Niederbayerische Sagen und Geschichten

Neu herausgegeben von Hans Göttler

(Autor)

Buch | Hardcover
244 Seiten
2023 | 1. Auflage 2023
Morsak (Verlag)
978-3-86512-193-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Niederbayerische Sagen und Geschichten - Hans Göttler
24,90 inkl. MwSt
Niederbayerische Sagen und Geschichten

Martin Buchner (geb. 1869 auf ei-
ner kleinen Bauern-Sölde in Laberweinting bei Mallersdorf in Nie-
derbayern, gest. 1959 in Passau) war lange Zeit Volksschullehrer in Passau und danach Schulrat für Passau-Land und Wegscheid und trat bereits ab 1909 als feinsinniger und heimatverbundener Dichter hervor (z. B. „Lied und Leben“, „Lied vom Inn“ „Passauer Nibelungenspiel“, „Stromgold“). 1922 brachte er im Selbstverlag seine Sammlung „Niederbayerische Sagen und Geschichten als Begleitstoff zur heimatlichen Erdkunde“ heraus, die dann 1950 in erweiterter Form eine zweite Auflage im Passauer Verlag Ablaßmayer und Penninger erlebte. Diese 175 Sagentexte erscheinen nun im Morsak Verlag in einer neuen Buchausgabe, besorgt von Hans Göttler und treffend illustriert von Jörg Mangold.
Aus dem Geleitwort des Herrn Regierungspräsidenten von Niederbayern, Rainer Haselbeck:
„Göttler gelingt es, mit dieser Neuauflage einem bedeutsamen regionalen Kulturschatz aus vergangenen Zeiten in der niederbayerischen Gegenwartsliteratur eine neue Heimat zu geben. Lebendig und ausdrucksstark, mit Zeichnungen des bekannten Jagdschriftstellers und -illustrators Dr. med. Jörg Mangold, wird die Neuauflage von Buchners Werk die Leserschaft wie einst in ihren Bann ziehen.“

Zum Herausgeber Dr. Hans Göttler 1953in Simbach am Inn geboren 1972 Abitur am Tassilogymnasium Simbach am Inn 1972-78 Studium in München (Germanistik, Politische Wissenschaften, Geschichte) 1978-83Schuldienst an verschiedenen bayerischen Gymnasien (Pfarrkirchen, Simbach am Inn, Weilheim i. OB, Pocking) 1979 Promotion zum Dr. phil. mit einer Arbeit über die Stellung des Pfarrers im Erzählwerk des Schweizer Pfarrerdichters Albert Bitzius (1854), der unter dem Pseudonym „Jeremias Gotthelf“ schrieb 1983-2020Dozent für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur an der Universität Passau; seit 1998 Akad. Direktor; im Ruhestand seit 01.04.2020 2005Münchner Turmschreiber Veröffentlichungen (u.a.): - Editionen zur Literaturlandschaft Niederbaiern (Emerenz Meier, Katharina Koch, Wilhelm Diess, Robert Erbertseder, Ponzauner Wigg) - Übersetzungen ins Niederbairische (Max und Moritz, Der Sturw- welpeter, The Tale of Peter Rabbit) - Eigenständige Buchtexte (Wirtsbuam-Turmschreibereien, Endstation Schwimmbad-Bibliothek, Meine erschdn tausad Weadda af Boarisch)

Inhalt
Geleitwort des Herrn Regierungspräsidenten von Niederbayern13
Rainer Haselbeck
Vorwort des Herausgebers der Neuausgabe 202315

Passau22
Passauer Heimatlied23
Der Brand des Keltenwalls24
Der heilige Severin und die erschlagenen Soldaten26
Sankt Severin27
Der hl. Severin und die Zerstörung Passaus30
Begegnung31
Chriemhilde in Passau31
Die Nibelungen in Passau32
Die Feste Oberhaus32
Der Goldene Steig33
Wie Mariahilf in Passau entstand34
Passauer Kunst34
Die Kanonenkugel36
Napoleon37
Die Hutthurmer Glocke38
Der Schatz von Schloß Weideneck38

