Wilde Leidenschaft einer schottischen Lady (eBook)
384 Seiten
CORA Verlag
978-3-7515-2015-7 (ISBN)
Sie muss den wertvollen Dolch ihres Clans zurückbekommen! An nichts anderes kann die schöne Schottin Cecelia mehr denken. Doch der zukünftige Richter Alexander Sloane hat ein ähnliches Ziel. Ständig gerät sie mit ihm aneinander! Als plötzlich Gefahr auf den Straßen Londons lauert, muss Cecelia ausgerechnet bei ihm Schutz suchen. Alexanders Nähe bringt ihr Herz zum Rasen und vernebelt ihr die Sinne. Und auch er scheint sie nicht nur als Konkurrentin zu begreifen ... Kann daraus mehr erwachsen als nur wilde Leidenschaft?
1. KAPITEL
September 1753
Recht und Unordnung kamen im Gerichtssaal in der Bow Street auf geniale Art und Weise zusammen. Hier spielte sich ein Theater der menschlichen Natur ab, das Händler und alte Mütterchen gleichermaßen anzog. Sie drängten sich auf der Empore und kauten Klatschgeschichten durch, als wären es Süßigkeiten. Das Gericht war ihr Zirkus und die Angeklagten die Artisten. Alle zusammen bildeten einen bunt zusammengewürfelten Menschenhaufen.
Abgesehen von ihr. Der gescheiten Blondine.
Sie schmückte die Empore mit Seide und Sinnlichkeit. Eine Frau, die von niemandem begleitet wurde und ihre Lippen in einem herausfordernden Rotton geschminkt trug. Ihr verhaltenes Lächeln war hohe Kunst und ihre Klugheit eine Sonate. Sie verstand jedes einzelne Wortspiel des Amtsrichters, sofern ihr melodisches Lachen als Beweis gelten durfte. Mr. Fielding war im Grunde seines Herzens Schriftsteller. Wofür waren die sonst gut, von geistreichen Bemerkungen abgesehen? Allerdings musste man bei der Sache bleiben, um alle zu verstehen. Die Zuschauer im Gerichtssaal kratzten sich angesichts von Fieldings zackigen Bemerkungen manchmal ratlos am Kopf. Die Blondine nicht. Sie machte sich Notizen, eine interessante Angewohnheit. Und er, Alexander Sloane, Sekretär des Sekretärs des Duke of Newcastle (was für ein ausufernder Titel!), nahm Notiz von ihr.
Die elegante Frau machte seine Aufgabe – einem plötzlichen Geldfluss in die Bow Street auf den Grund zu gehen – weniger trostlos.
Fielding hielt ihn für ein Ärgernis; die Streifenbeamten für einen Spion.
Er war beides.
In einer solchen Funktion machte man sich nicht gerade beliebt.
Er brach auf, nachdem das Gerichtsverfahren beendet war, um sich in sein Zimmer im Gasthaus White Hart in der King Street zurückzuziehen und sich dort seiner zweiten Aufgabe zu widmen – dem Studium geheimnisvoller Unterlagen der Jakobiten. Er wollte sich ein Abendessen und ein Bier gönnen, während er zur Unterhaltung verwischte Auflistungen und verschlüsselte Eintragungen zu entschlüsseln versuchte. Mit beiden Aufgaben war er einen oder zwei Monate lang beschäftigt, je nachdem, was dem Herzog als Nächstes in den Sinn kam. Da er direkt an Seine Gnaden berichtete, durfte er sich keine Fehler erlauben.
Er genoss die Herausforderung, während er durch die Korridore im Gericht in der Bow Street lief. Genauigkeit lag ihm im Blut. Die Welt, wie sie war, war immer kompliziert, aber in Zahlen fand man die Wahrheit in ihrer reinsten Form, und sie zu ordnen war ihm eine ungetrübte Freude.
Ehe er sich auf den Weg in die Bow Street gemacht hatte, hatte ihm der Herzog die Unterlagen der Jakobiten übergeben. „Sorgen Sie hier für Ordnung, Mr. Sloane, dann können wir über Ihre Ernennung sprechen.“
Das Schatzkammergericht. Richter an einem Finanzgericht zu sein, und zwar als Baron Sloane.
