Imhotep - Siegelbewahrer Pharaos -  Birgit Furrer-Linse

Imhotep - Siegelbewahrer Pharaos (eBook)

Historischer Roman
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
468 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7583-8643-5 (ISBN)
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2700 v. Chr. kommt Pharao Djoser auf den Thron Ägyptens. Unter seiner Herrschaft findet das gebeutelte Land endlich zu Frieden und Wohlstand zurück. Dies hat Pharao vor allem einem Mann zu verdanken - seinem Wesir Imhotep. Selbst aus ärmsten Verhältnissen stammend kennt Imhotep die Probleme des Landes besser als irgendein anderer und findet zu deren Behebung schnell Lösungen. Pharao Djosers Regierung ist dank ihm von Erfolgen gekrönt und gipfelt in der Erbauung der Stufenpyramide von Sakkara. Doch im privaten Bereich steht längst nicht alles zum Besten. Eingebunden in dynastische Zwänge müssen beide auf die Liebe ihres Lebens verzichten. Hinzu erschweren Intrigen und Morde am Hof Pharaos Djosers Herrschaft.

Die 1956 in Berlin geborene Autorin Birgit Furrer-Linse hat sich auf das Schreiben historischer Romane spezialisiert. In ihrem sechsten Ägyptenroman geht sie zurück in die Regierungszeit Pharao Djosers und seines Wesirs Imhotep, dem Erbauer der Stufenpyramide von Sakkara. Weitere Themen ihrer Romanewaren die dreibändige Geschichte über das Weltreich der Mongolen, das römische Kaiserreich, die Mauren in Spanien und das Weltreich der Assyrer.

1.


Die Abenddämmerung senkte sich langsam über das Land und färbte die weite Ebene im Westen in jenes gelbrote Farbkaleidoskop, das er so liebte. Ganz allmählich versank die Sonne am Horizont, tauchte im Wüstensand unter und überließ Kemt der Dunkelheit, die sich gleichmäßig über Fluss und Ebene ausbreitete, nur um am Morgen erneut im Osten aufzutauchen und ihre wärmenden Strahlen über Felder, Städte und die Wüste zu verteilen. Sie, die Sonne, der Gott Re, schenkte dem Land Fruchtbarkeit und damit Leben. Gemeinsam mit dem Gott Hapi bestimmten sie den Lebenszyklus der Menschen im Lande Kemt. Beide zusammen waren dafür verantwortlich, dass das Leben seinen gewohnten Gang nehmen konnte, die Felder reiche Erträge abwarfen und Mensch und Tier eine Grundlage für ihre Existenz hatten. Sobald einer von beiden den Menschen das Wohlwollen entzog, war es um die Zukunft der Bewohner des Landes Kemt schlecht bestellt. Diese Tatsache konnte niemand leugnen. Darum galt es, die Götter zu ehren und ihnen reiche Opfergaben darzubringen, um ihre Gunst zu bewahren. Genau deshalb hatten sie alle gemeinsam einen Tempel von nie zuvor dagewesener Größe erbaut und Pharao darin eine ewige Wohnstätte errichtet, damit er jeden Tag aufs Neue seinen Weg durch die Unterwelt finden, den Kampf gegen die Dunkelheit gewinnen und Re am Morgen erneut am Horizont erscheinen konnte. Möge Re ihnen stets gewogen sein und ihnen niemals mehr seine Gnade entziehen.

Der alte Mann wischte sich über seine trüben Augen, deren Kraft in den letzten Jahren immer mehr abgenommen hatten, um das Farbspiel der Abenddämmerung in vollen Zügen zu genießen. Er war sich der Tatsache nur zu bewusst, dass jeder Abend, den die Götter ihm gewährten, der letzte sein konnte. War es nicht ein Wunder, dass er noch lebte? Manchmal schien es ihm, als hätte Osiris Bote ihn einfach vergessen. Alle waren gegangen, die Menschen, mit denen er groß geworden war, jene, mit denen er lange Strecken seines Wegs zurückgelegt hatte und vor allem all jene, die er geliebt hatte. Eine Generation war gegangen, die nächste gekommen und ebenfalls gegangen. Doch er war noch immer hier. Dabei hatte er doch die ihm gestellten Aufgaben längst bewältigt. Was wollten die Götter noch von ihm? Es gab nichts mehr, was er ihnen noch geben konnte, alt und gebrechlich wie er war. Nichts als seine Erinnerungen vielleicht, Erinnerungen an ein Leben voller Höhen und Tiefen, Mut und Verzweiflung, Liebe und Hass, Neugier, Wissensdurst, Erfolgen und Fehlschlägen und zu guter Letzt Einsamkeit.

