Lassiter 2681 (eBook)

Todesfahrt nach Old Man's Hill

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-5815-4 (ISBN)

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Lassiter 2681 - Michael Schauer
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'Du machst einen nachdenklichen Eindruck heute Abend', sagte Ambrose Dyke und reichte Carson Delando die Whiskyflasche.
'Ich habe nur noch einmal über unseren Plan für morgen nachgedacht', erwiderte Delando und nahm einen kräftigen Schluck. Warm rann der Schnaps seine Kehle herunter.
Ambrose zwinkerte ihm zu. 'Keine Sorge, Boss, es wird alles glattlaufen. Wie immer.'
'Schätze, du hast recht.'
Delandos Blick glitt über die fünf Outlaws, deren Anführer er war. Das Lagerfeuer warf zuckende Schatten auf ihre Gesichter. Ihre Stimmung war ausgelassen, denn sie erwarteten reiche Beute.
Er allein wusste, dass es morgen nicht wie immer laufen würde.


Todesfahrt
nach Old
Man's Hill

von Michael Schauer

»Du machst einen nachdenklichen Eindruck heute Abend«, sagte Ambrose Dyke und reichte Carson Delando die Whiskyflasche.

»Ich habe nur noch einmal über unseren Plan für morgen nachgedacht«, erwiderte Delando und nahm einen kräftigen Schluck. Warm rann der Schnaps seine Kehle herunter.

Ambrose zwinkerte ihm zu. »Keine Sorge, Boss, es wird alles glattlaufen. Wie immer.«

»Schätze, du hast recht.«

Delandos Blick glitt über die fünf Outlaws, deren Anführer er war. Das Lagerfeuer warf zuckende Schatten auf ihre Gesichter. Ihre Stimmung war ausgelassen, denn sie erwarteten reiche Beute.

Er allein wusste, dass es morgen nicht wie immer laufen würde.

»Wann kommt die Alte endlich wieder raus?«, zischte Matty Burns, nahm den Hut ab und fuhr sich durch sein nackenlanges Haar, wie er es wenigstens ein Dutzend Mal getan hatte, seit sie ihre Position in der schmalen Seitengasse bezogen hatten. In einer beruhigenden Geste legte Carson Delando dem jüngsten Mitglied seiner Bande eine Hand auf die Schulter.

»Immer entspannt bleiben, Matty«, raunte er ihm zu. »Mit einer Bank ist es manchmal wie mit einer schönen Frau. Du musst Geduld haben.«

Matty stieß einen abschätzigen Laut aus. »Der Vergleich hinkt, Boss. Bei den Ladys brauche ich nie Geduld. Die können es kaum erwarten, sich die Kleider vom Leib zu reißen.«

Das glaubte ihm Delando aufs Wort, denn der Neunzehnjährige war mit seinem markanten Gesicht und den wasserblauen Augen darin ein attraktiver Bursche, nach dem sich Damen jeden Alters auf der Straße umsahen. Jetzt jedoch wirkte er hochgradig nervös, was ihm Delando nicht verdenken konnte. So ging es fast jedem, wenn er sein erstes Ding drehte.

Er erinnerte sich gut daran, dass er sich damals beinahe in die Hosen gepisst hätte vor Aufregung, und dabei hatte es sich bloß um einen Überfall auf einen harmlosen Farmer gehandelt. Das war inzwischen über zwanzig Jahre her, doch in diesem Moment erschien es ihm, als sei es gestern gewesen. Das Opfer war eine dürre, ungepflegte Erscheinung und schaute verwundert aus seiner schmutzigen Wäsche, als sie ihn mit seinem Wagen anhielten. Minuten später lag er mit einer Kugel im Schädel im Straßengraben. Den tödlichen Schuss hatte Delando abgefeuert.

