John Sinclair 2362 (eBook)

Der grausame Wissenschaftler

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-5794-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

John Sinclair 2362 - Ian Rolf Hill
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Seit ihrer schrecklichen Begegnung mit dem Aufräumer von Hackney plagten Marisa schlimme Albträume. Sie fühlte sich hilflos und ausgeliefert, ihre verlorenen Gliedmaßen waren in ihren Phantomschmerzen noch immer präsent.
Doch dann ergab sich eine neue Hoffnung: ein Reha-Zentrum an der abgelegenen Ostküste, geleitet von Dr. Lucius Caine, der mit revolutionärer Gentechnik menschliche Extremitäten klonen konnte.
Marisa wagte es, wieder an ein normales Leben zu glauben. Doch sie ahnte nicht, dass Caine finstere Pläne hegte, denn er war Der grausame Wissenschaftler ...


Der grausame Wissenschaftler

von Ian Rolf Hill

Marisa Douglas rannte um ihr Leben. Sie wusste, dass sie verloren war, wenn ihr Verfolger sie einholte. Er würde sie eiskalt umbringen. Gnade kannte er nicht, denn er war kein Mensch. Er war überhaupt kein Lebewesen, sondern eine gewissenlose Tötungsmaschine.

Zweige schlugen ihr ins Gesicht. Die Bäume und Sträucher standen so eng beieinander, dass ihre Sicht kaum zwei Meter reichte. Und mit jedem Schritt wurde der Bewuchs dichter, verfilzter.

Der verrottete Stamm tauchte wie aus dem Nichts auf. Er war mit Moos und Flechten überwachsen und lag quer vor ihr am Boden. Marisa trat mit solcher Wucht dagegen, dass ihr rechtes Bein zersplitterte. Sie brüllte vor Schmerzen!

Marisa flog über den Stamm hinweg. Sie versuchte noch, sich mit dem linken Arm abzustützen, doch er knickte weg wie ein Streichholz.

Schreiend wälzte sie sich auf den Rücken, hob den Arm, aus dessen blauschwarzem Fleisch die bleichen Knochen ragten. Die Qualen waren unerträglich. Marisa wimmerte.

Der Boden erbebte unter den näher kommenden Schritten ihres Verfolgers. Die Äste und Zweige zitterten. Bäume und Sträucher wurden zur Seite gedrückt, umgeknickt und entwurzelt.

Ein gigantischer schwarzer Schatten schob sich aus dem Dickicht, haushoch ragte er aus Marisas Perspektive vor ihr auf. Ein schwerfälliges Ungetüm in einem dunkelblauen Overall mit schneeweißer Totenschädelmaske.

Jede Bewegung wurde von surrenden Geräuschen begleitet, als würden die Gliedmaßen von zahlreichen Servomotoren betrieben.

Marisa wollte rücklings vor dem Monstrum wegkriechen, das trotz seiner Größe und Schwerfälligkeit viel schneller als die verletzte Studentin war, deren rechtes Bein ins Leere trat. Was auch kein Wunder war, denn es war verschwunden. Vollständig zersplittert.

Ein Fuß senkte sich auf Marisas Brust, presste sie auf die Erde. Sie bekam keine Luft mehr. Mit weit aufgerissenen Augen, zu völliger Tatenlosigkeit verdammt, musste sie zusehen, wie sich der Unhold zu ihr hinunterbeugte, die Hände nach ihr ausstreckte.

Hände? Nein, das waren keine Hände, sondern mechanische, wie skelettiert aussehende Klauen.

Erbarmungslos packte das Monster ihre Arme, riss sie ihr mit einem einzigen brutalen Ruck aus den Schultergelenken.

Marisa brüllte vor Schmerzen.

Aber das Monster war noch nicht fertig. Erst als es ihr auch das linke Bein herausgerissen hatte, ließ es von ihr ab. Wie eine Trophäe legte es sich das Ungeheuer über die Schulter und stapfte den Weg zurück, den es gekommen war.

Marisa blieb liegen. Wehrlos den Tieren des Waldes ausgeliefert. Ihr Blick glitt zum Himmel, der zwischen den Kronen der Bäume hindurchschimmerte.

