Professor Zamorra 1288 (eBook)

Niemandsleben
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2023 | 1. Aufl. 2023
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-5939-7 (ISBN)

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Professor Zamorra 1288 - Thilo Schwichtenberg
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Das gab es noch nie:
Die drei erfolgreichsten Geisterjäger JOHN SINCLAIR, PROFESSOR ZAMORRA und DORIAN HUNTER in einem Abenteuer vereint gegen die Mächte der Finsternis!

John Sinclair erreichte den Speisesaal und rannte auf den Tisch zu, an dem Zamorra, Dorian Hunter und er die Detektivin Jane Collins zurückgelassen hatten.
Der Tisch war umgestürzt, und davor hatte sich eine riesige Blutlache ausgebreitet. Inmitten der Lache lag Jane Collins, auf Reste fauligen Seetangs gebettet wie auf eine Matratze. In ihrer Brust klaffte ein Loch.
Jemand hatte ihr das Herz aus dem Leib gerissen!


Niemandsleben

von Thilo Schwichtenberg

John Sinclair erreichte den Speisesaal und rannte auf den Tisch zu, an dem Zamorra, Dorian Hunter und er die Detektivin Jane Collins zurückgelassen hatten.

Der Tisch war umgestürzt, und davor hatte sich eine riesige Blutlache ausgebreitet.

Erst jetzt fiel John der Gestank auf. Nach Salzwasser und nach – faulen Eiern.

Inmitten der Lache lag Jane Collins, auf Reste fauligen Seetangs gebettet wie auf eine Matratze. In ihrer Brust klaffte ein Loch.

Jemand hatte ihr das Herz aus dem Leib gerissen.

Das Rumoren wurde lauter, das Beben war jetzt auf dem Höhepunkt angelangt. Ein paar der schweren Ölgemälde, die den Treppenaufgang schmückten, krachten auf die Stufen. Die Frau, die am oberen Absatz der Treppe stand, musste sich an der Wand abstützen. Sie war um die dreißig und zierlich, fast knochig dürr. Sie trug dunkle, fast schwarze Haare und war nur mit einem schlichten weißen Gewand bekleidet, das wie eine Zeltplane um ihren Leib flatterte. Für einen schrecklich langen Moment sah es so aus, als würde der zerbrechliche Körper die Treppe hinabstürzen, doch im letzten Augenblick klammerte sich die Frau an das Geländer. »Meine Tochter! Sie ist noch im Haus. Helfen Sie ihr! Bitte!«

Dann brach sie zusammen.

Dorian Hunter reagierte als Erster und jagte die Treppe empor.

Ich folgte ihm, als der nächste Erdstoß das Gebäude erschütterte. Eines der Ölgemälde krachte mir wie ein Amboss vor die Füße. Während Hunter vor der Frau in die Knie ging, warf ich einen Blick zurück nach unten. Eben noch war John Sinclair hinter uns gewesen, doch jetzt war er verschwunden.

»Wie heißen Sie?«, rief Dorian Hunter und packte die zierliche Frau fast ein wenig unsanft am Kragen. »Was ist mit Ihrer Tochter? Was ist hier passiert?«

Die Fremde zitterte. Ich war mir nicht einmal sicher, ob sie Hunter und mich wirklich wahrnahm.

»Wo ist mein Kind?«, schrie sie verzweifelt, den Blick durch uns hindurch gerichtet. »Wer hat Sophie gesehen? Ich kann sie nicht finden! Sophie!! Wo bist du? – Sag doch was, Schatz! Sag mir, wo du bist, dann kann ich dich ...« Ihr Körper wurde von einem Weinkrampf geschüttelt.

»Reißen Sie sich zusammen!«, rief Hunter. »Wo finden wir Ihre Tochter?«

Bevor er vielleicht noch auf die Idee kam, ihr eine Ohrfeige zu verpassen, schob ich mich dazwischen. Hunter warf mir einen giftigen Blick zu, machte jedoch Platz.

