Rügener Maskerade: Insel Krimi. Kommissarin Burmeisters achter Fall -  Sylvia Voigt

Rügener Maskerade: Insel Krimi. Kommissarin Burmeisters achter Fall (eBook)

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
250 Seiten
Schardt Verlag
978-3-96152-247-7 (ISBN)
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Es ist kurz vor Weihnachten auf der malerischen Insel Rügen. Doch ausgerechnet jetzt werden Kommissarin Jessica Burmeister und ihr Team mit einem bizarren Leichenfund konfrontiert. Der Körper des Opfers wurde grotesk zur Schau gestellt. Bei genauerem Hinsehen wird klar, dass das Opfer ein junger Mann war, der sich auf dem Weg befand, sein wahres Selbst als Frau zu finden. Burmeister und ihre Kollegen stehen vor einem rätselhaften Mordfall, der tief in die Wirren menschlicher Beziehungen und in die Reihen undurchsichtiger Charaktere führt.
Zeitweise hat Burmeister das Gefühl, in einem Labyrinth voller Rätsel und Fragen geraten zu sein, aus dem es keinen Ausgang gibt. Dieses Gefühl verstärkt sich, als ein weiterer Mord geschieht. Die Spur führt zu einem Verlagshaus und einem unveröffentlichten Romanmanuskript, das düstere Begehrlichkeiten weckt. Jessica Burmeister und ihr Team müssen nicht nur zwei Mordfälle aufklären, sondern auch die rätselhafte Verbindung zwischen den Opfern und dem geheimnisvollen Roman entschlüsseln.
Während die Ermittlungen fortschreiten, wird Burmeister zunehmend mit den Schatten der menschlichen Seele konfrontiert.

In „Rügener Maskerade“ zeigt Sylvia Voigt einmal mehr ihr Händchen für ungewöhnliche Kriminalfälle, komplexe Figurenkonstellationen und geschliffene Dialoge – und das wie immer vor der fantastischen Kulisse Rügens.

ZWEI


 

Als mich der Wecker unbarmherzig aus dem Tiefschlaf reißt, verspüre ich zunächst einen dumpfen Kopfschmerz. Danach stellen sich Hassgefühle ein. Gegen den unschuldigen Wecker und meine Berufswahl. Wäre ich Kellnerin geworden oder Friseuse oder Kindergärtnerin oder Lehrerin oder Einzelhandelsverkäuferin oder …

„Na, da hat meine kleine Jessica ein bisschen zu tief in die Flasche geschaut, was?“ Erschrocken öffne ich mühevoll die schweren Augenlider. Neben mir liegt Willi und lächelt mich liebevoll an.

„Ich dachte, ich hätte mir die Schritte und die quietschende Tür nur eingebildet“, murmele ich und blinzle ungläubig. Ich versuche auch, liebevoll zu lächeln. Aber der rasende, pochende Kopfschmerz lässt das nicht zu. Schon häufig habe ich am Morgen den Preis für ein wenig zu viel Alkohol zahlen müssen. Aber was sich heute in meinem Kopf abspielt, ist rekordverdächtig. Ich schließe die Augen, atme mit offenem Mund und versuche, den Brechreiz niederzukämpfen.

„Musst du kotzen?“, erkundigt sich Willi besorgt.

Ein Nicken bringe ich nicht zustande. Und Worte strengen mich auch viel zu sehr an. Winterstein krabbelt schnell aus dem Bett und rennt nach unten. Wenig später steht er mit einem Eimer vor mir. „Immer raus mit allem, was keine Miete zahlt“, empfiehlt er. Er legt mir einen kalten Lappen auf die Stirn und streichelt mir zärtlich das Haar. Vor lauter Rührung kommt mir eine Träne, die mir die Wange herunterkullert. „Du bist so lieb zu mir“, flüstere ich. Ich spüre den Hauch eines Küsschens auf meinem Mund. „Oih“, sagt Willi. „Küsse nie die Frau deiner Träume, wenn die am Abend zuvor gesoffen hat.“

Trotz meiner Migräne lache ich zurückhaltend.

