G. F. Unger 2249 (eBook)

Wiyan Wakan - Heilige Frau

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-5893-2 (ISBN)

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G. F. Unger 2249 - G. F. Unger
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Die Indianer-Völker der Nordprärie glaubten an Visionen, nahmen also Zuflucht zu übernatürlicher Hilfe.
In diesem Streben gingen sie in die Einsamkeit und suchten auf verschiedene Weise Verbindung zu den Geistern, versuchten deren Freundschaft und Hilfe zu erwerben.
Das geschah durch Fasten, Kasteien und Martern des eigenen Körpers, durch Meditation und ständiges Flehen. Vor allem das Fasten und die Kasteiungen riefen irgendwelche Halluzinationen hervor. Und so glaubten sie auch, dass die angerufenen Geister ihnen in Gestalt von Tieren zu Hilfe kamen, ihnen Rat gaben bei ihren Entscheidungen.
Sie glaubten also an fliegende Adler und Falken, an Bären und Büffel, besaßen also eine Art religiöses Glaubenssystem.
Um sich in jenen Zustand zu versetzen, der es ihnen ermöglichte, Visionen zu haben, benutzten sie auch Mittel wie den Saft des Meskalin-Kaktus Peyote, der von Süden her Verbreitung fand.
Und bei fast allen Völkern der Hochprärie gab es jene Heiligen Frauen, die es verstanden, mit den Geistern der Ahnen Verbindung aufzunehmen, sich beraten und leiten zu lassen durch Visionen, die ihnen hellseherische Fähigkeiten verschafften ...


Wiyan Wakan –
Heilige Frau

Die Indianer-Völker der Nordprärie glaubten an Visionen, nahmen also Zuflucht zu übernatürlicher Hilfe.

In diesem Streben gingen sie in die Einsamkeit und suchten auf verschiedene Weise Verbindung zu den Geistern, versuchten deren Freundschaft und Hilfe zu erwerben.

Das geschah durch Fasten, Kasteien und Martern des eigenen Körpers, durch Meditation und ständiges Flehen. Vor allem das Fasten und die Kasteiungen riefen irgendwelche Halluzinationen hervor. Und so glaubten sie auch, dass die angerufenen Geister ihnen in Gestalt von Tieren zu Hilfe kamen, ihnen Rat gaben bei ihren Entscheidungen.

Sie glaubten also an fliegende Adler und Falken, an Bären und Büffel, besaßen also eine Art religiöses Glaubenssystem.

Um sich in jenen Zustand zu versetzen, der es ihnen ermöglichte, Visionen zu haben, benutzten sie auch Mittel wie den Saft des Meskalin-Kaktus Peyote, der von Süden her Verbreitung fand.

Und bei fast allen Völkern der Hochprärie gab es jene Heiligen Frauen, die es verstanden, mit den Geistern der Ahnen Verbindung aufzunehmen, sich beraten und leiten zu lassen durch Visionen, die ihnen hellseherische Fähigkeiten verschafften ...

G.F. Unger

Ein wunderschöner Tag ist angebrochen, und Yellow Bird, der nach dieser Nacht der Morgenankündiger ist, beendet seine letzte Runde und reitet in die Mitte des Oglala-Dorfes.

Dann schallt seine Stimme durch das kleine Tal: »Wacht auf! Wacht auf, ihr stolzen Oglala! Freut euch auf den Tag, erlebt ihn unter dem Schutz von Wakan Tanka! Seht hinauf zu ihm in den Himmel. Und dann seht nach euren Pferden, ob keines fehlt. Seid dankbar für euer Leben, ganz gleich, ob ihr noch Kinder oder Alte seid! Ihr Krieger freut euch auf eine gute Jagd! Und ihr alle vergesst nie, dass ihr stolze Oglala vom Volk der Sioux seid!«

Als Yellow Birds Stimme verstummt, kommt Bewegung in das kleine Dorf, dessen Häuptling Big Fox ist.

Es stellt sich schnell heraus, dass noch alle Pferde vollständig vorhanden sind und keines von den Pferdestehlern, den Crows, gestohlen wurde, auch kein Fohlen von Berglöwen oder Wölfen gerissen.

