Lassiter 2677 (eBook)

So schön und so verdorben

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-5811-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Lassiter 2677 - Katja Martens
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Lassiters neuer Auftrag führt ihn in das 'Montana Rose', ein Bordell im Nordwesten des Territoriums. Hier suchen gut betuchte Gäste für ein paar Stunden Entspannung. Männer mit Macht und Einfluss: Senatoren, Banker und Eisenbahnunternehmer. Die abgeschiedene Lage macht das Etablissement zu einem Geheimtipp.
Doch jetzt droht mächtiger Ärger. Die Ladys haben dem falschen Mann in die Suppe gespuckt. El Toro und seine Bande sind hinter ihnen her - und mit denen ist nicht zu spaßen.
Lassiter soll sich die Kerle vorknöpfen. Dafür ist ihm der Dank der Ladys gewiss. Doch der Traumjob droht in einem Desaster zu enden, denn nichts ist, wie es scheint. Als Lassiter dämmert, dass er hereingelegt wurde, ist es schon fast zu spät...


So schön und
so verdorben

von Katja Martens

»Ein Wetter zum Fürchten ist das.« William Cosgrave lehnte sich auf seinem Platz vor und spähte aus dem Fenster. Draußen peitschte der Sturm den Regen gegen die Kutsche. Immer wieder ließ eine Böe das Gefährt erzittern. Der Senator war diese Strecke schon einmal gefahren und wusste, dass sich bei schönem Wetter silbrige Adern aus Wasser auf den Berghängen links und rechts des Trails abzeichneten. An diesem Nachmittag jedoch stürzten reißende Wassermassen in die Tiefe und rissen alles mit sich, das ihnen in den Weg geriet. Und es regnete immer weiter. Längst schien die Straße nur noch aus Schlamm und Geröll zu bestehen.

Ein mulmiges Gefühl breitete sich in Cosgrave aus. »Womöglich hätten wir die Warnung beherzigen und das Unwetter unten in Missoula abwarten sollen«, murmelte er. Doch diese Erkenntnis kam zu spät...

Unversehens rumpelte die Kutsche durch ein Erdloch. Cosgraves Schädel wurde unsanft gegen das Holz geschlagen. Sekundenlang ließ der Schmerz seine Sicht verschwimmen. Einen Fluch verbeißend, rieb er sich die pochende Schläfe.

»Vorsicht, Sir«, empfahl Pickett. Sein Leibwächter war ein sehniger Mann, der nur aus Haut und Knochen zu bestehen schien. Man sah ihm nicht an, dass er zupacken und einem Mann mit bloßen Händen die Kehle herausreißen konnte. Mit dieser Eigenschaft hatte er dem Senator vor drei Monaten bei einem nächtlichen Überfall das Leben gerettet. Er klammerte sich an den Haltegriff, während er auf seinem Sitz hin und her geschleudert wurde.

Neben ihm saß Clint, der Sekretär des Senators. Ein kleiner drahtiger Mann mit weißen Ärmelaufschlägen und einer runden Nickelbrille, hinter der seine Augen stets ein wenig unsicher hin und her huschten, als würde er seiner Umgebung nicht trauen. Er sprach nicht viel, behielt Cosgraves Termine jedoch stets im Blick, las seine Reden und machte Vorschläge, wie man sie verbessern konnte.

Die drei Männer im Inneren der Kutsche wurden gehörig durchgerüttelt.

Während Pickett das Gerüttel stoisch ertrug, wurde Clint immer blasser um die Nase. Cosgrave spürte selbst ein flaues Flattern im Magen und richtete den Blick wieder aus dem Fenster. Viel zu sehen gab es da freilich nicht. Die bewaldeten Berghänge verschwanden hinter dichten Regenschwaden. Das Grau schien alle anderen Farben zu verdrängen.