„Ich mach uns mal Frühstück“, kündigt Winterstein an und schlurft nach unten. Ich halte den Eimer fest umklammert und versuche, langsam tief ein- und auszuatmen. Willi hat beim Hinausgehen das Fenster weit geöffnet. Die kalte Luft tut mir gut. Als Willi meinen Namen ruft, fahre ich erschrocken zusammen. Sofort setzt das Pochen hinter der Stirn wieder ein. Stöhnend quäle ich mich aus dem Bett. Dann sitze ich frierend und am Ende meiner Kräfte am Frühstückstisch. Mit einer Hand halte ich meinen Kopf fest, mit der anderen die Kaffeetasse. Der erste heiße Schluck Kaffee wärmt meinen Magen und mein Gemüt. Ich riskiere es, die Augen zu öffnen. Willi beobachtet mich mit einem Lächeln. „Da ist man mal einen Abend nicht zu Hause. Und das ist das Ergebnis.“ Er legt mir ein halbes Butterbrötchen auf den Teller. „Würg dir das mal runter. Wenn du nur Kaffee trinkst, rebelliert dein Magen.“

„Hm“, stimme ich zu. Der erste Bissen bleibt mir fast im Hals stecken. Die Rebellion meines Magens hat schon begonnen. Abwechselnd nehme ich ein Schlückchen Kaffee und ein Häppchen Brötchen zu mir. Nach fünfzehn Minuten erkenne ich Willi fast klar und deutlich.

„Warum bist du doch nach Hause gekommen?“ Der erste Satz des Tages kommt mir mühsam über die Lippen.

„Sally schlief tief und fest. Und der Arzt meinte, dass es besser wäre, ihr die Nachtruhe zu gönnen.“

„Hm.“

Noch immer fühle ich mich wie ausgekotzt. Stöhnend schließe ich wieder die drückenden Augen.

„Willst du zum Dienst oder zum Arzt?“

„Eigentlich will ich weder da noch dort hin“, ringe ich mir eine Antwort ab. Winterstein schenkt mir eine zweite Tasse Kaffee ein. Nach weiteren fünfzehn Minuten atme ich ein wenig auf. Eine minimale Besserung stellt sich ein. Ich kann sogar den Kopf selbständig gerade halten. „Ich geh mal unter die Dusche“, kündige ich größenwahnsinnig an. Stehe auf und setze mich wieder. „Kannst du mir den Hocker bitte mal ins Bad tragen?“

Willi springt auf und stellt ihn vor das Waschbecken. Ich stelle mich neben ihn. Der Kopf platzt gleich und die Knie geben nach. „Zieh mich mal aus“, bitte ich Winterstein. Ich würde ihm gerne behilflich sein. Aber ich bin nicht in der Lage, ihn auch nur ansatzweise zu unterstützen. Wie leblos hänge ich an meinem Mann, der mich ächzend und stöhnend aus dem Schlafanzug schält.

„Stellst du den Hocker noch unter die Dusche, bitte? Und dreh das Wasser auf, ja? Schön heiß. Aber nicht zu heiß.“

„So einen Start in den Tag hätten wie beide vor gut einem Jahr noch nicht für möglich gehalten, was?“, brummelt Willi. „Kannst du alleine stehen?“

„Nö.“

Winterstein packt mich um die Taille, schleift mich neben sich her und trägt den Hocker unter die Dusche. Dort platziert er mich auf das dreibeinige Sitzelement und dreht das Wasser auf. „Gut so?“

„Super.“

„Kann ich dich alleine lassen? Oder fällst du um?“

„Lass mich alleine umfallen.“

„Alles klar.“

Willi geht in die Küche. Und ich sitze unter den heißen Wasserstrahlen und schwanke in jeglicher Hinsicht. Zum einen auf dem Hocker. Und zum anderen weiß ich nicht, ob ich heute wirklich diensttauglich bin. Aber dann tritt ein kleines Wunder ein. Das warme Wasser löst die Verspannung und spült wenigstens einen Großteil meines Kopfschmerzes weg. Ich bin sogar in der Lage, mich trocken zu rubbeln und die Haare zu föhnen. Auf das Make-up lege ich besonders großen Wert. Es gibt viel zu übertünchen. Nachdem ich mich ganz alleine angezogen habe, bricht mir der Schweiß aus, und ich muss mich erst einmal setzen.

