Dämmerung über der dunklen Erde: Zwei Science Fiction Romane -  Lloyd Cooper

Dämmerung über der dunklen Erde: Zwei Science Fiction Romane (eBook)

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
400 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-8556-6 (ISBN)
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Dieser Band enthält folgende SF-Romane: Lennox jenseits der Dämmerung (Lloyd Cooper) Lennox in der Manege der Freaks (Lloyd Cooper) Eine kosmische Katastrophe hat die Erde heimgesucht. Die Welt ist nicht mehr so, wie sie einmal war. Die Überlebenden müssen um ihre Existenz kämpfen, bizarre Geschöpfe sind durch die Launen der Evolution entstanden oder von den Sternen gekommen, und das dunkle Zeitalter hat begonnen. In dieser finsteren Zukunft bricht Timothy Lennox zu einer Odyssee auf ... Als Tim und Marrela die Seattle erreichen, wird ihnen PROTO gestohlen. Um ihn wiederzubekommen, müssen sie in der Manege der Freaks etwas besonderes darstellen. Nur dann kommen sie ins Nih'wana, wo sich das Gefährt nun befindet. Tim kann mit Schießkünsten überzeugen, aber Marrela als Clown weckt seine Skepsis.

3


„Wird ein ziemliches Problem werden, hier ein Schiff zu bekommen.“ Der bärtige alte Mann kratzte ausgiebig seine Wange. „Von mir kriegst du schon mal keins.“

„Bitte?“ Tim sah ihn verständnislos an. Er hatte die beiden Spötter beim Gleiter zurückgelassen und war allein zum Hafen gegangen. Hier saßen die Repräsentanten der einzelnen Schiffs- oder Flotteneigentümer auf Holzstühlen in der Sonne, aßen gegrillten Fisch und tranken Ale dazu. Mit ihren dicken Bäuchen, den bärtigen Gesichtern und den tief über die Augen gezogenen Mützen sahen sie alle gleich aus.

„Hier auf dem Schild“, sagte Tim geduldig, „steht, dass du fünf freie Schiffe hast.“

Der alte Mann lehnte sich vor und betrachtete die Buchstaben und Zahlen, die mit Kreide auf eine Holztafel gemalt waren. Dann nickte er. „Ich hab mich schon seit Jahren gefragt, was da wohl steht. Stammt noch von meinem Vorgänger, das Schild. Stimmte vielleicht damals, heute nicht.“

Er griff nach einem Krug Ale und trank. Tim bemerkte angewidert, dass mehrere fingergroße Kakerlaken über den Tisch krochen. Niemand schien sich daran zu stören.

„Du brauchst also ein Schiff?“, begann der Mann die Unterhaltung von vorne.

Tim ließ sich auf das Spiel ein. „Ja, ich brauche ein gutes Schiff mit einer zuverlässigen Mannschaft. Die Fracht sind zwei Fahrzeuge und drei Passagiere.“

„Hm …“ Der Alte schnaufte, kratzte sich, verdrehte die Augen und tat alles, um Tim merken zu lassen, dass nun sein bestes Angebot folgen würde.

„Okee“, sagte er schließlich und spuckte auf den Boden. „September.“

„September?“ Tim glaubte sich verhört zu haben. „Es ist Mitte Mai!“

„Eben.“ Der alte Mann sah ihn erwartungsvoll an, zählte wohl schon im Geiste die Bax. „Ich geb dir meinen eigenen Sohn als Kapitän, damit du weißt, wie gut das Schiff ist.“

„Vergiss es.“ Tim stand auf und wandte sich ab. Einige andere Vermittler, die das nicht gerade leise geführte Gespräch mitbekommen hatten, schüttelten die Köpfe, sobald sie auch nur seinen Blick bemerkten.