Im Volk war sein Name längst zum Mythos geworden, wurde verklärt und in Höhen gehoben, die auf Erzählungen und Legenden beruhten, die längst jeder Realität entbehrten. Niemand von diesen Menschen ahnte, dass er noch immer unter ihnen weilte, dass er kein Gott, sondern ein ganz normaler Mensch wie sie alle war. Was ihn vielleicht zeit seines Lebens von anderen unterschieden hatte, war sein unbändiger Wissensdurst, seine Experimentierfreudigkeit und eine außergewöhnliche Beobachtungsgabe. Doch dies alles waren menschliche Eigenschaften, Gaben, die ihm die Götter geschenkt hatten, um das ihnen gefällige Werk zu vollenden. Er hatte es fertig gestellt und hätte es dabei belassen sollen. Das wäre vernünftig gewesen. Doch sein Ehrgeiz hatte ihn weitergetrieben, hatte ihn nicht auf dem Höhepunkt seines Lebens innehalten und seinen Erfolg genießen lassen. Nun ja, irgendwann scheitert vermutlich jeder, wenn er seinen Zenit überschreitet. Auch das ist menschlich, wenn auch zuweilen schwer zu akzeptieren.

Seufzend blickte er noch einmal zum Nil, in dem sich die letzten Sonnenstrahlen des Tags brachen. Dann wandte er sich dem Schreiber zu, der geduldig wartend im Schneidersitz auf einer Matte im Garten neben seiner Bank saß, auf der der alte Mann Platz genommen hatte. Es war ein junger Priester aus dem Tempel des Gottes Ptah, der ehrfürchtig auf den Beginn der Erzählung wartete, die er auf dem vor ihm liegenden Papyrus im Auftrag des Pharaos für die Analen des Landes festhalten sollte.

Nachdenklich betrachtete der alte Mann den jungen Priester, der sich der Ehre, die ihm mit diesem Auftrag zuteilwurde, durchaus bewusst war.

Wo sollte er beginnen, fragte sich der alte Mann? Was war wichtig, was bedeutungslos? War das Leben eines Menschen nicht ein Kaleidoskop all der Erlebnisse, Erfahrungen und Begegnungen, die er in seinem Leben machte, die ihn prägten und letztendlich zu dem werden ließen, was er am Ende seines Lebens war? Ein Mensch aus Fleisch und Blut, geformt von seiner Umwelt und seinen Fähigkeiten, der liebte, hasste, begehrte, der nach Erfolg, Ansehen, Macht, Ruhm und Größe strebte, wie jeder andere auch. So war der Mensch nun einmal, und so würde er wohl auch immer sein. In der Not rief er nach dem Beistand der Götter, doch sobald er diese überwunden hatte, hielt er sich für unbesiegbar und gottgleich. Wie sehr der Mensch in seiner Überheblichkeit doch irrte. Die Götter trieben ihr Spiel mit ihm und lachten. Gewiss hatten sie ihren Spaß an den armen Narren, die sich Menschen nannten.

„Wo sollen wir beginnen“, fragte Imhotep den Priester, einen durchaus gutaussehenden jungen Mann mit ebenmäßigen Gesichtszügen und rasiertem Kopf, wie bei allen Priestern üblich. Seinen muskulösen Körperbau bedeckte lediglich ein einfacher weißer, um die Hüfte geschlungener Lendenschurz. Um den Hals hatte er eine einfache Kette mit einem Abbild des Gottes Ptah hängen, das Symbol der Zugehörigkeit zu der Priesterkaste des Gottes der Handwerker und Künstler. Die Schreibpalette näher an sich heranziehend, auf der ein sauberer Papyrus darauf wartete, beschrieben zu werden, steckte der junge Mann den Binsenkiel in das mitgebrachte Fässchen, das mit schwarzer Farbe gefüllt war und wartete gespannt auf den Beginn des Berichts seines Gesprächspartners.

