Tom Prox 136 (eBook)

Das Geheimnis der Nebelberge

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-5873-4 (ISBN)

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Tom Prox 136 - Gordon Kenneth
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Die Nebelberge - eine Gebirgsregion mit höchsten Berggipfeln, mit idyllischen Wasserläufen und herrlichen Wäldern. Ein Paradies geradezu. Allerdings nicht für gestresste Großstädter und Erlebnisreisende, sondern für ein Klientel, das für die Schönheiten dieser Landschaft wohl kaum ein Auge haben dürfte. Nur die übelsten Halsabschneider sind es, die in diesem Labyrinth aus unzähligen großen, kleinen und kleinsten Schluchten, in der selbst geübte Westmänner schnell die Orientierung verlieren können, Unterschlupf finden.
Cora Laudon, die ungekrönte Königin der Nebelberge, bietet allen Gangstern und Gaunern, die ihre Herrschaft anerkennen, hier eine Zuflucht, die selbst für die besten Polizei-Kräfte der Staaten bisher unauffindbar scheint. Auch Tom Prox, Captain der berühmten Ghostsquad, und seine Männer tappen anfangs buchstäblich im Dunkeln ...


1. Kapitel


Als die Schwingtür in Bells Saloon zurückglitt, fiel der Lichtschein der gleißenden Texassonne in einem spitzen Dreieck auf den dunklen Steinholzfußboden des Lokals, und inmitten dieses Dreiecks erschien der lange Schatten eines Mannes.

Austin Ardisson, der an der Bar lehnte, fuhr herum und starrte auf den Eingang. Ihm war, als nahe dort das Schicksal in seiner unerbittlichen Gestalt. Sein dunkelbraunes Gesicht, von Wind und Wetter gegerbt, wurde grau. Langsam glitt seine Rechte zum Holster, in dem sein .36er-Colt steckte.

Sheriff Hunter stand neben Ardisson und unterhielt sich angeregt mit Bell, dem dicken Wirt. Als er die Veränderung im Gesicht seines Nebenmannes bemerkte, setzte er sein Glas nieder.

»Was ist, Ardisson?«

Der Gefragte lächelte verzerrt. »Ich glaube, Sie bekommen Arbeit, Sheriff«, antwortete er heiser.

Als Hunter sich umwandte, schlugen die Flügel der Tür gerade wieder zurück. Er sah dicht hinter dem Eingang einen Mann von vielleicht fünfundzwanzig Jahren stehen. Der Ankömmling war etwas über mittelgroß, schlank und breitschultrig und trug die Tracht der Weidereiter. Aus seinem schmalen, kühn geschnittenen Gesicht leuchtete ein Paar graue Augen in durchdringender Schärfe.

»Hallo, Austin!«, sagte der Fremde freundlich. »Ich denke, wir haben eine Kleinigkeit zu bereden. Willst du kurz mit mir hinauskommen?«

Der Mineningenieur Austin Ardisson gab sich einen Ruck. Langsam kehrte das Blut in sein blasses Gesicht zurück.

»Ich wüsste nicht, was wir uns zu sagen hätten, Jack«, erwiderte er. »Das Beste wird sein, du verschwindest von hier. In Morton-City ist kein Platz für deinesgleichen.«

Der Mann, der Jack genannt wurde, lächelte, aber in seinen Augen war keine Spur von Belustigung.

»So, kein Platz für meinesgleichen?«, wiederholte er. »Wie kommt es dann aber, dass man einem Dieb und Halunken von deiner Sorte, der obendrein noch ein niederträchtiger Judas ist, den Aufenthalt gestattet? Vier Jahre habe ich deinetwegen hinter Gittern gesessen, während du dir von dem gestohlenen Geld einen guten Tag nach dem anderen gemacht hast. Oder ist die Beute einfach so aus dem Versteck verschwunden, nachdem du mich verpfiffen hattest, du dreckiges Etwas?«

Der Ingenieur schluckte bei der schweren Beleidigung. Er würde für alle Zeiten in dem Minenstädtchen unmöglich sein, wenn er diese Beleidung auf sich sitzenließ.