»Hey, Miss. Können Sie mich hören? Ich heiße Zamorra. Ich möchte versuchen, Ihnen zu helfen. Wo haben Sie Ihre Tochter zuletzt gesehen?«

Der Blick der Frau blieb leer. Sie atmete flach, als stünde sie kurz davor zu hyperventilieren.

»Sehen Sie mich an!«, befahl ich ihr. Ich wollte versuchen, sie zu hypnotisieren, aber als würde sie instinktiv spüren, was ich vorhatte, schob sie mich fort.

»Gehen Sie! Helfen Sie meiner Tochter!«

Ich bot ihr eine Hand, um ihr aufzuhelfen, doch sie schlug sie zurück. Mit einer Energie, die ich ihrem ausgemergelten Körper auf den ersten Blick nicht zugetraut hätte, sprang sie auf und verschwand in dem Gang, der sich an die Treppe anschloss. Als Hunter und ich einen Blick in den Korridor warfen, war er verlassen.

»Na toll, Monsieur Parapsychologe. Gut gemacht.«

Ich ignorierte Hunters Einwurf und blickte mich um. Das Grollen und Rumoren war urplötzlich verstummt. Ein paar der Gemälde hatten den Sturz unbeschadet überstanden. Sie zeigten allesamt dasselbe Motiv: das Hotel am Fuße des Berges. Der Vulkan war im Ausbruch begriffen, die Lava rann in breiten Bahnen den Hang hinab. Die weitere Umgebung jedoch war nicht zu erkennen. Sie verschwamm in einem nebligen Grau.

Ich kniff leicht die Augenlider zusammen. Die Lava auf dem Bild – leuchtete! Und nicht nur das: Wie Tränen rann sie den Hang hinab und umfloss das Hotel, ohne das Gebäude zu berühren.

Unvermittelt setzte das Beben wieder ein.

Hunter und ich wechselten einen Blick.

»Hört dieser Mist denn niemals auf?«, knurrte er.

Irgendwo in der Ferne – im Speisesaal? – vernahmen wir das Klirren von Geschirr, das im Bersten von Gebälk unterging. Aber falls dort wirklich die Decke einbrach, war hier bei uns nichts davon zu spüren. Stattdessen mischten sich andere, hellere Töne in das Donnern und Grollen und wehten wie ein leiser Hauch die Treppe herauf: das Stöhnen oder Klagen – von Menschen ...

Eine Illusion?

Kurz darauf verstummten alle Geräusche, und die plötzlich einsetzende Stille wirkte geradezu ohrenbetäubend.

»Es ist das Hotel«, murmelte ich, »oder irgendeine Kraft, die durch das Hotel wirkt.«

Ich fand keine anderen Worte, um auszudrücken, was ich dachte, aber Hunter verstand mich und nickte.

Ich rief Merlins Stern, der sofort in meiner Hand erschien. Ich aktivierte die Scanfunktion, doch aus irgendeinem Grund reagierte das Amulett nicht.

»Suchen wir endlich das Mädchen«, schlug Hunter vor.

Ich wollte ihm zustimmen, als ich aus dem Augenwinkel auf dem Korridor eine Bewegung bemerkte.

Die schwarzhaarige Frau war zurückgekehrt! Sie stand mitten auf dem Gang und presste die Hände so stark gegen die Wangen, dass sich die Abdrücke weiß auf der Haut abzeichneten. »Meine Tochter ist nicht tot! Sie lebt! Ich spüre es!« Panisch drehte sie sich um die eigene Achse. »Schatz, Sophie, wo bist du? Antworte! Hörst du mich, Sophie? Gib mir ein Zeichen! Sag mir, wo du bist ...«

Die Worte verwehten, als sie sich umdrehte und fortlief – genauso wie ihre Umrisse, die verschwunden waren, noch ehe sie das Ende des Korridors erreicht hatte.

Damit war klar, warum sie uns vorhin »entwischt« war.

»Auch wenn sie ein Geist ist, könnte ihre Tochter noch am Leben sein«, sprach Hunter aus, was auch mir durch den Kopf ging. Gleichzeitig dachte ich an das Mädchen, das John und ich in der Hütte gesehen hatten. Da hatte es sich in eine Puppe verwandelt ...

