G. F. Unger 2244 (eBook)

Im Schatten der Coltritter

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-5888-8 (ISBN)

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G. F. Unger 2244 - G. F. Unger
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Es ist an einem schönen Sonntagnachmittag, als einer von Abe Lockhardts Revolvermännern vor das noch ziemlich armselige Farmhaus der Bradys reitet, während sein Boss Abe Lockhardt in einiger Entfernung verharrt und abwartet. Lin Brady, seine beiden Söhne, die kleine Tochter und Lena, seine Frau, treten auf die Veranda. Lin Brady hat seine Schrotflinte im Hüftanschlag und wirkt sehr entschlossen.
Doch seine Familie hinter ihm, die fürchtet sich. Denn die beiden Buben sind etwa acht und zehn Jahre. Und das Mädchen ist erst fünf.
Lena Brady aber flüstert ihrem Mann zu: »Lass dich nicht provozieren! Nicht von diesem Revolvermann. Denk daran, was wir ohne dich wären auf dieser verdammten Welt!«
Lin Brady hört es, und er zittert innerlich. Die Furcht schnürt ihm die Kehle zu. Er möchte etwas erwidern, doch er bringt kein Wort heraus.
So verharren alle eine Welle. Der Revolvermann sieht sich gelassen um und nickt schließlich.
Und als hätte er Lena Bradys Flüstern gehört, sagte er kühl: »Ja, Brady, was würde ohne dich aus deiner Familie werden auf dieser harten Welt?«


Im Schatten
der Coltritter

Es ist an einem schönen Sonntagnachmittag, als einer von Abe Lockhardts Revolvermännern vor das noch ziemlich armselige Farmhaus der Bradys reitet, während sein Boss Abe Lockhardt in einiger Entfernung verharrt und abwartet. Lin Brady, seine beiden Söhne, die kleine Tochter und Lena, seine Frau, treten auf die Veranda. Lin Brady hat seine Schrotflinte im Hüftanschlag und wirkt sehr entschlossen.

Doch seine Familie hinter ihm, die fürchtet sich. Denn die beiden Buben sind etwa acht und zehn Jahre. Und das Mädchen ist erst fünf.

Lena Brady aber flüstert ihrem Mann zu: »Lass dich nicht provozieren! Nicht von diesem Revolvermann. Denk daran, was wir ohne dich wären auf dieser verdammten Welt!«

Lin Brady hört es, und er zittert innerlich. Die Furcht schnürt ihm die Kehle zu. Er möchte etwas erwidern, doch er bringt kein Wort heraus.

So verharren alle eine Welle. Der Revolvermann sieht sich gelassen um und nickt schließlich.

Und als hätte er Lena Bradys Flüstern gehört, sagte er kühl: »Ja, Brady, was würde ohne dich aus deiner Familie werden auf dieser harten Welt?«

Als er es gesagt hat, greift er in die Innentasche seiner Jacke, holt einen Beutel hervor und wirft ihn Lin Brady vor die Füße. Es klirrt wie Hartgeld darin.

»Hundert Dollar«, sagt der Revolvermann. »Das ist der Preis, den Lockhardt dir freiwillig zahlt, damit du hier von der guten Wasserstelle verschwindest. Lockhardt braucht das Wasser für seine Rinder. Und er hat dir befohlen zu verschwinden. Also verschwinde! Jetzt sofort! Packt eure Siebensachen und spannt den Wagen an. Vorwärts!«

Damit hat er alles gesagt.

Denn es ist alles ganz einfach. Ein Cattle King lässt einen Siedler verjagen. Auf zweihundert Meilen in der Runde gibt es kein Gesetz. Nur die Macht des Stärkeren ist Gesetz. Und der Mächtige heißt Abe Lockhardt.

Der Siedler Lin Brady zittert nun am ganzen Körper. Er ist kein Feigling, nein, das ist er wirklich nicht. Auch ist er sich bewusst, dass er eine schussbereite Schrotflinte im Hüftanschlag hält.

Aber zugleich ist er sich darüber im Klaren, dass es sein Tod sein würde, sollte er abdrücken. Dieser Revolvermann würde auch sterbend noch ziehen und blitzschnell schießen, bevor er tot ist.

