Die UFO-AKTEN 57 (eBook)

Die Wundersamen

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-5880-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die UFO-AKTEN 57 - Kolja van Horn
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Mehr als ein Jahr ist vergangen, seitdem die junge Frau, die sie als Green Genie kennengelernt hatten, spurlos aus Las Vegas verschwand und dabei mehrere Tote hinterließ. Nun führen Hinweise Judy Davenport und Cliff Conroy nach Maine. Dort treffen sie im streng bewachten Internat Summerhill, das von Senator Campbells Organisation unterhalten wird, auf den mittlerweile zwölfjährigen Michael, den sie einst aus den Fängen des Kriminellen Nelson DeLoran befreien konnten. Ihr neuer Auftrag lautet nun: Sich auf die Fährte von Green Jeanie zu setzen, in der Hoffnung, durch sie auch dem untergetauchten DeLoran auf die Spur zu kommen ...

Kolja van Horn

Die Wundersamen

Bowers Farm, unweit von Moosehead

Maine, 28. Oktober 2023, 19:31 Uhr

Obwohl es bereits dämmerte, war die Luft auf der Veranda immer noch schwül und drückend. Morgan Bowers' Hemd klebte feucht an seinem Körper. Er trank einen großen Schluck aus seinem Glas und warf einen Blick auf die leere Flasche mit dem billigen Schnaps von Benny's Liquors. Es war die letzte aus einem halben Dutzend, das er vor ein paar Tagen mit den Dollarscheinen gekauft hatte, die er in der Küche stehenden Kaffeedose gefunden hatte.

Daneben lag ordentlich zusammengelegt ein Strick ...

»Kein Schnaps mehr da«, murmelte er mit schwerer Zunge und grinste gequält. »Also wohl auch kein Grund mehr, es noch länger hinauszuzögern.«

Er seufzte, stützte die Hände auf die Lehnen des Rattanstuhls und stemmte sich hoch.

Hinter der Scheune tauchte die untergehende Sonne den Abendhimmel in ein ungesund dunkles Violett, das Morgan Bowers an einen frischen Bluterguss erinnerte. Mit dem Hanfseil in der rechten Hand schlenderte er über den Hof und trat aus einem halbherzigen Impuls heraus gegen den linken Vorderreifen des Fords. Der zwanzig Jahre alte Pick-up vor dem halb offenen Scheunentor befand sich nur deshalb noch auf der Farm, weil die Bank den Schrotthaufen für uninteressant befunden hatte.

Berechtigterweise; die paar Gallonen im Tank waren vermutlich mehr wert als das gesamte rostige Blech drumherum.

Darüber hinaus hatten die mitleidlosen Bastarde des Inkassounternehmens nichts hiergelassen, dessen Wert über ein paar Dollar hinausging, als sie vor drei Tagen (oder waren es fünf? Morgans Erinnerung wurde allmählich etwas schwammig, seit er sich nur noch flüssig und hochprozentig ernährte) hier aufgekreuzt waren und ihm die Pfändungsgenehmigung unter die Nase gehalten hatten.

Er war froh gewesen, dass Isabel und noch mehr Jamie und Luther, seine beiden Jungs, das nicht hatten miterleben müssen. Seine Noch-Ehefrau hatte ihn vor knapp einer Woche (oder so; jedenfalls war es ein Sonntag gewesen und der Abend, bevor die Wichser von der Bank gekommen waren – als hätte Isabel es gerochen) im Streit verlassen und die Kinder mitgenommen.

Im Toyota, der deutlich besser in Schuss war als der Truck, und vermutlich zu ihren Eltern nach Bangor, die sie bestimmt mit selbstzufriedenen Mienen und den Worten empfangen hatten: »Haben wir's nicht gleich gesagt?«

George und Betty Evans hatten Morgan nie gemocht. Beide unterrichteten an der High School und hielten sich deshalb wohl für etwas Besseres. Isabel hatte das früher zwar nie gestört, doch nun würde sie wohl nicht mehr umhinkommen, Mom und Dad darin zuzustimmen, dass sie einen Versager geheiratet hatte.

