Filmreif verliebt (eBook)

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2023 | 1. Auflage
292 Seiten
MORE by Aufbau Digital (Verlag)
978-3-96797-065-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Filmreif verliebt -  Petra Haghjou
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Ein renovierungsbedürftiges Haus mit dem Ex-Verlobten und kaum lukrative Rollen - Schauspielerin Isabelle Bartak hat sich ihr Leben nun wirklich ganz anders vorgestellt. Als sie im Blumenladen ihrer Schwägerin aushilft, bringt eine zufällige Begegnung prompt den berühmten Stein ins Rollen. Sie trifft auf Alexander, den sie in ihrer Jugend aus der Ferne immer heimlich bewundert hat. Und plötzlich ergattert sie dann doch noch eine Hauptrolle in einer historischen Serie. Das Blatt hat sich wohl zum Guten gewendet. Wenn da nicht die andere Frau an Alexanders Seite wäre und dazu all die intriganten Schauspielkollegen, die im wahren Leben nicht annähernd so nett sind wie auf dem Bildschirm. Als beim Filmset in Italien kaum etwas so läuft, wie es sollte, bleibt nur noch zu sagen: Toi, toi, toi und dreimal über die Schulter gespuckt ...



Petra Haghjou studierte Geschichte und Sprachen, doch ihr Herz schlug schon immer für die Welt der Bücher. In Ihrer Freizeit schreibt sie gerne Kurzgeschichten und Krimis. 'Kleider machen Liebe' ist ihr Debütroman. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Süddeutschland.

1


Hätte ich doch nur nicht eingewilligt, heute im Blumenladen meiner Schwägerin Susanna auszuhelfen. Dabei fing der Tag durchaus harmlos an.

Es war Anfang Mai, der viel gerühmte Wonnemonat, und damit nicht nur Hochsaison für Hochzeiten, sondern auch für Floristen. In keiner anderen Zeit des Jahres wollten so viele Menschen, Säle und Kirchen von Susannas Blütenkorb geschmückt werden.

Punkt neun Uhr schloss ich die Ladentür auf und sah nach draußen. Das launige Berliner Wetter schlug an diesem Samstag den heiratswilligen Paaren ein gehöriges Schnippchen. Nächtlicher Dauerregen hatte tiefe Pfützen auf den Straßen hinterlassen, und am grauen Vormittagshimmel zogen bereits die nächsten unheilverkündenden Wolkenberge heran.

»Warum heiraten die Leute nicht im Dezember, so wie Susanna und ich vor zwei Jahren?«, sagte mein Bruder Philip und stellte sich neben mich. Missmutig drückte er seine Nase an der Eingangstür platt und hinterließ mit seinem Atem einen feuchten Kreis an der blitzblank geputzten Scheibe. »Wir hatten kein Problem wegen des Wetters. Winter ist schließlich Winter. Da weiß jeder, dass es kalt ist, und keiner hat blödsinnige Erwartungen.«

Philip war schlecht gelaunt, seit sich seine Susanna gestern den Fuß verstaucht hatte. Das war zwar nicht ihre Schuld, aber sie hätte trotzdem besser auf den rücksichtslosen Radfahrer aufpassen können, der vor der Bäckerei in sie hineingefahren war. Jetzt lag Susanna mit verbundenem Knöchel und einer Packung Schmerzmittel oben in der Wohnung auf der Couch. Ihr invalider Zustand zwang Philip, ihr Tagesgeschäft zu verantworten, worauf er, seinem gereizten Gesicht nach zu urteilen, gut verzichten könnte. Nicht verzichten wollte er auf Blütenkorbs Einnahmen, die einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zu ihrer monatlichen Haushaltskasse leisteten.

»Hast du die Gestecke für die Hochzeitsfeier in den Transporter gepackt, Isabelle?«

Die provokativ vorgebrachte Frage galt mir, seiner vier Jahre älteren Schwester und gerade dem einzig angreifbaren Menschen um ihn herum.

Ich nickte vehement und schniefte durch die gereizte Nase. Auf die vielen Gräser, die als Bindegrün Susannas Blumensträuße auflockerten, reagierte ich allergisch.

Philip schob mit dem Zeigefinger seine dicke Kastenbrille auf der Nase zurecht und guckte mich scharf an. »Du hast doch mit Susanna schon mal eine Feier dekoriert, oder nicht?«

»Hab ich«, seufzte ich.

Das war nur die halbe Wahrheit. Zwar half ich immer wieder mal als schwägerliche Attrappe im Blumenladen aus, aber es war letztendlich Susanna, die den Gestecken und Bouquets den fachkundigen Schliff gab.

»Dann könntest du nämlich zusammen mit Katharina zu diesem Hochzeitsschloss am Wannsee fahren und ihr unter die Arme greifen. Ich passe inzwischen auf den Laden auf.«

Katharina, Blütenkorbs unentbehrliche Mitarbeiterin, musste unsere Diskussion gehört haben. Sie zwängte ihre üppige Gestalt durch die schmale Tür, hinter der sich die Kühlkammer verbarg.

»Das kommt nicht infrage«, schmetterte sie sogleich Philips Vorschlag ab. »Gerade an Samstagen ist immer viel zu viel los. Das kann man nicht so nebenbei machen.«

Philip stöhnte auf und blickte Katharina abwehrend an. Für ihn war Susannas Angestellte seit jeher eine unverschämte Person gewesen, die ihm deutlich zu verstehen gab, dass er keine Ahnung von Blumen hatte.