An der Donau hinab40
Die Schneiderburg41
Hochstein und Ehenstein43
Der Mann ohne Kopf43
Der Tod auf dem Wagen45
Das Kreuz in der Schlagergasse45
Der Brotlaib45
Der Sonntagsjäger47
Wegscheid47
Die Zigeunerin48
Die Totenbeine48
Die Kegelbahn48
Das Kreuz im Wald Jahrdorf - Wastlmühl50
Vom Nachtgjoad50
Der betrogene Teufel51

An der Donau hinauf52
Der Tod von Heining53
Wie die Gaißa zu ihrem Namen kam53
Das Brot ist heilig55
Der arme Postillion55
Der fromme Amtmann und das Lichtlein56
Vom Hohenauern56
Jägertabak57
Die drei Donaujungfrauen59
Die Grundruhr60
Der hl. Severin in Künzing60
Die Natternkönigin62
Lohe63
Der Straubinger Pflug63
Die Wallfahrtskirche in Sossau63
„Maria von den Nesseln“64
Panduren und Kroaten in Straubing65
Das Geisterbrückl66
Die eiserne Hand66
Der Kreuzweg bei Alburg68
Die redenden Pferde68
Falsches Maß68
Die Mäusehexe69

In die Heimat der Ilz70
Der Tod in Hutthurm71
Der Teufel im Dachsbergerwalde71
Der Teufel von Höllbüchl73
Die Teufelskatze73
Die Hexe von Wittersitt74
Der Name Engelburg74
Die zwei Riesen75
Die Bründlkapelle75
Der Teufelsstein am Blümersberg76
Die 3 Schatzgräber78
Die Teufelsbeschwörung78
Das Nachtgjoad bei Tittling79
Das Schwarzbuch des Geiermüllers79
Der Goldacker80
Was an den Galgen gehört, stirbt nicht81
Die Dreisesseljungfrauen82
Die Bolayburg am Dreisessel84
Der Schatz unter der Bolayburg85
Bestrafter Spott85
Die Schelme auf dem Lusen87
D’Brotbänk’ an der Blauen Säul’n 87
Wie sich der Bräuer vom obern Kreuzberg vor den Franzosen in Sicherheit
brachte 88
Die Kirche von Marienberg89
A Lugenschübel90


Dem Arber zu91
Die Deggendorfer Knödel92
Die Höll92
Das Begräbnis des Wucherers94
Regener Wein95
Der Pfahl und das wilde Heer95
Das Geisterwirtshaus96
Das Erdweiblein von Grünbach98
Der heimliche Gsodschneider98
Der letzte Brand in Grünbach100
Der letzte Veneter im Bayerwalde100
Das Bethüttlein des hl. Hirmon101
Der Roßkäfer102
Der Fischer am Arbersee103
Das Mirakel104
Hinter die Schule gesessen106

In den oberen Wald107
Des Gotteshauses Metten Ursprung108
Peter Egger von Egg110
Finsinger Stückl111
Das Marienbild auf dem Bogenberg111
Der Abt Veit Höser113
Der selige Englmar114
Die Kirche auf dem Gallner115
Der Hexentanzplatz116
Das Spukweiblein116
Vom wilden Gejaid116
Der Tod der Hexe118
Die zwei Schreinerbuben118
Die Drud119

Im Regengebirge120
Der Silberberg von Bodenmais121
Geld 125
Ein Maiser Stücklein125
Der Kötztinger Pfingstritt126
Steingretel127
Der Schatz auf dem Hohenbogen128
Die Riesengeiß130
Neukirchen zum heiligen Blut132
Das Silberbacher Glück132
Märlein vom Wind133

