Kyrier - Erbe der Schatten -  Sophia Arím

Kyrier - Erbe der Schatten (eBook)

Der zweite Band der aufregenden Dark-Fantasy-Reihe

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
556 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7583-9844-5 (ISBN)
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Du glaubst, deine Welten retten zu können - doch was, wenn du dafür deine Seele opfern musst? Drei Monate nach der Schlacht von Galladrahl sinnt der Herrscher Púrhkathâns auf Rache. Tief im Inneren seiner Festung entfesselt er seine gefährlichsten Kreaturen, um sein Geburtsrecht zurückzufordern und die drei Welten zu unterwerfen. Währenddessen stoßen Seraya und ihre Freunde auf Gerüchte über eine Waffe, die den Meister zu vernichten vermag. Doch auf der Suche danach geraten sie zwischen die Fronten uralter Mächte der Vergangenheit. Ein tödlicher Wettlauf gegen die Zeit beginnt ... Das lang ersehnte Finale der KYRIER-Dilogie!

Sophia Arím, geboren 1997 in Norddeutschland, entwickelte bereits in ihrer frühen Kindheit die ausgeprägte Liebe zum geschriebenen Wort. Das erste Manuskript ihres Debütromans, 'Kyrier - Ritual der Macht', verfasste sie im Jugendalter. Der Entschluss, ihre Geschichte zu veröffentlichen, reifte über mehrere Jahre heran. Heute lebt Sophia Arim gemeinsam mit ihrem Hund in Wien.

1.


Andarin, Valea – Seraya


Die Einrichtung des Zimmers glich Serayas Gemütszustand. Die ursprünglich weißen Wände wiesen deutliche Spuren von Verwitterung auf, in den Ecken des hohen Raumes wohnten mehrere Spinnen und das schmale Bett knarrte bei jeder ihrer Bewegungen. Sie seufzte und ließ ihren Blick über die leeren Regale schweifen. Schwermut erfasste sie.

Noch vor einem halben Jahr hatte sie alles besessen, was sich ein Mädchen in ihrem Alter wünschen konnte. Eine gesunde Beziehung zu ihrer Mutter, zwei beste Freunde, mit denen sie durch dick und dünn gegangen war und ein Leben voller Spaß und Freiheiten. Niemals hätte sie geglaubt, in so kurzer Zeit alles zu verlieren.

Abwesend schnürte sie ihre Schnürsenkel und zog sich ein T-Shirt über. Noch immer hatte sie den verletzten Gesichtsausdruck ihrer Mutter vor Augen, als Seraya ihr mitgeteilt hatte, dass sie nicht in das alte Herrenhaus der Familie Nolantis in Andarin einziehen würde. Stattdessen hatte sie Zuflucht in der Drachenreiterunterkunft gesucht. Sie hatte es nicht länger ertragen, jede Aussage ihrer eigenen Mutter hinterfragen zu müssen.

Log Gwendolyn sie erneut an? Konnte Seraya ihr noch vertrauen?

Zaghaftes Klopfen riss sie aus ihren trüben Gedanken.

»Komm herein.«

Die Tür öffnete sich einen Spalt und Leander schlüpfte ins Zimmer. So wie stets setzte ihr Herz einen Augenblick aus, als er sich ihr näherte.

Er sah gut aus. In den vergangenen drei Monaten seit jener katastrophalen Nacht in Galladrahl hatte er sich vollends von seinen Blessuren erholt. Sein Körper, obgleich von unzähligen Narben gezeichnet, gewann allmählich seine alte Statur zurück.

»Bist du bereit?« Er musterte sie intensiv und reichte Seraya ihr Schwert. Seraya nahm es und versank einen Moment in seinen tiefblauen Augen. Physisch mochte er sich erholt haben, doch sie sorgte sich vielmehr um Leanders Seele. Er hatte Qualen erdulden müssen, die ihre Vorstellungskraft bei Weitem überstiegen. »Seraya?«

Hastig erhob sie sich, drängte sich nahezu an ihm vorbei. »Lass es uns hinter uns bringen«, murmelte sie über die Schulter hinweg.

