G. F. Unger Sonder-Edition 280 (eBook)

Montana City

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
80 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-5745-4 (ISBN)

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G. F. Unger Sonder-Edition 280 - G. F. Unger
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Mithilfe seiner Revolverschwinger hat Simson Hickock die Goldstadt fest unter Kontrolle. Aber dann erschießt er seinen Partner Jim Rock und lässt verbreiten, er habe ihn beim Falschspiel erwischt, weil Jim seinen Anteil nicht an ihn verlieren wollte.
Hickock glaubt, sein letztes Problem losgeworden zu sein. Er weiß nicht, dass der Ermordete einen Bruder hat, Bruce Rock, den berühmten Städtebändiger. Er weiß auch nicht, dass die junge Witwe ihren Schwager um Hilfe bittet. Und so erscheint eines Tages ein Fremder nach Montana City. Für Hickock ist es der Anfang vom Ende...


Montana City

Die schwankende Concord-Kutsche kommt in wilder Fahrt die Passstraße herunter. Kurz vor der Brücke stemmt der Fahrer den Fuß gegen die Bremse und stößt mit scharfer Stimme einige Rufe aus, die den sechs Pferden gelten. Genau vor der Brückenschranke und dicht neben dem Wächterhaus kommt die Postkutsche schwankend zum Stillstand.

»Alles aussteigen, wir sind an der Brücke! – Hier muss Zoll bezahlt werden, Leute! Nur Ladys haben freien Übergang!«

So ruft der Fahrer vom Bock zum Seitenfenster der Kutsche hinein. Dann setzt er sich wieder aufrecht und beißt sich ein neues Stück Kautabak ab. Auch sein Begleitfahrer neben ihm grinst und holt eine flache Blechflasche aus der Tasche.

An der Kutsche stehen die Worte geschrieben:

OVERLANDLINE

Simson Hickock

MONTANA CITY

Und am Dach des Blockhauses hängt ein Schild, auf dem geschrieben steht:

BRÜCKENBAUGESELLSCHAFT

Simson Hickock & Co.

Fünf Männer, die Gold suchen wollen – und ein sechster Mann, der kein Gold suchen will –, klettern mehr oder weniger fluchend aus der Kutsche.

Der sechste Mann klettert zuletzt heraus und wartet dann lässig neben dem Hinterrad der Kutsche.

Bruce Rock ist ein großer Mann, mit den massigen Schultern und schmalen Hüften eines Reiters. Seine langen Beine sind leicht gekrümmt, und es ist kein Gramm überflüssiges Fett an ihm.

Sein Kopf ist gut geschnitten – man sieht es, als er den flachen Stetson abnimmt und sich durch das dunkle Kraushaar fährt. Aber sein Gesicht ist unregelmäßig, und dieser Eindruck wird noch durch die Narbe auf der linken Wange und seine schiefe Nase verstärkt. Irgendwann ist diese Nase einmal von einer harten Faust um ihre einstige Linie gebracht worden.

Bruce Rock hat einen breiten Mund und harte Kinnwinkel. Aber er wirkt nicht böse, sondern nur hart, sehr hart. Seine grauen Augen schimmern manchmal etwas grünlich.

Sie sind ruhig und fest und meistens ausdruckslos. Sie stehen weit auseinander und sind unter vorgewölbten Augenbrauen verborgen.

Er ist also wahrhaftig kein schöner Mann, dieser Bruce Rock – aber er ist unbedingt ein richtiger Mann. Nur die Falten in den Augenwinkeln deuten an, dass tief in ihm ein trockener Humor verborgen ist, und seine Mundwinkel verraten zumeist einen lässigen Spott.

Ein halbes Dutzend Männer stehen im Halbkreis vor den ausgestiegenen Fahrgästen. Alle sechs halten Gewehre in den Armbeugen. Ein siebter Mann kommt aus dem Blockhaus. Dieser Mann ist klein, drahtig, geschmeidig wie ein Panther, mit schwarzen Knopfaugen und einem Mund, der wie die Narbe eines Messerschnittes wirkt.