Eine weitere Böe rüttelte an der Kutsche. In das Fauchen der Naturgewalten mischten sich das Schlagen der Pferdehufe und das Ächzen der Ponderosa-Kiefern, die sich unter dem Sturm neigten. Fernes Grollen kündigte an, dass dies hier nur das Vorspiel war. Das Unwetter hatte seinen Höhepunkt noch lange nicht erreicht.

Die Kutsche rumpelte durch ein weiteres Erdloch. Wasser und Schlamm spritzten zur Seite auf, während die Passagiere fast von ihren Sitzen geschleudert wurden.

Würgend schlug sich Clint eine Hand vor den Mund.

»Verdammt noch mal. Hoffentlich bleiben wir nicht stecken«, murmelte Cosgrave. »Ruby hat uns vor dem Unwetter gewarnt. Wir hätten in ihrem Hotel bleiben und den Sturm abwarten sollen.«

»Dann hätten Sie Ihre Rede verpasst, Sir«, erwiderte Pickett. »Außerdem wage ich zu behaupten, dass Ruby ein Auge auf Clint geworfen hat; nur deshalb wollte sie, dass wir noch verweilen.«

»Auf mich?« Die Augen des Sekretärs weiteten sich. »Ganz bestimmt nicht.«

»Aber ja«, bekräftigte Pickett.

»Dann braucht sie eine Brille«, brummte Clint und nestelte an seiner Halsbinde.

»Möglicherweise«, räumte der Leibwächter ein und grinste. »Wie sonst konnte sie mich übersehen und sich dir zuwenden? An mangelndem Interesse meinerseits lag es sicher nicht.«

»Ich habe keine Ahnung, wovon du redest. Ruby hat mich nicht einmal bemerkt.« Clint lief puterrot an. »Ich falle den Ladys nicht auf.«

»Weil du dich hinter deinen Papieren versteckst. Manchmal glaube ich, du hast Angst vor den Ladys. Du musst dir nur mal ein Herz fassen und eine ansprechen, dann wirst du sehen, dass sie nicht beißen. Wobei... ein zärtlicher Biss im rechten Moment... kann durchaus anregend sein.« Das Grinsen des Leibwächters wurde noch breiter und Clints Gesichtsfarbe noch röter.

»Lasst uns meine Rede noch einmal durchgehen«, machte Cosgrave dem Geplänkel ein Ende, bevor seinen Sekretär noch der Schlag treffen konnte. »Ich will, dass jede Formulierung sitzt. Wenn ich wiedergewählt werden möchte, muss ich dafür sorgen, dass die Menschen erfahren, was mir am Herzen liegt.«

»Die Einführung des Frauenwahlrechts«, murmelte Pickett.

»Ganz genau.« Cosgrave bemerkte den skeptischen Blick seines Begleiters. »Ich weiß, du stimmst mir in diesem Punkt nicht zu.«

»In der Tat, Sir.« Pickett wedelte mit einer Hand, als wollte er eine lästige Fliege vertreiben. »Frauen sind viel zu impulsiv. Sie folgen nur ihren Gefühlen und würden jemanden aus den falschen Gründen in ein Amt wählen. Etwa wegen seines attraktiven Äußeren oder weil er ihnen Komplimente macht. Nein, ihre Stimmen würden unsere Demokratie ins Wanken bringen.«

»So ein Unsinn.« Clint schnaubte leise, aber hörbar.

»Was?«, brummte Pickett. »Stimmst du mir etwa nicht zu?«

»Nein, tue ich nicht. Schwache Männer, Schläger und Trinker dürfen wählen, aber kluge, verständige Frauen nicht? Das scheint mir nicht richtig zu sein.«

»So ist das nun mal. Frauen sollten nur eines wählen – und das ist ein guter Ehemann. Alles andere können sie getrost ihm überlassen.«

»Dann sollen wir Männer also weiterhin über Belange bestimmen, die das Leben von Frauen entscheiden? Zum Beispiel, welche Bildung sie erhalten und wem ihre Kinder zustehen, wenn ihre Männer ums Leben kommen?«