»Ich bin schon früher allein im Laden geblieben«, meinte er störrisch. »Außerdem sagt Susanna immer, dass mit der Laufkundschaft bestenfalls erst ab dem späten Vormittag zu rechnen ist. Da wärt ihr beide längst wieder zurück.«

Aber da warf Katharina das volle Gewicht ihrer Berufserfahrung in die Waagschale. Mit Ende fünfzig hatte sie so ziemlich alles gesehen und siegreich jede Widrigkeit eines Verkäuferdaseins überstanden. Tatkräftig und von nichts und schon gar nicht von Philip zu erschüttern stand sie wie der Fels in der Brandung mitten im Laden. Ihr sommers wie winters wettergegerbtes Gesicht mit geäderten runden Wangen verlieh ihr, zusammen mit einem wilden Nest hochgesteckter Locken, das Aussehen einer russischen Bäuerin.

»Darauf ist kein Verlass«, klärte sie Philip auf. »Nein! Ihr fahrt beide zusammen zu dem Schloss, und ich halte hier die Stellung.«

Blütenkorbs melodische Türglocke ersparte Philip seine totale Kapitulation.

Katharina wandte sich dem Kunden zu, einem zaudernden älteren Mann mit Rentnerkappe, und nahm mit verständnisvoller Kondolenzstimme dessen zittrige Bestellung für den Trauerkranz eines lieben Freundes auf. Mir tat der arme Mann richtig leid, wie er da, geschrumpft vom Leben, aber mit kerzengeradem Rückgrat, zwischen duftenden Blumen stand. Denn es war vermutlich nicht der erste und auch nicht der letzte Freund, den er die nächsten Jahre verabschieden würde.

»Ihr müsst euch mit der Hochzeit beeilen«, trieb Katharina uns an, kaum war die Türglocke hinter dem Mann verklungen. Immerhin hatte dieser höchst zufrieden mit Katharinas taktvoller Beratung gewirkt.

»Wir haben noch gut dreißig Minuten Zeit«, hielt Philip dagegen. »Aktuell gibt es keine Staus Richtung Zehlendorf.«

Ob er dies aus purem Trotz wegen Katharinas Befehlston von sich gab oder einfach nur wegen der Verkehrslage, die er garantiert in den letzten Minuten auf seinem Smartphone nachgesehen hatte, konnte ich nicht erkennen. In Philips Welt zählte grundsätzlich nur ein Gott: das Internet mit seinen unendlichen Informationsquellen.

»Es kann immer etwas Unerwartetes dazwischenkommen«, stellte Katharina fest.

Philip rollte hinter seinen Brillengläsern die Augen, als wollte er ausdrücken, wie zwecklos es war, mit jemandem zu diskutieren, der Daten und Fakten von Apps einfach ignorierte.

Katharina schwang indessen ihre kräftigen Arme wie eine Gartensichel, als sie sich durch das Dickicht von Blütenkorb bewegte. Mit Kennermiene schweifte ihr Blick über zartweiße bis blutrote Rosen, über wieder in Mode kommende Nelken, über unverwüstliche Gerbera. Es war, als spräche sie mit ihren Schützlingen und wir wären nur die Komparsen.

»Sobald ihr weg seid, mache ich mich an die Tischdekoration für die Geburtstagsfeier in dem französischen Restaurant heute Abend«, ließ sie uns wissen. »Vor einer halben Stunde sind die Lilien dafür gekommen, und sie müssen schleunigst ausgepackt werden. Ihr beide könnt die frischen Sträuße heute Nachmittag in das Restaurant bringen, wenn ihr von der Hochzeit zurück seid.«

Damit gab Katharina unser aller Tagesablauf vor. Mit abgehackten Bewegungen zog sich Philip seine Jacke über. »Dann komm, Isabelle. Wir werden hier ja buchstäblich rausgeworfen.«

Philip schien heute Morgen tatsächlich mit dem falschen Fuß aufgestanden zu sein, und er tat, als verspräche der Tag nicht besser zu werden. Missbilligend schaute Katharina ihm nach, wie er zum Hintereingang marschierte.

Auf dem kleinen Hof stand abfahrbereit Susannas grasgrüner Transporter, an dessen Türen der Firmenname über bunten Blütenkörben prangte. Ein flotter Anblick, wie ich fand, auch wenn er Philip ein Dorn im Auge war. Er würde lieber neutrales Grau oder Schwarz vor der Tür parken sehen, wie er bei jeder Gelegenheit betonte.

»Wir beliefern zwar auch Friedhöfe«, hatte Susanna gleich am Anfang entschieden gekontert. »Aber der Transporter ist kein Beerdigungsauto. Es bleibt bei meinem prächtigen Aufdruck!«

Philip schleppte aus dem Kühlraum den letzten Karton mit dem besonders großen Gesteck für den Brauttisch heran.

In diesem Moment entschied sich der Wettergott für einen Blitzangriff. Binnen Sekunden prasselten die ersten schweren Regentropfen auf das Auto nieder und zu meinem Leidwesen auch auf mich. Ich wurde sofort pitschnass. Das Hochzeitsgesteck blieb unbeschadet, da Philip es rechtzeitig im Transporter verstaut hatte. Gut geschützt mit Baseballkappe und seiner Allwetterjacke knallte er die Hecktür zu und schwang sich danach hinter das Lenkrad.

»Es kann losgehen, Isabelle. Katharina die Große hat uns den Marschbefehl erteilt. Widerstand ist zwecklos.«

...

Erscheint lt. Verlag 31.10.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Chaos • Freundinnen • Hamburg • Humor • Italien • Kerstin Gier • Liebe • Liebesgeschichte • Midlifecrisis • Mütter-Mafia • Petra Hülsmann • Sophie Kinsella • Susan Mallory
ISBN-10 3-96797-065-5 / 3967970655
ISBN-13 978-3-96797-065-4 / 9783967970654
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