Maddrax 622 (eBook)

Die Verwandlung
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-5837-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Maddrax 622 - Sascha Vennemann
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Der anschwellende Schrei klang, als würde Geröll über einen steilen Abhang rollen und dabei alles zermalmen, was ihm in den Weg kam. Aus den Wipfeln der Dschungelbäume drang er zum Lager der Karawane herab.
Erst war es nur eine einzelne Stimme, laut wie ein nahes Donnergrollen. Dann erzitterten das Laub und die Zweige, als mehr als ein Dutzend weitere Kehlen mit einsetzen. Der bedrohliche Lärm kam von überall - über ihnen!
Auch der letzte Taapir-Treiber war jetzt auf den Beinen, griff nach Pfeil und Bogen, Machete oder Armbrust, bereit, das Taglager bis zum letzten Mann zu verteidigen. 'Sie greifen an!', schrie jemand, als ein Speer in das Dach eines Unterstands fuhr.
Zu früh!, dachte D'Elexa, während sie den ersten Pfeil auflegte. Sie dürften gar nicht hier sein!

Die Verwandlung

von Sascha Vennemann

Der anschwellende Schrei klang, als würde Geröll über einen steilen Abhang rollen und dabei alles zermalmen, was ihm in den Weg kam. Aus den Wipfeln der Dschungelbäume drang er zum Lager der Karawane herab.

Erst war es nur eine einzelne Stimme, laut wie ein nahes Donnergrollen. Dann erzitterten das Laub und die Zweige, als mehr als ein Dutzend weitere Kehlen mit einsetzen. Der bedrohliche Lärm kam von überall – über ihnen!

Auch der letzte Taapir-Treiber war jetzt auf den Beinen, griff nach Pfeil und Bogen, Machete oder Armbrust, bereit, das Taglager bis zum letzten Mann zu verteidigen. »Sie greifen an!«, schrie jemand, als ein Speer in das Dach eines Unterstands fuhr.

Zu früh!, dachte D'Elexa, während sie den ersten Pfeil auflegte. Sie dürften gar nicht hier sein!

Ein faustgroßer Stein schlug neben dem Unterstand ein, in dessen Schatten die Taapir-Treiberin seit dem Morgengrauen mit ihren beiden Söhnen geruht hatte. D'Elexa verfolgte den Ursprung des Wurfgeschosses zurück und erkannte einen der Angreifer, der sich etwa fünf Körperlängen entfernt von ihr in einer Astgabel postiert hatte.

Das annähernd menschengroße Wesen war mit dichtem schmutzigbraunen Fell besetzt. Als es sah, dass es von D'Elexa entdeckt worden war, brüllte es und deutete mit seiner Hand auf sie. Sein Kehlsack flatterte mit jedem neuen Atemstoß, der grollend seine Kehle verließ. Sein Schwanz, der fast so lang war wie seine Beine, ringelte sich um den Baumstamm.

Was trägt der da? D'Elexas Arme schmerzten schon vom Halten der zurückgezogenen Sehne ihres Bogens. Die Dreißigjährige wartete nicht länger und ließ den Pfeil los. Keine Sekunde später grub sich dessen Spitze in die Schulter der Kreatur, deren dunkles Brüllen nun in ein helles Kreischen überging.

Mit einem gewaltigen Satz schnellte das Wesen aus der Astgabel hoch, hangelte sich – nur den unverletzten Arm und den Schwanz nutzend – in eine höhere Position und verharrte dort.

»Mamá?« Lius Stimme, irgendwo hinter D'Elexa. Sechs Sommer hatte der Junge schon gesehen, sein Bruder Ezeq nur zwei. Der Große würde auf den Kleinen achtgeben, das wusste sie.

»Bleibt unter Paablos Bauch! Ist das klar?«

Der Taapir, um den sie sich mit den Jungs kümmerte, behielt auch in dieser Situation die Ruhe. Das große graue Lastentier bewegte sich nur bedächtig. Es wusste genau, dass die Kinder sich unter ihm versteckten. Die geworfenen Steine quittierte es mit einem genervten Schnaufen.

Die Taapire wurden nur aus Versehen getroffen; ihre Gegner hatten es nicht auf die Tiere abgesehen. Die Treiber und Wächter waren die Ziele der Attacke.

»Was sind das für Biester?« Lius Stimme war nicht näher gekommen. Gut. Das hieß, dass er sich nicht für mutiger hielt, als er sein musste.

