Jerry Cotton Sonder-Edition 222 (eBook)

Tödliches Dreieck

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
80 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-5767-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Jerry Cotton Sonder-Edition 222 - Jerry Cotton
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McDougan war ein Spieler. Für ihn galt nur: Alles oder nichts! In Atlantic City verließ ihn sein Glück. Er verlor sein Geld bis auf den letzten Cent. Da machte ihm der Boss der Spielbank ein Angebot: 'Töten Sie drei Männer, die ich Ihnen nennen werde - und ich zahle Ihnen eine Millionen Dollar!'


1


Wut und Angst erfüllten Johnnie McDougan. Ganz hinten im Kopf saß der kleine Teufel, der ihm sagte, dass alles in eine Katastrophe münden würde.

Seit drei Tagen spielte er im Rainbow Casino in Atlantic City. Seit drei Tagen war das Pech sein ständiger Begleiter. Obgleich das Ende abzusehen war, die Chips vor seinem Platz immer weniger wurden und ein Angestellter des Casinos mit seinem letzten gedeckten Scheck unterwegs war, um neue Chips zu holen, konnte er nicht aufhören. Ein unglückseliger Zwang trieb ihn zum Weiterspielen. Und eine innere Stimme redete ihm beharrlich ein, dass er auch dieses Casino zum Schluss als Gewinner verlassen würde.

Jede Pechsträhne musste einmal reißen. Nicht ewig konnte sich der kalte Mechanismus des Roulettekessels gegen ihn drehen.

Johnnie McDougan schwitzte. Vor einer halben Stunde noch hatten die Leute ihn gestört, die um den Tisch versammelt waren, an dem er als Einziger mit großen Einsätzen spielte. Jetzt nahm er sie kaum noch wahr. Jetzt sah er nur noch die Berge von Chips, die sich auf der Siebzehn türmten und die Nummer einkreisten. Er hörte das Raunen um sich herum nicht mehr. Er hörte nur noch das Rollen der weißen Kugel, das Klicken, wenn sie gegen einen Raster schlug, und das Klacken, wenn sie schließlich in ein Nummernfach kippte.

»Nichts geht mehr, Sir.«

Die blonde Frau, die den Kessel drehte, sprach mit monotoner Stimme. Auf ihrem fein geschnittenen, hübschen Gesicht gab es nichts als das einstudierte ständige Lächeln. Keine Spur von Gefühl oder Anteilnahme. McDougan hasste das Unbeteiligtsein. Selbst ein mitleidiges Lächeln, mit dem sie ihn zum Idioten gestempelt hätte, hätte er in Kauf genommen. Aber da gab es wirklich nichts, das etwas Abwechslung in die Monotonie des Spiels brachte.

»Vierunddreißig – Rot – pair – passe. Nichts auf der Nummer!«

Die Stimme hatte sich etwas erhoben. Ganz kurz huschte der Blick der blauen Augen zu McDougan. Dann griff der Rechen, den die schlanken Hände mit den gepflegten roten Nägeln hielten, nach den Chips, die die Siebzehn einkreisten, und zogen sie vom grünen Filz.

McDougan starrte in den kreisenden Kessel. Er spürte Übelkeit in sich aufsteigen. Die Zahlen verschwammen vor seinen Augen.

»Sir.«

Die Stimme des Saaldieners riss ihn wieder hoch.

Mit gleicher Teilnahmslosigkeit, mit der die Blondine den Kessel drehte und die Kugel warf, schob der Mann ihm die letzten zweihunderttausend Dollar in Chips zu, für die McDougan den Scheck ausgestellt hatte.

McDougan blickte kurz auf.

»Das Limit ist aufgehoben«, sagte der Mann in der lilafarbenen Livree.

Stille um McDougan herum. Er spürte die Blicke der Leute auf sich, die den Tisch umlagerten und jedes Mal den Atem anhielten, wenn die Kugel rollte.

McDougan starrte auf die vier Plastikchips. Jedes hatte einen Wert von fünfzigtausend. Und jetzt ging es ohne Limit. Die Gedanken drehten sich in seinem Kopf. Ohne Limit. Er konnte den Verlust der letzten Tage mit einem Coup wettmachen und dazu noch einen Riesengewinn einstreichen. Alles war möglich – auch die totale Niederlage.