»Emma?«, schluchzte Marisa. »Emma, bitte hilf mir. Emma!«

Doch ihre Freundin erhörte sie nicht. Dafür tauchte am Himmel ein Schatten auf. Wild mit den Flügeln flatternd senkte er sich auf sie herab, landete auf Marisas Brust.

Es war ein Rabe.

Mit kehligem Krächzen verhöhnte er sie. Marisa wollte ihn verscheuchen. Unbeholfen fuchtelte sie mit ihren Stümpfen herum. Der Rabe ließ sich davon nicht einschüchtern, hüpfte höher, auf ihr Gesicht zu. Sein Kopf ruckte nach vorne, die Schnabelspitze hackte in ihre Wange, ihr Auge.

Marisa schrie ...

... und hob ruckartig die Lider.

Sie lag in völliger Dunkelheit. In einem Bett mit viel zu weicher Schaumstoffmatratze, die einen nicht unerheblichen Teil dazu beitrug, dass sich die Wärme unter der Bettdecke staute und Marisa in Schweiß badete. Das T-Shirt klebte wie eine zweite Haut an ihrem Oberkörper.

Ihr Atem ging schwer und schnell. Der Puls raste.

Gott sei Dank, es war bloß ein Traum gewesen. Ein Albtraum. Hoffentlich hatte sie Emma nicht geweckt. Unwillkürlich tastete sie dorthin, wo ihre Freundin für gewöhnlich schlief. Links von ihr.

Brennende Schmerzen, wie bei einem extrem ausgeprägten Muskelkater, begleiteten jede ihrer Bewegungen. Doch ihre Finger ertasten weder den warmen Körper ihrer Freundin noch die weiche Matratze. Sie spürten gar nichts. Da waren nur die Schmerzen, die jetzt auch auf ihr rechtes Bein übergriffen.

Marisa keuchte.

Ihr Blick streifte die Tür mit dem gelben Lichtstreifen darunter. Wieso befand sich da überhaupt eine Tür? Dort hätte eigentlich das Fenster sein müssen. Die Tür lag doch auf der anderen Seite ...

Marisa wandte den Kopf. Ihre Augen hatten sich weit genug an die Dunkelheit gewöhnt, um den fahlblauen Lichtschein auszumachen, der seitlich am Rollo vorbei in das Zimmer sickerte, das nicht ihr Eigenes war. Und auch nicht das von Emmas Wohnung im Londoner Stadtteil Brixton, die sich ihre Freundin mit deren Schwester Cathy teilte.

Wo, zur Hölle, war sie?

Marisa wollte den Blick bereits vom Fenster abwenden, als ihr der massige Schatten in der Dunkelheit dahinter auffiel. Er reichte fast bis an die Decke, hatte menschliche Umrisse mit einem weißen Kopf, dessen Gesicht an die Fratze eines Totenschädels erinnerte ...

Und da fiel es ihr wie Schuppen von den Augen.

Der Aufräumer von Hackney!

Das Monster. Die Menschmaschine. Der Wahnsinnige, der ihr ...

Marisa schlug mit der rechten Hand um sich, fegte das Wasserglas vom Nachttisch. Mit einem dumpfen Laut fiel es auf den Boden. Die Finger der Studentin fanden den Lichtschalter der Nachttischlampe.

Ihr Schein erhellte das Zimmer, vertrieb den Schatten des Ungeheuers. Stattdessen kam ein hellbrauner Kleiderschrank zum Vorschein. Und davor, direkt neben dem Fußende des Bettes stand der Rollstuhl. Marisas einzige Möglichkeit, um sich noch aus eigener Kraft fortzubewegen.

Sein bloßer Anblick genügte, um Schauer des Entsetzens über ihren Körper laufen zu lassen. Denn er erinnerte sie daran, dass der Aufräumer von Hackney kein Albtraum gewesen war.