O Vater im Himmel, denkt Lin Brady, soll ich es wagen? Kann ich das überleben? Der da ist einer von Abe Lockhardts Coltrittern, ein zweibeiniger Tiger, der es allein mit einer ganzen Mannschaft aufnehmen kann. Ich habe keine Chance gegen ihn, selbst mit meiner Schrotflinte nicht. Der tötet mich auch noch sterbend. Was wird aus Lena und den Kindern?

Doch trotz der Furcht hört er sich sagen: »Wir gehen hier nicht fort, nicht für hundert Dollar – ja nicht mal für tausend. Wir haben hier drei Jahre hart gearbeitet. Verschwinden Sie, Mister! Oder ich schieße Sie vom Pferd!« Die letzten Worte brüllt er wie ein Mensch, der sich selbst Mut machen will. Er hebt das Gewehr höher.

Der Revolvermann aber fasst das als Drohung auf. Vielleicht glaubt er auch wirklich, dass Lin Brady abdrücken wird, und will ihm deshalb zuvorkommen. Jedenfalls erscheint wie durch Zauberei der Revolver in seiner Faust. Der Schuss kracht, die Kugel stößt Lin Brady herum und zerschmettert ihm das rechte Schultergelenk. Er lässt das Gewehr fallen und geht ebenfalls zu Boden. Die Frau und die Kinder kreischen voller Angst und Entsetzen – nur Jim Brady, der erst zehn Jahre alte Sohn, stürzt vorwärts und will die Schrotflinte aufgreifen.

Aber da wirft sich die Mutter auf ihn, hält ihn fest und ruft immer wieder: »Nein, Jim! Nein, Jim!«

Dies geschieht im Jahre 1850 in Texas.

Und dann vergehen zwanzig Jahre. Es ist irgendwo in Arizona an einem Vormittag, als Jim Brady – inzwischen fast dreißig Jahre alt – einige Siedler und Farmer in die kleine Stadt Rosa begleitet.

Als die fünf Wagen vor dem Store anhalten, erhebt sich dort auf dem Plankengehsteig ein Mann aus dem Schaukelstuhl, bei dessen Bewegungen man an einen hageren Wolf aus der Apachenwüste denken muss.

Dieser Mann ist bekannt unter dem Namen Kingfisher, doch man nennt ihn zu beiden Seiten der Grenze – also im Arizona-Territorium und drüben in Sonora – nur Colt King, und er ist stolz auf den Namen.

Kingfisher tritt bis an den Rand des Gehsteiges und hakt beide Daumen in seinen Waffengürtel. Es ist ein sogenannter Kreuzgurt, denn Kingfisher ist ein Zweirevolvermann.

Er sagt laut genug, dass es alle auf den fünf Wagen hören können: »Haut ab! Hier gibt es nichts zu kaufen – nicht mal einen Hosenknopf. Begreift das endlich, ihr Dummköpfe! Haut ab!«

Damit hat er alles gesagt. In seiner Stimme klirrte eine eiskalte Drohung. Die kleine Stadt Rosa wirkt wie ausgestorben. Alles hat sich verkrochen.

Doch es ist sicher, dass die Vorgänge hier beim Store genau beobachtet werden – hinter Fenstern, aus spaltweit geöffneten Türen.

Diese kleine Stadt hält den Atem an.

Und ein einziger Revolvermann – ein sogenannter Coltritter – bewirkt das alles.

Kingfisher wippt leicht auf den Fußsohlen. Seine Füße stecken in feinsten Maßstiefeln aus Alabama. Zwischen seinen schmalen Lippen blinken die Zähne. Sein Lächeln ist geringschätzig und verächtlich.

Aber dann ändert sich plötzlich alles.

Der Mann, der den ersten Wagen fährt, springt in den knöcheltiefen Staub der Fahrbahn. Er geht langsam am Gespann entlang nach vorn und klopft dem Tier leicht gegen Schulter und Hals. Dann betritt er den Gehsteig und wendet sich Kingfisher zu. Dabei schlägt er seine Jacke zurück – und nun sieht man, dass er unter der langen Jacke einen Revolver trägt.

»He, Kingfisher, kennst du mich?« So fragt er ruhig.

