Das Mädchen aus der Feenwelt oder Der Bauer als Millionär. Romantisches Original-Zaubermärchen mit Gesang in drei Aufzügen (eBook)

Raimund, Ferdinand - 14294 - Neuausgabe

(Autor)

Matthias Mansky (Herausgeber)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
140 Seiten
Reclam Verlag
978-3-15-962177-7 (ISBN)

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Das Mädchen aus der Feenwelt oder Der Bauer als Millionär. Romantisches Original-Zaubermärchen mit Gesang in drei Aufzügen -  Ferdinand Raimund
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Erst wenn die auf die Erde verbannte Feentochter Lottchen allen Reichtum verachten lernt und einen armen Mann heiratet, erhält ihre hochmütige Mutter Lacrimosa die Feenmacht zurück. Raimunds Zauberposse, vor dem Hintergrund des beginnenden Industriezeitalters entstanden und 1826 mit großem Erfolg in Wien uraufgeführt, erzählt von der Verführungskraft des Geldes. Neuausgabe mit Anmerkungen und Nachwort von Matthias Mansky.

Matthias Mansky lehrt Neuere deutsche Literatur an der Universität Wien. Das Wiener Volkstheater gehört zu seinen Forschungsschwerpunkten.

Matthias Mansky lehrt Neuere deutsche Literatur an der Universität Wien. Das Wiener Volkstheater gehört zu seinen Forschungsschwerpunkten.

Das Mädchen aus der Feenwelt oder Der Bauer als Millionär

Zu dieser Ausgabe
Anmerkungen
Literaturhinweise
Nachwort

[7]Erster Aufzug


Erster Auftritt


Großer Feensaal mit magischen Lampen von verschiedenen Farben hell beleuchtet, welche auf Kandelabern angebracht die Kulissen zieren. Im Hintergrunde die Öffnung eines großen Bogentores, welches durch einen schwallartigen mit Gold verbrämten Vorhange verdeckt ist. In der Mitte des Theaters spielen zwei Furien, ein Triton und der kleine Borax ein Quartett von zwei Violinen, Viola und Violoncello. Die Stimmen des Quartetts wechseln mit Solo. Die Instrumente sind von Gold, die Pulte ideal. Im Kreise sitzen: Bustorius, Zenobius. Antimonia, Selima, Zulma, Lira, der Morgen, der Abend, der Blödsinn und mehrere andere allegorische Personen, Zauberer und Feen, die von Zeit zu Zeit von vier Genien, welche als geflügelte Livree-Bediente gekleidet sind, auf silbernen Tassen mit Confecturen bedient werden. Das Ganze wird von folgendem Chor begleitet.

CHOR.

Welch ein herrliches Konzert,

Wo sich hoch die Kunst bewährt,

Was ist Amphions Geklimper?

Selbst Apollo ist ein Stümper,

Wenn man solche Künstler hört.

Bravo! Bravo! O vortrefflich!

Bravo! Bravo! (verhallend.) Bravo! Bravo!

(Allgemeiner Applaus. Alles erhebt sich von den Sitzen, die Spielenden legen ihre Instrumente weg und verneigen sich.)

[8]ZENOBIUS. Bravissimo, meine Herrn! Das haben Sie gut gemacht. (Zu dem Triton.) Besonders Sie.

BUSTORIUS. Istem nuzeck! Ist das schönes Quartett! von wem ist das komponiert?

ZENOBIUS. Das Adagio ist von einem Delphin.

BUSTORIUS. Und das Furioso?

ZENOBIUS. Von einer Furie.

BORAX. Aber Mama, mich lobens gar nicht.

ANTIMONIA. Sei nur still!

BUSTORIUS. Das kleine Bübel greift aber manchmal ein bissel falsch.

ANTIMONIA (die währenddem ihrem Sohne immer den Schweiß von der Stirne getrocknet hat). Mein Herr! das könnte mich beleidigen. Er ist der erste Violinspieler im ganzen Feenreich, er hat einen englischen Meister, der für jede Lektion zweihundert Schillinge bekömmt.

ZENOBIUS. Ganz gut, aber überlassen Sie sein Lob andern Leuten.

ANTIMONIA. Wer kann ihn unparteiischer beurteilen als ich, seine Mutter? (Eitel.) Obwohl mirs meiner Jugend und meiner Reize wegen niemand ansieht, dass ich seine Mutter bin.