Jetzt stand er hier, Morgan Bowers junior, Farmer in fünfter Generation, der das Ackerland bereits vor fünfzehn Jahren vom Vater übernommen hatte. Genau genommen allerdings vor den Trümmern seiner Existenz.

Der Betrieb war schon damals von Morgan Bowers senior nicht mehr wirklich profitabel gewesen, weshalb er alles getan hatte, um das zu ändern. Dabei hatte er auf effizienteres Saatgut, Kunstdünger, die chemische Keule gegen Schädlinge und intensivere Bodennutzung gesetzt. Das stellte sich nun, in Zeiten des Klimawandels, als fatal heraus. Ihr übermäßig durch Monokulturen beanspruchtes Ackerland hatte nämlich durch die Dürren der letzten Jahre noch mehr an Fruchtbarkeit verloren als das mancher Nachbarn.

Hinzu kamen die erdrückenden Schulden, weil er die modernste Technik für die Landmaschinen haben wollte und fest daran geglaubt hatte, was ihm die Vertreter der Firmen suggerierten – Hightech würde sich auch in der Landwirtschaft auszahlen, es bräuchte eben nur einen etwas längeren Atem.

Diese rosige Zukunft hatte sich jedoch nicht eingestellt. Stattdessen war ihm schließlich im Würgegriff der Banken der Atem ausgegangen. Noch vor fünf Jahren hatten sie ihm ihre Kredite förmlich aufgedrängt, um sich jetzt wie Geier auf die kümmerlichen Reste zu stürzen.

Nicht einmal den beschissenen Fernseher hatten sie ihm gelassen! Aber das war noch sein geringstes Problem. Schließlich liefen da ohnehin immer nur dieselben deprimierenden Nachrichten über wirtschaftlichen Niedergang und ökologische Katastrophen in Dauerschleife, wenn man sich kein teures Abonnement für Netflix, Paramount, Apple oder wenigstens Kabelfernsehen (alles würden die Jungs natürlich bei den Evans vorfinden, das war ja klar) leisten konnte.

Besonders schlechte Laune überkam Morgan, wenn der Bauernfänger mit dem gelben Haar, der sich nun wieder aus der Deckung wagte, auf dem Bildschirm auftauchte und tat, als wären all die Lügen und leeren Versprechungen, denen Morgan und Millionen andere damals aufgesessen waren, niemals ausgesprochen worden.

Wäre das Jagdgewehr noch im Schrank des Wohnzimmers, oder wenigstens einer der beiden Revolver, dann hätte Morgan sich vielleicht überlegt, an seinem letzten Tag auf Gottes Erde noch den einen oder anderen Idioten drüben in Moosehead in die Hölle vorauszuschicken. Er hätte da einige gute Kandidaten gewusst, allen voran Jeremy »The Woodsman« Hancock, den Bürgermeister der Gemeinde, der ihm vor der Wahl im letzten Jahr das Blaue vom Himmel versprochen hatte – und nun eiskalt pfänden ließ. Denn Hancock war auch der Filialleiter der Bank, bei der Morgan Bowers bis zum Hals in der Kreide stand. Aber Waffen und Munition hatten die freundlichen Helfer des Kreditinstituts natürlich ebenfalls eingesteckt.

Also musste er sich selbst genügen. Und einen Strick benutzen statt einer Smith & Wesson, um dem Elend endlich ein Ende zu setzen.

Im ersterbenden Sonnenlicht, das durch die halbblinden Fenster in der Rückwand der Scheune hereinfiel, sah er Staub- und Strohpartikel miteinander um die Lufthoheit streiten. Letztere stiegen von den wenigen Ballen auf, die in der Ecke gestapelt waren. Sie taugten nicht einmal als Viehfutter, nur noch zur Fermentierung in der Biogasanlage von Robbie Chance, vier Meilen die Straße hinauf.