Er trägt zwei Colts, die er sich auf eine besondere Art auf die Oberschenkel geschnallt hat, so dass die Kolben nicht nach hinten zeigen, sondern im rechten Winkel vom Körper abstehen.

Bruce Rock ist auf seinen rauen Wegen vielen Revolvermännern begegnet, und mit einigen Burschen der schlimmsten Sorte hat er gekämpft.

Als er diesen zweibeinigen Panther kommen sieht, weiß er sofort, dass dieser Bursche richtiges Gift ist.

Er holt langsam sein Rauchzeug hervor. Indes er sich eine Zigarette dreht, hört er den kleinen Revolvermann sagen:

»Also, Leute – ihr werdet es wohl schon gehört haben, dass der Weg ins Goldland nur über diese Brücke führt. Es ist eine Privatbrücke, deren Bau hunderttausend Dollar gekostet hat. Wenn ihr einen Blick über den Schluchtrand in die Tiefe werft, so werdet ihr erkennen, dass hier ein Wunder der Brückenbaukunst vollbracht wurde, und das mitten in der Wildnis, wo es nur diese eine Straße gibt. Um es kurz zu machen, Leute: Wer über diese Privatbrücke will, der muss fünfzig Dollar Zoll herausrücken.«

Er verstummt und zeigt grinsend seine Zähne.

Die fünf Männer, die mit Bruce Rock in der Kutsche fuhren, beginnen bitter zu fluchen. Einer ruft wütend: »Das ist eine verdammte Halsabschneiderei! Das ist Erpressung! Zum Teufel...«

»Nur keine Drohungen, Mister«, unterbricht ihn der Revolvermann kühl. »Wir sind hier an solche Schwierigkeiten gewöhnt. Es zwingt Sie niemand, die Brücke zu betreten. Das liegt ganz bei Ihnen. Wenn Ihnen fünfzig Dollar zu viel Geld sind, bauen Sie sich selbst eine Brücke oder versuchen auf andere Art, die Schlucht zu überqueren. Aber stoßen Sie hier keine Drohungen aus. Hier sind schon rauere Burschen fügsam geworden.«

»Aber wir haben doch alle einen Fahrpreis nach Montana City bezahlt. Und da muss man doch annehmen, dass alles darin inbegriffen ist«, knurrt ein anderer Mann.

Aber auch er ist schon eingeschüchtert.

Der kleine Revolvermann tritt jetzt vor und hält die linke Hand auf.

»Also, Gents! Die Kutsche fährt sofort weiter. Wer über die Brücke will, der muss zahlen.«

Unterdrückt fluchend zahlen die Männer, und manche kratzen ihr letztes Geld zusammen. Einer hat nur siebenundvierzig Dollar, aber der kleine Revolvermann gestattet ihm grinsend, wieder die Kutsche zu besteigen.

Ganz zuletzt hält er Bruce Rock die Hand hin.

Der schüttelt sanft den Kopf und murmelt: »Von seinen alten Freunden nimmt Simson Hickock keinen Brückenzoll.«

»Doch«, sagt der Kleine sanft und schaut zu Bruce auf. »Vielleicht sind Sie mal Hickocks Freund gewesen, vielleicht ist es aber auch nur ein Trick, um Geld zu sparen. Zahlen Sie lieber, Freund. Wenn der Boss Ihr Freund ist, so gibt er Ihnen das Geld zurück.«

Grinsend hält er Bruce Rock die Linke hin, und seine Rechte hängt lässig hinter dem Coltkolben.

Bruce Rock trägt seinen Colt am rechten Oberschenkel. Es ist ein alter Colt in einem alten Holster. Der Holzkolben ist blank und abgegriffen.

Bruces Rechte bewegt sich langsam und greift in die Tasche. Der Revolvermann beobachtet dies und grinst zufrieden, als Bruce eine Rolle Geldscheine herausholt.