D'Elexa hörte Ezeqs unterdrücktes Schluchzen, und es brach ihr beinahe das Herz. Ihr kleiner Liebling hatte noch nicht viele Angriffe erlebt. Und so ein beängstigender Feind war auch noch nicht darunter gewesen.

»Los monos aulladores – Brüllaffen!« Die junge Frau beobachtete das Wesen, das sie nach wie vor fixierte und sich mit einer wütenden Bewegung den Pfeil aus der Schulterwunde riss. »Aber die dürften eigentlich gar nicht hier sein. Ihr Gebiet beginnt erst in zwei Nachtmärschen.« Und normalerweise lassen sie uns in Ruhe, fügte D'Elexa in Gedanken hinzu. Von dem nervigen Gebrülle, das alle Dschungelbewohner in den frühen Morgenstunden aus dem Schlaf riss, einmal abgesehen.

Aber irgendetwas war bei diesen Tieren hier anders.

Der Brüllaffe schleuderte den herausgerissenen Pfeil ungezielt von sich und griff stattdessen in eine Art Umhängetasche, die er quer über der Brust trug und aus der er jetzt einen weiteren Stein hervorholte. Einen Moment lang wog er ihn in der Hand, wie um sein Gewicht zu bestimmen. Dann holte er aus und warf den Brocken – direkt auf D'Elexa!

Zu ihrem Glück hatte der Affe zu hoch gezielt. Sie ließ sich fallen und rollte, den Bogen fest an sich gepresst, auf dem von Taapirfüßen festgestampften Boden zur Seite. Der Stein kollerte ins dicht bewachsene Unterholz.

»Mamá!«, kreischte Ezeq. Für ihn musste es so ausgesehen haben, als wäre sie getroffen worden.

»Mir geht es gut!«, rief D'Elexa, während sie sich wieder aufrichtete. Für einen kurzen Augenblick lang drehte sie sich um und suchte den Blick ihres Sohnes.

Dort stand er, die kleinen Arme um das dicke linke Hinterbein Paablos gelegt. Seine tränennassen Augen leuchteten im Licht der aufgehenden Sonne.

Sein Lächeln gab D'Elexa Kraft. Sie wandte sich wieder dem Kampf zu. Den nächsten Pfeil auflegen und den Affen fixieren war eins.

Doch der hatte damit gerechnet, erneut beschossen zu werden, und die Zeit genutzt, um irgendwo in den Baumwipfeln zu verschwinden.

D'Elexa sah sich um. Das Brüllen der Affen, die von allen Seiten angriffen, vermischte sich mit den Rufen der Taapir-Treiber, die sich gegenseitig Anweisungen gaben.

An einer bestimmten Stelle schien sich die Attacke der monos aulladores zu konzentrieren. D'Elexa sah zwei aus mehreren Wunden blutende Wächter, die dort am Boden lagen. Das Rot des verschmierten Blutes schien die Affen auf eine primitive Weise anzustacheln.

Oder es ist eine List, damit wir die Verteidigung an anderen Stellen vernachlässigen?

D'Elexa hielt das zwar nicht für unmöglich, aber auch nicht für wahrscheinlich. Dumm waren die Brüllaffen nicht; sie nutzten Werkzeuge und bauten primitive Speere. Außerdem konnten sie Pflanzenfasern flechten, um daraus Taschen oder primitive Kleidungsstücke herzustellen.

Aber sie verließen nur selten die Baumwipfel, um aufrecht am Boden zu gehen. Das schien ihnen auf Dauer zu anstrengend zu sein – und vielleicht auch zu gefährlich angesichts der Fressfeinde und giftigen Reptilien in den bodennahen Schichten des Urwaldes.

»Geh da nicht rüber!« Liu hatte sich nun doch ein paar Schritte vorgewagt und die verletzten Wächter gesehen. »Was, wenn sich die Affen im Wald verstecken und nur darauf warten, dass du weggehst?«

Stolz erfasste D'Elexa. Was für einen klugen Jungen sie doch hatte. »Keine Sorge, ich bleibe bei euch!«, antwortete sie und scheuchte Liu mit einer Handbewegung unter Paablos Bauch zurück. Der graue Riese brummte beruhigend und schniefte mit dem kurzen Rüssel.