Matty war ein Jahr älter als er damals. Er war ein Waise, der zu der Erkenntnis gelangt war, dass ehrliche Arbeit nicht das geeignete Lebensmodell für ihn darstellte. Die anderen Jungs waren skeptisch gewesen, als er sich ihnen anschließen wollte, und hatten ihn erstmal tüchtig verprügelt. Nur um zu sehen, wie er reagierte, wenn es um seinen Hintern ging. Bis er unter ihren Schlägen das Bewusstsein verloren hatte, hatte sich Matty verbissen gewehrt. Die ganze Zeit war kein Laut über seine Lippen gekommen, obwohl er ordentlich hatte einstecken müssen. Was sie davon überzeugt hatte, dass es sich bei ihm um einen zähen Hund mit einer guten Portion Schneid handelte. Das reichte mehr als aus, um ihm eine Chance zu geben, und deswegen ritt er seit knapp zwei Monaten an ihrer Seite.

Delando lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf die andere Straßenseite. Das Gebäude wirkte unscheinbar und so gar nicht wie eine Bank, wenn man von den vergitterten Fenstern absah. Doch der Tresor da drin war vollgestopft mit den Lohngeldern für die Arbeiter, die nicht weit von hier im Schweiße ihres Angesichts Gleise für eine neue Eisenbahnstrecke verlegten. Von wo sie kam und wohin sie führen sollte, interessierte Delando nicht. Er war nur auf das Geld scharf.

Es war Jasper gewesen, der den Tipp bekommen hatte. Jasper schien in jedem noch so kleinen Kaff einen Informanten zu haben, der Teufel allein mochte wissen, wie er das anstellte. Sein Spitzel hatte ihm gesteckt, dass die Gelder für einen Tag in der Bank von Red Mountain aufbewahrt wurden. In der Nacht zuvor waren sie in aller Heimlichkeit in die Stadt gebracht worden, um keine unerwünschte Aufmerksamkeit zu erregen. Jaspers Mann zufolge hockten zwei mit Gewehren bewaffnete Wächter im Tresorraum. Bereit, jeden umzulegen, der dem Geldschrank zu nahe kam.

Das zu erfahren hatte Delando ein dickes Bündel Scheine gekostet, aber das war es ihm wert. Wenn der Informant nicht gelogen hatte – und damit war nicht zu rechnen –, wartete hinter der schlichten braunen Fassade ein Vermögen auf ihn. Seine Vermutung war, dass der Bursche deshalb so gut Bescheid wusste, weil er bei der Eisenbahngesellschaft arbeitete, schlecht bezahlt wurde und sich ein paar Dollar dazu verdienen wollte.

Die alte Lady hatte die Bank im Moment ihrer Ankunft betreten. Delando hielt nichts davon, dass Unschuldige zu Schaden kamen, deshalb hatte er beschlossen zu warten, bis sie ihre Geschäfte erledigt hatte. Das war so eine Art Ehrenkodex von ihm, und das Geld würde ihnen sowieso nicht davonlaufen. Inzwischen waren jedoch über zwanzig Minuten vergangen, und seine Geduld erreichte allmählich ihre Grenzen.

Er war kurz davor, seinem Kodex diesmal untreu zu werden, als die Alte endlich in der Tür erschien. Neben sich hörte er Matty aufatmen. Doch statt ihres Weges zu gehen, blieb die Lady auf der Treppe stehen und begann in ihrer Tasche zu kramen. Delando leckte sich über die trockenen Lippen. Hatte sie etwas vergessen? Als er schon fürchtete, sie könne sich umdrehen und wieder reingehen, setzte sie sich zu seiner Erleichterung in Bewegung. Mit schnellen Schritten trippelte sie die Straße hinunter und war kurz darauf verschwunden.

Der Weg war frei.

»Los, Matty«, raunte er und versetzte dem Jungen einen Klaps auf den Rücken.

Matty brauchte keine zweite Aufforderung. Während sie Schulter an Schulter die Straße überquerten, bemerkte Delando aus den Augenwinkeln Ambrose und Tyrone, die auf der anderen Seite gewartet hatten. Die beiden würden sie in die Bank begleiten. Jasper und Miles befanden sich mit den Pferden in der Nähe. Sobald sie Schüsse hörten, würden sie angeritten kommen.

