Und am Anfang war der Wolf (eBook)

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2023
258 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7583-8712-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Und am Anfang war der Wolf - Hans-Peter Bauer
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Der vorliegende Science-Fiktion-Roman ist mehr oder weniger eine Zusammenfassung vergangener Zeitabschnitte der Stadt Görlitz und ihres Umkreises.

Hans-Peter Bauer wurde am 14.06.1940 in Weißenfels geboren. Er ist gelernter Maschinenschlosser und hat einen Abschluss als Ingenieur für Kfz. Instandhaltung und als Ingenieur für Gebäudewirtschaft. Seit mehreren Jahren schreibt er Fantasyliteratur zur Geschichte von Görlitz. Aktiv arbeitet er im Förderverein Stadthalle e.V. .

Auf der Mauerbaustelle


Die Finger des Parlierer fuhren die Linien entlang, die der Baumeister mit viel Akribie auf das Pergament gezeichnet hatte.

Das äußere Tor ist auch sehr wehrhaft dargestellt und wirkt basteiähnlich.

Es steht weit außerhalb der Stadtmauer im Wassergraben und wird mit einer starken Mauer auf jeder Seite mit der eigentlichen Stadtmauer verbunden. In Richtung Süden vor dem Tor führt eine kleine Brücke über den Graben. Noch ist das Frauentor keine offene Baustelle, aber bald wird es sich auch in die Befestigung einfügen».

»An diesen Mauern wird sich jeder Feind die Zähne ausbeißen!«, sagte der Parlierer laut vor sich hin und rollte zufrieden das Pergament zusammen.

Die breiten Mauern, die Bastionen mit ihren Türmen und Toren, sie wachsen in Windeseile. Sind sie doch der Garant für die Sicherheit der Handelsleute und der Bürger der aufblühenden Stadt. Und sie würden auch dem Kloster und seiner Kirche gänzlich diesen Schutz gewähren.

Der Parlierer wandte sich wieder der Baustelle zu und drehte sich nochmals um, weil er plötzlich durch einen Tumult an der Neißeseite von seinem Vorhaben abgelenkt wurde.

Er schaute über die Mauer.

Zwei übel aussehende Kerle in schmuddeliger Forstbekleidung zogen eine gefesselte junge Frau gewaltsam in Richtung der Stadt. Ein dritter Mann, anscheinend angetrunken, folgte ihnen und begrapschte laufend die Gefangene.

Der Parlierer verstand nicht, was die junge Frau schrie, aber es schienen nicht gerade anständige Worte zu sein. Als sie näher heran waren, sah er, dass das eine rotbraunhaarige wunderschöne junge Frau war, die sich auffallend mit diesen kruden Beschimpfungen gegen das Begrapschen des nachfolgenden Kerls wehrte. Er überlegte, die junge Frau kam ihm bekannt vor.

Der Parlierer schüttelte den Kopf als er den Mann erkannte. »Das ist doch der Hartwig Haubold aus der Schar der Herren von Wirsynge, bei denen er sich als Forstknecht verdingt hatte«, sagte er laut und dann fiel es ihm wieder ein. Der Hartwig hat seinen ehrbaren Stellmacherberuf aufgegeben und wurde zu einem stadtbekannten Rauf- und Trunkenbold. Warum auch immer, die Leute verabscheuten und mieden ihn.

Er hauste jetzt in einer kleinen unansehnlichen Hütte vor der neuen Stadtmauer. Von hier oben aus konnte der Parlierer diese armselige Hütte sehen. Aber die Kerle schleppten ihre Gefangene nicht in diese Richtung, sie schleppten sie in die Stadt. »Was haben die Kerle mit der jungen Frau vor?«, fragte sich der Parlierer. Die Arbeiten auf der Baustelle Stadtmauer standen auf einmal still.