Er mochte ihr zwar nicht sämtliche Gliedmaßen ausgerissen haben, tatsächlich hatte er ihr lediglich den Unterarm gebrochen. Doch sein Schöpfer beziehungsweise einer der an seiner Erschaffung beteiligten Männer hatte ihr nicht nur den linken Arm amputiert, sondern auch das rechte Bein.*

Er hatte sie verstümmelt. Zum Krüppel gemacht ...

Sobald sie die Augen schloss, sah sie die weiße Totenschädelmaske des Aufräumers vor sich. Das blutverschmierte, von Wahnsinn gezeichnete Antlitz von Dr. Gerald Brack. Den arm- und beinlosen Torso des Obdachlosen, dessen Gehirn er freigelegt hatte. Sechs Wochen lag das nun schon zurück. Sechs endlos lange Wochen, die für Marisa die Hölle gewesen waren. Sowohl in körperlicher als auch in seelischer Hinsicht.

Es war nicht allein die Tatsache, dass man ihr einen Arm und ein Bein genommen hätte, was schon grausam genug gewesen wäre. Es war das Gefühl der völligen Hilflosigkeit, des Ausgeliefertseins, das seitdem ihr ständiger Begleiter war.

Hinzu kamen die Phantomschmerzen, die ihr vorgaukelten, dass die verlorenen Gliedmaßen noch vorhanden waren. Dabei hatte man sie längst entsorgt. Vernichtet.

Die Ärzte hatten versucht, ihr Bein zu retten. Vergebens.

Ihre Freunde hatten sie täglich im Krankenhaus besucht. Allen voran Emma. Auch Melody Swan, die Streetworkerin, die John Sinclair bei den Ermittlungen in Hackney unterstützt hatte. Der Geisterjäger hatte ebenfalls vorbeigeschaut, sofern es sein Job erlaubte. Ebenso wie Suko, der sich noch immer schwere Vorwürfe machte.

Aber auch Shao, Sheila und Bill Conolly, Cathy und Johnny, ja, sogar Hannah ... sie alle waren gekommen, um ihr zu zeigen, dass sie für sie da waren. Selbst Sir James Powell war erschienen, um ihr seine Unterstützung zuzusichern.

Es war schrecklich gewesen.

Marisa war klar, dass sie von all der Anteilnahme hätte gerührt sein müssen. Tatsache war jedoch, dass die Besuche für sie von Tag zu Tag unerträglicher geworden waren.

Das galt selbst für Emma!

So sehr sie die junge Frau auch liebte, so sehr fühlte sie sich von ihrem Mitgefühl und ihrem Beistand erdrückt. Ihre Freundin war einer der liebevollsten und empathischsten Menschen, die Marisa kannte, aber genau dort lag das Problem, denn sobald Emma den Raum betrat, wurde sie daran erinnert, was sie verloren hatte. Nicht bloß ein Arm und ein Bein, sondern ihre gesamte Unabhängigkeit. Wie sollten sie jemals eine normale Beziehung führen?

Sicher, es gab Prothesen. Sie hatte darüber bereits mit Dr. Peterson gesprochen, doch spätestens abends im Bett würde sie sie ablegen müssen. Und dann war sie wieder der Freak, der Krüppel.

Würde Emma sie jemals wieder anfassen wollen?

Für Marisa kam es fast einer Erlösung gleich, als Dr. Peterson ihr vorgeschlagen hatte, sie in ein Reha-Zentrum an die Ostküste zu verlegen. Die Klinik von Dr. Lucius Caine war auf die Behandlung traumatisierter Unfallopfer spezialisiert.

Laut Dr. Peterson war das Verfahren, das Caine entwickelt hatte, einzigartig. Das Stichwort lautete Gentechnik. Caine war es gelungen, menschliche Extremitäten zu klonen. Bislang war so etwas vor allem mit Ohren und Nasen, die auf Laborraten wuchsen, gemacht worden, Caine aber ging noch einen Schritt weiter. Er benutzt das...

Erscheint lt. Verlag 14.10.2023
Reihe/Serie John Sinclair
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Academy • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horrorthriller • Horror-Thriller • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony Ballard • Tony-Ballard • Top • Walking Dead
ISBN-10 3-7517-5794-5 / 3751757945
ISBN-13 978-3-7517-5794-2 / 9783751757942
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