Aber dann kommt plötzlich Bruces Linke – und sie kommt kurz und wie ein Blitz. Aus kaum zwanzig Zentimeter Entfernung knallt sie kurz herumgezogen auf den Kinnwinkel des kleinen Mannes.

Und dieser würde wie eine Puppe umfallen, wenn Bruce ihn nicht mit einem schnellen Zugriff an der Hemdbrust packen würde. Auch dies erledigt er mit der Linken.

Mit der Rechten steckt er das Geld weg und zieht den Colt. Es ist ein schneller Zug, der sich in den Kreisen der besten Revolverkämpfer sehen lassen kann. Den bewusstlosen Revolvermann hält er wie ein Schutzschild vor sich. Sein Colt droht. Und er selbst blickt kühl und furchtlos in die sechs Gewehre hinein, die sich auf ihn und sein »Schutzschild« richten.

Die ganze Sache hat sich blitzschnell abgespielt. Von Bruce Rocks Seite aus war es der explosionsartige Ausbruch eines Kämpfers, der nur äußerlich so lässig wirkt und in Wirklichkeit wie eine Pulverladung explodieren kann.

Er presst den Bewusstlosen fest an sich. Die kraftlosen Beine des kleinen Revolvermannes berühren nicht mehr den Boden.

Über den Kopf des Mannes hinweg sagt Bruce kalt zu den sechs Männern: »Wetten, dass ich ihn noch erledigen kann, bevor ihr mich umgelegt habt? Wie ist es, Freunde?«

»Diese Wette könntest du gewinnen«, sagt einer und senkt grinsend sein Gewehr.

»Lasst ihn nur machen«, sagt er zu den anderen Burschen. »Er will nach Montana City. Und wenn er wirklich nicht ein guter Freund von Simson Hickock ist, lässt der ihn wegen dieser Sache hier in Streifen schneiden. Aaah, es muss wirklich Hickocks Freund sein, sonst würde er jetzt nicht über die Brücke wollen! All right, Fremder, du kannst ohne Zoll fahren, du kannst Montana City nur über diese Brücke wieder verlassen, und Hitt Lane, den du da im Arm hältst, würde uns verfluchen, wenn wir ihm eine Arbeit abnehmen, die er selbst tun will. Selbst wenn du Hickocks Freund bist, wird Hitt Lane sich deinen Skalp holen! Fahr nur los!«

Er wendet sich ab und geht zur Bank an der Blockhauswand.

Auch die drohende Gruppe der anderen Männer löst sich auf.

Bruce Rock lässt seinen bewusstlosen Gefangenen fallen und klettert rückwärts in die Kutsche. Dabei hält er den Colt schussbereit auf die sechs Männer gerichtet.

Aber die grinsen nur.

Bruce zieht die Tür hinter sich zu und setzt sich in seine Ecke. Als die Kutsche anfährt, stoßen die anderen fünf Männer den angehaltenen Atem aus – und einer sagt: »Mister, selbst wenn Sie ein guter Freund dieses Hickock sind, haben Sie eben mit ihrem Leben gespielt. An Ihrer Stelle hätte ich mir von Hickock lieber die fünfzig Dollar zurückgeben lassen.«

Bruce Rock grinst.

»Er wird sie mir nicht geben, er gibt nie etwas zurück, was er einmal in Besitz genommen hat. Und er ist mir eine Menge schuldig. Seine Schuld könnte er nicht abtragen – selbst dann nicht, wenn ich ein ganzes Jahr lang jeden Tag zehnmal ohne Zoll die Brücke passieren würde. Wer wirft seinem Schuldner schon noch mehr Geld vor die Füße?«

Die fünf Männer, die hier Gold suchen wollen, sehen ihn staunend an. Einer war sicherlich mal...

Erscheint lt. Verlag 4.11.2023
Reihe/Serie G. F. Unger Sonder-Edition
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
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ISBN-10 3-7517-5745-7 / 3751757457
ISBN-13 978-3-7517-5745-4 / 9783751757454
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