»Ganz genau.« Pickett nickte zufrieden. »So sollte es sein.«

»Nicht, wenn es nach mir geht.« Cosgrave schüttelte entschieden den Kopf. »Wir können keine echte Demokratie haben, wenn wir die Hälfte unserer Nation ausschließen. Wir dürfen die Stimmen der Frauen nicht länger ignorieren.«

»Frauen verstehen aber nichts von Staatenführung.«

»Das tun die meisten Männer auch nicht – und trotzdem dürfen sie wählen.«

»Weil sie vernünftig sind. Frauen hingegen sind... anders. Wenn wir es zulassen, führen sie die Politik in Unheil und Chaos. Womöglich wollen sie am Ende selbst für ein Amt kandidieren.« Nun war es Pickett, der ausgesprochen blass aussah.

Das war ein Punkt, über den sie sich nicht einigen konnten.

Noch nicht jedenfalls.

Cosgrave war jedoch zuversichtlich, seine Wähler zum Nachdenken bringen zu können. Seine Vision war ein Montana, in dem alle Stimmen gehört wurden. Ein Montana, in dem alle Menschen gleichberechtigt leben konnten. Die Stärke der Siederinnen, die unter endlosen Entbehrungen mit ihren Familien den Westen besiedelten, beeindruckte ihn tief. Frauen wie sie würden das Land stärker machen, davon war er fest überzeugt.

Während seine Gedanken um seine bevorstehende Rede kreisten, wurde draußen plötzlich Gebrüll laut. Der Kutscher schrie etwas, das nicht zu verstehen war. Die Pferde wieherten angstvoll. Dann ging ein scharfer Ruck durch das Gefährt, der die drei Männer nun tatsächlich von ihren Sitzen schleuderte.

Cosgrave, der mit dem Rücken in Fahrtrichtung saß, wollte sich noch festhalten, war jedoch nicht schnell genug. Seine Hand griff ins Leere. Dann stürzte er vornüber von seinem Platz und stieß mit seinem Sekretär zusammen. Er wurde zur Seite geschleudert. Sein Schädel schlug hart gegen die Kutschenwand. Sterne flackerten vor seinen Augen. Die Kutsche stürzte um, überschlug sich.

Oben und unten vermischten sich.

Schreie gellten.

Wilde, blutrote Schmerzen rasten durch seinen Körper.

Dann war es plötzlich vorbei.

Totenstille breitete sich aus.

Cosgrave fand sich auf dem Rücken liegend wieder, ein Bein lag auf der Sitzbank der Kutsche, die auf der Seite zum Liegen gekommen war. Sein Schädel dröhnte. Seine rechte Schulter schmerzte, als hätte sich ein Speer hindurchgebohrt.

Er lauschte in sich hinein.

Wie schlimm war er verletzt?

Nun... seine Schulter war ausgerenkt. Nicht zum ersten Mal. Er kannte den Schmerz bereits. Auch sein Schädel hatte einiges abbekommen. In seinen Ohren dröhnte es, als würde er von wütenden Hornissen umschwärmt. Und vermutlich würde er morgen grün und blau sein. Doch als er sich vorsichtig aufrichtete, gehorchte ihm sein Körper. Er hatte Glück gehabt. Nichts schien gebrochen zu sein.

Er setzte sich langsam auf und blickte sich um.

Die Tür der Kutsche war aufgesprungen. Von Pickett und Clint war nichts zu sehen. Seine beiden Begleiter mussten während des Überschlags nach draußen geschleudert worden sein.

Cosgrave tastete nach seiner Schulter und stöhnte...

Erscheint lt. Verlag 4.11.2023
Reihe/Serie Lassiter
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • Abenteurer • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • erotisch • Erwachsene • erwachsene Romantik • Exklusiv • für • g-f • GF • g f barner • g f unger • Indianer • jack-slade • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • lucky-luke • Männer • martin-wachter • Nackt • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • Sexy • sonder-edition • Unger • Western • Western-Erotik • Western-roman • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-5811-9 / 3751758119
ISBN-13 978-3-7517-5811-6 / 9783751758116
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