Diese Feststellung ist wichtig für die Existenz des Dorfes. Denn ohne Pferde gibt es keine Büffeljagd. Die Pferdeherde ist der wertvollste Besitz des Dorfes. Ohne Pferde gibt es keine stolzen Krieger, die das Dorf beschützen. Ohne Pferde würden sie alle armselige Wurzel- und Beerensammler werden, so wie ihre Vorfahren in jener Zeit, als es auf diesem Kontinent noch keine Pferde gab.

Doch jetzt sind sie ein stolzes Reitervolk.

Die Frauen bringen die Feuer in Gang und beginnen Fleisch zu braten. Die Mädchen helfen ihnen beim Zubereiten der üblichen Zutaten, also dem Wurzel- und Kräutergemüse, dem süßen Beerenmus.

Und die Knaben des Dorfes laufen mit den Kriegern, von denen sie unterrichtet werden in allen Dingen, die das Überleben dieses Dorfes möglich machen, zum nahen See und stürzen sich in das Wasser, das von den Bergen herunterkommt und eisig kalt ist.

Das Leben und Treiben des Dorfes von Big Fox kommt also in Gang. Und sie alle freuen sich ihres Daseins und danken Wakan Tanka, dem Großen Geist.

Big Fox kommt dann an der Spitze der Schar aus dem See. Sie alle sind nackt, wie Wakan Tanka sie schuf, und sie alle wirken gesund.

Big Fox hat schon graues Haar. Obwohl er nackt ist, geht eine große Würde von ihm aus. Er ist nur mittelgroß, aber prächtig proportioniert. An seinem Körper gibt es einige böse Narben, die von einem harten Kriegerleben künden – auch von Selbstkasteiungen, die er immer wieder auf sich nahm, um dem Großen Geist näher zu kommen.

Doch diese wilde Zeit ist für Big Fox vorbei.

Er wurde erfahren, dachte viel nach und besitzt nun die Erfahrung eines großen, weisen Häuptlings. Dabei ist sein Dorf klein. Es sind nur ein halbes Hundert Tipis. Und da man im Durchschnitt für jedes Tipi fünf Seelen zählt – also Kinder, Squaws, Alte und Krieger – leben in Big Fox' Dorf zweihundertfünfzig Seelen, davon ein halbes Hundert Krieger. Er ist also kein großer und wichtiger Häuptling.

Doch er könnte es sein, hätte er dies angestrebt. Ja, dann wäre er ein Häuptling geworden wie Red Cloud, Gail, Spotted Tail, Man Afraid und vielleicht sogar wie Crazy Horse oder Sitting Bull.

Doch er hält sich seit einigen Jahren mit seinem kleinen Dorf abseits, so als könnte er in die Zukunft sehen.

Und wahrscheinlich ist das wirklich so. Denn in einem der Tipis lebt Black Blanket, die Heilige Frau des Dorfes, die Wiyan Wakan.

Es ist nach dem Frühstück, als Big Fox das etwas abseitsstehende Tipi von Black Blanket betritt, nachdem er um Einlass bat.

Black Blanket liegt noch unter einer Winterdecke, denn sie ist ja uralt und hat keine gute Durchblutung mehr. Selbst ihre eigenen Zaubermittel versagten zuletzt.

Neben Black Blanket kniet ihre Schülerin Blue Star, die sie einst auswählte unter den Mädchen des Dorfes.

Blue Star blickt zu Big Fox empor und flüstert: »Sie sagte vorhin, dass ihr Geist nach Wanagi Yata fliegen will, dem Sammelplatz der Seelen. Und sie möchte hinauf zum Gipfel des Berges gebracht werden, dessen Schatten am Nachmittag auf unser Dorf fällt.«

Als Big Fox dies hört, da senkt er bedauernd den Kopf und flüstert: »Sie wird uns fehlen, denn sie war die Verbindung mit dem Geist unserer Ahnen. Sie konnte in die Zukunft sehen. Wirst auch du das können, Blue Star? Kann sie in dir leben und dich zu unserer nächsten Wiyan Wakan werden lassen?«

Blue Star kniet nicht länger, sondern erhebt sich. Und wie sie da so vor ihm steht im ins Zelt fallenden Morgenlicht, da stellt er einmal mehr fest, dass sie wunderschön und alles an ihr vollendet ist.