An Inn und Rott aufwärts134
Der Tod mit dem Rechen135
Der Teufel und das Brot135
Die Armesünderzelle in Neuburg am Inn137
Die Klosterherren und der Bauernjunge137
Hunnenzug138
Die Brücke139
Woher die Rott ihren Namen hat140
Der Reiter140
Es hat Gebet geläutet142
Eine Hexenaustreiberin142
Das Hexenpulver143
Die feurigen Männer143
Unsere Liebe Frau vom Rottal144
Die Mutter Gottes von Stubenberg144
Der Wasservogel von Wurmannsquick146
An der Vils hinauf148
Die Moosfrau149
Die Mönche von Aldersbach und der Teufel150
Göttersdorf150
Das Fieberbrünnlein bei Reisbach152
Der feurige Mann153
Frauensattling bei Vilsbiburg153
Die Erdmännlein von Stephansbergham154
Der Holzwucherer156
Der Mann mit dem Grenzstein157
Das Irrlicht157

An der Isar158
Das versunkene Schloß159
Die heilige Kümmernis161
Der Erhardistein163
Die Wunder des hl. Kastulus164
Herzog Christoph bei der Landshuter Hochzeit164
Des Schwedenkönigs Ring167
Landshuts Wappen167
Landshuter Stolz168
Das Lichtlein vom Soldatenhölzl168
Der Teufel vor der Bierschenke168
Der Schatz in der Römerschanze170
Die Mooskuh172
Die Pfeife172

An der Laber173
Der Mordbach174
Die Erdmännlein von Oberroning174
Das Glockental175
„Kinderl, friert‘s enk nöt?“175
Das Hemdlaken177

In die Hallertau178
Der Hallertauer Schimmel179
Entstehung der Salvatorkirche bei Mainburg181
Die Sage vom Öchslhof181

Hinab zur Donauenge182
Der Graf von Abensberg183
Die Teufelsmauer183
Der Schmied von Niederulrain184
Die lederne Brücke bei Weltenburg185
Der Erbauer der Befreiungshalle186
Die Wichtlein von Kelheim187
Das Hochwasser bei Oberndorf189
Das Kreuz auf dem Weg189
„post sex“190

Da und dort191
Die Sage von den drei Frauen192
Der Schwedentrunk192
Der Pestwurm194
Die Kinderhexe194
Der überzählige Eisschütze196
Das Ende der Drud196
Die Milchhexe197
Der Bilwerschneider197
Die faule Kröt197
Die Flickschuhe198
Schwabenstreich in Niederbayern200
Der dumme Teufel201
Der Mönch Edmundus 203
Der falsche Mönch205

Aus der „ersten Zeit“ des Waldpropheten206
Über Schollen207
Heimweh208
Der Heimkehrer209

Aus der „zweiten Zeit“ des Waldpropheten212
Die Satanskrone213
Der Geier214
Der Stahlwolf216
Die wilde Jagd217
Wanderung218

Anhang219
Titelseite der 1. Auflage 1922220
Vorwort Martin Buchners zur 2. Auflage 1950221
Gutachtentexte zur 2. Auflage 1950222
Hans Göttler: Martin Buchner – Leben und Werk224
Zum Illustrator Dr. Jörg Mangold242
Zum Herausgeber Dr. Hans Göttler244

