Jerry Cotton Sonder-Edition 220 (eBook)

Wunderkind der Mafia

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
80 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-5765-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Jerry Cotton Sonder-Edition 220 - Jerry Cotton
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Es begann als Scherz - und endete blutig. Zuerst wurden nur ein paar Mitläufer der Mafia erpresst. Dabei ging es um lächerlich geringe Summen. Auch wir vom FBI wussten nicht, was wir davon halten sollten. Aber dann starb einer der großen Bosse. Der Krieg um seine Nachfolge begann - und es wurde ein Krieg, wie wir ihn noch nie erlebt hatten. Denn außer den harten, skrupellosen Gangsterbossen spielte noch jemand mit: das Wunderkind der Mafia!


1


Die Tür des Luxusrestaurants flog unter der Wucht eines Fußtritts auf.

Erschrocken fuhr der befrackte Geschäftsführer herum. Gäste wandten die Köpfe. Fassungslos starrten sie den grauhaarigen Mann an, der sekundenlang geduckt verharrte. Eine schwere Pistole lag in seiner Faust. Sein Blick zuckte suchend hin und her.

»Cerutti!«, schrie er auf. »Du verdammter, dreckiger Bastard!«

Keuchend stürmte er auf einen der Tische zu. Der Mann, der dort gerade den Löffel in seine Schildkrötensuppe tunkte, riss erschrocken die Augen auf. Einen Herzschlag lang war er wie gelähmt. Dann handelte er blitzartig, rutschte vom Sitz und tauchte unter den Tisch in Deckung.

Seine Begleiter sprangen so heftig auf, dass die Stühle umkippten. Die Bewegung, mit der sie unter ihre maßgeschneiderten Dinnerjackets griffen, wirkte wie einstudiert. Waffenstahl schimmerte.

Der Mann, der in das Lokal gestürzt war, drückte aus vollem Lauf ab. Gleichzeitig feuerten die beiden Bodyguards. So schnell, dass sich die drei Schüsse zu einem einzigen schmetternden Krach mischten.

Die Kugel des Grauhaarigen schlug wirkungslos in die goldfarbenen Wanddraperien hinter dem Tisch.

Der Mann prallte zurück, als wäre er gegen eine Mauer aus Glas gelaufen. Seine Schusshand sank herab. Mit einem Ausdruck törichten Staunens in den Augen sah er an sich hinunter. Er starrte auf die beiden roten Flecke in Höhe des Herzens, die sich rasch vergrößerten. Er schwankte. Ächzend krümmte er sich nach vorn. Dann brach er wie vom Blitz gefällt zusammen.

Das alles war so schnell gegangen, dass noch eine volle Sekunde verstrich, bis die ersten erschrockenen Schreie gellten.

Kurz nach zehn Uhr abends schrillte in unserem Office das Telefon.

Mein Freund und Partner Phil Decker griff zum Hörer.

»Hallo, Easton«, grüßte er. »Geht's mal wieder nicht ohne das FBI?«

Detective Lieutenant Harry Easton leitet eine Mordkommission und ist ein alter Freund von uns. Ich klappte den Aktendeckel zu, der vor mir lag. Wir hatten Nachtdienst und nutzten die Gelegenheit, um Papierkram aufzuarbeiten, bevor wir uns im Bereitschaftsraum auf die Feldbetten warfen.

Jetzt sah es so aus, als sollten die Feldbetten in weite Ferne rücken.

Phils Brauen kletterten, während er zuhörte. Er pfiff leise durch die Zähne. »Das ist ja ein dicker Hund! Okay, wir sind schon unterwegs.«

Kopfschüttelnd warf er den Hörer auf die Gabel.

Ich widmete ihm einen wütenden Blick. »Würdest du mir vielleicht mal erklären, was los ist?«

»Der Teufel ist los«, sagte Phil trocken. »Vor zwanzig Minuten haben zwei von Dino Ceruttis Leibwächtern in einem öffentlichen Lokal in der Downtown einen Mann erschossen.«

»Nein«, sagte ich.