»Ihr Einsatz, Sir.«

Alles oder nichts!, hämmerte es in McDougan. Er nahm die vier Chips und schob sie auf die Siebzehn.

Zum ersten Mal zeichnete sich etwas wie eine menschliche Regung auf dem Gesicht der blonden Frau ab. Erstaunen, mit Mitleid gemischt, und ein Anflug von Zweifel.

»Zweihunderttausend Dollar?«

»Auf die Siebzehn!« McDougan nickte. Er lächelte. Ein warmes Gefühl erfüllte ihn. In diesem Moment wusste er genau, dass er gewinnen würde. Tausend Zahlen hätte dieser verdammte Kessel haben können. McDougan war bereit, seine Seele darauf zu verwetten, dass keine andere Zahl als die Siebzehn kommen konnte.

»Alle Stücke, so, wie ich sie platziert habe. Zweihunderttausend Dollar auf die Siebzehn.«

McDougan sah die blonde Frau an. Ihre Hände zitterten, als sie zum Drehkreuz des Kessels griffen und ihm neuen Schwung verliehen. Sie hat Angst, dachte McDougan. Sie weiß genau wie ich, dass keine andere Zahl als die Siebzehn kommen kann. Sie hat Angst!

McDougan zündete sich eine Zigarette an. In Gedanken überschlug er den Gewinn, der über den zwei Millionen lag, die er in den vergangenen drei Tagen im Rainbow Casino verspielt hatte.

Nur am Ende des langen, schmalen Gangs brannte eine Notbeleuchtung. Phil hielt sich hinter mir. Ich spürte seinen heißen Atem im Nacken und wusste, dass die Handfläche der Rechten, in der er die Dienstwaffe hielt, feucht war.

Drei Yards standen wir von der Tür entfernt, hinter der sich Lindsay in Sicherheit wiegte. Er konnte nicht ahnen, dass gleich zwei G-men in seinem Heiligtum auftauchen würden.

Langsam drehte ich mich zu Phil herum. Mein Freund verzog das Gesicht zu einem verkrampften Lächeln. Er nickte mir zu.

»Okay«, sagte er dumpf. »Guten Rutsch ins Jenseits, wenn Lindsay sofort schießt!«

Ich erwiderte sein Grinsen. Fröhlicher als Phils fiel es nicht aus.

Dass Lindsay schoss, befürchtete ich nicht. Der Kerl hatte noch nie zur Waffe gegriffen. Aber Lindsay war nicht allein. Wir kannten nicht alle Anwesenden und wussten nicht, wie es um ihre Nerven bestellt war. Es war ein Risikounternehmen, doch wir mussten es durchziehen. Um überhaupt eine Chance zu haben, mussten wir Lindsay und die anderen bei einer ungesetzlichen Handlung überraschen.

Mir war alles andere als wohl in der Haut, als ich noch einmal tief durchatmete.

»Okay, Phil!«

Ich visierte die nicht besonders stabil wirkende Tür an und trat zu. Es knirschte. Die Verankerung des Riegels brach aus dem Rahmen. Die Tür gab nach, wurde durch mein Gewicht aufgeschleudert, und ich stürzte in den angrenzenden Raum.

Grelles Licht um mich herum. Dazwischen überscharf die Umrisse von vielleicht zehn Männern und die fast kalt wirkende, helle Haut einige nackter Frauen.

Mehr konnte ich nicht sehen, denn schon landete ich auf dem Teppichboden.

Frauen kreischten, Männerflüche prasselten auf mich herab.

Dazwischen Phils sich überschlagende Stimme. »FBI! Macht keinen Unsinn!«

Ich drehte mich nach rechts und bekam die Hand mit der Waffe frei, die eben noch unter meinem Körper eingeklemmt gewesen war.

Ein Schuss peitschte auf. Ich sah den Mündungsblitz rechts neben der Studioleuchte. Darüber das verkniffene Gesicht eines kompakten kleinen Mannes. Klatschend grub sich das Projektil in die Wand neben der Tür, vor der Phil geistesgegenwärtig in die Knie gegangen war. Ganz sicher hatte diese Reaktion meinem Freund das Leben gerettet.