All die Gäste, die Zeugen der Auseinandersetzung waren, starrten ihn an. Aber obgleich er die Hand auf dem Revolverkolben hatte, während sein Gegner mit lässig herunterhängenden Armen einfach nur dastand, wagte er nicht, die Waffe zu ziehen.

»Sheriff«, sagte er, »Sie werden mich für einen Feigling halten, doch Sie ändern vielleicht Ihre Meinung, wenn ich Ihnen sage, dass dieser Bursche dort Devil-Jack ist. Der Mann, der sich vor viereinhalb Jahren auf einer Felsenkanzel im Wasatch-Gebirge in Arizona sechs Tage lang fünfzig Mountain-Polizisten vom Leibe hielt und nur mit Tränengas überwältigt werden konnte.« Er hielt kurz inne. »Er ist der irrigen Ansicht, dass ich es war, der ihn damals den Rangern in die Hände spielte, und will nun hier mit mir abrechnen. Ich stelle mich unter den Schutz des Gesetzes.«

»Wird dir nichts nützen, du Schuft!«, erklärte Devil-Jack mit einem Grinsen, das seinen Beinamen erklärte machte. »Ich bin nicht aus dem Zuchthaus ausgebrochen und habe mich jagen lassen wie einen Wolf, um mich jetzt von einem kleinen Sheriff davon abhalten zu lassen, was zu tun ist. Zieh ... oder ich schieße dich nieder wie einen räudigen Hund!«

»Halt!«, donnerte Hunter. »Nehmt den Mann fest! Er hat gestanden, aus dem Zuchthaus ausgebrochen zu sein!« Und mit diesem Ausruf riss er seinen Revolver hoch.

Zu spät! Eben noch hatte Devil-Jack seine offenen Hände gezeigt. Jetzt aber blinkte in seinen beiden Fäusten der Stahl seines Colts.

Ardisson hatte bereits seine Waffe gezogen und ließ den Hahn springen. Auf Jacks linker Wange erschien ein blutroter Streifen von der Kugel des Ingenieurs. Aber während noch der Schuss dröhnte, verschmolz sein Knall mit denen zweier weiterer Schüsse.

Mit einem Schmerzensschrei griff Hunter nach seinem durchschossenen Arm und ließ den Revolver fallen. Austin Ardisson taumelte. Dann tasteten seine beiden Hände nach seiner Brust, ehe er lautlos vorn über zu Boden fiel.

Wie ein Wirbelwind fegte Devil-Jack herum und gewann mit einem langen Satz die Tür. Mit einem Fußtritt stieß er die Flügel auf und sprang die Stufen hinunter, die auf den hölzernen Plankengehsteig führten. Ein dritter Satz brachte ihn in den Sattel eines hochbeinigen Rappen, dessen Zügel lose um das Geländer der Veranda geschlungen waren.

Die Ereignisse hatten sich mit so unglaublicher Schnelligkeit abgespielt, dass die Zuschauer des Dramas noch wie gelähmt dastanden, als Jack mit einem schrillen Schrei seinem Pferd die Sporen einsetzte und in einer Staubwolke die Straße hinunterjagte.

»Was steht ihr herum wie die Ölgötzen?«, brüllte Hunter, weiß vor Schmerz und Zorn, indem er sein Halstuch herunterriss und um seinen blutenden Arm schlang. »Hinter ihm her! Er darf nicht entkommen!«

Dieser Appell brachte Leben in die Gäste. In wenigen Sekunden war die Kneipe leer. Und die Straße erdröhnte vom Hufschlag der Pferde, als die Reiter hinter dem flüchtigen Mörder herjagten.

Jack machte sich ihretwegen keine Sorgen. Sein ausgezeichneter Wallach hatte ihn in den vergangenen Wochen schon oft aus beinahe aussichtslosen Gefahren gerettet. Schwerlich konnten es die Pferde seiner Verfolger mit dem Rappen aufnehmen, der Lungen wie Blasbälge und Beine wie aus Stahl besaß.

Und nicht weit war es mehr zu den Nebelbergen, dem Reich der gesetzlosen Desperados, in deren unzugänglichem Schluchtenlabyrinth all die eine Zuflucht gefunden hatten, die dem Galgen verfallen waren, sobald sie in die Hände der Polizei gerieten.

