Jerry Cotton Sonder-Edition 223 (eBook)

Das Verschwörer-Syndikat

(Autor)

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2023 | 1. Aufl. 2023
80 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-5768-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Jerry Cotton Sonder-Edition 223 - Jerry Cotton
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Ich war in Gironas Hand. Der Killer hatte mich überwältigt und gefesselt. Jetzt sollte ich sterben. Mit Draht befestigte er eine Zeitbombe an meinem Gürtel. Dann stellte er die Uhr ein. Auf fünf Minuten ... Bevor sich Girona aus dem Staub machte, kostete er seinen Triumph voll aus. Höhnisch enthüllte er mir den furchtbaren Plan, den seine Hintermänner verfolgten. Hilflos, dem Tod geweiht, erfuhr ich alles über das Verschwörer-Syndikat ...

I


Dass Henry Girona mich nach allen Regeln der Kunst ausgetrickst und in seine tödliche Falle gelockt hatte, erkannte ich erst, als es zu spät war. Mich überlief es siedend heiß, als der Berufskiller plötzlich hinter mir auftauchte und sanft wie zu einem Kind sagte: »Okay, Cotton, deine Kanone hat jetzt Schrottwert – lass sie fallen!«

Meine Hand öffnete sich. Der Revolver schepperte auf den Betonboden des Schuppens, in dem sich Kisten und Tonnen stapelten. Ganz langsam, um den bundesweit gesuchten Gangster nicht zu reizen, drehte ich mich um.

Gironas Mund war zu einem spöttischen Lächeln verzogen. Sein Gesicht wirkte so glatt wie das eines Kosmetikvertreters. Nur seine illusionslosen, eiskalten Augen zeigten mir, dass ich einen Menschen vor mir hatte, der mehr als ein Dutzend Auftragsmorde begangen hatte. Ein Mann, der nicht den Bruchteil einer Sekunde zögern würde, auch das Leben eines G-man mit einem gut gezielten Schuss zu beenden.

Der 45er lag so ruhig in seiner großen Hand, als wäre sie zwischen die stählernen Backen eines Schraubstocks eingeklemmt. Nur ein kleiner Tick mit dem Zeigefinger und das Blei des Magnum-Geschosses würde meine Brust zerreißen.

Ich spürte es trocken in der Mundhöhle. Ich war zornig. Auf mich, weil ich für Sekunden unvorsichtig gewesen war, als ich diesen Lagerschuppen betreten hatte. Ich war mir sicher gewesen, Girona wäre geflohen. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er mich erwartete. Aber es sind immer die winzigen Fehler, die einen Mann das Leben kosten. Die großen kann man gewöhnlich vermeiden ...

Ich hatte keine Zeit zum Philosophieren. Girona hob die schwere und sagte leiernd wie ein texanischer Fischversteigerer über den Lauf hinweg: »Wer hat dir den Tipp gegeben, dass ich im Monrose Hotel abgestiegen bin? Ich will keine Sprüche, sondern die Wahrheit hören.«

Ich grinste ihn an. »Es war ein Zufall, dass ich dich aufgestöbert habe«, gab ich äußerlich kühl zurück. Innerlich dampfte ich unter Hochdruck, weil ich verzweifelt nach einem Ausweg suchte.

Der Killer schüttelte fast bedächtig den Kopf. Nachsichtig sagte er: »Du ersparst dir eine Menge Schmerz, G-man, wenn du auspackst. Wenn nicht ... nun, man kann einen sauberen, raschen Tod haben, man kann aber auch seine letzte Stunde zum Albtraum werden lassen. Du kriegst ihn, wenn du mich auf den Arm nehmen willst.«

Ich zweifelte keine Sekunde daran. Dennoch war ich nicht bereit, ihm unseren Tippgeber zu nennen. Ich ahnte, was mit Burt Stalenger, dem Botschaftsrat der kleinen Inselrepublik, geschehen würde. Die Gangster würden ihn erschießen.

»Es war ein Zufall«, beharrte ich, während ich meine nähere Umgebung in Augenschein nahm. Links von mir wuchs ein hohes Regal gegen das rostende Blechdach des Schuppens. Darauf standen einige Kisten und Korbflaschen. Doch ich entdecke auch das staubbedeckte armlange Montiereisen, das mir unter Umständen als Waffe dienen konnte, falls sich Girona einen Augenblick lang ablenken ließ.

