Mystisches Erbe (eBook)
223 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7584-2143-3 (ISBN)
Karola Schmidt wurde 1957 geboren. Sie ist verheiratet und hat eine Tochter. Sie war 47 Jahre im Handel tätig. In ihrer Freizeit liest sie leidenschaftlich gerne Romane. Aus diesen bekommt sie die Inspiration für Ihre Bücher.
Karola Schmidt wurde 1957 geboren. Sie ist verheiratet und hat eine Tochter. Sie war 47 Jahre im Handel tätig. In ihrer Freizeit liest sie leidenschaftlich gerne Romane. Aus diesen bekommt sie die Inspiration für Ihre Bücher.
PROLOG
LÜBECK 1421
„Verdammt, wo ist sie hin? Seht euch um, die Hexe darf uns nicht entkommen.“ Verzweiflung machte sich in Alruna breit. Sie lief um ihr Leben und das im wahrsten Sinne des Wortes. Wie konnte es nur dazu kommen? Eigentlich wollte Alruna nur helfen und nun wurde sie gehetzt wie ein Tier. Natürlich war ihr klar, was passiert, wenn man sie einfängt. In deren Augen war Alruna Schmied eine Hexe und Hexen wurden auf dem Scheiterhaufen bei lebendigem Leib verbrannt oder man quälte sie auf andere abscheuliche Arten. Schweiß lief über ihren Körper und durchnässte sämtliche Sachen. Immer wieder dachte sie an den letzten Abend.
Sie saß mit ihrer Freundin Almut Bauer vor ihrer Hütte und sortierte die gesammelten Kräuter, band diese zu kleinen Bündeln zusammen und hängte sie zum Trocknen auf.
„Sieh mal!“, sagte Almut, „Ist das nicht Jorek? Warum rennt er denn so? Ist das Blut, was über seine Hand am Bauch läuft?“ Alruna sprang auf und rannte ihm entgegen.
„Was ist passiert? Du blutest, komm setz dich und lass mich mal sehen.“
Jorek keuchte vor Schmerzen, als Alruna sein Hemd hob und sich die Wunde ansah.
„Das sieht aus wie eine Schusswunde. Was hast du denn jetzt schon wieder angestellt?“
„Ich wollte uns einen Hasen fangen, als diese blöden Häscher vom Bischof mich entdeckt haben. Es tut so weh. Bitte, kannst du nicht etwas tun?“
Jorek war Alrunas Bruder und sie liebte ihn sehr. Deshalb überlegte sie auch nicht lange und legte behutsam ihre Hände auf die Wunde. Almuts Augen wurden immer größer als sie die ganze Aktion beobachtete. Langsam schloss sich die Wunde auf Joreks Bauch.
„Das glaube ich jetzt nicht. Wie hast du das gemacht? Alruna, wenn das jemand sieht, dann ist dein Leben verwirkt.“
Wie es der Zufall so will, traten im selben Augenblick zwei Männer aus dem Wald. Alruna war sofort klar, dass die beiden das Geschehen beobachtet hatten.
Die Worte ihrer Freundin hörte sie noch immer. Ihr war klar, auch wenn sie nicht mehr konnte und kaum noch Luft bekam, sie musste weiterlaufen. Auf keinen Fall wollte Alruna auf einem Scheiterhaufen enden. Der Wald der sich hinter ihrer Hütte befand gab ihr Schutz. Sie musste sich verstecken und dann alles hinter sich lassen. Keiner durfte wegen ihr in Gefahr geraten. Plötzlich hörte sie Gebell. Das konnten nur die Hunde des Bischofs sein. Kaum jemand hatte eine Chance denen zu entkommen. Egal wohin Alruna laufen würde, die Hunde würden sie finden. Auf einmal nahm sie eine Gestalt im Augenwinkel wahr. Ein Mann kam auf sie zu, fasste nach ihrer Hand und zog sie einfach mit. „Komm, wir haben keine Zeit.“ Verblüfft sah sie ihn an, doch was hatte sie schon für eine Wahl? Alruna ließ sich mitschleppen, auch wenn sie kaum noch Hoffnung hatte, diese Sache zu überleben. Immer noch besser, als im Feuer zu sterben. Das Gebell der Hunde nahm ab und Stimmen waren auch kaum noch zu hören. Hatte sie es tatsächlich geschafft?
