Jerry Cotton Sonder-Edition 221 (eBook)

Skandal im Pentagon

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
80 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-5766-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Jerry Cotton Sonder-Edition 221 - Jerry Cotton
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'Es ist ein Skandal', sagte Mr. High. 'Fünf hohe Offiziere des Pentagons haben sich innerhalb weniger Wochen umgebracht. Sie müssen diese grauenhafte Serie stoppen!' Mit diesen Worten sandte der FBI-Chef von New York Phil und mich nach Washington - und in ein tödliches Spiel!


1


Sie hielt die Hand des alten Mannes. Die Haut fühlte sich trocken an. Der Blick der blassen Augen belebte sich ein wenig. Sie lächelte, als er die Lippen bewegte. Er konnte nicht mehr sprechen, aber versuchte immer noch, ihr etwas zu sagen.

Nie hatte sie sich ihrem Vater so nah gefühlt wie jetzt, nachdem er auch die Sprache verloren hatte und sie seine geduldigen Ermahnungen nicht mehr hören musste.

Mit welcher Ergebenheit er sein Schicksal trug! Seit mehr als dreißig Jahren war er nun ein Wrack, eine leere Hülle, die in einem kahlen Zimmer vegetierte. Die Fotos an den Wänden waren vergilbt, die Orden hatten ihren Glanz verloren.

Sie drückte die knochige Hand, als sie draußen im Gang das leise Quietschen der Gummiräder hörte, das vom nahen Ende eines weiteren hoffnungslosen Tags im Veteranenhospital von Martinsburg, Maryland, kündete. Schon am Nachmittag, wenn die Sonne noch durch das Laub der alten Bäume im Park schimmerte, wurden die Insassen gewaschen, wie hilflose Kinder gefüttert und dann in ihre Betten gelegt. Die Seitengitter wurden hochgeklappt, und wenn einer unruhig schlief, wurde er festgeschnallt.

Sie blinzelte, um die Tränen zurückzuhalten. Erst draußen würde sie weinen. Draußen, wenn sie in ihrem Wagen saß und nach Washington zurückfuhr.

Dort saßen diejenigen, die andere Männer in den Tod schickten. Männer, die für sie nur Figuren auf Bildschirmen darstellten. Männer, für die ein Krieg nur ein Computerspiel war.

Mit der gleichen Geduld, mit der ihr Vater sein Schicksal ertrug, hatte sie sich in der Bundeshauptstadt hochgearbeitet. Durchgeboxt. Vorgekämpft. In die Nähe der Männer, die über Leben und Tod anderer bestimmten.

Und selbst so verwundbar waren – wenn man die richtige Stelle bloßlegte.

Fregattenkapitän Arthur Wimble lief locker den sanft ansteigenden Waldweg hinauf. Die Sportanlagen für die Beschäftigten des Pentagon lagen inmitten eines Wäldchens zwischen dem Nationalfriedhof von Arlington und dem fünfstöckigen und fünfeckigen Bürokomplex, in dem das Verteidigungsministerium und der Generalstab ihren Sitz haben.

»Es ist wie eine Seuche«, sagte Arthur Wimble. »Fünf hohe Offiziere bringen sich um oder fahren sich mit ihren Autos zu Tode.«

Wimbles Stimme war weder etwas von der Anstrengung anzuhören, noch verunzierten dunkle Schweißflecke seinen hellgrauen Jogginganzug, während mir der Schweiß den Rücken hinabrann und in den Augen brannte. Meinem Freund und Partner Phil Decker schien es nicht besser zu gehen. Er schnaufte, während seine Füße über den harten Waldboden stampften.

»Wie eine Seuche«, wiederholte der Offizier, der zu Oliver Jaystons Stab gehörte.

Ich sagte nichts, weil Wimble keine Antwort zu erwarten schien.

Das Pentagon hatte in der Tat ein Problem. Innerhalb weniger Wochen waren fünf hohe Offiziere zu Tode gekommen. Allmählich wurde die Öffentlichkeit aufmerksam. Der Verteidigungsminister geriet unter Druck. Und Angst kroch durch die Flure des Pentagon.

