Dorian Hunter 135 (eBook)

Das lautlose Grauen

(Autor)

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2023 | 1. Aufl. 2023
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-5696-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Dorian Hunter 135 - Roy Palmer
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Der Tempel des Hermes Trismegistos ist zerstört, sein Besitzer in der Januswelt Malkuth verschwunden! Unmittelbar vor der Vernichtung zeigte der magische Tisch im Tempel sieben düstere Szenen. Eine davon zeigt Dorian Hunters Sohn Martin in unmittelbarer Gefahr ...


1. Kapitel


Eigentlich war es eine verrückte Idee, mit ihm und seiner Frau ausgerechnet ein italienisches Restaurant am Piccadilly Circus zu besuchen. Bekanntlich war er der Typ, der selbst während eines Auslandsurlaubs noch krampfhaft nach englischem Bier, Pies und Cornflakes Ausschau hielt. Aber Steward hatte trotzdem auf der Verwirklichung des Planes bestanden, nachdem Britt – die naive Britt – ihn einmal zur Sprache gebracht hatte.

Steward ertrug Ray Mandells Gesellschaft nur, weil Britt und Sue Arbeitskolleginnen und Freundinnen waren. Abends traf man sich gelegentlich, und dann nahm Steward jede Gelegenheit wahr, um den biederen, spießbürgerlichen Mann auf die Palme zu bringen.

Natürlich ärgerte sich Mandell, dass seine Worte nicht den gewünschten Nachhall gefunden hatten.

»Calamari – lebend! Da lachen ja die Hühner!«, empörte er sich laut. »Und auch noch die Dreistigkeit zu besitzen, das auf Englisch zu übersetzen! Als ob wir den Trick nicht kennen würden! Diese Mafiosi behaupten doch alle, ihren frischen Fisch täglich mit dem Jet aus Genua oder weiß der Teufel woher zu beziehen. Dabei holen sie ihn bloß aus der Tiefkühltruhe. Man müsste bloß mal hinter die Kulissen gucken, und der Schwindel flöge auf. Aber mit uns kann man's ja machen.«

»Ja«, erwiderte Steward. »Wir Engländer sind nun mal weltweit als Gaumenmuffel verschrien.« Sehnsüchtig wartete er auf Rays Trotzreaktion.

»Gaumenmuffel? Von uns haben die anderen erst das Kochen gelernt.«

»Und die meisten Leute in London gehen nicht in unsere einheimischen, sondern in die vielen ausländischen Restaurants, die hier nach dem Krieg wie Pilze aus dem Boden geschossen sind«, behauptete Steward.

»Denen würde ich die Konzession entziehen«, sagte Ray.

»Hör doch auf!«, sagte jetzt Sue, die bisher kaum den Mund aufgetan hatte. Immer wieder schaute sie sich im Lokal um, ob auch niemand mithörte.

Das Restaurant »La Cambusa« war wegen seiner vorzüglichen Spezialitäten renommiert. Die schicken Kellner waren allesamt richtige Italiener, und auch das übrige Personal stammte dem Vernehmen nach aus südlichen Gefilden. Sue hatte immer schon gern einmal hier zu Abend essen wollen. Sie hatte keine Lust, sich jetzt den Ausgang verderben zu lassen.

Sie legte ihrem Mann eine Hand auf den Unterarm. »Liebling, nun reg dich doch nicht so auf! Wir können ja was anderes bestellen. Es muss ja nicht unbedingt Fisch sein.«

»Richtig«, pflichtete Steward ihr scheinheilig bei und grinste immer noch. »Wer was auf sich hält, verzichtet auch beim Winzerfest nicht auf sein gewohntes Bier.« Er nahm Britt die Karte ab. »Wie wär's mit Roastbeef?«

Ray Mandell lief ein wenig dunkel an. »Ich will's wissen.«

Mit verbissenem Gesicht winkte er den Ober heran.

»Hallo – Sie!«, sagte er zu dem Ober, und es klang ziemlich ungehobelt. »Ich möchte Calamari – frischen Tintenfisch. Für uns alle.«

»Wobei allerdings fraglich ist, ob Tintenfisch die richtige Übersetzung ist«, warf Steward Drummond ein. »Ich glaube, Krake wäre wohl treffender.«

»Krake – uuhhh!«, machte Britt.

Der Ober verzog keine Miene. Er notierte die Bestellung auf einem kleinen Schreibblock.

»Vier Portionen«, fuhr Ray Mandell gereizt fort. »Aber ich weigere mich entschieden, zwei Pfund pro Nase auf den Tisch zu blättern. Ich weiß nämlich, dass die Viecher nicht frisch sein können. Die sind Monate alt. Bloß ahnt keiner außer mir, wie lange sie schon gefroren bei Ihnen in der Truhe lagern.«

Der Ober ließ ihn geduldig ausreden.

Steward raunte Britt zu: »Ich schätze, jetzt schmeißt er uns raus. Lass dich nicht durch die ruhige Art täuschen. Die Burschen können von einem Moment zum anderen aufbrausen. Das wird ein Spaß.«

Britt blickte ihn verständnislos an. Sie begriff die absonderlichen Scherze ihres Gatten sowieso nie.

Der Ober entgegnete: »Sie trauen uns also nicht? Bitte sehr, Signore, wir werden Ihnen die einzigartige Gelegenheit geben, sich von unserer Aufrichtigkeit zu überzeugen. Gewiss werden Sie Ihre Wahl nicht bereuen.«

Er servierte ihnen Weißwein, Mineralwasser und Brot. Dann verschwand er. Nach einer Weile erschien er wieder. Diesmal schob er ein aufwendig aussehendes Wägelchen vor sich her und wurde von einem sehr distinguiert gekleideten Mann mit Oberlippenbärtchen begleitet.

