Professor Zamorra 1289 (eBook)

Angriff der Fischköpfe

(Autor)

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2023 | 1. Aufl. 2023
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-5940-3 (ISBN)

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Professor Zamorra 1289 - Veronique Wille
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Annalenba stöhnte wohlig auf. 'Tiefer, tiefer, Schatz!', verlangte sie, während Tobi ihr den Rücken eincremte.
Die Sonne brannte. Vom Meer her wehte eine leichte Brise.
'Autsch, du Idiot!', schrie sie, als ein brennender Schmerz sie herumwirbeln ließ.
Dann schrie sie nur noch.
Auf Tobis Schultern saß ein Fischkopf ...


Angriff der Fischköpfe

von Veronique Wille

Sie versuchte sich zu erheben, musste aber feststellen, dass man ihr die Arme und Beine fixiert hatte. Zumindest war sie nicht nackt. Sie trug noch immer ihren Bikini. Und dennoch hatte sie das Gefühl, dass das Monster sie mit den Blicken auszog.

Es wird mich doch nicht ...

Sie brachte den Gedanken nicht zu Ende, denn in diesem Augenblick geschah etwas, das jegliches Grauen noch weit übertraf:

Die Kreatur öffnete das breite Fischmaul und quakte blubbernd ihren Namen: »Annalena.«

»I have never seen anything like this before« (Creature from the Black Lagoon«)

Annalena Sommer stöhnte wohlig auf. »Tiefer, tiefer, Schatz!«, verlangte sie, während Tobi ihr den Rücken eincremte.

Die Sonne brannte. Vom Meer her wehte eine leichte Brise.

»Autsch, du Idiot!«, schrie sie, als ein brennender Schmerz sie herumwirbeln ließ.

Dann schrie sie nur noch.

Auf Tobis Schultern saß ein abscheulicher Fischkopf ...

Eine Stunde zuvor

»Muss es denn unbedingt so weit weg vom Hauptstrand sein?«, maulte Annalena. »Wir können uns doch überall hinlegen.«

Tobi verdrehte die Augen. »Das ewige Kindergeschrei geht mir auf die Nerven. Und die kreischenden Mütter erst, wenn ihre Blagen zu nah ans Wasser gehen ...«

»Du hast die Väter vergessen«, erinnerte ihn Annalena.

»Stimmt. Die meisten glotzen dich an, als wärst du Frischfleisch.«

»Na ja, ich hab ja auch in der Auslage einiges anzubieten.«

»Ich hoffe, nur für mich«, erinnerte sie Tobi. »Sollen sich die geilen Spanner den Appetit doch bei ihren eigenen Weibern holen.«

Seine Laune war in der Tat nicht die beste. Seitdem sie gestern nach einer siebenstündigen Autofahrt auf der Insel angekommen waren und erschöpft ihr Quartier bezogen hatten, mussten sie erst einmal die Ameisenstraße beseitigen, die quer durch den kleinen Wohnraum marschierte. Danach waren sie ermattet eingeschlafen.

Am nächsten Morgen hatte Tobi Dutzende rote Flecken am ganzen Körper entdeckt. Sie juckten entsetzlich.

»Igitt. Sind das Masern?«, hatte Annalena ausgerufen.

»Ich fürchte eher Bettwanzen.«

»Bleib mir ja vom Leibe!«

Damit schien der Tag gelaufen zu sein. Wutentbrannt hatte er die Nummer ihres Vermieters, der ihnen die hölzerne Ferienhütte vermietet hatte, angerufen. Unter der Handynummer hatte er aber keinen erreicht. Also hatte er kurzerhand selbstständig einen Kammerjäger bestellt, der ihnen versprach, die Biester mit Stumpf und Stiel innerhalb eines Tages auszurotten. Allerdings dürften sie für die Zeit die Hütte nicht betreten.