Polizei, FBI, die Zentrale Sicherheitsbehörde und die Nachrichtendienste der einzelnen Waffengattungen hatten wenig über Motive oder Hintergründe dieser rätselhaften Todesfälle beisteuern können. Immer wieder stießen sie bei ihren Nachforschungen auf Mauern des Schweigens. Niemand liebte sie, die Männer, die Zugang zu den Computern hatten und alles, oft auch das Geheimste, über die Menschen wussten, die im Pentagon arbeiteten.

Nur zwei Dinge standen bisher fest: Verbrechen schieden aus. Und keiner der so plötzlich Verschiedenen hatte für einen gegnerischen Geheimdienst gearbeitet oder war auf andere Weise in eine Spionageaffäre verwickelt.

Das waren Erkenntnisse, die ihre Taten in einem umso geheimnisvolleren Licht erscheinen ließen.

Nachdem sich zuletzt vor vier Tagen ein Oberstleutnant, dem eine steile Karriere vorausgesagt worden war, eine Kugel in den Kopf geschossen hatte, wandte sich der Verteidigungsminister an den Direktor des FBI in Washington, schaltete John D. High, den New Yorker FBI-Chef, ein.

»Es bedarf vorbehaltloser Ermittlungen, John«, erklärte der Direktor unserem Chef. »Wir brauchen zwei Männer, die man hier nicht kennt und die sich weder vom militärischen Brimborium noch von der Ausstrahlung der Macht beeindrucken lassen. Keine Leute, denen der Sumpf der Hauptstadt den Blick vernebelt.«

Das war gestern gewesen. Noch am Abend flogen Phil und ich nach Washington. Hier nahm uns Fregattenkapitän Arthur Wimble unter seine Fittiche. Ich gewann den Eindruck, dass Wimble seine Intelligenz und seinen Scharfblick hinter schneidigem militärischem Gehabe verbarg.

Arthur Wimble unterstand Oliver Jayston, dem Unterstaatssekretär, der für das reibungslose Funktionieren des größten Bürogebäudes der Welt, in dem jeder zweite amerikanische Steuerdollar verplant wird, politisch verantwortlich war. Wimble diente Jayston als Verbindungsmann zur Zentralen Sicherheitsbehörde, einer Sonderpolizei innerhalb des Pentagon.

Phil und ich sollten verdeckt und völlig unbeeinflusst arbeiten und unsere Berichte unmittelbar an Jayston, den Unterstaatssekretär, richten. Arthur Wimble sollte uns in jeder Weise behilflich sein, damit wir in dem undurchdringlichen Dschungel des Pentagon nicht verloren gingen.

Wimble würde uns mit Ausweisen versorgen und uns als Mitarbeiter der Verteidigungskostenbehörde ausgeben. Hinter dieser Funktion konnten wir uns vielleicht einige Zeit verbergen. Als G-men würden wir kaum mehr erreichen als unsere Kollegen in den vergangenen Tagen und Wochen.

Wimble kam an ein unbenutztes Handballfeld. Er lief auf der Stelle, reckte sich und begann dann eine Serie Rumpfbeugen, bei der er kraftvoll die Arme schwang. Phil und ich taten es ihm nach. Man kann nie wissen, wofür es gut ist, sich fit zu halten.

»Morgen nehme ich Sie auf einen Empfang bei Jayston mit«, verkündete Wimble, der rhythmisch die Luft ausstieß. »Da erleben Sie mal eine richtige Georgetown-Party. Es werden eine Menge interessante Leute da sein.«

Phil wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht und legte noch einen Zahn zu bei seinen Übungen. Ich keuchte und versuchte, meine schmerzenden Muskeln nicht zu beachten.

»Ich bin gespannt, wer der Nächste ist«, schloss Wimble, als er lässig auf der Stelle hüpfte und die Arme ausschlenkerte. »Und ich möchte wissen, wie, zum Teufel, man jemand dazu bringen kann, sich umzubringen. Das möchte ich wirklich wissen.«

»Ich kann ohne dich nicht leben ...«

Susan Rigby lächelte. Sanft streichelte sie über den Rücken des Mannes, der neben ihr lag und immer noch schwer atmete. Seine Haut war feucht.