Vorwort des Herausgebers der Neuausgabe 2023 Vor einhundert Jahren, also anno 1922, hat der Passauer Lehrer und spätere (ab 1923) Schulrat für den Bereich Passau-Land und Wegscheid Martin Buchner im Selbstverlag sein Büchlein „Niederbayerische Sagen und Geschichten als Begleitstoff zur heimatlichen Erdkunde“ herausgebracht, das für das 4. bzw. 5. Schuljahr konzipiert war. Buchner stand bereits im Alter von damals 53 Jahren, hatte sich aber schon seit 1909 literarisch eingebracht und einen Namen gemacht, vor allem durch Sammlungen eigener Gedichte und Verserzählungen. Das Sagenbuch umfasste 120 Seiten und wurde in einer Auflage von 2.000 Stück in der Clemens Attenkoferschen Buch- und Kunstdruckerei in Straubing gedruckt. Die 131 Sagen, die aus der Feder verschiedener Sammler und Martin Buchners selbst stammten, wurden in die folgenden 14 Teilkapitel eingefügt: Passau (11 Einzeltexte) An der Donau hinab (1) An der Donau hinauf (14) In der Heimat der Ilz (15) Dem Arber zu (9) In den oberen Wald (9) Im Regengebirge (9) Am Inn und an der Rott aufwärts (5) An der Vils hinauf (11) An der Isar (14) An der Laber (6) In der Hallertau (3) Hinab zur Donauenge (7) Da und dort (12) Im Jahre 1950 legte der dann gut 80 Jahre alte und längst pensionierte Schulmann Buchner eine zweite und wesentlich erweiterte Auflage seines Sagenbuches aus den 1920er Jahren vor. Das Buch wurde „gedruckt und verlegt bei Ablaßmayer & Penninger GmbH. Passau: Theresienstraße 32-34“ und zählte 147 Seiten. Die Kapitelüberschriften wurden z. T. übernommen, aber auch durch neue ergänzt und lauteten nunmehr: Passau (15 Einzeltexte) An der Donau hinab (14) An der Donau hinauf (22) In die Heimat der Ilz (24) Dem Arber zu (15) In den oberen Wald (13) Im Regengebirge (10) An Inn und Rott aufwärts (15) An der Vils hinauf (10) An der Isar (13) An der Laber (5) In die Hallertau (3) Hinab zur Donauenge (9) Da und Dort (14) Aus der „ersten Zeit“ des Waldpropheten (3) Aus der „zweiten Zeit“ des Waldpropheten (5) Zu den Texten in den Kapiteln 15 und 16 ist anzumerken, dass es sich dabei um acht Gedichte aus Martin Buchners eigener Sammlung „Versunkenes Reich“ aus dem Jahre 1938 handelt, die sich z. T. recht kritisch mit der vergangenen Nazizeit auseinandersetzen. Die zweite Auflage von Buchners Sagensammlung enthält auch mehrere sie analysierende, empfehlende Texte, die im Anhang dieser Neuausgabe ebenso abgedruckt sind wie die Vorworte Buchners zur ersten (1922) und zur zweiten (1950) Auflage. Eine dritte Auflage nach 1950 bzw. 1959 (Tod Buchners) kam nie mehr zustande. Die zweite von 1950, über deren Höhe keine Informationen vorliegen, wurde in Pfarr- und Schulbibliotheken jahrelang vorgehalten und in den 1970er und 1980er Jahren aussortiert, in häuslichen Bücherschränken wohl verwahrt und in öffentlichen Bibliotheken und auch Antiquariaten angeboten, blieb aber spätestens nach der Jahrtausendwende wohl nur noch ausgewiesenen Kennern und Liebhabern altbairischer Kultur und Literatur im Bewusstsein. Was soll also anno 2023 eine solche Neuausgabe? Ist sie nicht eigentlich überflüssig? Sieht man einmal vom 100-jährigen Jubiläum des Buches als äußerem Anlass ab, so scheinen mir als Herausgeber folgende Aspekte für das alte/neue Buch relevant zu sein: Generell betrachtet, hat es den Anschein, dass Sagenliteratur derzeit einen guten Platz auf dem Buchmarkt einnimmt, nicht bloß auf dem deutschen, sondern insbesondere auf dem bairischen. Für