BUSTORIUS. Nein, hätt ich Ihnen für seine Großmutter gehalten.

ANTIMONIA. O Sie einfältiger Zauberer!

BORAX (weint laut).

ANTIMONIA. Pfui, mein Boraxi! musst nicht weinen. Hörst? musst gar nicht aufmerken auf die abscheulichen Leute da.

BORAX (weinerlich). Freilich! was liegt denn mir an den Leuten, die können alle weniger als ich.

[9]ANTIMONIA. So, mein Bubi! so ists recht, jetzt bist brav.

ZENOBIUS (lachend). Bravissimo!

BUSTORIUS (lachend). Das ist gute Erziehung. Buben tut sie schön, und Meister gibt sie Schilling.

ANTIMONIA. Beleidigen Sie mich nicht länger, oder ich verlasse die Gesellschaft. (Will fort.)

ZENOBIUS. Bleiben Sie. – Hat Lakrimosa Sie darum zu sich gebeten, um zu streiten? Sie wird augenblicklich erscheinen, und empfängt nur ihren Vetter, den sie aus Donaueschingen erwartet hat, und der wie Sie alle im Hexenhof abgestiegen ist, weil im Palast hier niemand wohnen darf.

ANTIMONIA. Gut! Aus Höflichkeit will ich bleiben, aber schweigen kann ich nicht, durchaus nicht.

BUSTORIUS. Wenn ich einmal heirat, nimm ich keine andere, aber sie auch nicht.

Zweite Szene


Vorige. Ein Feendiener.

DIENER. Die Fee.

BUSTORIUS. Sie sieht noch gut aus.

ZENOBIUS. Das Schicksal hat sie mit ewiger Jugend beschenkt, darum hat der Gram ihre Reize geschont.

[10]Dritte Szene


Vorige. Lakrimosa erscheint mit betrübter, aber doch höflicher Mine. Ajaxerle im schwäbischen gestreiften Zauberhabit.

ALLE. Vivat! die Hausfrau!

LAKRIMOSA. Es freut mich, meine werten Gäste, wenn Sie sich gut unterhalten haben.

ALLE. Vortrefflich!

LAKRIMOSA. Hier stelle ich Ihnen meinen geliebten Vetter vor. Magier aus Schwabenland.

AJAXERLE (im schwäbischen Dialekte). Freut mich, Sie allerseits kennenzulernen.

ALLE. Freut uns!

BUSTORIUS. Was Teixel, das ist ja der Ajaxerle?

AJAXERLE. Der Tausend! Wie kommen denn Sie daher? Ach herrjegele, das freut mich! (Umarmt ihn.)

LAKRIMOSA. Kennen sich die Herrn?

AJAXERLE. Das glaub ich. Wo haben wir denn nur geschwind Freundschaft geschlossen?

BUSTORIUS. Wissen Sie nicht? Auf dem letzten Geisterdinée.

AJAXERLE. Ja richtig, wo Sie mir die Bouteille Wein an Kopf g’worfen habe, da habe ich die Ehr gehabt, Sie kennenzulernen.

LAKRIMOSA (tritt zwischen beide). Genug, meine Herrn. Diese schönen Erinnerungen ein andersmal. An mir ist die Reihe. (Überblickt alle mit Wohlgefallen, dann spricht sie mit Gefühl.) Ja, es ist keines ausgeblieben, alle sind sie hier, die mein Schmerz zu sich bitten ließ. Türkische, [11]böhmische und ungarische Wolken haben sie zu mir getragen. Mein Bustorius aus Warasdin, meine Freundin, die Nymphe von Karlsbad, sogar Selima und Zulma, die Feen von der türkischen Grenze. Der trübe Morgen und der Abend, Blödsinn und Faulheit, und – etc., etc., alle, alle sind sie hier.

BUSTORIUS. Ist das Freud, sein wir alle da.

LAKRIMOSA. Und nun hören Sie die Ursache, warum ich Sie auffordern ließ, Ihre Wolkenschlösser zu verlassen und mir in meiner bedrängten Lage Beistand zu leisten.

ALLE. Erzählen Sie.