»Wahrscheinlich der Geschäftsführer«, sagte Steward gedämpft.

»Und das da?«, fragte Britt und zeigte mit dem Finger auf das Wägelchen.

»Das ist zum Flambieren, glaube ich«, meinte Sue.

Die Italiener brachten das Wägelchen zwischen sich und ihren vier Gästen zum Stehen. Der elegante Mann mit dem Bärtchen griff mit dem Besteck in eine Art Bassin und brachte etwas Lebendes zum Vorschein – etwas Glitschiges, träge Strampelndes, das nicht größer als beispielsweise eine Walnuss war.

»Un calamaro – ein Tintenfisch, Signori.«

Mandell konnte sich nicht beherrschen. Er musste einfach aufstehen und sich mit griesgrämiger Miene über das Bassin beugen. Ray sah Gebilde in dem klaren Wasser schwimmen oder unten auf dem Boden kriechen. Auf dem Boden lagerten außerdem runde, weißlich schimmernde Dinger.

»Und was ist das dort unten?«, erkundigte er sich verstört.

Der Geschäftsführer entgegnete: »Calamari-Eier. Die Tiere, die Sie hier sehen, sind heute früh frisch ausgeschlüpft. Sie wünschen sie doch frittiert, nicht wahr?«

»J-ja«, sagte Mandell. Er wusste nicht, ob er aufgebracht oder fasziniert sein sollte. »Donnerwetter!«, meinte er schließlich noch.

Er sah ein, dass er den Leuten Unrecht getan hatte. Sein Ärger war verflogen. Jetzt verspürte er nur noch Widerwillen.

Steward Drummond grinste. Britt machte große, runde Augen. Sue hielt sich tapfer, konnte ihren Abscheu aber schließlich auch kaum noch verbergen. Als der Kellner die schwabbeligen Kreaturen in Mehl wendete und schließlich in die auf dem Wägelchen stehende, über offener Flamme erhitzte Pfanne sinken ließ, stieß Britt einen leisen Schreckensschrei aus.

»O Gott, wie furchtbar!«

Sie wurden von den Nebentischen aus beobachtet. Einige Gäste lächelten schon abfällig. Sue wäre am liebsten im Erdboden versunken. Ray fühlte sich auch nicht wohl, von Britt ganz zu schweigen. Der Einzige, der sich köstlich amüsierte, war Steward.

Die Meerestiere starben im siedenden Öl. Die erste Portion wurde von dem Ober mit Zitronenscheibchen garniert auf einem großen Teller serviert.

»Sie sind die Ersten, die diese Spezialität kosten«, erklärte der Geschäftsführer Ray Mandell. »Wir haben sie überhaupt erst seit heute auf der Speisekarte stehen. Nach langer Suche ist es mir endlich gelungen, die Tiere aufzutreiben. In London ist das nicht gerade einfach, wissen Sie.«

»Ja«, sagte Ray. »Ich – ich bestelle doch lieber was anderes, wenn Sie nichts dagegen haben.«

»Aber nein«, erwiderte der Italiener lächelnd. »Bei uns ist der Gast König, Signore.«

»Her mit den Kraken!«, sagte Steward fröhlich. »Ich stelle mich nicht so an wie ihr. Ich verdrücke auch Schwalbennester, Schlangenragout und Affenleber.«

Er nahm dem Ober den Teller ab. Als er eine Zitronenscheibe über dem Gericht ausdrückte, gab Britt einen erstickten Laut von sich.

»Huch – da hat sich was bewegt! Die leben noch!«

»Iss das nicht!«, sagte Ray Mandell gepresst.

»Ach was«, meinte Steward. Er spießte zwei, drei Calamari auf seine Gabel und steckte sie sich in den Mund. Unter den teils wohlwollenden, teils amüsierten, teils entsetzten Blicken der Anwesenden zerkaute er den Happen, spülte mit Weißwein nach und sagte: »Fisch muss schwimmen – auch Oktopoden, oder?«

Die Italiener schoben mit ihrem Wägelchen ab, und wenig später stocherten auch Ray, Sue und Britt ziemlich lustlos auf ihren Tellern herum. Das Abendessen wurde mit Früchten und Espresso zum Abschluss gebracht. Alle außer Steward waren froh, als sie gegen zehn Uhr das Restaurant verließen. Steward schlug vor, noch eine Bar aufzusuchen.

»Es ist doch noch viel zu früh am Tag«, meinte er.

Er setzte sich ans Steuer seines Morris. Ray nahm neben ihm Platz, die Frauen setzten sich in den Fond. Steward Drummond steuerte sein Auto über den Piccadilly Circus und bog in die Shaftsbury Avenue ab.

Plötzlich stieß Steward würgend einen Laut aus. Er beugte sich etwas vor. Seine Augen weiteten sich. Es sah aus, als wollten sie jeden Augenblick aus den Höhlen fallen.

Britt und Sue hatten ein Gesprächsthema gefunden und plapperten munter vor sich hin. Sie hatten noch nichts bemerkt. Nur Ray Mandell wandte überrascht den Kopf um. »Du meine Güte, Steward!«

Steward Drummond...

Erscheint lt. Verlag 28.10.2023
Reihe/Serie Dorian Hunter - Horror-Serie
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7517-5696-5 / 3751756965
ISBN-13 978-3-7517-5696-9 / 9783751756969
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