den Bezirk Niederbayern kann man immer noch auf die vorbildlichen Anthologien früherer Zeiten auch in neueren Ausgaben zurückgreifen; gedacht ist dabei an Martin Buchners Lehrerkollegen Michael Waltinger (Niederbayerische Sagen) sowie die Bücher von Emmi Böck, aber auch an die Sagensammlungen von August Biberger, Paul Friedl (genannt Baumsteftenlenz), Alfons Lohr, Karl von Reinhardstoettner, Maximilian Schmidt (genannt Waldschmidt), Franz Xaver Siebzehnriebl u. a., die alle im Morsak Verlag Grafenau eine verlegerische Heimat gefunden haben. Besonders hervorzuheben sind in diesem Zusammenhang all die vielen verdienstvollen Veröffentlichungen zum Thema Sagen und Legenden aus der kompetenten Feder von Reinhard Haller. Aus der neueren Zeit sei verwiesen auf die Auswahl-Sagensammlungen von Alois Angerpointner, Gertrud Maria Dietz, Hubertus Hinse/Toni Lauerer, Karl-Heinz Hummel, Marianne Huber/Mirko Finkentscher, Bastian Mahler, Gustl Motyka, Jan Reiser/Johann Wax, die mehr den oberbayerischen und oberpfälzerischen Raum abdecken und großteils auch durch zeitgenössische Illustrationen hervorstechen. Auf Sagen aus dem niederbayerischen Rottal hat zuletzt 2021 Gabi Geiersberger mit ihrem im Aurisium Verlag Doris Seibold (Pfarrkirchen) erschienenen Bändchen „lus a weng zua – Fast vergessene Sagen und Geschichten aus dem Rottal“ hingewiesen. Den natürlich sehr viel größeren Gesamtbezirk Niederbayern kann und soll nunmehr diese Neuausgabe der alten Buchner-Sammlung von 1922/1950 abdecken. Denn, wie oben angedeutet, Sagen aus Niederbayern sind z. Zt. en vogue, nicht bloß in Buchform, sondern auch als Dramatisierung: Bei der Landesgartenschau 2023 in Freyung war z. B. auch die Aufführung eines Stücks mit dem Titel „D’Hex vom Rachelsee“ zu sehen, das auf einer Sage aus dem Bayerwald beruht. Fazit: In der großen Menge bairischer, insbesondere niederbairischer Sagen, die auch im 21. Jahrhundert in Buchform vorgehalten werden, soll und darf Martin Buchners Sammlung nicht fehlen und vergessen werden! Darüber hinaus hat es den Anschein, dass Persönlichkeit und Werk des Martin Buchner seit der Jahrhundertwende eine gewisse Art Renaissance erfahren. Ich selbst durfte durch meinen Aufsatz „Heimatsänger … heimatlos!“, aus Anlass des 50. Todestages Buchners im Jahre 2009, im „Passauer Almanach 6“ (2009/2010) einen kleinen Beitrag zur Wiederentdeckung des Dichters leisten. (Mein Text ist im Anhang dieses Buches abgedruckt.) Diese notwendige Renaissance Buchners ist dann in der Folgezeit das Verdienst des sehr rührigen Passauer „Ralf Schuster Verlags“, der inzwischen bereits drei einschlägige Veröffentlichungen zu Buchner vorgelegt hat: 1) - Eva-Maria Hertel, eine Enkelin Buchners, gab 2013 eine sehr ansprechende und überzeugende Auswahl (CVIII und 138 S.) aus allen fünf Gedichtbänden Buchners („Lied vom Inn“, 1909; „Lied und Leben“, 1911; „Stromgold“, 1913; „Versunkenes Reich“, 1938; „Sturmflut über dem Abendland“, 1955) heraus. (Das kleine Geleitwort, das ich zu diesem Bändchen verfassen durfte, ist im Anhang enthalten.) 