Die Flure der Drachenreiterunterkunft waren ebenso schmucklos wie ihr Zimmer. Graue, zersprungene Kacheln und vergilbte Wände präsentierten sich ihr. Sie hörte, wie Leander ihr folgte, während sie durch die verlassenen Flure schritt. Die Drachenreiter waren seit Jahrhunderten nicht mehr hier gewesen. Nach dem großen Aufstand hatten sie sich vollständig von der kyrischen Gesellschaft losgesagt. Es grenzte an ein Wunder, dass man in Andarin dennoch beschlossen hatte, das alte Gemäuer zu bewahren, sollte sich doch einmal ein Reiter hierher verirren.

»Die Stille dieses Ortes ist unheimlich«, bekundete Leander und erschauerte.

»Ich finde es eigentlich eher friedlich.«

»So etwas wie Frieden kenne ich nicht mehr.« Leanders Stimme war so leise, dass Seraya nicht sicher war, ihn richtig verstanden zu haben. Unwillkürlich strich sie ihm über den Arm. Keiner der beiden sprach, bis sie die Eingangstür erreichten und hinaus in das blühende Leben Andarins traten.

Als Seraya zum ersten Mal von Andarin gehört hatte, hatte sie sich ein beschauliches kleines Städtchen vorgestellt, in dem jeder jeden beim Namen kannte; in dem man samstags auf den Markt ging und in der es genau eine heruntergekommene Kneipe gab, in der sich nach Feierabend die gesamte Stadt traf.

Sie hätte sich nicht mehr täuschen können. Cremeweiße Häuser ragten gen Himmel, Kyrier hasteten über die breiten Straßen, die meisten von ihnen bis an die Zähne bewaffnet. Große Tafeln an den Hauswänden berichteten über neue Entwicklungen in ganz Valea, Magie betriebene Busse transportierten Andarins Bürger sicher durch den hektischen Verkehr. Kurzum, die Hauptstadt Canthárs war eine Metropole, schnelllebig und ihrer Zeit voraus.

»Achtung!« Leander riss sie gerade noch zurück, bevor ein junger Kyrier sie mit seinem Fahrrad umfuhr.

»Kann der nicht aufpassen!«, grummelte sie missmutig, besann sich dann jedoch und schenkte Leander ein vorsichtiges Lächeln. »Danke für die Rettung.«

»Nicht der Rede wert.«

Verlegen starrte Seraya auf den Verkehr. Irgendwo musste doch …

»Da seid ihr ja. Ich dachte schon, ihr hättet mich versetzt!« Aiden eilte gut gelaunt heran. »Hey Seraya, schön, dich zu sehen!« Herzlich drückte er sie an sich, bevor er Leander zunickte. »Folgt mir, das Portal steht bereit.«

»Wundervoll«, murrte Seraya, hatte ihr Schicksal jedoch akzeptiert. Ungeduldig drängelte sie sich zwischen den Passanten hindurch.

»Du brauchst nicht nervös zu sein«, beruhigte Aiden sie. »Du wirst merken, die Archivare sind gar nicht so gruselig, wie es ihr Ruf alle glauben lässt.«

»Ihre Testmethoden waren alles andere als zimperlich«, konterte Seraya.

Leander grinste und nickte. »Einfühlungsvermögen ist nicht ihre Stärke.«

Aiden verdrehte dramatisch die Augen. »Deswegen kommst du ja auch zum Händchen halten mit«, zog er seinen besten Freund auf.

Leanders Antwort triefte vor Sarkasmus, doch Seraya hörte nicht weiter hin. Ihre Aussage entsprach der Wahrheit. In jener Nacht vor drei Monaten, nach ihrem Sieg über den Splitter am See Galladrahls und der Vertreibung des Meisters aus Valea, hatte sie tagelange Tests über sich ergehen lassen müssen. Unentwegt hatten ihr die Hüter des geheimen Wissens, wie sich die Archivare selbst nannten, Fragen gestellt. Seraya hatte Prüfungen bestehen und sogar Schmerzen aushalten müssen, um zu beweisen, dass ihre Handlungen nicht mehr von dem Splitter des Dritten beherrscht wurden. Niemand wollte das Risiko eines neuerlichen Rituals der Macht eingehen.