„Erst ab Oktober“, sagte einer und griff nach einem frischen Stück Fisch. „Dann kannst du‘s bei mir versuchen.“

Tim war wie vor den Kopf gestoßen. Draußen vor den Kaimauern drängten sich Dutzende Schiffe, und doch wollte man ihm kein einziges davon vermieten. Der Grund dafür war ihm rätselhaft, aber auf seine Frage hörte er immer nur die Antwort: Ausgebucht.

Mit diesem mageren Ergebnis kehrte er schließlich zu den Gleitern zurück. Marrela saß jetzt mit angezogenen Beinen auf dem Vordersitz. Es sah aus, als wolle sie lauschen.

„Kein Schiff?“, fragte Kaio, als Tim die kurze Geschichte seines Misserfolgs zu Ende gebracht hatte. „Und was machen wir jetzt?“

„Keine Ahnung. Vielleicht finden wir irgendwo einen Fischer, der uns mitnimmt, oder wenigstens jemanden, der uns erklärt, weshalb alles ausgebucht ist.“

Er sah sich um. Die große Scheune, neben der sie gelandet waren, stand ein wenig abseits der Straßen. Von hier aus sah man nur vereinzelte Passanten, die zumeist mit Waren beladen über die glitschig wirkenden Stege gingen. Bei den überraschend warmen Temperaturen hatten viele Arbeiter den Oberkörper entblößt und die Schuhe zu Hause gelassen.

„Lasst uns essen gehen“, schlug er vor. „Irgendein Einheimischer wird schon etwas zu erzählen haben.“

Kaio deutete auf die Ladefläche des Lastengleiters. „Ich passe lieber auf die Gleiter und das Gepäck auf. Bringt mir was mit.“

Tim nickte ihm kurz zu und wandte sich an Marrela. „Kommst du?“

Sie hob den Kopf. „Ich hab keinen Hunger.“

„Dann schau mir beim Essen zu.“ Tim schlug einen betont fröhlichen Tonfall an. „Ich möchte wirklich, dass du mitkommst.“

Das schien zu funktionieren, denn Marrela legte endlich die Decke ab, mit der sie trotz der Wärme ihre Schultern bedeckt hatte, und stand auf. Bevor sie Gelegenheit zum Aussteigen hatte, legte Tim seine Arme um sie und hob sie aus dem Gleiter heraus. Marrela lächelte unwillkürlich, so wie er gehofft hatte.

„Sir Walter Raleigh“, erzählte Tim, während er mit ihr auf den Armen durch den Matsch auf einen der Stege zuging, „warf vor langer Zeit einmal seinen Umhang in eine Pfütze, um zu verhindern, dass eine vornehme Dame ihre Schuhe mit dem Schmutz der Straße befleckte. Leider habe ich keinen Umhang, der groß genug ist, um die ganze Stadt zu bedecken, deshalb müssen wir uns so behelfen.“

Er betrat den Steg und stellte Marrela wieder auf ihre eigenen Füße. Frustriert bemerkte er, dass das Lächeln von ihrem Gesicht verschwunden und durch ein Stirnrunzeln ersetzt worden war.

„Mein Schwert liegt noch im Gleiter“, sagte sie, ohne auf die Geschichte einzugehen.

Tim hätte sie am liebsten geschüttelt, um diesen monotonen Tonfall in ihrer Stimme zu beenden. Stattdessen hob er nur die Schultern. „Wir wollen essen gehen, nicht die Stadt plündern. Ich habe meinen Driller auch nicht dabei.“

Er griff nach ihrer Hand. Marrela ließ sich mitziehen, den Blick stur geradeaus gerichtet. Tim machte sich ernsthaft Sorgen um sie. Die letzten beiden Wochen hatten in ihrer Eintönigkeit dazu beigetragen, dass Marrela sich Gedanken über den Verlust ihres Lauschsinns machen konnte. Zu viele Gedanken, und eindeutig zu düstere!