Der sieht ihn an, schüttelt dann den Kopf.

»Nein«, erwidert er, »dich kenne ich nicht. Doch ich sehe, dass du dich gut getarnt hast. Ich hielt dich für einen dieser Schollenbrecher. Aber du bist offenbar einer von meiner Gilde. Sie haben dich angeworben, damit du ihnen den Weg zum Store freischießen sollst. Ist es so?«

»So ist es«, sagt der Mann, der den ersten Wagen fuhr. »Wir zwei werden es nun auskämpfen, Kingfisher. Mein Name ist Jim Brady.«

Als er es gesagt hat, zögert Kingfisher nicht länger. Denn es gibt nichts mehr zu sagen. Jetzt geht es nur noch darum, möglichst schnell zu sein und den kleinsten Vorteil zu nutzen.

Deshalb zieht Kingfisher ohne jede Vorwarnung.

Und er ist schnell, so schnell wie ein einschlagender Blitz. Ja, er ist ein Großer mit dem Colt. Doch als er abdrückt, wird er im selben Sekundenbruchteil schon von Jim Bradys Kugel getroffen und herumgestoßen. Kingfisher trifft nicht, er schießt nur durch Bradys Jackenärmel, ritzt nicht mal Bradys Haut am Oberarm.

Und dann schießt Kingfisher noch dreimal – aber immer nur zwischen Brady und sich in den Boden. Denn der Revolver wurde ihm zu schwer, indes er auf die Knie geht.

Und mit seinem letzten Atem haucht er heiser: »O Hölle ...«

Brady tritt mit noch rauchendem Colt zu ihm, blickt auf ihn nieder. Denn Kingfisher rollte sterbend auf den Rücken, so als wollte er noch einmal den Himmel sehen.

Doch sein Blick ist leer.

Von den anderen Wagen springen die Menschen. Auch aus den Häusern und Geschäften der Stadt treten sie nun heraus.

Jemand sagt: »Er hat ihn geschlagen. Er hat Colt King geschlagen, der uns alle erpresste, der diese Stadt und dieses Land sterben lassen wollte. Er hat ihn besiegt. Jetzt wird alles anders. Colt King war für seinen Auftraggeber das Geld nicht wert.«

Sie alle haben sich nun beim Store versammelt. Und vom Toten blicken sie nun auf den wie ein Siedler gekleideten Jim Brady.

»Bleiben Sie noch bei uns, Mr Brady?« So fragt eine Stimme.

Aber Jim Brady schüttelt den Kopf. »Wählt endlich einen Sheriff«, spricht er. »Und bildet eine Bürgerwehr, wenn er Hilfe braucht. Ich bleibe nicht länger.«

Es ist nur zwei Stunden später, als Jim Brady in der Postkutsche sitzt, die von Nogales über El Paso nach San Antonio fährt. Er bekommt einen Platz in der hintersten rechten Ecke, lehnt sich hinein und zieht sich den Hut übers Gesicht.

Es sind viele Gefühle und Gedanken in ihm.

Und ein Gedanke wiederholt sich immer wieder: Colt King Kingfisher war meine letzte Probe. Er war der Berüchtigtste von allen. Da ich ihn besiegen konnte, kann ich es mit jedem anderen seiner Sorte aufnehmen, mit jedem von Abe Lockhardts Coltrittern. Ich werde sie Mann für Mann schlagen, bis Abe Lockhardt allein ist.

Ja, dies sind immer wieder seine Gedanken.

Und dann erlebt er noch einmal in seiner Erinnerung, wie es damals war, als einer von Abe Lockhardts Revolvermännern seinem Vater die Schulterkugel zerschmetterte und ihn somit zum Krüppel machte.

Schon damals wollte er als zehnjähriger Junge an seines Vaters Stelle weiterkämpfen. Doch die Mutter hinderte ihn daran, die Schrotflinte aufzunehmen.

Oh, die Mutter ...

Bei dem Gedanken an sie...

Erscheint lt. Verlag 4.11.2023
Reihe/Serie G.F.Unger
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Western • Western-roman • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-5888-7 / 3751758887
ISBN-13 978-3-7517-5888-8 / 9783751758888
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