»Doch, Partner! Und der Witz dabei ist, dass dieser Mann versucht hat, in besagtem öffentlichem Lokal Cerutti abzuknallen. Eindeutig Notwehr also! Aber was dahintersteckt, müsste eigentlich so heiß sein, dass sich ein paar von den ehrenwerten Herrschaften hoffentlich die Finger daran verbrennen.«

Ich fischte bereits den Autoschlüssel aus der Tasche.

Während wir uns beim Leiter des Bereitschaftsdienstes abmeldeten und nach unten fuhren, wirbelten meine Gedanken. Dino Cerutti ...

»Don« Dino ließ er sich von seinen Leuten nennen, obwohl er genau genommen gar nicht zu den Oberhäuptern der großen Mafiafamilien zählte. Er war sozusagen ein Ableger. Ein Mann, dem man wegen seiner Talente und Verdienste eine eigene, wenn auch nicht sonderlich große Organisation samt Bezirk zugestanden hatte.

Er machte etwas daraus. Allein von den Gewinnen aus Rauschgifthandel, Prostitution und Schutzgeldern, die seine paar Straßenzüge abwarfen, hätte er sich seinen Lebensstil nicht leisten können. Er musste neue, andere Verdienstquellen aufgetan haben. Quellen, für die sich die Polizei naturgemäß brennend interessierte.

Und jetzt hatte jemand versucht, ihn umzubringen.

Der Tatort hieß Whistler's, ein teurer französischer Feinschmeckertempel. Dass Cerutti mit Anhang dort einmal wöchentlich zu speisen pflegte, war allgemein bekannt. Jetzt parkten die Fahrzeuge der Mordkommission vor dem Lokal, und ein uniformierter Cop stand am Eingang. Ich nahm an, dass der Geschäftsführer angesichts solchen Unbills dem Herzinfarkt nahe war.

Tatsächlich lehnte er bleich und ermattet am Büfett, wo auf großen Silbertabletts winzige Delikatessen kalt wurden, weil niemand mehr servierte. Im Ruheraum für die Angestellten führte Detective Sergeant Ed Schulz, der stellvertretende Leiter der Mordkommission, erste Vernehmungen durch. Die Gäste saßen schweigsam an ihren Tischen und warteten, bis sie an der Reihe waren.

Mit der Leiche beschäftigte sich der Polizeiarzt. Ich kannte den Toten nicht. Er war etwa fünfzig Jahre alt, schlank und grauhaarig, gut gekleidet, eine gepflegte Erscheinung. Jedenfalls wenn man von den beiden Kugellöchern absah, die dicht nebeneinander in Höhe des Herzens lagen.

Harry Eastons Gesicht wirkte verkniffen, als er auf uns zukam.

Cleary wird der Lieutenant im Präsidium genannt, weil er angeblich jeden Mordfall aufklärt. Eine kollegiale Übertreibung, sicher. Aber Tatsache ist, dass seine Aufklärungsquote deutlich höher liegt als der Durchschnitt. Jetzt strahlte er Gereiztheit aus. Vermutlich erschien ihm die Sache zu glatt, um wahr zu sein.

»Sieht nach Notwehr aus«, sagte er. »Sämtliche Zeugen bestätigen, dass der Tote mit gezogener Pistole hereinstürmte – als er noch lebte natürlich. Er ist sogar zum Schuss gekommen. Also alles glasklar. Cerutti ging unter dem Tisch in Deckung, seine beiden Bodyguards sprangen auf und schossen.«

Bei den letzten Worten hatte sich Easton halb umgedreht. Er zeigte zu der Nische, wo Dino Cerutti gespannt wie eine Bogensehne am Tisch kauerte. Sein Anwalt stand neben ihm, offenbar einer von der ganz schnellen Truppe. Auf dem Stuhl ihm gegenüber lehnte ein hartgesichtiger Bursche mit flachen, ausdruckslosen Augen. Der dritte Stuhl war leer.

»Wo steckt der zweite Gorilla?« fragte ich.

Harry Easton sog scharf die Luft ein. Statt zu antworten, fluchte er.

Brad Logan spürte ein kühles Prickeln im Genick.

Er hatte einen unbewachten Augenblick genutzt, um aus dem Lokal zu verschwinden. Jetzt stand er in dem düsteren Flur, der zur Hintertür führte, presste den Telefonhörer ans Ohr und wählte.