Die Handwerker schauten gebannt auf die unwürdige Szene, die sich vor ihnen abspielte und einige Handwerker machten ihrem Unmut durch laute Rufe Luft und drohten den Kerlen mit der Faust.

»Hey, ihr Kuhketzer, ihr Mordbrenner lasst die Frau los!«, brüllte ein Maurer. Die anderen Handwerker fielen in die Rufe ein. Tumultartiger Lärm brach bei den Handwerkern auf der Mauer los.

»Verdammter Trunkenslunt, lass die Frau los!« brüllten die Zimmerer. Deren Wut richtete sich gegen die vermeintlichen Forstleute, die die sich wehrende, gefesselte junge Frau hinter sich herzogen. Die Wut der Zimmerer richtete sich vor allem gegen den Hartwig Haubold, den sie als abtrünnigen Handwerker ansahen. Die Empörung schien zu explodieren und es bestand die Gefahr, dass die Handwerker in ihrer Rage die Mauer verließen, um der jungen Frau zu helfen!

»An die Arbeit!«, schrie der Parlierer und drohte seinen Handwerkern ebenfalls mit der Faust.

Die Köpfe verschwanden und urplötzlich setzte der Baulärm wieder ein.

«Sie haben eben Respekt vor mir!», grinste er und begab sich zur Leiter, um die Mauer zu verlassen.

Als er nach unten schaute, sah er den Bürgermeister Berwich des Calen mit dem Stadtschreiber auf die Leiter zustreben. »Oh Gott, sie kommen gewiss, den Fortschritt des Befestigungsbaus zu kontrollieren«, dachte der Parlierer und grinste. Er rollte das Pergament wieder auf und beschwerte die Enden mit Steinen.

Er ahnte, was der Bürgermeister wollte.

Die Begrüßung war kurz, aber herzlich, man kannte sich.

Nach der Einsicht in die Baurisse sagte der Bürgermeister:

»Helge, schaffen wir es bis zum Wintereinbruch, wenigstens die noch vorhandenen großen Mauerlücken zum Kloster zu schließen?«, fragte er und duzte den Parlierer. Er nannte ihn sogar beim Vornamen.

Ein Zeichen, dass sie sich sogar sehr gut kannten.

Berwich wies auf die eingezeichneten vorhandenen Lücken auf dem Pergament.

»Warum fragt ihr das Bürgermeister?

Wenn alles so funktioniert wie bisher und das Wetter hält, gehe ich davon aus, dass der gesamte Mauerabschnitt bis zum Winter vollkommen geschlossen ist, das habe ich euch zugesagt. Ich gedenke meine Zusage einzuhalten!«, antwortete der mit Helge angesprochene Parlierer dem Bürgermeister. »Die Restarbeiten auf der Mauer erledigen wir auch später«, erklärte der Parlierer abschließend.

Bürgermeister Berwich atmete erleichtert auf, er nahm die Antwort des Parlierers wohlwollend zur Kenntnis und deutete seinem Schreiber an, das zu notieren, musste er doch seinen Ratmannen und Schöppen in der nächsten Ratssitzung eine bindende Antwort geben. Es war schon gut, dass die Stadt sich der Mitarbeit von Handwerkern aus Flandern versicherte. Brachten die Flamen doch viele Erfahrungen und Neuerungen aus dem Festungsbau von Brügge mit, die sie hier anwendeten.

»Es gab in den letzten fünf Jahren besonders nachts Raubüberfälle innerhalb der Stadt, die blutig endeten. Unsicherheit verbreitete sich unter den Handelsleuten. «Ist die Stadt nicht mehr sicher?», so stellte sich die Frage im Rat. Der Rat beschloss daraufhin, den Bau der Stadtbefestigungen vordringlich zu betreiben und endlich zu beenden!

»Das wird mit der Schließung dieser Mauerlücken ein Ende haben, so hoffe ich. Dann wird keiner dieser Strauchdiebe mehr unkontrolliert die Stadt betreten können«, sagte der Bürgermeister zum Parlierer. Der nickte bestätigend.