2) -2019, auch aus Anlass des 150. Geburtstags und des 60. Todestags von Martin Buchner, erschien wiederum im Passauer Ralf Schuster Verlag, aber nunmehr in der Reihe „PATAVIENSIA – Passauer Arbeiten zur Literatur- und Kulturwissenschaft“, Band 2, die von Hans Krah und Ralf Schuster herausgegebene Studie „Martin Buchner (1869-1959) – Zugänge zu seinem Werk“. Auf 256 Seiten haben sich drei Vertreterinnen (Vera Bachmann, Stephanie Großmann, Marietheres Wagner) und sechs Vertreter (Dennis Gräf, Mathias C. Hänselmann, Günter Koch, Hans Krah, Hartmut Laufhütte, Ralf Schuster) der Deutschen Philologie an der Universität Passau mit verschiedenen Aspekten des Buchnerschen Werks beschäftigt. Andrea Sieber, Professorin für Ältere Literaturwissenschaft an der Universität Passau und ausgewiesene Nibelungenlied-Expertin, hat diese verdienstvolle Untersuchung zu Buchners Werk im „Passauer Jahrbuch“ LXII/2020 in sehr umfassender und überzeugender Weise gewürdigt. Auf den Beitrag von Marietheres Wagner „,DER SILBERBERG – Wäre das nicht ein Film?‘ – zum Begriff ,Filmemachen‘ in Zeiten der Digitalisierung am Beispiel eines Textes aus der Sammlung ‘Niederbayerische Sagen und Geschichten‘ von Martin Buchner“ soll in unserem Zusammenhang eigens hingewiesen werden. Auf 29 Seiten (S. 197 bis S. 225) wird der filmtheoretisch und -didaktisch stringente Nachweis gebracht, was alles aus einer Sage „gemacht“ werden kann. Es bleibt zu hoffen und zu wünschen, dass durch die nun wieder in Buchform vorliegende Sagensammlung die didaktisch-methodische Umsetzung der alten und gar nicht verstaubten Sagen gerade auch mit modernen Medien im aktuellen Literaturunterricht unserer Schulen noch leichter möglich sein wird. 3) Zuletzt kam im Jahr 2020 bei Schuster ein bis dato unveröffentlichter Text Buchners heraus. Hartmut Laufhütte (em. Ordinarius für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Passau) edierte in Zusammenarbeit mit Eva-Maria Hertel (s. o.) den bisher ungedruckten Roman Buchners mit dem Titel „Der Heimatdichter. Ein Lehrerschicksal aus den 20er und 30er Jahren“. Im Mittelpunkt der bewegten Roman-Handlung zwischen 1925 und 1935 steht der zuletzt in Tittling wirkende Volksschullehrer und Heimatschriftsteller (Buch „Ahnenerbe“) Karl Mayerhofer (1894-1935), der Erfinder des Begriffs „Dreiburgenland“, dem Buchner in diesem seinem einzigen größeren Erzählwerk den Namen „Konrad Mahkorn“ gibt. Mayerhofer/Mahkorn wählt in der Wirklichkeit und im Roman den Freitod aus Angst vor einer vererbten unheilbaren Krankheit und wird so ein frühes Opfer des Rassen- und Vererbungswahns der NS-Ideologie. Interessant wird das Buch, entstanden kurz vor oder nach dem Ende des 2. Weltkriegs und von Buchner selbst zu posthumer Veröffentlichung bestimmt, vor allem dadurch, dass ein sehr anschauliches und vielschichtiges Bild des Bayerwalds und Niederbayerns aus den 1920er/30er Jahren entsteht, ein Zeitdokument, das auch viele neue und ganz spezielle Einblicke vermittelt. So begegnet man in der Romanfigur des Pädagogen „Meinrad Mang“ dem Volksschullehrer Max Matheis (1894-1984), der Mitte der 1930er Jahre seine erfolgreiche Karriere als Passauer Nazi-Dichter begann und im Buchnerschen Text folgende deutlich antisemitische Aussage über die Literatur der Weimarer Republik trifft: „… der Literaturjude gibt den Ton an.“ (S. 67) Wenn Martin Buchner am Schluss seines dokumentarisch höchst dichten Romans seinen Protagonisten Konrad Mahkorn als Autor kennzeichnet, „der die Heimat lobpries und der im tiefsten Wesen heimatlos war“ (S. 240), so beschrieb sich Buchner damit auch quasi selbst. 