»Ja?«, meldete sich eine Stimme, die infolge einer Kehlkopfverletzung wie erkältet krächzte.

»Logan hier. Hör zu, du musst einen Job erledigen. Brandeilig! Also sperr die Ohren auf, ich kann nicht lange sprechen.«

Im Flüsterton erklärte er, worum es ging. Jeden Augenblick erwartete er, dass sich die Verbindungstür zum Restaurant öffnete, weil man den zweiten Bodyguard vermisste. Dann würde er es verdammt schwer haben, eine überzeugende Erklärung zu finden.

»Verstanden?«, fragte er nach ein paar Sekunden.

»Verstanden«, bestätigte die krächzende Stimme. Brad Logan legte den Hörer auf und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Rasch wandte er sich um. Mit drei Schritten erreichte er die Nische, an der die Toiletten lagen, und atmete tief auf, als die Tür mit der Aufschrift Gentlemen hinter ihm zufiel.

Lautlos wie von Geisterhand bewegt, schwangen die Flügel des schweren schmiedeeisernen Tors auseinander. Sie wurden mithilfe elektronischer Impulse geöffnet. Entweder von der Villa aus oder von den Fahrzeugen des Wagenparks. Im zweiten Fall leuchtete auf einem Monitor im Haus ein Kontrolllämpchen auf, das genau anzeigte, welcher Wagen das Tor passierte.

Diesmal nicht. Es gab gar kein Auto, das hinein- oder hinauswollte. Sie duckte sich in den Schatten des massiven Bruchsteinpfeilers und lächelte mit funkelnden Augen.

Ein paar Sekunden wartete sie. Dann huschte sie durch das Tor. Automatisch schloss es sich hinter ihr. Auf der breiten, gepflegten Villenstraße herrschte abendliche Stille. Sie schob die Hände in die Tasche ihrer modisch weiten Leinenjacke und ging eilig an der endlos langen Bruchsteinmauer vorbei.

Fünf Grundstücke weiter stand eine Telefonzelle im Schatten einer winzigen Grünanlage.

Sie huschte durch die Tür und wandte der Straße den Rücken. Rasch warf sie einen Dime in den Zahlschlitz und wählte. Es dauerte eine Weile, bis am anderen Ende der Leitung abgehoben wurde. Musik und Gelächter drangen durch die Leitung, typische Partygeräusche.

»Ja bitte?« fragte eine helle Stimme.

»Hallo, Jill! Michela hier. Hat jemand nach mir gefragt?«

»Niemand«, kam die Antwort. »Nur Lauro ist sauer, weil du nicht gekommen bist.«

Michela lachte dunkel.

»Mit Lauro komme ich schon klar«, sagte sie. »Vielen Dank, Jill. Bis dann!«

Michela legte den Hörer auf und verließ die Telefonzelle. An der Straßenecke blieb sie stehen und nestelte eine Zigarette aus der Tasche. Dreimal ließ sie rasch hintereinander das Feuerzeug aufflammen. Die Zigarette warf sie...

Erscheint lt. Verlag 14.10.2023
Reihe/Serie Jerry Cotton Sonder-Edition
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Action Abenteuer • action romane • action thriller • action thriller deutsch • alfred-bekker • Bastei • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • erste fälle • Fall • gman • G-Man • Hamburg • Heft • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Kindle • Krimi • Krimiautoren • Krimi deutsch • krimi ebook • Krimi kindle • Kriminalfälle • Kriminalgeschichte • Kriminalgeschichten • Kriminalroman • Kriminalromane • kriminalromane 2018 • kriminalromane deutsch • Krimi Reihe • Krimireihen • krimi romane • Krimis • krimis&thriller • krimis und thriller kindle • Krimi Urlaub • letzte fälle • martin-barkawitz • Polizeiroman • Romanheft • Roman-Heft • schwerste fälle • Serie • Soko-Hamburg • spannend • spannende Krimis • spannende Thriller • Spannungsroman • Stefan Wollschläger • Tatort • Terror • thomas-herzberg • Thriller • Wegner
ISBN-10 3-7517-5765-1 / 3751757651
ISBN-13 978-3-7517-5765-2 / 9783751757652
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