Sie ist die Tochter seiner Schwester, und auch diese war wunderschön, starb jedoch im vergangenen Jahr, als sie beim Beerensammeln einem Grizzly in den Weg geriet.

Blue Star betrachtet ihren Onkel mit festem Blick. Ihre Augen sind von einem leuchtenden Blau, so wie die Sterne am Himmel zu gewissen Zeiten.

Ruhig spricht sie: »Onkel, es wird darauf ankommen, ob der Adler-Geist auch mir helfen wird. Und deshalb will Black Blanket hinauf zum Gipfel des Berges. Schafft sie hinauf!«

In ihrer Stimme ist ein energisches Fordern, so als wüsste sie genau, dass nicht mehr viel Zeit ist.

Und so nickt Big Fox und wirft noch einen Blick auf Black Blanket. Doch diese schläft, wirkt fast schon wie tot.

Und so macht Big Fox nur die Bewegung von Respekt und tritt wieder hinaus.

Dann tönt seine Stimme laut genug.

Wenig später nimmt das ganze Dorf Abschied von seiner Wiyan Wakan, seiner Heiligen Frau. Sie alle bilden ein Spalier.

Vier Krieger tragen die Bahre. Andere transportieren das zusammengepackte Tipi mit den langen Stangen. Und wieder andere tragen alles, was zum Errichten eines Gerüstes notwendig ist, das sie oben auf dem Berggipfel errichten werden für die leibliche Hülle ihrer Wiyan Wakan.

Der Trauergesang des Dorfes, dessen Morgenerwachen so gut und freundlich war, folgt ihnen.

Big Fox steht noch lange mitten auf dem Dorfplatz und sieht ihnen nach.

Dabei denkt er: Alles verändert sich im Leben, immer wieder und wieder. Nichts bleibt, wie es ist.

Er blickt zum Himmel empor und fragt sich besorgt: Was wird Blue Star voraussehen? Wird sie Zwiesprache halten können mit dem Adler-Geist? Kann sie das mit ihrer Zauberkraft? Hat sie alles von Black Blanket übernehmen können von Geist zu Geist? Denn schon Black Blanket sagte für unser Volk schwere Zeiten voraus. Großen Siegen wird unser Untergang folgen. Und wie werde ich mein Dorf retten können ohne die Hilfe des Adler-Geistes?

Es ist fast Mittag, als sie oben sind.

Black Blanket lebt immer noch. Sie legen sie in das schnell aufgebaute Tipi und bauen dann das Totengerüst.

Als sie damit fertig sind und auf der Plattform für ein weiches Lager sorgten, tritt Blue Star im Tipi neben das Lager der Sterbenden.

»Es ist alles bereit«, flüstert sie zu der wie tot wirkenden Wiyan Wakan nieder.

Und da öffnet diese die Augen, als hätte sie auf diese Worte gewartet.

»Schick sie alle weg, Blue Star«, spricht sie mit seltsam vibrierender Stimme. »Und wenn wir allein sind hier oben auf dem Berg, dann hilf mir auf die Beine. Dann will ich den Adler-Geist rufen und ihm sagen, dass du von nun an meiner Stelle die Wiyan Wakan bist, der er helfen muss, weil die Geister unserer Ahnen es so wollen.«

Blue Star erzittert innerlich und muss mehrmals hart schlucken. Dann tritt sie hinaus und ruft den Kriegern zu: »Geht jetzt! Lasst uns allein für den großen Zauber! Stört uns nicht, denn wir brauchen unsere ganze Geisteskraft!«

Es sind ein Dutzend Krieger, und sie alle machen das Zeichen von Woyuonihan, dem großen Respekt und der tiefen Verehrung.

Wenig später sind die Wiyan Wakan und deren Nachfolgerin allein.

Blue Star tritt in das Tipi.

»Sie sind alle fort«, flüstert sie.

Black Blanket wirkt abermals wie tot. Doch als sie endlich die Augen öffnet, da erkennt Blue Star in ihnen eine leuchtende Energie, eine starke Kraft, die wie ein Feuer ist.

Blue Star hilft...

Erscheint lt. Verlag 9.12.2023
Reihe/Serie G.F.Unger
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Western • Western-roman • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-5893-3 / 3751758933
ISBN-13 978-3-7517-5893-2 / 9783751758932
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