Diese Stellung machte aus ihm kein Mitglied des Hochadels, aber der jahrhundertealte Ehrentitel beschleunigte seinen Schritt, als er jetzt durch einen der Öffentlichkeit verschlossenen Eingang ein Reich aus Leder und Talglichtern betrat. Fieldings Büro. Das Register der Bow Street wartete neben einer Wachslache auf dem Schreibtisch auf den Richter. Auf dem Buch lag eine zusammengefaltete Ausgabe des Covent-Garden Journal.
Er schob das Buch vom Schreibtisch, ging mit langen Schritten zurück zur Tür und streckte die Hand nach der Klinke aus.
„Mr. Sloane. Nach Ihnen habe ich gesucht.“
Alexander ließ die Hand sinken, drehte sich um wartete gespannt, wie es sich für den Diener eines Herzogs gehörte. Die Augen des Richters funkelten kritisch prüfend. Fielding schloss die Haupttür, sodass der Lärm verstummte, den das Publikum draußen vor der Tür machte.
Die Stille … sie hatte etwas Grauenvolles.
Fielding wollte ihn sonst nie unter vier Augen sprechen.
„Womit darf ich Ihnen behilflich sein?“
Der Richter humpelte mit seinen von der Gicht angegriffenen Füßen an ihm vorbei. „Ich habe eine Aufgabe für Sie.“
„Eine weitere Liste von Aufwendungen?“
„Nein, Sie müssen eine Frau verfolgen.“
„Eine Frau?“
„Ja, so ein Wesen in Röcken. Zwei Arme, zwei Beine, zwei Brüste. Normalerweise hält man sie für das zarte Geschlecht.“
„Das ist mir bekannt“, sagte Alexander trocken.
Der Richter ließ sich auf seinem Stuhl nieder. Dabei bauschte sich seine schwarze Robe um ihn auf. „Die Aufgabe ist ganz einfach. Halten Sie Abstand, führen Sie täglich ein genaues Protokoll darüber, wo die Dame sich aufhält, und teilen Sie mir persönlich mit, was Sie herausgefunden haben.“ Fieldings Blick ging durch ihn hindurch wie eine Klinge. „Aber es darf niemand etwas davon erfahren.“
Nicht einmal der Herzog. Diese Mahnung schwang in seinen Worten mit und hing wie ein glänzendes Schwert über Alexanders Kopf. Er spürte eiskalt, dass er so oder so verraten und verkauft war.
Er drückte das Register mit dem Arm fester an seinen Körper. „Ich nehme an, bei der fraglichen Dame handelt es sich nicht um eine gewöhnliche Londoner Verbrecherin.“
„Sie ist weder gewöhnlich noch eine Verbrecherin. Sie ist allerdings als Sympathisantin der Jakobiten bekannt.“
„Ein skurriler Haufen.“
Er musste an die Unterlangen der Jakobiten mit ihren abstrusen Codenamen denken. Lady Rosa war einer, Lord Blau ein anderer. Der Aufstand von 45 war vor sieben Jahren zu Ende gegangen. Alle Rebellen, die den Krieg überlebt hatten, waren erschossen oder gehängt worden, sofern sie nicht geflohen waren. Nur die unverfrorensten – oder dümmsten – von ihnen würden in London Ärger machen. Aber er war so oder so nicht der Richtige, um sie aufzuspüren.
„Ihr Vertrauen ehrt mich, Sir, aber ich bin kein Ermittlungsbeamter.“
„Deswegen sind Sie ja genau der Richtige für diese Aufgabe.“ Fielding wühlte in seinen Akten. „Miss MacDonald kennt sie alle … wahrscheinlich besser als deren Mütter“, murmelte er mit krächzender Stimme. Um seine Gesundheit stand es nicht gerade gut.
Der Richter glich eher einer alternden Krähe als einem Mann. Krähen waren eiskalte Kreaturen, ebenso gerissen wie zerstörerisch. Sie sammelten alles ein, was glitzerte, um ihr Revier zu markieren und um von sich abzulenken. Vielleicht wollte Fielding ihn deswegen nicht um sich haben. Die Bow Street war von Korruption durchzogen, was der zweite Grund war, weshalb er hier war. Seit Neuestem hieß es, der Richter schreibe Artikel unter einem Pseudonym, um einen Meinungskrieg zwischen dem Covent-Garden Journal und anderen Zeitungen anzuzetteln, der dabei helfen sollte, seine Bücher besser zu verkaufen.