Mein Finger krümmte sich um den Abzug, als Phils Dienstwaffe schon aufbrüllte. Der Mann, der eben geschossen hatte, ruderte wild mit den Armen. Er versuchte, Halt an der Leuchte zu finden, und riss sie mit sich zu Boden. Mit einem lauten Knall zerplatzte die starke Birne.

»Keiner rührt sich von der Stelle!«

Ich war wieder auf den Beinen. Der Lauf meiner Waffe strich an den Personen vorbei, die wie versteinert dastanden und fragend zu Lindsay schauten. Er lehnte am offenen Fenster, und es sah so aus, als überlege er, ob er hinausspringen sollte oder nicht.

»Das sind sieben Stockwerke, Lindsay«, sagte ich mit kalter Stimme. »Das reicht sicherlich zum Sterben. Der Sturz dauert aber nicht lange genug, um ein letztes Gebet zu sprechen.«

Matt Lindsay war aschfahl im Gesicht. Seine Augen traten unnatürlich weit aus den Höhlen heraus. Die wulstigen Lippen waren zu einem Strich zusammengezogen.

»Alles umdrehen! Mit dem Gesicht zur Wand! Und dann streichelt die Tapeten!«

Phil trat weiter ins Zimmer hinein. Er bewegte sich so, dass er meine Schusslinie nicht kreuzte. Ich deckte ihn. Doch im Moment machte keiner der Anwesenden Anstalten, zur Waffe zu greifen.

Dabei war ich mir sicher, dass einige der Partygäste schwer gerüstet waren.

Sie stammten aus allen Gesellschaftsschichten. Geschäftsleute, Gangster, Zuhälter und Dealer waren hier versammelt. Lindsays Partys waren bis über die Landesgrenzen bekannt. Bei ihm konnte man Girls ersteigern, um sie in einer anderen Stadt als New York auf die Straße zu schicken. Es gab Rauschgift jeder Art. Und Vergnügen, bei denen es einem Normalverbraucher die Schamröte ins Gesicht trieb.

Bewegung kam in die Leute. Ich ließ sie nicht für den Bruchteil einer Sekunde aus den Augen. Niemand machte eine Dummheit. Die meisten kannten das Spiel. Sie reihten sich an der Wand auf, starrten auf das verwischte Blumenmuster der Tapete und warteten. Phil ging die Reihe entlang, fischte vier Kanonen aus den Taschen der Leute und warf sie auf das riesige Bett, das in der Mitte des Raums stand. Drei Frauen lagen noch drauf. Jung. Viel zu jung für die Dinge, die man mit ihnen vorgehabt hatte. Allesamt süchtig oder mit Problemen beladen, denen sie zu entfliehen versuchten. Keine von ihnen rührte sich. Dicht aneinandergedrängt verharrten sie auf dem Bett und schauten uns aus großen Augen an.

»Okay, Jerry.« Phils Stimme war anzuhören, dass ihm mehr als nur ein Stein von der Seele gefallen war. »Okay, ich verständige die Kollegen mit...

Erscheint lt. Verlag 11.11.2023
Reihe/Serie Jerry Cotton Sonder-Edition
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Action Abenteuer • action romane • action thriller • action thriller deutsch • alfred-bekker • Bastei • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • erste fälle • Fall • gman • G-Man • Hamburg • Heft • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Kindle • Krimi • Krimiautoren • Krimi deutsch • krimi ebook • Krimi kindle • Kriminalfälle • Kriminalgeschichte • Kriminalgeschichten • Kriminalroman • Kriminalromane • kriminalromane 2018 • kriminalromane deutsch • Krimi Reihe • Krimireihen • krimi romane • Krimis • krimis&thriller • krimis und thriller kindle • Krimi Urlaub • letzte fälle • martin-barkawitz • Polizeiroman • Romanheft • Roman-Heft • schwerste fälle • Serie • Soko-Hamburg • spannend • spannende Krimis • spannende Thriller • Spannungsroman • Stefan Wollschläger • Tatort • Terror • thomas-herzberg • Thriller • Wegner
ISBN-10 3-7517-5767-8 / 3751757678
ISBN-13 978-3-7517-5767-6 / 9783751757676
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