Außerdem hatte er Vorschuss verlangt. Auch das hatte Tobi zähneknirschend akzeptiert. Als Gabelstaplerfahrer in einer Gelsenkirchener Betonfirma war er nicht gerade gut betucht. Für den Urlaub nach Dänemark hatte er eh seinen Dispo in Anspruch nehmen müssen. Aber das Geld würde er vom Vermieter zurückverlangen. Und Schmerzensgeld noch dazu!

Warum hatte es überhaupt diese Insel sein müssen? Etwas hatte ihn hierhergezogen. Seine Großeltern waren Dänen gewesen. Sein Vater, der eine deutsche Frau geheiratet hatte, hatte immer behauptet, er, Tobi, würde seinem Großvater ähnlich sehen. Tobi fand das überhaupt nicht. Als er einmal ein Foto seines Großvaters gesehen hatte (das einzige, das von ihm existierte), hatte es ihn fast entsetzt.

Die aus den Höhlen hervorquellenden Augen, die wulstigen Lippen ... irgendwie hatte sein Großvater etwas Fischartiges an sich gehabt. Oder das Foto war völlig misslungen und vermittelte diesen Eindruck. Wulstige Lippen hatte er auch. Alles in allem entsprach er nicht gerade dem Schönheitsideal. Aber zum Glück stand Annalena auf etwas derbere Typen, wie sie mehrfach betont hatte. Jedenfalls war der Wunsch in ihm immer stärker geworden, die Insel seiner Großeltern zu besuchen.

»Nicht kratzen!« Annalena riss ihn aus seinen Gedanken, während sie noch immer durch die Dünen marschierten.

»Verdammt! Das juckt aber wie Hölle!« Er hatte gar nicht gemerkt, dass er sich die ganze Zeit gekratzt hatte. Wenn er ehrlich war, so waren die roten Flecken, die seine Haut besprenkelten, der wahre Grund, warum er nicht am Strand liegen, sondern sich einen einsamen Platz in den Dünen suchen wollte.

Vielleicht war die Sonne sogar kontraproduktiv, was die verfluchten Stiche betraf, wer wusste das schon? Aber zurück in ihre Hütte konnten sie ja erstmal nicht. Dabei hätte er sich am liebsten ins Bett gelegt – allerdings in eines ohne Wanzen – und sich die Decke über den Kopf gezogen.

»Du schwitzt! Hast du etwa auch noch Fieber?«

Tobi wischte sich über die schweißnasse Stirn. »Weiß nicht. Vielleicht liegt das an den Stichen ...«

»Du hättest zum Doc gehen sollen, wie ich dir das gesagt habe. Oder wenigstens in die Apotheke!«

Das liebte er so an ihr: Dass sie nicht nur alles besser wusste, sondern ihn auch so lange belehrte und nervte, bis ihm nichts anderes übrig blieb als nachzugeben. Hing wahrscheinlich mit ihrem Beruf zusammen: Als Steuerfachangestellte ließ sie so gut wie nie fünfe gerade sein. Dafür verdiente sie besser als er und besaß im Gegensatz zu Tobi auch mehrere Kreditkarten.

Endlich fanden sie eine Stelle in den Dünen, wo weit und breit kein anderer Urlauber zu sehen war. Ermattet ließ sich Tobi in den Sand fallen. Er war fix und fertig. Sein Shirt war nassgeschwitzt, aber er wollte es nicht ausziehen. Es war ihm so schon unangenehm genug, dass er gezeichnet an Armen, Beinen und im Gesicht vor ihr herumlaufen musste.

Annalena und er hatten sich erst vor sechs Monaten über die Dating-App Tinder kennengelernt. Der Sex mit ihr war fantastisch. So streng sie sein konnte, im Bett war sie eine Wildkatze. Wahrscheinlich brauchte sie das als Ausgleich. Nur würde es mit dem Sex wohl auch erst Schluss sein. So wie er aussah, würde sie ihn höchstens mit Gummihandschuhen anfassen.