Der Bürgermeister erinnerte sich nur ungern daran, dass der letzte Fall vor einem Jahr für Aufregung und Unmut im Rat gesorgt hatte. Er war da noch nicht Bürgermeister, aber er hatte diese Last mit in dieses Amt übernommen und wollte sie unbedingt loswerden.

«Ein Kaufmann aus Fulda wurde ermordet und seiner gesamten Barschaft beraubt als er die Herberge verließ,» erinnerte sich Berwich.

«Der Zimmerermeister Bernhard von Breitenbach aus Kunstinsdorf, der dem Überfallenen zur Hilfe eilen wollte, wurde brutal niedergeschlagen und getötet, man hatte ihm die Kehle durchgeschnitten. Die tumultartige Reaktion bei den Ratmannen und Schöppen war dementsprechend, man gab die Schuld an dem Verbrechen der seit über zehn Jahren noch nicht fertiggestellten Umfassungsmauer am Kloster …» Die andauernden Verbrechen in der Stadt machten dem Bürgermeister zu schaffen.

Berwich wurde vom Parlierer aus seinen Überlegungen gerissen.

»Bürgermeister, ich habe noch einen Hinweis für euch, den Bau nicht betreffend. Vorhin haben wir beobachtet, dass der Forstknecht der Wirsynger, der Hartwig Haubold, eine junge Frau zum Markt schleppte. Wenn ich mich richtig erinnere, ist das die Witwe des Zimmerermeisters von Breitenbach.

Wer weiß, was er mit ihr vorhat! Hat er nicht einmal bei denen als Zimmerer gedient?

Der Saufbruder Hartwig macht doch der Stadt bestimmt wieder Ärger!«

Der Bürgermeister wechselte die Farbe und sah den Stadtschreiber an. Gerade hatte er an diesen Vorfall vor einem Jahr gedacht, an dem dieser Zimmerermeister zu Tode kam. Alle Spuren deuteten darauf hin, dass die Mörder mit ihrer Beute, durch diese hier noch nicht geschlossene Lücke in der Stadtmauer entkommen sind, das war nicht abzustreiten, denn die gesicherten Spuren deuteten daraufhin.

Berwich holte tief Luft.

»Schon wieder dieser Saukerl! Da können die Wirsynger jetzt Ableugnungen erheben, wie sie wollen. Das hat ein Nachspiel. Vor etwa zehn oder elf Jahren hatten die Wirsynger ein ähnliches, fast gleiches Dilemma zu verantworten, da ging es um die Witwe des Schreinermeisters Schubarth. Ich habe das im zutreffenden Jahrbuch der Stadt zufällig gelesen. Zum Glück haben sich die Mönche des Franziskanerklosters eingemischt und schlimmeres verhindert. Die Franziskaner Mönche haben Gott sei Dank eine andere Auffassung vom Aberglauben wie der Stadtpfarrer, ein Dominikaner!«.

Berwich machte eine Pause, bevor er weiter redete und sah den Schreiber und den Parlierer bedeutungsvoll an. »An den Fleisch- und Brotbänken aber sabbern die alten Weiber schon wieder etwas von einem Hexensabbat, vom Hexenflug, vom Teufelspakt, der Teufelsbuhlschaft und so weiter! Einen Anteil an diesen grotesken Geschichten hat dieser Saukerl Haubold, aber auch die nicht verstummende Legende vom Orakel am Teufelsstein in Kralowski haj, das ist der obersorbische Name von Königshain. Was meint ihr wohl, wer wohl der Urheber dieser Gruselgerüchte ist?«

Der Bürgermeister...

Erscheint lt. Verlag 6.11.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Fantasy • Görlitz • Heilige Grab • Stadtumbau • Wolf
ISBN-10 3-7583-8712-4 / 3758387124
ISBN-13 978-3-7583-8712-8 / 9783758387128
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