Wie oft hatte sie solche Worte schon gehört? Wie lange hatte sie gehofft, dass es noch einmal eine Zukunft zu zweit gäbe? Doch im Lauf der Jahre, die sie in Washington verbrachte, hatte sie gelernt, dass es außer ihr Zehntausende andere Frauen gab, die mit verheirateten Männern ins Bett gingen, um ihre eigene Einsamkeit zu bekämpfen. Dabei wurden die meisten immer weniger wählerisch.

Der Mann an ihrer Seite war jedoch etwas Besonderes. Hugh Sanders war General. Zwei Sterne zierten bereits die Schulterstücke seines Uniformrocks. Er gehörte zum Stab des SAC, des Strategischen Bombenkommandos, bei dem sie als Systemanalytikerin tätig war. Es hieß, dass ihm noch eine große Zukunft bevorstehe.

Vor drei Monaten war er einfach in ihr Büro gekommen, nachdem er sie zuvor wochenlang verstohlen beobachtet hatte, und hatte sie zum Essen eingeladen. Sie hatte sich geschmeichelt gefühlt, aber nur an ein neues Abenteuer geglaubt.

»Ich liebe dich«, murmelte er und berührte ihre Brust mit den Lippen.

Sie erschauerte. Vielleicht liebte er sie wirklich. Er war zweiundfünfzig und sah fabelhaft aus. Sie war sechsunddreißig. Der Altersunterschied machte nichts aus.

Susan, du träumst. Du liegst hier mit einem General im Bett und spinnst wie ein Teenager, der sich einen Popsänger geangelt hat. Mit einem General ist alles anders. Du musst dir ein Hotelzimmer mieten und warten, bis er sich zu dir schleicht. Er bleibt zwei Stunden bei dir, während sein Fahrer mit dem Wagen unten in der Hotelgarage wartet.

»Ich liebe nur dich«, versicherte Hugh. »Du musst es mir glauben.«

Sie schwieg und lächelte.

»Ich werde meine Frau verlassen. Mein Entschluss steht fest. Nächste Woche werde ich es ihr sagen. Gleich nach ihrem Geburtstag.«

Susan lächelte und streichelte seinen Rücken. Wer sagt denn, dass Träume nicht doch wahr werden können.

»Seid mal einen Augenblick ruhig!«, rief Deborah Sanders.

Im Wohnzimmer klingelte das Telefon. Wie lange schon? Die Kinder tobten auf dem Flur im Obergeschoss. Patty und Hugh junior zankten Floyd, den kleinen Nachzügler. Sie warf die Tür hinter sich zu und hob den Hörer ab.

»Hallo?«, fragte sie atemlos.

Es rauschte nur in der Leitung. Sie wollte schon wieder auflegen, als sie das Knacken hörte. Gleich darauf drang die Stimme an ihr Ohr. Sie klang zuerst etwas undeutlich.

»Ich kann ohne...

Erscheint lt. Verlag 28.10.2023
Reihe/Serie Jerry Cotton Sonder-Edition
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Action Abenteuer • action romane • action thriller • action thriller deutsch • alfred-bekker • Bastei • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • erste fälle • Fall • gman • G-Man • Hamburg • Heft • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Kindle • Krimi • Krimiautoren • Krimi deutsch • krimi ebook • Krimi kindle • Kriminalfälle • Kriminalgeschichte • Kriminalgeschichten • Kriminalroman • Kriminalromane • kriminalromane 2018 • kriminalromane deutsch • Krimi Reihe • Krimireihen • krimi romane • Krimis • krimis&thriller • krimis und thriller kindle • Krimi Urlaub • letzte fälle • martin-barkawitz • Polizeiroman • Romanheft • Roman-Heft • schwerste fälle • Serie • Soko-Hamburg • spannend • spannende Krimis • spannende Thriller • Spannungsroman • Stefan Wollschläger • Tatort • Terror • thomas-herzberg • Thriller • Wegner
ISBN-10 3-7517-5766-X / 375175766X
ISBN-13 978-3-7517-5766-9 / 9783751757669
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