»Willst du nicht wenigstens dein Shirt ausziehen?«, fragte sie, als hätte sie seine Gedanken gelesen und wollte ihm nun genau das Gegenteil aufzwingen. »Vielleicht heilen die Stiche besser an der frischen Luft. Außerdem riechst du komisch.«

Das war ihm auch schon aufgefallen. Er konnte den Geruch nicht wirklich beschreiben. An seinem Shirt lag es aber nicht. Es war sein Körper, der den eigentümlichen Geruch ausdünstete. Irgendwie fischig. Aber auch metallisch. Ob das auch an den verdammten Bettwanzen lag? Vielleicht hatten die Biester ihn ja nicht nur gestochen und sein Blut getrunken – allein die Vorstellung war grausig genug – sondern waren in ihm drin.

»Was ist jetzt?«, nervte Annalena. »Ziehst du es jetzt aus?«

»Was?« Er merkte, dass es ihm zunehmend schwerer fiel, sich auf sie zu konzentrieren. Zudem hatte er jetzt ein Rauschen in den Ohren, das nicht vom Meer herrührte, dessen Wellen sich nur zwanzig Meter entfernt am Sandstrand brachen. Eine Idylle! Nur nicht für ihn.

»Du hörst mir überhaupt nicht zu!« Annalena machte eine wegwerfende Handbewegung. »Dann mach doch, was du willst. Ich jedenfalls lasse mir den Tag nicht von dir vermiesen!«

Sie entrollte ein Badetuch, zog sich das gelbe Strandkleid über den Kopf und präsentierte ihre üppige Bikinifigur, für die er aber heute im Gegensatz zu sonst keinen Blick hatte. Zu sehr war er mit sich beschäftigt. Und wieder fing er sich an zu kratzen. Die Flüssigkeit, die aus den aufgekratzten Stellen heraustropfe, ekelte ihn selbst an. Als er den Finger unter die Nase hielt, wusste er endlich, woher der unangenehme Geruch herrührte. Allmählich bekam er es mit der Angst zu tun. Was, wenn es gar keine Bettwanzen gewesen waren, die ihn zerstochen hatten, sondern – irgendwelche anderen Biester. Und ihr Gift war jetzt in seinem Körper!

Er war froh, dass Annalena ihn nach wie vor in Ruhe ließ. Sie lief zum Strand und sprang in die Fluten. Wenigstens hatte er jetzt ein paar Minuten für sich. Ermattet sackte er nach hinten und blieb auf dem Rücken liegen. Der blaue wolkenlose Himmel verschwamm vor seinen Augen. Alles begann sich zu drehen. Die Sonne brannte erbarmungslos. Zu gern wäre er jetzt auch ins Wasser gesprungen, aber allein der Gedanke, wie das Salzwasser auf der Haut brennen würde, verursachte ihm Schüttelfrost. Am liebsten hätte er sich wie eine Strandkrabbe im Sand vergraben.

Viel zu schnell kam Annalena wieder zurückgelaufen. Sie musterte ihn, wie er da so lag, und schüttelte nur missbilligend den Kopf. Nachdem sie sich abgetrocknet hatte, zog sie aus ihrer Strandtasche eine Flasche mit Sonnencreme hervor und begann sich damit einzureiben. Nur an den Rücken kam sie nicht heran.

»Vielleicht bist du wenigstens in der Lage, mir den Rücken einzucremen«, sagte sie und legte sich auf den Bauch, ohne seine Antwort abzuwarten.

Als er sich erhob, ging es ihm plötzlich besser. Er schwitzte nicht mehr, sondern ihm war angenehm kühl. Der fischige...

Erscheint lt. Verlag 21.10.2023
Reihe/Serie Professor Zamorra
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • Deutsch • eBook • eBooks • Extrem • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • Lovecraft • Männer • Neuerscheinung • Neuerscheinungen • Paranomal • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony Ballard • Top • Walking Dead
ISBN-10 3-7517-5940-9 / 3751759409
ISBN-13 978-3-7517-5940-3 / 9783751759403
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