sie waren so weit vom Eingang zum Hilton-Valley entfernt, dass es tatsächlich fraglich schien, ob sie das Tal vor Einbruch der Dunkelheit erreichen würden.

Missmutig ritten sie auf der Sohle einer langgestreckten, einer Schlucht ähnlichen Vertiefung dahin, die zwar auf den Hilton-Kessel zuführte, den Weg aber durch ihre Windungen außerordentlich verlängerte.

Die Dunkelheit brach schneller herein, als ihnen lieb war. Von einem Augenblick zum anderen wurden sie von der nächtlichen Finsternis überfallen.

»So ein Pech!«, murrte Snuffy. »Noch mindestens zwei Stunden bis zum Kessel! Bis dahin haben sich unsere Gäule die Beine und wir die Hälse mindestens zweimal gebrochen.«

Ein wenig später war es völlig finster. Sie konnten nur noch im Schritt reiten, denn der Weg war schmal und das Gelände rechts und links davon mit Steinen und Felsbrocken übersät.

Snuffy fluchte leise, aber inbrünstig. Tom und Ben hielten es für besser, zu schweigen.

Plötzlich stieß der Dicke aufgeregt hervor: »Ein Licht, Chef!«

»Sehe nichts«, erwiderte Snuffy. »Fehlt noch, dass du an Halluzinationen zu leiden beginnst!«

»Es war gleich wieder weg«, verteidigte sich Ben. »Dass es aber kurz vorher da war, kannst du mir nicht ausreden, Langer!«

Tom stimmte zu. »Ich habe es auch gesehen. Reiten wir weiter – schätze, wir haben genau die richtige Richtung.«

Hundert Yards weiter lösten sich die Konturen eines Häuschens aus der Dunkelheit. Es handelte sich zwar nur um eine armselige, baufällige Hütte, aber Tom hatte seinen Entschluss bereits gefasst, noch ehe sie völlig heran waren.

»Schätze, wir übernachten hier«, schlug er vor. »Stellt natürlich keine fürstliche Unterkunft dar, aber ein Dach über dem Kopf ist, so schlecht es auch sein mag, immer noch besser als der weite, freie Himmel.«

Snuffy schwang sich als Erster aus dem Sattel und versuchte seine Fäuste an der geschlossenen Tür der Hütte.

»Nicht so wild, Langer!«, meinte Tom. »Wenn du zu stark klopfst, fällt die Tür aus den...

Erscheint lt. Verlag 16.12.2023
Reihe/Serie Tom Prox
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • billy-jenkins • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • gf unger • G. F. Unger • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Unger • Western • western-bestseller • Western-roman • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-5874-7 / 3751758747
ISBN-13 978-3-7517-5874-1 / 9783751758741
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