„Ich kann nicht mehr.“ Erschöpft brach sie zusammen. Der Mann hockte sich neben sie auf den Boden.
„Hör zu, es ist nur noch ein kleines Stück.“
Alruna lag einfach nur da, konnte nicht antworten, weil ihr die Luft fehlte. Kurzerhand schob er eine Hand unter ihren Rücken und eine Hand unter ihre Knie und hob sie auf seine Arme. „Wer bist du?“, kamen Wortfetzen über ihre trockenen Lippen.
„Nelio!“, war alles was er sagte. Minuten später war sie vor Erschöpfung weggetreten.
Nelio war ein Waldmensch. Er lebte schon immer in Höhlen. Um seinen Feinden zu entkommen, rettete er sich auch so manches Mal in die Baumwipfel der naheliegenden Eichen. Schon lange schlug sein Herz höher, wenn er Alruna beim Kräutersammeln beobachtete. Ihm fehlte aber jedes Mal der Mut, sie anzusprechen. Jetzt lag sie in seiner Höhle und schlief. Schon manchmal hatte er gesehen, was sie mit ihren Händen tat. Alruna schien ihm so unbedacht dabei. Wusste sie nicht, dass es gefährlich war solche Gabe zu haben? Mit einem feuchten Tuch tupfte er ihr Gesicht ab. Sie sah bezaubernd aus. Es war lange her, dass er eine Frau bei sich hatte. Er musste sich vorsichtig nähern um sie nicht zu erschrecken.
Langsam bewegte sich Alruna und öffnete die Augen. Im ersten Moment wusste sie nicht, wo sie war. Ein Mann saß neben ihr. Ängstlich sah sie sich um. Wieder trafen ihre Augen den Fremden. „Wer bist du? Wirst du mir wehtun?“
Ein Lächeln zauberte sich in sein Gesicht. Ihr wehtun, niemals. Was dachte sie denn von ihm.
„Ich werde dir nichts tun. Mein Name ist Nelio und du bist in Sicherheit.“ Nelio hielt ihr eine Tasse hin. „Trink, es ist ein Sud aus Kräutern und Wasser. Hab keine Angst, es wird dir guttun.“ Tatsächlich war Alruna sehr durstig und so nahm sie einige Schlucke. Himmlisch! Das Wasser belebte ihre Sinne und endlich konnte sie auch wieder richtig denken. Noch einmal ließ sie ihren Blick schweifen, bis ihre Augen Nelio musterten. „Warum hilfst du mir? Wir kennen uns doch nicht. Oder?“ Nelio überlegte, wie er seine Worte wählen sollte.
„Nun, du kennst mich nicht, aber ich habe dich oft gesehen, wenn du durch den Wald gestreift bist und Kräuter gesammelt hast. Du wohnst mit einem Mann zusammen in der kleinen Hütte am Waldrand.“
Nelio fragte sich, wie Alruna zu diesem Mann stand. Ob es ihr Mann war.
Als hätte Alruna seine Gedanken gelesen. „Du fragst dich, ob es mein Mann ist, richtig?“
Verlegen kratzte sich Nelio den Kopf.
Sie erlöste ihn. „Jorek ist mein Bruder.“
Dann wurde Alruna plötzlich unruhig. Was, wenn ihr Bruder durch sie in Gefahr war?
„Was ist denn?“, fragte Nelio.
„Mein Bruder wurde angeschossen und ich habe ihn geh….“ Was tat sie dann da?