Der Killer dachte nicht daran. Er sprang wie eine Raubkatze vor und knallte mir den Lauf des Revolvers gegen das Schultergelenk. Eine furchtbare Schmerzwelle jagte durch meinen Arm. Ich biss mir auf die Lippen, um den Schmerz zu unterdrücken.

Girona war wieder an seinem alten und sicheren Platz, ehe ich auch nur eine Abwehrbewegung machen konnte. Er war nicht nur ein Berufskiller, sondern ein mit allen Salben geriebener Fachmann, soweit es Gewaltfragen anging. Über seine Vergangenheit waren wir recht gut informiert. Als junger Bursche hatte er sich freiwillig zu den Special Forces gemeldet und war nach endlosen Auslesetests zur Einzelkämpferausbildung nach Fort Brack gekommen.

Seine Leistungen waren in jeder Beziehung überdurchschnittlich. Schon nach einem Jahr stieg er außerplanmäßig zum Lieutenant auf und wurde mit seiner Einheit für Sonderaufgaben nach Vietnam geschickt. In seiner Militärakte gab es den Vermerk, dass er niemals Gefangene gemacht habe. Vielleicht hatte das schließlich zu seiner unehrenhaften Entlassung aus der Army geführt.

Girona war keineswegs erschüttert gewesen. Ein Mann mit seinen kämpferischen Qualitäten fand sofort wieder Verwendung. Seine Spur führte nach Afrika, wo er in verschiedenen Ländern als Söldner »gearbeitet« hatte. Immer wieder stieß er auf Männer, denen er dienen konnte. Die letzten Meldungen waren aus Mittelamerika gekommen, wo er angeblich die Leibgarde eines durch einen blutigen Umsturz an die Macht gekommenen Obersts auf Vordermann gebracht hatte.

Wir waren auf ihn gestoßen, als vor vier Wochen ein Botschaftssekretär des kleinen Inselstaats erschossen wurde. Auf der am Tatort liegen gebliebenen Mordwaffe fanden sich die Fingerabdrücke Gironas.

Henry Girona grinste breit, als er mein vergebliches Bemühen feststellte, den linken Arm zu heben. »Du liegst ganz falsch, Cotton. Du glaubst, ich mache mir die Hose nass, nur weil du die Marke des FBI mit dir herumschleppst. Du irrst dich. Für mich bist du eine Laus, die ich zerquetschen kann, wenn ich Spaß daran habe. Ich will Namen, Cotton. Wenn nicht ...«

Er brach ab. Mit der linken Hand zog er aus der Innentasche seiner Nappalederjacke ein flaches Kästchen, das er mir entgegenhielt. Als befänden wir uns beim gemütlichen Drink an der Bar eines Luxushotels, fuhr er ungerührt fort.

»Wenn nicht, Cotton, binde ich dir diese kleine Überraschung auf den Bauch. Es handelt sich um eine mit hochbrisantem Sprengstoff gefüllte Zeitbombe, die dich dann, wenn ich längst in Sicherheit bin, in Fetzen reißen wird. Was willst du? Himmelfahrt in Scheiben oder die schnelle Kugel?«

Eines war sicher, ich sollte sterben. Der Schmerz in meiner Schulter ebbte ab. Doch dieses dumpfe Gefühl, das einem sein Ende anzeigt, blieb. Ich schluckte trocken und schüttelte den Kopf.

»Ich habe keine Namen, Girona.«

»Aber du hast ein Leben, Cotton«, versuchte er es auf die weiche Tour. »Wenn du vernünftig bist und aus der Schule plauderst, könnte ich dir entgegenkommen und dich laufen lassen.«

»Ach ja?«

Er sah mich aus stahlharten Augen an und begriff wohl, dass ich ihm sein Angebot nicht glaubte. Er nickte.

»Du bist eine harte Nuss, G-man. Muss man wohl auch sein, wenn man Special Agent bei deinem Verein ist und sich einen derartigen Ruf geschaffen hat. Ich nehme an, es ist sinnlos, weiter über die Preisgabe deines Informanten zu sprechen, richtig?«

»Richtig«, sagte ich und schielte nach dem Montiereisen im Regal.

