Die listenreiche Entführung (eBook)

Regency Heroes 4
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
448 Seiten
Edel Elements - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
978-3-96215-488-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die listenreiche Entführung -  Sophia Farago
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Kaum jemanden achtet die vornehme Londoner Gesellschaft so sehr wie Mr Oscar Bradford. Er ist klug, meist freundlich, verfügt über einen feinen Humor und sein Ratschlag  wird allgemein äußerst geschätzt. Nur für sich selbst weiß Oscar keinen Rat. Seit die anderen Heroes in festen Händen sind, ist sein Alltag zu einem trägen Einheitsbrei aus Arbeit, Pflichten, schrumpfenden Ersparnissen und Ärger mit dem skurrilen Erbonkel geworden. Er sehnt sich nach Liebe, Glück und Abenteuer, und weiß doch, dass keine Aussicht auf Erfüllung dieses Traums besteht. Bis, ja bis, ein Brett von hinten auf seinen Kopf herniedersaust und er ohnmächtig in eine Kutsche verfrachtet wird. Als er aufwacht liegt er in den Armen von Miss Virginia Ridgeway. Noch nie war jemand so hübsch gewesen und noch nie hat ihn jemand mit so viel Verachtung gemustert.

Sophia Farago liebt England und nennt die englische Geschichte des beginnenden 19. Jahrhunderts ihre Zeit. Nachdem sie als junges Mädchen die Regency-Romane von Jane Austen und Georgette Heyer verschlungen hatte, begann sie die Hintergründe genau zu recherchieren und Berge von Büchern zusammenzutragen: alles über das Königshaus, Mode, Gepflogenheiten, Städte, Fächer, Kutschen, Grabsteine... Mehr als fünfzig Reisen führten sie durch London und die gesamte Insel. 2001 hat sie stilecht über dem Amboss in Gretna Green geheiratet. Als vor nunmehr 25 Jahren imaginäre Heldinnen und Helden in ihrem Kopf zu sprechen begannen, schrieb sie ihren ersten Roman 'Die Braut des Herzogs'. Inzwischen sind dreizehn weiter dazugekommen. Sie erklomm damit höchst erfolgreich die Bestsellerlisten und zählt zu den erfolgreichsten Regency-Autorinnen im deutschsprachigen Raum.

Sophia Farago liebt England und nennt die englische Geschichte des beginnenden 19. Jahrhunderts ihre Zeit. Nachdem sie als junges Mädchen die Regency-Romane von Jane Austen und Georgette Heyer verschlungen hatte, begann sie die Hintergründe genau zu recherchieren und Berge von Büchern zusammenzutragen: alles über das Königshaus, Mode, Gepflogenheiten, Städte, Fächer, Kutschen, Grabsteine... Mehr als fünfzig Reisen führten sie durch London und die gesamte Insel. 2001 hat sie stilecht über dem Amboss in Gretna Green geheiratet. Als vor nunmehr 25 Jahren imaginäre Heldinnen und Helden in ihrem Kopf zu sprechen begannen, schrieb sie ihren ersten Roman "Die Braut des Herzogs". Inzwischen sind dreizehn weiter dazugekommen. Sie erklomm damit höchst erfolgreich die Bestsellerlisten und zählt zu den erfolgreichsten Regency-Autorinnen im deutschsprachigen Raum.

Kapitel 1


August 1813
Haus von Mr Oscar Bradford in Hampstead, etwa 3,5 Meilen nördlich von London
Fünf Tage vor der listenreichen Entführung

Der dichte Rauch war weithin sichtbar. Hohe Flammen schlugen grell gegen den Nachthimmel, Funken stoben. Es prasselte und zischte und mit einem lauten Knall stürzte auch noch der letzte Dachbalken in das tosende Feuer. Oscar Bradford hatte weder Zeit noch Nerven, über die Konsequenzen nachzudenken, die der Brand in seinen Stallungen haben würde. Zwei der Burschen hatten alle Pferde gerade noch rechtzeitig ins Freie bringen können. Die Tiere befanden sich nun draußen auf der Koppel und somit in Sicherheit. Das war das Wichtigste.

Nun stand Oscar ganz vorn in einer der drei Menschenketten, die Wasser eimerweise von jenem großen Löschteich schöpften, der zum Glück nicht allzu weit entfernt lag. Von allüberall waren Pächter, Bekannte und Nachbarn herbeigeeilt, um ihm bei der Bekämpfung des Brandes zu helfen, und so war es den Männern bisher tatsächlich gelungen, ein Übergreifen der Flammen auf das Haupthaus zu verhindern. Auch die Feuerwehr von Hampstead war fünf Mann hoch angerückt und brachte ihre ledernen Schläuche zum Einsatz. Der Butler Mr Carrock und die Lakaien eilten immer wieder ins Haus, um für Erfrischungen zu sorgen und die Helfer auch mit der Suppe zu stärken, die die Köchin eigentlich für die nächsten Tage vorgekocht hatte. Wie die anderen auch, waren ihre Hände und Gesichter schwarz vor Ruß und sie kämpften sich hustend von einem der Helfer zum anderen. Oscars Schwester Emily und deren Nachbarin und beste Freundin Lady Clara Baronin Helmsbury hatten Verbandszeug auf den Tisch im Eingangsbereich des Hauses geschafft und halfen Verletzten, ihre Wunden zu reinigen und zu verbinden und so manchen Holzsplitter aus den rauen Fingern zu ziehen. Auch Baron Helmsbury selbst griff überall mit an, wo Not am Mann war.