Dass geschossen würde, war so sicher, wie morgens die Sonne aufging. Delando würde es nicht riskieren, die Wachen in Schach zu halten, während sie sich am Tresor zu schaffen machten. Es war nämlich nicht auszuschließen, dass einer von ihnen auf die dumme Idee kam, den Helden zu spielen, und in so einem Fall konnte die Lage ganz schnell außer Kontrolle geraten. So etwas hatte er schon erlebt und war nur um Haaresbreite mit heiler Haut davongekommen. Das würde ihm nicht noch einmal passieren.

Bevor er die Tür öffnete, zog er sein Halstuch bis fast zur Nasenwurzel hoch. In der schmucklosen Schalterhalle stand ein älterer, hagerer Mann in einem blütenweißen Hemd hinter einem Tresen und hob bei seinem Eintreten den Blick. Er machte den Mund auf, schloss ihn aber sofort wieder, als er in die Mündung von Delandos Colt blickte. Ohne sich umzusehen, wusste Delando, dass sich die anderen mit gezückten Waffen hinter ihm aufgebaut hatten. Sofern der Angestellte auch nur daran gedacht hatte, etwas Dummes anzustellen, würde er das bei diesem Anblick ganz schnell wieder vergessen.

Neben dem Tresen entdeckte er einen schmalen Korridor, der zu einer geschlossenen Tür führte.

Delando trat ganz nahe an den Angestellten heran. Die Augenlider des Mannes flatterten. Sein Gesicht war kalkweiß geworden.

»Gehe ich richtig in der Annahme, dass sich hinter der Tür da hinten der Tresorraum befindet?«, fragte er leise und fügte schnell hinzu: »Halt bloß die Klappe. Nicke oder schüttle den Kopf.«

Heftiges Nicken war die Antwort.

»Ist sie abgeschlossen?«

Kopfschütteln.

»Soweit mir bekannt, wird der Tresor von zwei bewaffneten Männern bewacht. Trifft das zu? Lüg mich nicht an, sonst komme ich zurück und mache dir ein großes rundes Loch in die Brust.«

Erneutes Nicken.

»Wie lautet die Kombination? Diesmal wirst du den Mund aufmachen müssen, aber sei ganz leise, sonst wird mein Sechsschüsser gleich ganz laut.«

Mit heiserer Stimme verriet er sie ihm.

Delando nickte ihm zu. »Das war sehr gut, mein Freund. Du hast exzellente Chancen, das hier zu überleben. Leg dich mit dem Gesicht nach unten auf den Boden und rühr dich nicht. Es wird gleich eine Schießerei geben, und wenig später wirst du unsere Schritte hören, wenn wir aus der Bank stürmen. Danach zählst du langsam bis hundert, bevor du aufstehen darfst. Kapiert?«

Statt einer Antwort warf sich der Angestellte hin und verschränkte die Hände über dem Hinterkopf. Delando stieß ein zufriedenes Brummen aus. Der Kerl würde nicht mal aufschauen, wenn sich neben ihm die Hölle auftat.

Er wandte sich ab, ging zur Tür, legte die freie Hand auf den Knauf und warf einen Blick über die Schulter. Matty, Ambrose und Tyrone waren dicht hinter ihm. Mit einem Ruck riss er die Tür auf. In dem Raum dahinter befanden sich wie erwartet ein mannshoher Tresor und zwei Männer in gelben Staubmänteln, die es sich auf ihren Stühlen bequem gemacht hatten. Ihre Köpfe flogen herum. Einer von ihnen griff nach dem Gewehr, das neben ihm an der Wand lehnte. Delando erledigte ihn mit zwei Kugeln in den Schädel und in die Brust....

Erscheint lt. Verlag 2.12.2023
Reihe/Serie Lassiter
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • Abenteurer • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • erotisch • Erwachsene • erwachsene Romantik • Exklusiv • für • g-f • GF • g f barner • g f unger • Indianer • jack-slade • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • lucky-luke • Männer • martin-wachter • Nackt • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • Sexy • sonder-edition • Unger • Western • Western-Erotik • Western-roman • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-5815-1 / 3751758151
ISBN-13 978-3-7517-5815-4 / 9783751758154
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