Lauernd beobachtete D'Elexa die Bäume. Im Licht der aufgehenden Sonne kehrte die Farbe in den Dschungel zurück. Aus nachtschwarzen Wedeln wurden dunkelgrüne Farne. Gelbe und orangefarbene Blüten von Bromelien schälten sich aus dem Dickicht. In den wie Tentakel aussehenden Luftwurzeln von Aufsitzerpflanzen hatte sich das Wasser der nächtlichen Regenfälle gesammelt.

Immer mehr Vogelstimmen und Insektenzirpen verdrängten die Geräusche der Dunkelheit, die nicht weniger intensiv, aber völlig anders klangen als die des Tages.

D'Elexa mochte diese Kakophonie sich vermischender Tonhöhen und Rhythmen, die Musik der Natur, in der Misstöne schnell auffielen.

Selbst das Brüllen der Affen passte sich irgendwie ein. Irrte sie sich, oder war es leiser geworden und einzelne Stimmen sogar verstummt?

Ein Rascheln, direkt vor ihr!

D'Elexa hielt den Atem an. Im Schatten zwischen den Blättern eines Busches blitzten zwei Augen auf. Sie wurden schmal, als der Affe sich nach vorn beugte, die haarige Hand auf die Schulterwunde gelegt, die D'Elexas Pfeil verschuldet hatte.

Die Kreatur öffnete den Mund und stieß noch einmal ein infernalisches Brüllen aus – eine Mischung aus Schmerz, Wut, Enttäuschung und... Verzweiflung?

Die Taapir-Treiberin ließ den Bogen sinken. Der Affe folgte der Bewegung mit Blicken, blinzelte und verharrte kurz. Dann, ohne einen weiteren Laut, drehte er sich um und verschwand im Dickicht des Dschungels.

Da wusste D'Elexa, dass der Kampf vorüber war. Auch wenn sie keinen Grund erkennen konnte, warum die Affen ihn überhaupt begonnen hatten.

Etwas wie eine Warnung hatte im Blick des Tieres gelegen.

Aber wovor?

Stöhnend rollte Matthew Drax den Kopf in den Nacken und wieder zurück. Es knackte vernehmlich in seiner Halswirbelsäule. Das Geräusch klang im Inneren seines Schädels wie das Brechen eines morschen Astes.

Diese verdammten Kopfschmerzen! Sie wurden immer schlimmer. Und nicht nur die: Auch andere Stellen seines Körpers fühlen sich an, als würden sie von Entzündungen geplagt.

Matt fiel es schwer, sich auf die Fahrt mit PROTO zu konzentrieren. Was nicht daran lag, dass er den Amphibienpanzer durch einen von Pilzfäden überzogenen Urwald steuerte, sondern auch an den schrillen Pfeif- und Schnalzlauten, die aus dem Fond zu ihm und Dak'kar ins Cockpit drangen.

»Jetzt hör doch mal auf damit!«, erklang Haaleys Stimme, ebenfalls aus dem hinteren Teil des Fahrzeugs. Matthew hatte sie gebeten, die junge Frau – wenn man das bleiche Wesen, das sie seit ihrer Flucht aus den Höhlen der Nocturno begleitete, denn so bezeichnen...

Erscheint lt. Verlag 18.11.2023
Reihe/Serie Maddrax
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • 2265 • Abenteuer • action • Alien • Bestseller • brandon-morris • Cliff Allister • Cliff-Allister • Deutsch • Dr Who • eBook • E-Book • eBooks • Endzeit • ex vitro • ex-vitro • Fantasy • Fortsetzungsroman • heliosphere • Horror • Horror-Thriller • Kindle • Kurzgeschichten • Military • Multiversum • Perry Rhodan • Perry-Rhodan • Post-Apokalypse • Raumfahrt • Raumflug • Raumschiff • Raumstation • RaumZeit • Rekrut • rhen-dark • Rhen Dark • Romane • Roman-Heft • Science Fiction • Science Fiction Romane • Sci-fi • Sci Fi • SciFi • Space-opera • spannend • Star Trek • Star-Trek • Star Wars • Star-Wars • Techno • Thariot • Thriller • timothy-zahn • Timothy Zahn • tom-schnellhardt • Transport • troopers • Weltall • Weltraum-Abenteuer • Zyklus
ISBN-10 3-7517-5837-2 / 3751758372
ISBN-13 978-3-7517-5837-6 / 9783751758376
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