1950, in Buchners Gedicht „Der Heimatsänger“, wendet er zuletzt das Bild des heimatlosen Heimatsängers expressis verbis auf sich selbst an. (s. Anhang, Seite 238) Der letzte Aspekt, der für die Neuausgabe der Buchnerschen Sagensammlung spricht, sei hier bloß kurz angedeutet; ich verweise hierzu auf meine längeren und genaueren Ausführungen im Anhang dieses Buches, S. 224 bis 241. Wir haben in Martin Buchner einen sehr interessanten Autor des 20. Jahrhunderts, der von 1909 bis zu seinem Tod 1959, also fünfzig Jahre lang, durch seine zahlreichen, sehr verschiedenartigen Werke die regionale Literaturlandschaft Passaus und Niederbayerns maßgeblich beeinflusst und bereichert hat, aber im Laufe der Zeit aus dem Blickfeld der Leserschaft gerückt ist, wofür auch fehlende Buchausgaben verantwortlich waren. Mit der vorliegenden Neuausgabe seiner niederbayerischen Sagen ist zumindest wiederum ein kleiner Schritt getan, Martin Buchner nicht ganz zu vergessen, sondern ihn verstärkt wahrnehmen und ins literarische Gedächtnis aufnehmen zu können. Zum Schluss ist für mich als Herausgeber ein mehrfacher Dank unbedingt notwendig: Ich danke Herrn Regierungspräsident Rainer Haselbeck für seine Bereitschaft, dieser historischen Quelle niederbairischer Kultur durch sein freundliches und kenntnisreiches Geleitwort sozusagen die höhere regierungsamtliche Approbation zu verleihen. Ich danke meinem Freund Dr. med. Jörg Mangold ganz herzlich dafür, dass er durch seine treffende und vielfach erprobte Illustrationskunst den Buchnerschen Sagen und Geschichten zusätzlichen Reiz vermittelt hat, so dass ein besonders ansprechendes Hausbuch der niederbairischen Literatur entstehen konnte. Ebenso herzlich danke ich meiner Verlegerin, Frau Stephanie Friedl vom Morsak Verlag Grafenau dafür, dass sie wieder einmal – wie schon so oft – ein Buchprojekt meinerseits – ohne jede Gegenwehr oder Widerrede – realisiert hat! Danke, lb. Steffi, vor allem auch dafür, dass Du meine inzwischen sehr deutlich verspürbare Langsamkeit als rapide alternder Herausgeber so geduldig ertragen hast! Frau Eva-Maria Hertel, die Enkeltochter des Dichters Martin Buchner, hat mir freundlicherweise die Erlaubnis zum Abdruck der Sagensammlung und einiger Photographien erteilt. Dafür sage ich ihr von Herzen Danke! Für die finanzielle Unterstützung bei der Drucklegung des Buches sei herzlich gedankt dem „Freundeskreis der Turmschreiber e. V.“ München, (www.freundeskreis-der-turmschreiber.de), sowie der „Dr. Hans Karl Fischerstiftung der Universität Passau.“ Ein herzlicher Dank gebührt meiner treuen und fleißigen Sekretärin, Frau Nicole Diewald („LiNi“), der es schon seit vielen Jahren immer wieder höchst kompetent gelingt, aus meinen handschriftlich vorgelegten und daher meist unleserlichen Vorlagen druckbare Typoskripte herzustellen. Ohne sie gäbe es alle meine Bücher nicht! Daher: Vergelt’s Gott, LiNi! Ganz zuletzt danke ich meiner Frau Maria Osterholzer, die mich beim Korrekturlesen sowie beim Einscannen und Beschriften der Illustrationen sehr unterstützt hat. Danke, Maria! Osterholzen, am 3. Oktober 2023 (Tag der Deutschen Einheit / 149. Geburtstag der Dichterin Emerenz Meier aus Schiefweg/ Bayerischer Wald, +28.02.1928 in Chicago/ USA) Dr. phil. Hans Göttler (al. GöttlerHans/GeddlaHans)

Erscheinungsdatum
Zusatzinfo Zeichnungen von Dr. Jörg Mangold Arzt, Maler, Cartoonist, Autor
Verlagsort Grafenau
Sprache deutsch
Maße 170 x 240 mm
Gewicht 500 g
Themenwelt Literatur Märchen / Sagen
Schlagworte Buchner Martin • Göttler Hans • Mangold Jörg
ISBN-10 3-86512-193-4 / 3865121934
ISBN-13 978-3-86512-193-6 / 9783865121936
Zustand Neuware
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