»Hey, Prof, schauen Sie mal!« Hunter wies an mir vorbei, sodass ich mich umdrehte.

Da stand das Mädchen! Am anderen Ende des Korridors. Es lächelte.

»Hey, Kleine!«, rief Hunter und setzte sich in Bewegung.

Das Gesicht des Mädchens verzerrte sich zu einer ängstlichen Fratze. Es wirbelte herum und rannte davon.

»Ich schlage vor, dass wir uns aufteilen«, rief ich Hunter hinterher. »Ich die Frau, du das Mädchen, okay?«

Natürlich würdigte mich Hunter keiner Antwort. Er rannte einfach weiter.

Bis vor wenigen Augenblicken war die Welt noch in Ordnung gewesen.

Nun gut, zumindest halbwegs in Ordnung.

Oberinspektor John Sinclair hatte, zusammen mit Professor Zamorra und Dorian Hunter, ein altmodisches Magnettonband untersucht, auf dem Zamorra die Stimme seines toten Freundes Bill Fleming vernommen hatte. Als sie es erneut abspielten, war die Botschaft dieselbe gewesen: »Aufzeichnung startet. Dieses Tondokument handelt vom Ausbruch eines Vulkans, der einen ganzen Landstrich verwüstet und viele Menschen das Leben gekostet hat ...«

Die Stimme auf dem Band allerdings hatte jetzt einem anderen Menschen gehört: dem Reporter Bill Conolly, einem Freund von John Sinclair.

Dorian Hunter hatte daraufhin den Vorschlag unterbreitet, sich das Tondokument bis zum Ende anzuhören. Vielleicht brachte das ja etwas Klarheit in die aktuelle Lage, die sich am ehesten mit den Worten seltsam und unwirklich beschreiben ließ:

Nur ein paar Stunden war es her, dass die drei Dämonenjäger in diesem Hotel ... erwacht waren. Dabei hatte es keinen Aufwachprozess im eigentlichen Sinne gegeben. Stattdessen waren sie einfach hier gewesen, ohne eine Erinnerung an eine Anreise oder an eine Entscheidung, diesen verlassenen Ort am Fuße eines brodelnden Vulkans aufzusuchen. Dass sie sich in England befanden, der Heimat von John Sinclair und Dorian Hunter, ließ sich mit einiger Sicherheit ausschließen. Auch in der Nähe des Loire-Tals in Frankreich waren keine aktiven Vulkane bekannt. Ansonsten jedoch gab es nicht einmal einen Hinweis auf den Kontinent, auf dem sie sich befanden – wenn man einmal vom Kolonialstil der Hoteleinrichtung absah.

Draußen wiederum, hinter dem von Türmchen und Erkern geschmückten Gebäude, ragte der Vulkan auf, über dessen Schlot eine schwarze Rauchsäule seit jenem Zeitpunkt vor einigen Stunden stand, zu dem Hunter, Sinclair und Zamorra an diesem Ort »eingetroffen« waren. Getrennt voneinander, jeweils ohne sich der Anwesenheit der beiden anderen bewusst zu sein.

Der Fuß des Vulkans war von Wald bedeckt, in den auch das Hotel eingebettet war – und eine Höhle, die etwas weiter oben am Hang lag. In ihr hatte Dorian Hunter den Geisterjäger John Sinclair vor einem unförmigen, riesigen, nach Salzwasser, Seetang und faulen Eiern stinkenden Ungeheuer gerettet, dessen riesiges Maul sich bereits geöffnet hatte, um ihn zu verschlingen. Außerdem hatte das Ungeheuer über eine Schwanzflosse verfügt wie ein Fisch sowie über klappernde Scheren, die an...

Erscheint lt. Verlag 7.10.2023
Reihe/Serie Professor Zamorra
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • Deutsch • eBook • eBooks • Extrem • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • Lovecraft • Männer • Neuerscheinung • Neuerscheinungen • Paranomal • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony Ballard • Top • Walking Dead
ISBN-10 3-7517-5939-5 / 3751759395
ISBN-13 978-3-7517-5939-7 / 9783751759397
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