Alle waren sie da. Alle halfen mit. Alle – bis auf einen. Oscars Erbonkel, der alte Earl of Glazebury, glänzte mit verdächtiger Abwesenheit. William, einer der Stallburschen, behauptete, eine Gestalt in genau so einer weinroten Samtjacke hinter dem Stall gesehen zu haben, wie der Earl sie gern trug. Das sei kurz vor Ausbruch des Brandes gewesen. Er konnte sich allerdings nicht erklären, wohin der alte Mann dann so schnell verschwunden sein sollte. Noch dazu, da er seine gichtigen Beine nur mehr mithilfe eines Gehstocks mühsam fortbewegen konnte.

Oscar hatte den Großonkel vor ungefähr drei Jahren zu sich geholt, als ein Brand dessen eigenes Anwesen in Hounslow in Schutt und Asche gelegt hatte – oh, welch Ironie des Schicksals! Der einzige Sohn des Earls hatte damals ein Feuer gelegt und war dann selbst auf tragische Weise darin umgekommen. Obwohl Oscar den alten Herrn zu dieser Zeit kaum kannte, hatte er ihm in seinem Haus in Hampstead eine neue Heimat geboten. Immerhin war dieser damals schon Mitte siebzig gewesen und stand nach dem Tod seines Sohnes ganz allein auf der Welt. Also hatte es Oscar für seine Pflicht gehalten, ihm durch seine Großzügigkeit Respekt und Dank dafür zu erweisen, dass er in nicht allzu ferner Zeit den Titel eines Earls of Glazebury und dessen Vermögen erben würde. In nicht allzu ferner Zeit! Vermögen! Er konnte nur bitter auflachen, wann immer er daran dachte. Die knapp drei Jahre, die Glazebury nun schon bei ihm wohnte, fühlten sich endlos an. Sie waren gefüllt mit den unterschiedlichsten Eskapaden des Alten, welche die vornehme Londoner Gesellschaft so manch indigniertes Stirnrunzeln gekostet hatte. Oder auch ein amüsiertes Auflachen und sehr oft ein sensationsgieriges Teilnehmen an seinen sinnlosen Wetten. Ihn jedoch kostete der Onkel beinahe all seine Ersparnisse, und darüber hinaus auch noch seine letzten Nerven. Er konnte nur hoffen, dass sich nach dem Tod des Earls seine insgeheime Hoffnung erfüllte, dass der Alte doch noch irgendwo einen kleinen Batzen Geld bunkerte und ihm damit seine bisherigen Ausgaben zumindest teilweise ersetzt werden würden.

Während sich Oscar all dies durch den Kopf gehen ließ, drehte er sich immer wieder zu dem Stallburschen um, der einen vollen Eimer nach dem anderen an ihn weiterreichte, und schüttete das Wasser schließlich in hohem Schwall auf die Flammen. Immer und immer wieder. Bis er die Finger kaum mehr spürte und die Schultern und das Kreuz so stark schmerzten, dass er befürchtete, er würde sich am nächsten Tag kaum rühren können. Gegen zwei Uhr früh stieß der Feuerwehrkommandant dann endlich ins Horn, um das ersehnte Signal Brand aus! zu geben. Der ehemals weitläufige Stall war nur mehr ein verkohlter, nasser Haufen, mit dem nichts mehr anzufangen sein würde. Aber zumindest war es ihnen mit vereinten Kräften endgültig gelungen, die Gefahr für das Herrenhaus abzuwenden. Als Oscar sich bei allen Helfern ringsum bedankte, zog ein starker Wind auf und die ersten Blitze zuckten vom Nachthimmel. Binnen Minuten begann es wie aus Eimern zu schütten. Während die anderen sich in Windeseile in alle Richtungen davonmachten, sah er zum Himmel hinauf und schüttelte den Kopf. Er wusste nicht, ob er froh darüber sein sollte, dass der Wind nicht früher aufgezogen war – wodurch die Flammen wieder gefährlich angefacht worden wären –, oder ob er Petrus dafür zürnen sollte, ihnen die ganze Löscharbeit aufzubürden, die er selbst binnen Minuten hätte erledigen können. Viel zu erschöpft, um sich zu entscheiden, stapfte er die Treppe zu seinem Schlafzimmer hinauf. Er nahm sich dann kaum ausreichend Zeit, sich entkleiden zu lassen und Hände und Gesicht vom ärgsten Schmutz zu befreien, bevor er sich aufs Bett warf und binnen Minuten eingeschlafen war.