Willi klappert mit dem Autoschlüssel. „Na komm. Fahren wir ins Präsidium. Die ganze Mannschaft wird schon auf uns warten.“

„Wieso?“

„Wir sind seit einer Stunde überfällig.“

„Scheiße.“

Willi zieht mir meine Winterjacke an, setzt mir die Mütze auf und geleitet mich zu meinem Škoda.

„Fahr schön langsam, ja?“

„Schritttempo“, verspricht Willi. Er betätigt eine Taste, und mein Jakub fragt, ob er Willi fahren soll. Dann stellt sich der Sitz auf die eingegebenen Körpermaße von Winterstein ein, der mit irren dreißig Stundenkilometern losfährt und auf dem Weg ins Präsidium dreimal gefühlvoll bei Rot hält, was zur Folge hat, dass ich beinahe dreimal kotzen muss.

„Nie wieder trinke ich Alkohol“, kündige ich an und entlocke meinem Willi ein herzhaftes Lachen.

Winterstein bugsiert mich die Treppen hinauf, während ich wie ein Rohrspatz schimpfe, weil unser Minipräsidium keinen Aufzug hat. Auf unserem Flur wird mir fast schwarz vor Augen. Nur ein paar leuchtende Lichtpunkte schwirren durch die Schwärze. Und zwischen dieser Dunkelheit und den aufblitzenden imaginären Sternen erkenne ich Vogel.

„Wie sehen Sie denn aus?“

„Vielleicht nicht wie das blühende Leben. Aber das ist kein Grund, vor mir in Deckung zu gehen.“

„Das habe ich doch gar nicht getan.“

„Sie nicht. Aber Teichert.“ Mit zusammengekniffenen Augen gucke ich unser IT-Moppelchen böse an.

„Was fehlt Ihnen?“ Teichert wirkt hochgradig nervös.

„Fünf Stunden Schlaf.“

„Sind Sie in der Lage, die heutige Besprechung zu leiten? Ich hatte sie für die späte Nachmittagsstunde angesetzt.“ Vogel mustert mich stirnrunzelnd. Hinter ihm kommt Bolle aus seinem Büro.

„Du meine Giete. Du siehhhst scha schlimm aus. Willste wirklisch hier bleibn? Da kummt doch nischt dabei raus. Geh ma liebor ins Bedde und kuriertsch aus.“

„Jetzt habe ich aber die Schnauze voll!“, brülle ich und vergeude meinen vorletzten Atem. „Soll ich mich bei den Herren der Schöpfung für mein Aussehen entschuldigen, was?! Ich bin nun mal keine zwanzig mehr! Da wird man wohl an einem Tag im Jahr ein wenig zerknittert aussehen dürfen. Und die Besprechung können wir sofort durchführen. Immerhin habe ich Neuigkeiten. Ich bitte um Entschuldigung, dass sie aus einem Mund kommen, der nicht mit Botox aufpoliert wurde. Aber wenigstens bin ich noch nicht zahnlos.“

Ich winde mich aus der Umklammerung von Willi und steuere auf unseren Besprechungsraum zu.

„Einen Moment, bitte.“ Olli Teichert wedelt mit einem Stapel Papier vor meiner Nase herum. „Wenn Sie mich bitte zuerst vorgehen lassen würden, Frau Burmeister? Ich habe für uns ein wichtiges Handout vorbereitet.“

Er wartet, bis ich zur Seite getreten bin. Dann wuselt er vorbei und schließt hinter sich die Tür zum Besprechungsraum.

„Warum macht der Saftarsch die Tür zu?“, plärre ich ungehalten. „Oder wo findet die Besprechung statt?“

„Er tut sehr geheimnisvoll“, staunt Willi. „Ist heute Nikolaus?“

Nach wenigen Minuten kommt Olli wieder heraus. „Ich schalte mich online zu“, sagt er und verschwindet in seinem Cyberreich.

„Wir sind nur noch von Irren umgeben“, kommentiert Winterstein Teicherts Bedürfnis nach...

Erscheint lt. Verlag 5.11.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-96152-247-2 / 3961522472
ISBN-13 978-3-96152-247-7 / 9783961522477
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