Mehr als einmal hatte sie nach einer Sitzung bitterlich geweint. Also nein, sie hatte die Archivare nicht liebgewonnen. Allerdings hatte sie niemandem etwas über die Umstände ihrer Tests erzählt. Es fühlte sich an, als müsste sie das allein durchstehen. Als stünde es ihr nicht zu, jemandem ihr Leid zu klagen nach allem, was ihretwegen geschehen war.

Sie überquerten den Fluss Yarál, welcher das Regierungsviertel von den Wohngebieten Andarins trennte. Nur wenig später tauchte das Gebäude für kriegerische Angelegenheiten in Serayas Blickfeld auf.

Schlanke Säulen schmückten den spitzbogenverzierten Eingang, filigrane Ornamente waren mit großer Liebe zum Detail in den Stein eingearbeitet worden, Efeu rankte am gesamten Mauerwerk empor. Die Schönheit des Ortes stand in absolutem Gegensatz zu dessen Nutzen. Hier entschieden die Kyrier über Krieg und Frieden in den drei Welten.

Eine warme Hand ergriff die ihre. Überrascht blickte sie Leander an. Sein stummer Beistand besänftigte ihr unruhiges Gemüt ein wenig.

Aiden eilte voraus und wies die beiden müde aussehenden Torwächter an, sie passieren zu lassen. Ein letztes Mal atmete Seraya tief durch, straffte die Schultern und betrat das Gebäude.

Sie wurden bereits erwartet. Thomas Scaevolis und ihre eigene Mutter, Gwendolyn Deckert, standen unweit des Portals, das sie zu den Archivaren bringen sollte. Ein Kloß bildete sich in Serayas Hals.

»Hallo Mom«, krächzte sie und löste sich von Leander. »Ich wusste nicht, dass du hier sein würdest.«

Gwendolyns Blick ruhte schwer auf ihrer Tochter, während sie langsam einen Schritt vortrat.

»Ich habe dich enttäuscht, Seraya, das verstehe ich. Doch gleichgültig, wie du über mich denken magst, ich werde immer für dich da sein.« Gwendolyn öffnete unbeholfen ihre Arme. »Alles Gute zu deinem achtzehnten Geburtstag, Liebling.«

Gerührt nahm Seraya die Umarmung an. Thomas räusperte sich verlegen.

»Ich störe diesen bewegenden Moment nur ungern, doch ihr werdet erwartet.«

Seraya drückte ihre Mutter ein letztes Mal an sich und trat durch das Portal, bevor sie es sich anders überlegen konnte.

Die Dunkelheit rief nach ihr und lockte sie mit dem Versprechen eines Lebens ohne Schmerzen. Entschlossen schritt Seraya den erleuchteten Weg des Portals entlang. Sie musste die Stimmen aus ihren Gedanken aussperren, durfte ihnen nicht zuhören, oder sie war verloren.

»Seraya.«

Sie verkrampfte sich. War das …? Nein, das konnte nicht sein.

»Seraya, bitte! Hilf mir!«

Verbissen eilte sie weiter, doch die Stimme ließ sie nicht los.

»Lässt du mich einfach zurück? Bedeute ich dir so wenig? Ich bin für dich gestorben, Seraya. Du bist schuld an meinen Qualen.«

Trauer umschloss mit eiserner Hand ihr Herz. »Du bist nicht Fred!«, schrie sie der Dunkelheit aufgebracht entgegen.

Endlich verspürte sie einen erlösenden Windzug in ihrem Haar und stolperte aus dem Portal heraus. Aiden und Leander erschienen einen Augenblick später. Die...

Erscheint lt. Verlag 30.11.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
ISBN-10 3-7583-9844-4 / 3758398444
ISBN-13 978-3-7583-9844-5 / 9783758398445
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