LAKRIMOSA. Es sind nun volle achtzehn Jahre, als ich an einem heitern Juliustage auf einem Sonnenstrahl nach der Erde fuhr und mich in Blitzesschnelle in einem angenehmen Tale befand. Vor mir stand ein junger blonder Mann, sein edler Anstand und sein gemütliches Auge bürgten für die Aufrichtigkeit seines Herzens. Ihn zu sehen und zu lieben, war das Werk eines Augenblicks. Er war der Direktor einer reisenden Seiltänzergesellschaft, die in diesem einsamen Orte Halt machte, und nicht mehr weiterziehen wollte, bis die für zweihundert Gulden rückständige Gage augenblicklich gesichert wäre. Mein Entschluss war gefasst: er mein Gemahl, oder keiner. Ich zauberte ihm schnell einen Beutel Louisdors in die Tasche, und flog, in eine girrende Taube verwandelt, in mein Reich zurück. Mein Freund Zenobius sah mich kommen. Erinnerst du dich noch?

ZENOBIUS. Ja, es war an einem Mittwoch, und den Tag vorher haben wir Holz bekommen.

LAKRIMOSA. Ihm übergab ich geschwinde die Schlüssel meines Palastes, und um schneller die Erde zu erreichen, [12]verwandelte ich mich in einen Pfeil, und Zenobius schoss ihn in das Dach des Wirtshauses, welches mein Geliebter indessen bezogen hatte. – Ich stieg als reisende Schauspielerin darin ab, und um kurz zu sein, er sah mich, liebte mich, und ward mein Gemahl. Doch nach zwei glücklichen Jahren – wer hilft mir die Erinnerung dieses Schmerzes ertragen – stürzte er vom Seil, das er von einem Stadtturm zum andern gespannt hatte, und verhauchte seinen stolzen Geist. (Sie weint.)

(Alle weinen mit.)

AJAXERLE. Ja das Seiltanzen, ich habs auch einmal probiert, aber ich versichere Sie, ich bin recht auf den Kopf g’fallen.

BUSTORIUS. Das hab ich schon lang bemerkt, hab ich nur nicht gleich sagen wollen.

LAKRIMOSA. Von tiefer Trauer erschüttert, nahm ich mein Kind, ein Mädchen von zwei Jahren, und kehrte mit ihr ins Feenreich zurück. Bezahlte schnell die Schulden, die mein treuer Zenobius indessen auf meinen Namen gemacht hatte, und nachdem mein Schmerz vertobt war, erbaute ich meiner Tochter einen diamantenen Palast, ließ sie in dem höchsten Reichtum erziehen, und schwur, ihre Hand nur dem Sohne der Feenkönigin selbst zu geben. Kaum hatte ich diesen unseligen Schwur getan, so krachten die Säulen meines Palastes, und...

Erscheint lt. Verlag 17.11.2023
Reihe/Serie Reclams Universal-Bibliothek
Reclams Universal-Bibliothek
Mitarbeit Kommentare: Matthias Mansky
Nachwort Matthias Mansky
Verlagsort Ditzingen
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Dramatik / Theater
Schlagworte Der Bauer als Millionär • Deutsch • Deutsch Abitur Sachsen • Deutsche Nachkriegsliteratur • Deutsch Matura • Deutsch Matura Sachsen • Deutsch-Unterricht • Deutschunterricht Wolfgang Borchert Draußen vor der Tür • Drama • Feen • Feentochter • Feenwelt • gelb • gelbe bücher • Heimkehrerdrama • Klassenlektüre • Kriegsgefangenschaft • Kriegsheimkehrer • Kurzgeschichten • Kurzgeschichten Nachkriegsliteratur • Lacrimosa • Lektüre • Literatur Klassiker • Märchen • Nachkriegsdrama • Nachkriegsgesellschaft • Nachkriegsliteratur • Österreichische Literatur • Reclam Hefte • Reclams Universal Bibliothek • romantische Literatur • Schullektüre • Schullektüre Wolfgang Borchert Draußen vor der Tür • Sekundarstufe Wolfgang Borchert Draußen vor der Tür • Trümmerliteratur • Weltliteratur • Werke der Nachkriegsliteratur • Zaubermärchen • Zauberposse • Zweiter Weltkrieg
ISBN-10 3-15-962177-4 / 3159621774
ISBN-13 978-3-15-962177-7 / 9783159621777
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