Ich wurde in der Regierungszeit Pharao Chasechemuis in einem kleinen Dorf in der Nähe vom Memphis geboren, kurz nachdem Pharao die Wiedervereinigung Ober- und Unterägyptens zu einem Reich nach verlustreichen Kämpfen gelungen war.

Meine Eltern waren einfache Fellachen, die schon immer hart arbeiten mussten, um sich und die Familie zu ernähren. Ich war das fünfte von insgesamt acht Kindern, deren Mäuler täglich gestopft werden wollten. Und meine Mutter war erneut guter Hoffnung, denn die körperliche Vereinigung zwischen Mann und Frau war in jenen Tagen eines der wenigen Vergnügen, das armen Leuten wie meinen Eltern blieb, nachdem die Arbeit getan war und noch Kraft und Energie vorhanden waren, den Geschlechtsakt in der kleinen Lehmhütte, in der wir alle gemeinsam auf Schilfmatten schliefen, zu vollziehen. Selten blieb dieses Vergnügen ohne Folgen. Fast jedes Jahr während der Zeit der Überschwemmung, in der die Arbeit auf den Feldern ruhte und die Bauern sich bei Großgrundbesitzern und Tempeln nach einer Tätigkeit umsahen, die ihnen einen kleinen Zuverdienst einbringen würde, wurde meine Mutter schwanger. Nur die Hälfte dieser Schwangerschaften führten tatsächlich zu einer Geburt. Viele Kinder verlor meine Mutter schon in den ersten drei Monaten, da Mangel und harte Arbeit das Austragen des Kindes verhinderten. Andere wurden zu früh geboren und starben kurz nach der Geburt. Doch in diesem Jahr hatte meine Mutter ihr Kind behalten, und wir alle rechneten schon bald mit ihrer Niederkunft.

Das erste intensive Gefühl, an das ich mich erinnere, wenn ich an jene Tage zurückdenke, ist beißender Hunger, ein Gefühl, das ich zeit meines Lebens nicht vergessen habe und dessen grausames Nagen ich noch heute nachempfinden kann. Vielleicht hat diese Erfahrung mich den einfachen Menschen ein Leben lang nähergebracht und mich ihre Ängste und Bedürfnisse verstehen lassen.

In jener Zeit jedenfalls war zum dritten Mal in Folge die Nilschwemme nicht wie erhofft ausgefallen. Es war nicht ausreichend fruchtbarer Nilschlamm auf den Feldern angekommen, um eine gute Ernte zu erhalten. Ganz offensichtlich zürnte der Gott Hapi seinem Volk und strafte es darum mit Missernten und Hunger. Überall im Land starben Menschen an Entkräftung und Auszehrung, und die Stimmen, dass ganz offensichtlich Pharao die Götter mit der zwangsweisen Wiedervereinigung erzürnt haben musste, mehrten sich allerorts in Unterägypten. Menschen rotteten sich zusammen und hetzten gegen Pharao und seine Berater, redeten sich in Rage und rotteten sich schließlich zu einem Aufstand gegen die Obrigkeit zusammen.

Allzu genau erinnere ich mich nicht mehr an die einzelnen Geschehnisse, denn mit meinen damals sechs Jahren verstand ich noch nicht alles, was sich um mich herum zusammenbraute. Lediglich die Spannung, die sich überall unter den Menschen ausbreitete, ist mir noch gut in Erinnerung geblieben. Hunger ist eben ein gefährlicher Feind, den niemand unterschätzen sollte, zumal nur die einfache Bevölkerung Not litt, während Tempel und Großgrundbesitzer trotz der schlechten Ernten aufgrund ihrer Vorräte weiterhin im Überfluss schwelgten. Das stachelte den Unmut der Bevölkerung weiter an.

Daher war es nicht...

Erscheint lt. Verlag 11.10.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
ISBN-10 3-7583-8643-8 / 3758386438
ISBN-13 978-3-7583-8643-5 / 9783758386435
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