Nelio legte seine große Hand auf ihren Arm um sie zu beruhigen. „Keine Angst, ich weiß, was du mit deinen Händen machen kannst. Bei mir ist dein Geheimnis sicher. Wenn du möchtest kann ich mich umsehen und umhören, ob es deinem Bruder gut geht. Du kannst hier bei mir bleiben. Niemand kennt diese Stelle und es wird dich keiner finden.“
Tränen füllten ihre Augen. Mit den Händen bedeckte sie ihr Gesicht. „Das wäre wirklich nett von dir.“
„Natürlich! Es dauert nicht lange, dann bin ich wieder hier. Wenn du etwas essen oder trinken möchtest, dann bediene dich. Es ist alles da.“
Alruna lächelte schwach. „Danke!“
Jorek hatte sich, dank seiner Schwester, wieder erholt und sich und Almut in Sicherheit gebracht. Er hatte nur noch sehen können, wie Alruna in den Wald lief. Erst wollte er ihr folgen, doch als er sah, dass diese Verrückten hinter ihr her liefen, ließ er es bleiben. Hier konnten er und Almut allerdings auch nicht bleiben. Schnell sammelte er einige Decken, Felle und den übriggebliebene Laib Brot ein, nahm Alrunas Freundin bei der Hand und versteckte sich mit ihr. Wenn die Zeit reif ist, würde er nach seiner Schwester sehen. Sie kannte den Wald besser als er und so war er sich sicher, dass sie den Schergen entkommen würde. Er ahnte allerdings nicht, dass ihn jemand beobachtete.
Nelio konnte gerade noch sehen, wie Alrunas Bruder zusammen mit der Frau, vielleicht seine Freundin, die Hütte verließ. Eigentlich dachte er, ihr Bruder würde seiner Schwester zu Hilfe eilen. Doch dem war nicht so. Einerseits war er enttäuscht vom Verhalten ihres Bruders, doch andererseits verstand er ihn. Die Leute des Bischofs folterten gerne, um an Informationen zu kommen. Alrunas Bruder wäre ein gefundenes Fressen. Mit schnellen Schritten entfernte sich Nelio unauffällig vom Waldrand und lief zurück zu seinem Gast.
Alruna hatte sich inzwischen erholt und ein wenig umgesehen. Sie staunte nicht schlecht, wie gut sich dieser Mann eingerichtet hatte. Es gab zwar keine Schränke. Dafür waren an den Wänden Regale befestigt, auf denen jede Menge Utensilien standen. Alles war zweckmäßig und griffbereit. Außerdem lagen Bretter auf vier Steinen und dienten als Bett. Eine Strohunterlage war als Matratze gedacht. Warum er hier alleine hauste, wollte sie eigentlich nicht wissen. Er hatte ihr Leben gerettet, was für sie viel wichtiger war. Erschrocken fuhr sie herum, als sie ein Geräusch am Eingang hörte. Puh, zum Glück war es Nelio, der sich durch den schmalen Gang zwängte. Zum ersten Mal sah Alruna den Mann richtig an. Er war groß, hatte Muskeln an den richtigen Stellen und seine Haut war braun gebrannt von der Sonne. Seine rauen Hände hatte sie bereits gespürt, als er ihr Gesicht berührt hatte. Sein Haar war schulterlang und im Nacken zu einem Zopf gebunden. Die Kleidung, die er trug, schien selbst genäht zu sein. Sie sah sehr ordentlich aus. Verlegen schaute sie auf ihre Hände. Aufgeregt wartete Alruna, was als nächstes geschehen würde. Nelio näherte sich ihr vorsichtig. Auch er wusste gerade nicht, was er sagen sollte. Eine Haarlocke hatte sich aus ihrem Zopf gelöst und fiel ihr ins Gesicht. Nelio hob seine Hand und steckte diese hinter ihr Ohr. Die Berührung war intensiv. Es fehlte nur noch, dass Funken sprühten. Schnell verschwand dieser Moment wieder.
„Was ist mit meinem Bruder? Hast du ihn gefunden?“
„Ob er wirklich in Sicherheit ist, weiß ich nicht, aber er ist mit einer jungen Frau weggerannt. Ich gehe davon aus, dass er sich mit ihr versteckt.“
Alruna atmete tief aus. „Das hoffe ich auch. Die Frau, die du gesehen hast, ist Almut Bauer, meine Freundin.“
Ein Lächeln zeigte sich auf ihrem Gesicht. „Ich glaube Almut und mein Bruder mögen sich sehr. Kein Wunder, dass er sie mitgenommen hat. Falls die Männer sie bei uns am Haus gesehen haben, wäre sie ganz sicher auch in Gefahr....
Erscheint lt. Verlag | 31.10.2023 |
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Verlagsort | Berlin |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | Entführung • Gabe • Island • Krimi • Liebe • Mystisch • Spannung |
ISBN-10 | 3-7584-2143-8 / 3758421438 |
ISBN-13 | 978-3-7584-2143-3 / 9783758421433 |
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Größe: 9,6 MB
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