Girona folgte meinem Blick. Er lachte spöttisch auf. »Bilde dir keine Schwachheiten ein, Cotton! Ich bin in jedem Fall besser als du.«

Er nahm das Eisen – und mir die Hoffnung, gegen diesen eiskalten Killer etwas ausrichten zu können. Er drehte mir halb den Rücken. Meine Muskeln spannten sich zum Sprung.

Girona warf sich herum. Seine Waffe stach auf mich zu. Er schüttelte den Kopf. »Ich sagte es bereits, Cotton, ich bin besser als du.«

Und dann kam der Schlag mit dem Montiereisen, der mich aus den Schuhen hob. Ich war überzeugt, mein Schädel flöge auseinander, als das Eisen gegen meinen Kopf schlug. Ich verlor den Halt, stürzte und fiel gegen einen Kistenstapel, der dröhnend zusammenbrach. Dann landete ich auf dem kalten Beton des Schuppens. In meinem Hirn gingen die Scheinwerfer aus. Das Letzte, was ich hörte, war das höhnische Auflachen des Killers. Sekunden später spürte ich kalten Stahl an meinen Armen. Danach kam nichts mehr, bis ich wie in einer grauen Wolke treibend wieder zu mir kam.

Über mir kniete Girona. Sein gebräuntes Gesicht zeichnete sich wie gemeißelt gegen das spärliche Licht aus den Lukenfenstern der Halle ab. Zwischen den Zähnen hielt er einen Draht. In seinen Händen befand sich das Kästchen, das er mir gezeigt hatte. Ich war mir sicher, dass es kein Scherz gewesen war, als er angekündigt hatte, es sei eine hochbrisante Höllenmaschine. Ich wusste, dieser Mann bluffte nicht. Er war dabei, die letzten Vorbereitungen für meine Ermordung zu treffen.

Mit aller Gewalt schüttelte ich die Benommenheit ab, die mich gefangen hielt. Den stechenden Schmerz, der meinen Kopf zu zerreißen drohte, konnte ich nicht bewältigen. Ich stöhnte auf. Girona sah mich an. Seine Augen waren eiskalt. Für ihn gab es keine Skrupel. Er war das, was seine Vorgesetzten von ihm behauptet hatten: eine Killermaschine, nur darauf getrimmt, seine Gegner wirkungsvoll zu vernichten.

»Warum, Girona?«, fragte ich. Meine Stimme klang wie Schmirgelpapier auf Blech.

Girona befestigte mit dem Draht die Zeitbombe an meinem Hosengürtel.

»Weil ich es so will, Cotton«, sagte er, als spräche er über das Wetter. »Und weil du mir zu nahe gekommen bist«, fügte er hinzu, nachdem er den Draht zusammengedreht hatte.

»Glaubst du, mein Tod ändert etwas an der Tatsache, dass meine Kollegen dich jagen werden?«

»Ich glaube nicht. Im Gegenteil, deine Freunde werden richtig heiß auf mich werden – wenn sie je erfahren sollten, wer dich in die Luft geblasen hat. Aber darauf kommt es nicht an,...

Erscheint lt. Verlag 25.11.2023
Reihe/Serie Jerry Cotton Sonder-Edition
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Action Abenteuer • action romane • action thriller • action thriller deutsch • alfred-bekker • Bastei • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • erste fälle • Fall • gman • G-Man • Hamburg • Heft • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Kindle • Krimi • Krimiautoren • Krimi deutsch • krimi ebook • Krimi kindle • Kriminalfälle • Kriminalgeschichte • Kriminalgeschichten • Kriminalroman • Kriminalromane • kriminalromane 2018 • kriminalromane deutsch • Krimi Reihe • Krimireihen • krimi romane • Krimis • krimis&thriller • krimis und thriller kindle • Krimi Urlaub • letzte fälle • martin-barkawitz • Polizeiroman • Romanheft • Roman-Heft • schwerste fälle • Serie • Soko-Hamburg • spannend • spannende Krimis • spannende Thriller • Spannungsroman • Stefan Wollschläger • Tatort • Terror • thomas-herzberg • Thriller • Wegner
ISBN-10 3-7517-5768-6 / 3751757686
ISBN-13 978-3-7517-5768-3 / 9783751757683
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