Das war zwar nicht ungesetzlich, aber auch nicht gerade anständig.
„Sir, meine Aufgabe hier ist es, Ihre Verwendung der Mittel der Krone zu überwachen.“
„Für Recht und Ordnung, Mr. Sloane.“ Fielding war laut geworden vor rechtschaffener Empörung. „Und es ist immer das Beste für die Gerechtigkeit, wenn man ihr selbst zur Geltung verhilft.“
Alexander marschierte auf den Schreibtisch zu. „Ich muss energisch widersprechen. Ich diene –“
„Widersprechen Sie, so viel Sie wollen, aber stellen Sie sich einmal vor, wie zufrieden Seine Gnaden sein wird, wenn ich ihm erzähle, was für gute Arbeit Sie für die Krone geleistet haben.“ Fielding schlug einen Aktendeckel auf und blätterte in den Seiten herum. „Vielleicht verkürzt das den Weg bis zu Ihrer nächsten Stellung.“
Richter am Schatzkammergericht. Wut flammte in ihm auf angesichts der Klemme, in der er sich befand und der Krähe in der schwarzen Robe, die ihn dort festhielt.
„Das ist Erpressung.“
„Es geht darum, eine Frau zu beobachten. Wie schwer kann das schon sein?“
„Ich habe etwas gegen Ihre Methoden.“
Fielding wirkte ungerührt, um seine Augen bildeten sich ebenso viele Falten wie in seiner Robe. Wahrscheinlich sah seine Seele genauso aus. Auf seinem Tisch herrschte ein Durcheinander aus Registern, Akten bekannter Verbrecher und Verdächtiger. Der Makel, der der letzteren Gruppe anhaftete, war ein wunder Punkt für Alexander. Reines Hörensagen reichte aus, damit ein Mensch in diesen Büchern landete. Wenn ein Name einmal dort stand, wurden gnadenlos und akribisch Informationen zusammengetragen, um die Schuld dieses Menschen zu untermauern. Die Regale waren mit Akten vollgestopft, und in allen befanden sich hastige Skizzen neben Listen von Gewohnheiten, besonderen Merkmalen und bekannten Mittätern.
Fielding schob ihm eine dieser Akten zu.
„Erstatten Sie mir einmal wöchentlich Bericht über ihre Aktivitäten, und wenn es an der Zeit ist, berichte ich dem Herzog von Ihrer ausgezeichneten Arbeit.“
Alexander erwiderte den eiskalten Blick des Richters. „Und wonach soll ich suchen? Wenn die Frau keine Verbrecherin ist, warum hat sie dann eine Akte bei Ihnen?“
„Ach ja, meine Akten.“ Fielding griff nach einer Feder und sagte dann schnell: „Dass Sie etwas gegen meine Methoden haben, ist ja jetzt geklärt. Falls sich meine Annahmen hinsichtlich dieser Frau unbegründet sein sollten, ist das hier gleichzeitig die Chance für Sie, zu beweisen, dass ich falschliege.“
Die Falle war wirklich sauber gestellt.
Alexander senkte den Blick auf die Akte und trommelte dabei mit den Fingern auf dem Registerbuch herum. Feine Gesichtszüge sahen ihm von der...
Erscheint lt. Verlag | 2.12.2023 |
---|---|
Reihe/Serie | Historical Gold Extra | Historical Gold Extra |
Übersetzer | Simone Wolf |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Historische Romane |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | bücher für frauen • Cora • cora bücher • cora historical • cora liebesromane • cora neuerscheinungen • cora romane • Cora Verlag • cora verlag kindle • eBook • ebook liebesroman • Frauenroman • highlanderliebesromane • Historical Gold Extra • Historische Liebesromane • historisch roman • Liebesgeschichte • Liebesroman • Romantische Bücher • Scottish Treasures |
ISBN-10 | 3-7515-2015-5 / 3751520155 |
ISBN-13 | 978-3-7515-2015-7 / 9783751520157 |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
Größe: 1,4 MB
DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasserzeichen und ist damit für Sie personalisiert. Bei einer missbräuchlichen Weitergabe des eBooks an Dritte ist eine Rückverfolgung an die Quelle möglich.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich