Der Schwur des Blutritters -  Serena J. Harper

Der Schwur des Blutritters (eBook)

Die Norfaega-Saga 2
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2023 | 1. Auflage
782 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7583-8569-8 (ISBN)
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STÄRKER ALS BLUT, STÄRKER ALS MAHRILLIUM. Der Kontinent Norfaega ist in Aufruhr: Rodric Blackthorne, der berüchtigte Blutritter, hat es nach Jahrhunderten der Gefangenschaft tatsächlich gewagt, sich gegen seine Herrin aufzulehnen. Jetzt, da er endlich wieder in ihrer Gewalt ist, kreisen Königin Lamias Gedanken nicht nur um seine grausame Bestrafung, sondern auch darum, ihn dauerhaft unter ihrer Kontrolle zu halten. Doch noch ahnt sie nicht, dass zur gleichen Zeit im Norden die junge Königin Lyraine beginnt, Gefolgsleute um sich zu scharen. Nach der Enthüllung ihrer wahren Identität braucht sie dringender denn je die Unterstützung ihrer treuen Gefährten, allen voran die des Sehers Varcas. Während sie diesen mit einer wichtigen Mission betraut, von der das Schicksal der ganzen Welt abhängen könnte, richtet Lyraine ihren Blick auf die Hauptstadt Val Thalas, das Zentrum der Macht ihrer Todfeindin. Dort leistet auch der tapfere Krieger Tyran noch immer erbitterten Widerstand - und sät erste Funken des Feuers der Rebellion ... Noch spannender, noch blutiger, noch dramatischer: Die heiß ersehnte Fortsetzung von Serena J. Harpers Fantasyepos »Das Zeichen der Erzkönigin«!

Serena J. Harper, geboren 1991, hat ihr Leben ihrer großen Liebe zur Literatur gewidmet. Bereits während ihrer Schulzeit veröffentlichte sie Kurzgeschichten in verschiedenen Anthologien und Lokalmagazinen. Vom Münchner Literaturhaus wurde sie 2007 als eine der Finalist: innen des landesweiten »Wordshops« ausgewählt. Nach dem Abitur studierte sie Germanistik und Vergleichende Kultur- und Religionswissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität München und hat ihre Doktorarbeit im Bereich Neuere Deutsche Literatur geschrieben. Wenn sie nicht an ihren Romanen arbeitet, designt sie Cosplays, begeistert sich für D&D und verliert gerne im Schach gegen den Computer. Serena J. Harper lebt am Starnberger See.

VARCAS


2


Mit einem Seufzen löste Varcas die Linse – die elfte und letzte, die er besaß – aus seinem Fernrohr und legte sie zurück in ihr kleines samtenes Einschubfach in seiner Truhe. Es hatte schlichtweg keinen Sinn.

Nirgendwo waren die Himmelslichter sonst klarer zu sehen als im hohen Norden, aber durch die merkwürdige Aschewolke, die die Luft schwer machte und seine Kleidung nach Schwefel riechen ließ, konnten selbst sein bestes Glas und seine noch immer scharfen Augen nicht dringen. Vielleicht, wenn seine Instrumente so gut wie die im Turm von Eragant gewesen wären … Der Ort seiner Ausbildung hatte die am besten ausgestattete Sternwarte der Welt. Wenn er daran dachte, wie er zum ersten Mal durch das dortige Fernrohr hindurchgesehen hatte, fühlte er noch immer einen ehrfürchtigen Schauer. Etwas an der unerklärlichen Beschaffenheit der tanzenden Himmelslichter hatte ihn gepackt und nie wieder losgelassen.

Aber, stellte er ernüchtert fest, vermutlich würde selbst das große Okular diese Wolkenschicht nicht bezwingen.

Flügelrauschen ließ ihn den Kopf drehen und gerade noch sehen, wie Hjalvar neben ihm auf den Zinnen des Seherturms landete. Die Leichtfüßigkeit der Askyaner trotz ihres durch die Flügel außerordentlich hohen Körpergewichts würde nie aufhören, ihn zu verblüffen.

»Kein Glück?«, fragte Hjalvar und nickte in Richtung des Fernrohrs.

»Gar keins«, antwortete Varcas, während er begann, seine Utensilien einzusammeln. Sein großes Fernrohr würde bleiben, wo es war, aber die Linsen konnte er für das weitaus kleinere Reiseexemplar ebenfalls verwenden. Er warf Hjalvar einen knappen Blick zu. »Mich wundert, dass du bei den Sichtverhältnissen nicht gegen den Turm geflogen bist. Man sieht kaum die Hand vor Augen.«

Hjalvar gab ein lachendes Schnauben von sich.

»Vielleicht hast du auch nur nicht gesehen, wie ich Wind’s Peak nach der Patrouille beinahe verfehlt hätte.«

»Ein Zugeständnis einer Schwäche? Von dir? Wo ist mein Kalender, diesen Tag möchte ich mir anstreichen«, erwiderte Varcas, obwohl ihm nicht nach Scherzen zumute war. Und auch die gewohnte schnippische Bemerkung des Sturmalbenhauptmanns blieb aus.

Hjalvar sprang leichtfüßig von der Balustrade herab und sah ihm zu, wie er die ausgebreiteten Bücher und Gegenstände wieder zusammenpackte.

Einen Moment lang herrschte Schweigen zwischen ihnen, bis Hjalvar es brach: »Was, denkst du, ist es?«

Varcas folgte dem Blick seines Milchbruders in die dumpfe Dunkelheit der Nacht. Es sah dort draußen fast so lichtlos aus wie in den Rauhnächten. Allein der Gedanke ließ seine Nackenhaare sich aufstellen.

»Es gibt sicherlich eine sehr schlüssige Erklärung. Wir beide wissen, dass in den Arngarth-Minen Tunnel gegraben wurden, so tief in die Erde, dass ein flüssiger, glutheißer Kern zum Vorschein kam. Wie sonst sollten sich dort auch die Metalle angelagert haben, die über Jahrtausende geschürft wurden? Ich vermute, Königin Reginleif hat irgendeine neue Ader erschlossen und ist auf Lava gestoßen.«

Hjalvar verzog keinen Gesichtsmuskel und starrte weiterhin in die unsichtbare Ferne.

»Du sprichst wie ein Gelehrter.«

»Ich bin Gelehrter.«

»Du bist Seher«, widersprach Hjalvar. »Du kannst mir nicht erzählen, dass du nicht etwas fühlst. Dass du nicht glaubst, es sei ein Zeichen.«

Varcas beugte sich vor, lehnte seine Arme auf die Zinnen. Hjalvar hatte nicht unrecht. Natürlich sagte sein Instinkt ihm, dass der Moment kein Zufall sein konnte. Doch an seinem Gürtel trug er beides – das Seherzepter und das Schwert. Das Gewicht des letzteren erinnerte ihn daran, dass sie dringlichere Aufgaben hatten, als ihre Energie auf Omen und Zeichen zu verschwenden, zumindest so lange, wie er sie nicht erklären konnte.

Hjalvar akzeptierte seine Stille.

»Es kommt jedenfalls nicht zum schlechtesten Zeitpunkt«, meinte er. »Wir haben zwei Elstern mit Nachrichten abgefangen, eine aus Stormhaven, eine aus Val Thalas. Nun – abgefangen ist eigentlich nicht der richtige Ausdruck. Wir fanden sie beide im Wald, tot. Vermutlich erstickt an der Asche. Die Kommunikation zwischen den beiden großen Höfen ist momentan also gestört.«

Da hatte der Sturmalb allerdings recht. Vielleicht war diese Begebenheit tatsächlich ein Glücksfall, den sie nutzen mussten. Und tatsächlich hatten sie eine Portion Glück bitter nötig. Wind’s Peak hatte sich noch nicht wieder von den letzten Ereignissen erholt, die zu Norriks Tod und dem Verlust von Rodric für ihre Gemeinschaft geführt hatten. Obwohl nicht wenige von ihnen bereit waren, Shayla Widerstand zu leisten, lag die Festung unter einem Schleier der Beklommenheit. Es kam Varcas so vor, als wären es nicht nur ihre Bewohner, sondern der Fels der Festung selbst, an dem die Trauer klebte.

Gemeinsam stiegen Hjalvar und er die Wendeltreppe des Seherturms in seine Räumlichkeiten hinab, wo bereits Kayden an der Tür wartete. Er hatte Varcas’ Gemächer nicht einmal vollständig betreten, sondern verharrte auf der Schwelle – eine willkommene Abwechslung zu den Sturmalben, die sich das Klopfen auch nach einem Jahrhundert nicht angewöhnt hatten.

»Gut, dass ich euch beide hier antreffe.« Er spähte hinüber zu der Uhr, die auf Varcas’ Schreibtisch stand. »Es gibt eine Besprechung in der großen Halle.«

Hjalvar und Varcas tauschten einen kurzen Blick. Es war noch ein wenig ungewohnt, dass es nicht einer von ihnen beiden war, der eine solche Besprechung einberief, sondern Lyraine, aber wenn Varcas genau in sich hineinhorchte, war er erleichtert, dass es sich in diesem Fall so verhielt. Sie alle würden ein hohes Risiko eingehen, aber niemand ein größeres als Lyraine, die durch die roséfarbene Rún kaum geschützt war und gleichzeitig durch ihre Blutlinie und Kaste für Lamia eine immerwährende Gefahr darstellen würde, solange sie atmete. Lyraine jetzt zur Aktion zu drängen, hätte sich falsch angefühlt.

Als sie zu dritt die große Halle erreichten, warteten dort bereits Gorwyn und Rhiannon am Feuer.

Der Erdalb hatte sich die Stiefel ausgezogen und seine Füße auf die Knie der Heilerin gelegt, die sich seine geschwollenen Knöchelgelenke besah.

Es war eine Art von Gicht, so viel hatte Rhiannon Varcas erklärt, eine Form von Gelenkverschleiß trotz der genügsamen Lebensweise des Erdalbs, dessen Auswirkungen kamen und gingen. Mit Massagen und Tinkturen hatte Rhiannon die Symptome glücklicherweise bislang recht gut in den Griff bekommen.

»Ihr könnt Eure Stiefel wieder anziehen, Meister Gorwyn.« Rhiannon stellte seine Füße zurück auf festen Boden und wusch sich die Hände in ihrer Kupferschüssel. »Ich bin nicht unzufrieden über den Verlauf. Es könnte sehr viel schlimmer sein.«

Gorwyn drehte den Kopf in Varcas’ Richtung.

»Das heitert einen doch gleich auf, nicht wahr?«, scherzte er, ein Funkeln in seinen alten Augen.

»Jedes lobende Wort der Lady Heilerin ist Grund zum Feiern«, entgegnete Varcas, was Rhiannon geflissentlich ignorierte und stattdessen ihren Platz am Tisch einnahm.

Die Sturmalben hatten zwei der großen Holztische zusammengeschoben, nicht als lange Tafel, sondern nebeneinander, was ein Quadrat erzeugte, um das sie sich versammelten. Hjalvars Söhne hatten sich bereits eingefunden und mit ihnen Warja, Tori und eine ganze Reihe anderer Sturmalben.

Mit Erstaunen stellte Varcas fest, dass sich unter ihnen auch Osgyr befand, der Vater des getöteten Jungen. Er hatte ihm mehrere Male in den vergangenen Tagen ein offenes Ohr angeboten, war aber nur auf die Schroffheit der Askyaner gestoßen. Aber schließlich trauerte jedermann auf seine eigene Weise.

Varcas wählte seinen Stuhl neben Hjalvar, zu dessen Linken Gorwyn sich setzte, als Svanrik zögerlich die Halle betrat.

Die Vorsicht wollte nicht zu dem muskulösen, flügellosen Sturmalbenkapitän passen, und doch war sie vor Varcas nicht zu verleugnen. Er sah aus wie ein großer wilder Hund, der sich in das Territorium eines Grimwolfrudels gewagt hatte und sich dessen erst jetzt bewusst wurde. Tatsächlich hatte es Svanrik nicht leicht in Wind’s Peak gehabt. Hjalvar hatte ihn nie wirklich an seinem Feuer willkommen geheißen.

Sein Milchbruder mochte einer der besten Männer sein, die Varcas kannte, aber selbst er war durch die Traditionen geprägt, die ihn gelehrt hatten, dass ein flügelloser Askyaner für seine Familie mehr Belastung als Nutzen war.

Vorsorglich warf Varcas einen Blick auf den betreffenden Wolf, den Sturmalbenhauptmann, doch anstelle eines Knurrens nickte jener dem Neuankömmling nur zu.

Varcas hob die Augenbrauen.

»Was?«, fragte Hjalvar, als er wohl Varcas’ Aufmerksamkeit auf sich spürte.

Der Seher drehte sich leicht vom Tisch weg, um an seinen Worten nur Hjalvar teilhaben zu lassen: »Ich wundere...

Erscheint lt. Verlag 18.10.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
ISBN-10 3-7583-8569-5 / 3758385695
ISBN-13 978-3-7583-8569-8 / 9783758385698
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