Die Nebelberge reichen vom nordwestlichen Texas bis weit hinein nach New Mexiko. Sie stellen eine Gebirgslandschaft von so wilder Zerrissenheit dar, wie sie selbst im Westen der Vereinigten Staaten nur selten zu finden ist.

Da sich dort Erzabbau nicht lohnt, befindet sich dieser Gebirgsabschnitt noch in absoluter Unberührtheit. Es ist eine Felsenwildnis von riesigen Ausmaßen. Hier reiht sich Schlucht an Schlucht. Kein anderes Gewächs ist zu finden als stachelgespickte Kakteen.

Jack Croone, genannt Devil-Jack, erklomm einen Geröllhaufen, um nach seinen Verfolgern auszuschauen, doch musste er erst sein Fernglas zu Hilfe nehmen, um sie schließlich zu entdecken.

Vor dem Eingang der Schlucht zügelten die Männer ihre Pferde, und Jack sah, dass sie eifrig aufeinander einredeten. Er grinste höhnisch, denn er konnte sich denken, was dort besprochen wurde: keiner dieser Männer hatte wohl Lust, seinen Hals zu riskieren und die Verfolgung in den Nebelbergen fortzusetzen.

Selbst Polizeiabteilungen mit automatischen Waffen konnten es nur in Schwadronsstärke wagen, in diese Schluchten einzudringen, wo verborgene Schützen tausend Möglichkeiten hatten, aus dem Hinterhalt zuzuschlagen und dann spurlos zu verschwinden.

Jack Croone hatte richtig vermutet: Das Aufgebot aus Morton-City brach die Verfolgung ab. Nach kurzer Beratung wendeten die Reiter ihre Pferde und ritten zurück. Beruhigt, setzte der Desperado seinen Weg im Schritt fort.

Von der Hauptschlucht zweigten Dutzende von Seitenschluchten ab. Jack folgte unbeirrt dem Pfad.

Als er beim Anbruch der Dämmerung das Ende des Gebirgseinschnitts erreichte, sah er vor sich wieder drei Schluchten liegen. Unschlüssig hielt er seinen Rappen an.

Doch als er bemerkte, dass das Tier der mittleren zustrebte, gab er ihm die Zügel frei. Sogleich setzte sich der Wallach in Trab. Zweifellos hatte er Wasser gewittert.

Der abendliche Aufwind säuselte an den Basaltwänden empor. So vernahmen selbst Devil-Jacks scharfe Ohren nicht das leise Geräusch von Schritten.

Unwillkürlich riss er sein Pferd zurück, als aus der Dämmerung vor ihm plötzlich eine Gestalt auftauchte. Blitzschnell wollte er zum Revolver greifen, erstarrte aber mitten in der Bewegung, als er den hellen Klang einer Frauenstimme vernahm: »Seien Sie kein Narr, mein Lieber! Ich brauche nur den Hahn schnappen zu lassen, und Sie sind auf der Stelle ein toter Mann!«

Die Unbekannte hielt einen Revolver in der Hand, dessen Lauf genau auf das Herz des Desperados zielte.

»Steigen Sie ab und heben Sie die Hände!«, befahl die Frau. »Ich möchte Sie mir etwas näher anschauen, bevor ich Sie willkommen heiße – oder hängen lasse.«

»Um aufgehängt zu werden, brauchte ich nicht hierherzukommen«, erwiderte Jack. »Das konnte ich schon billiger haben. Eben aus dem Grunde, um mir eine Hanfkrawatte zu ersparen, bin ich in die Berge getürmt.« Er stieg aus dem Sattel und hob die Arme.

Die Frau war ein paar Schritte näher gekommen.

Jack Croones Gesicht verzog sich in jäher Überraschung, denn sie war von dämonischer Schönheit. Blauschwarzes Haar umrahmte ein...

Erscheint lt. Verlag 2.12.2023
Reihe/Serie Tom Prox
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • billy-jenkins • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • gf unger • G. F. Unger • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Unger • Western • western-bestseller • Western-roman • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-5873-9 / 3751758739
ISBN-13 978-3-7517-5873-4 / 9783751758734
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