Oscar Bradford wäre allerdings nicht Oscar Bradford gewesen, wenn er sich nicht trotz allem dazu gezwungen hätte, bereits am frühen Vormittag wieder auf den Beinen zu sein. Er galt allgemein als vernünftig, verlässlich und diszipliniert und hatte schon so lange seine eigenen Bedürfnisse hintangestellt, dass ihm diese Tatsache gar nicht mehr auffiel. Beim einsamen Frühstück erkundigte er sich nach seiner Schwester und dem Onkel und erfuhr, dass die eine noch schlief, was ihn nicht überraschte. Und dass der andere die ganze Nacht nicht nach Hause gekommen war, was ihn ebenso wenig verwunderte. Der Earl – es war ihm noch niemals in den Sinn gekommen, den alten Herrn mit Onkel Horatio anzusprechen oder auch nur so von ihm zu denken – war in letzter Zeit häufig über Nacht bei White’s, ihrem gemeinsamen Club in London, geblieben. Oscar hatte keine Ahnung, was der Alte derzeit wieder ausheckte, und er hatte es längst aufgegeben, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Sein eigener Verstand war ohnehin nicht in der Lage, sich die Skurrilitäten auszudenken, mit denen ihm der Onkel seit Jahren das Leben schwer machte. Aber eines schwor er sich an diesem Morgen: Sollte es sich herausstellen, dass Glazebury bei dem Brand die alten, gichtigen Finger im Spiel gehabt hatte, dann würde er sich das nicht mehr länger gefallen lassen. Dann würde er … Zu seinem Leidwesen hatte er keine Ahnung, was er dann tun würde. Sein Freund Reginald Ashbourne, der in Kürze zum Duke of Warminster ernannt werden würde, lag ihm schon seit Jahren in den Ohren, den Greis mit Sack und Pack aus dem Haus zu jagen.

„Warum lässt du dich von ihm ausnehmen wie eine Weihnachtsgans, statt ihn eiskalt vor die Hunde gehen zu lassen?“, hatte er ihn nicht nur einmal gefragt. „Er hätte es doch allemal verdient.“

So gern Oscar diesen Rat auch befolgt hätte, er hatte es nicht übers Herz gebracht.

Der Butler trat ein und holte ihn aus den Grübeleien.

„Der Zimmermann Mr Mawbray wartet draußen, Sir. Er ist gekommen, um mit Ihnen über den Wiederaufbau der Stallungen zu sprechen. Angeblich hätten Sie ihn noch gestern Nacht darum gebeten.“

„So ist es.“ Oscar tupfte sich mit der Serviette die Mundwinkel ab, bevor er sie auf den Tisch legte. „Führen Sie ihn bitte in mein Arbeitszimmer, Carrock, ich komme sofort nach.“

Der hohe Bedienstete hatte den Raum schon beinahe wieder verlassen, als ihm noch etwas einfiel.

„Ach ja, übrigens, Sir“, sagte er, während er sich wieder zu ihm umdrehte. „Die Burschen haben noch in der Nacht sämtliche Blechwannen, die wir auftreiben konnten, auf dem Dachboden aufgestellt. Doch bedauernswerterweise ist das Dach inzwischen schon so undicht, dass das Regenwasser auf der Westseite in die Räume darunter eingedrungen ist.“

Keine zwei Stunden später saß Oscar wieder allein an seinem Schreibtisch. Er stützte die Ellenbogen auf die Tischplatte, vergrub das Gesicht in den Handflächen und fand, dass es ihm reichte. Und zwar in vielerlei Hinsicht. Der abgebrannte Stall war nur mehr das Tüpfelchen auf dem I gewesen. Er hatte es satt, in einem zugigen Landsitz zu wohnen, in dem der Wind durch alle Ritzen pfiff, man Blechwannen auf dem Dachboden aufstellen musste und das Wasser dennoch in darunterliegende Schlafräume drang. Er verfluchte sein Schicksal dafür, dass er dem Drängen seines Nachbarn Mr Netherby nun doch würde nachgeben müssen. Der lag ihm seit Jahren mit dem Wunsch in den Ohren, ihm das große Stück Land zu verkaufen, das im Norden an dessen Felder angrenzte und das nicht zum unveräußerlichen Erbbesitz gehörte. Obwohl Netherby bereit war, einen hohen Preis dafür zu zahlen, hatte sich Oscar bisher stets geweigert, seinen Überredungsversuchen nachzugeben. Sollte sich seine Schwester in einen Mann verlieben, der keinen Landsitz sein Eigen nennen konnte, hatte sich Oscar gedacht, so wollte er ihr dieses Grundstück als Aussteuer mitgeben, damit sie darauf ein Haus errichten konnten. Die Idee war...

Erscheint lt. Verlag 2.12.2023
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
ISBN-10 3-96215-488-4 / 3962154884
ISBN-13 978-3-96215-488-2 / 9783962154882
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