In Gedanken fragte Morgan sich, ob Robbie das Zeug wohl abholen würde, sollte man ihn hier irgendwann finden, vom Querbalken hängend, der vor dem Heuboden unter dem Dach verlief. Bei diesem Einfall lächelte er schief und schüttelte ungläubig den Kopf über sich selbst, denn das spielte jetzt doch wirklich keine Rolle mehr.

Nun ließ er den Großteil des Seils zu Boden fallen, hielt den verbliebenen Rest in seiner Hand und schaute zum Balken hinauf, um den Strick hinaufzuschleudern. Doch da bemerkte er jemanden, der mit übergeschlagenen Beinen am Rand des Heubodens saß und zu ihm hinunterblickte.

»Lassen Sie das bleiben, Mr. Bowers.«

»Schei...ße ...« Bowers taumelte zwei Schritte zurück und schnappte nach Luft. Er ließ das Ende des Stricks fallen, geriet ins Stolpern und hätte sich fast auf den Hosenboden gesetzt. Der Schreck, der ihn durchfuhr, sorgte dennoch buchstäblich dafür, dass er sich ein bisschen in die Hosen machte.

»Gut«, kommentierte sein unerwarteter Gast zufrieden und meinte damit wohl das Seil, das Morgan Bowers entglitten war.

Bowers blinzelte, rieb sich die Augen und starrte erneut hinauf zur Kante des Heubodens – doch die Fremde saß immer noch dort. Und das, obwohl ihr eigenartiges Aussehen durchaus dazu gepasst hätte, dass der Alkohol ihm Trugbilder vorgaukelte.

Vor allem die Haare ... Schulterlang, in der Mitte gescheitelt und unten herum schwarz, oben auf dem Kopf aber knallgrün. Vage glaubte Morgan sich an ein Musikvideo zu erinnern, in der eine Sängerin mit fast derselben Frisur und Leichenbittermiene über den Bildschirm geschlichen war, aber an deren Namen konnte er sich nicht mehr erinnern – und es machte wohl auch wenig Sinn, dass sich ein Popstar in seine Scheune verirrte.

»Wer zum Teufel bist du?«, brachte er endlich hervor, und die junge Frau lächelte.

»Ein rettender Engel?« Sie hob die Hände und schüttelte den Kopf, wie um klarzumachen, dass das ein Scherz gewesen war. »Nein, Engel ist wohl das falsche Wort. Aber aufhängen müssen Sie sich trotzdem nicht, so viel ist mal klar.«

Morgan verzog die Lippen. »Ach ja? Was weißt du denn schon? Verzieh dich und lass mich allein, verdammt!« Er kniff die Augen zusammen, insgeheim immer noch damit rechnend, dass die junge Frau da oben sich im nächsten Moment in Luft auflösen würde.

Was sie jedoch nicht tat. Stattdessen verschränkte sie die Arme vor der Brust und musterte ihn halb vorwurfsvoll, halb mitfühlend. »Hören Sie zu ... ich habe mir erlaubt, hier in der Scheune für ein paar Tage Unterschlupf zu suchen. Deshalb habe ich das ein oder andere mitbekommen.«

»Du hast hier in der Scheune übernachtet – seit mehreren Tagen?«, fragte Bowers verblüfft, obwohl das eigentlich gar nicht so erstaunlich war. Er war schon seit mindestens einer Woche nicht mehr hier drinnen gewesen – und seit Isabels Abreise ohnehin größtenteils ziemlich weggetreten.

»Ich habe nichts geklaut, keine Sorge.« Sie ließ kurz den Blick...

Erscheint lt. Verlag 25.11.2023
Reihe/Serie Die UFO-AKTEN
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Akte X, Mulder, Scully, Aliens, Unbekannte Flug Objekte, Mystery, Timothy Stahl, Wolfgang Hohlbein • Science Fiction Romane
ISBN-10 3-7517-5880-1 / 3751758801
ISBN-13 978-3-7517-5880-2 / 9783751758802
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