Sie wanderten über die Stege der Stadt. Die Einwohner schienen relativ wohlhabend zu sein. Es gab viele Geschäfte und Marktstände, und die Lastkarren bogen sich unter Waren, die am Hafen ausgetauscht wurden. Er sah nur wenige Bettler oder Menschen, die offensichtlich arm waren. Die einzigen beiden Dinge, die nicht zu einer gut organisierten, wohlhabenden Stadt passen wollten, waren der Schlamm – an dem sich während des Tauwetters aber wohl nichts ändern ließ – und die unglaublichen Mengen Ungeziefer.

Vor allem die fingerlangen Kakerlaken, die er bereits am Hafen bemerkt hatte, schienen sich in der Stadt wohlzufühlen. Sie krabbelten über die Stege, krochen an den Wänden der Marktstände empor und saßen sogar auf den Waren, ohne dass jemand sie wegscheuchte. Tim nahm an, dass sie wie der Schlamm ein kurzzeitiges Problem waren und man sich einfach damit arrangiert hatte. Widerlich war es trotzdem.

Er blieb stehen, als sie einen großen Platz erreichten. Vor einigen Tavernen standen hölzerne, auf Stelzen gebaute Plattformen, die mit Tischen und Stühlen besetzt waren. Menschen saßen in der Sonne, aßen, tranken und unterhielten sich.

„Willst du draußen sitzen?“, fragte Tim.

„Ja.“ Marrela sah noch nicht einmal hin, als sie die Antwort gab. Wenigstens ergriff sie die Initiative und stieg als erste die Treppenstufen zu einer der Plattformen hoch. Tim folgte ihr. Gemeinsam setzten sie sich an einen recht zentral gelegenen Tisch.

Einige Männer warfen Marrela Blicke zu oder stießen sich gegenseitig an. Der Bikini, den sie von Naoki geschenkt bekommen hatte, machte sie zur spärlichst bekleideten Frau der Taverne. Tim hoffte, dass es deswegen keinen Ärger gab.

Eine Stimme riss ihn aus seinen Gedanken.

„Fisch oder Fleisch?“ Der Wirt, ein ungewöhnlich hagerer Mann mit langem Vollbart stellte ungefragt zwei Krüge auf dem Tisch ab und wischte sich mit den Händen über seine Lederschürze. „Beides ist frisch.“

Aus den Augenwinkeln bemerkte Tim eine Kakerlake, die langsam auf die Tischplatte kroch und sich zielstrebig auf einen halb leeren Brotkorb zubewegte.

„Fisch“, sagte er. „Und bring noch etwas Brot mit, das …“

„Shiit!“, unterbrach ihn der Wirt, dessen Augen sich auf eine andere Plattform richteten. „Muss das denn sein?“

Tim folgte seinem Blick und sah einige Männer, die lange schwarze Fellmäntel und ebenso schwarze Hüte trugen. Die Menschen auf der Plattform machten ihnen mit sichtlichem Respekt Platz.

„Shiit …“ Der Wirt schien die Bestellung völlig vergessen zu haben. „Jetzt essen die Molunter auch noch bei Waaren. In jeder verdammten Taverne essen sie, nur nicht in meiner. Verdammt!“

„Wer sind die Molunter?“, fragte Tim abwesend, während seine Hand bereits über der Tischplatte schwebte. Seine ganze Konzentration galt der Kakerlake, die den Brotkorb fast erreicht hatte. Fass mein Abendessen an und du bist tot, drohte er ihr in Gedanken.

„Du weißt nicht, wer die Molunter sind?“ Der Wirt schüttelte den Kopf. „Woher kommst du überhaupt?“

„Von weit her. Wir sind auf der Durchreise.“

Die Fühler der Kakerlake wippten auf und ab. Sie hockte auf dem Rand des Brotkorbs, als sei sie nicht sicher, was sie als Nächstes tun sollte.

„Auf der Durchreise? Dann bist du am richtigen Ort. Pootland ist berühmt für seinen Schiffsbau. Wo geht‘s denn hin?“

„Nach Norden.“

Die Kakerlake schien eine Entscheidung gefällt zu haben. Wie in Zeitlupe kippte sie nach vorne, dem größten Stück des aufgeschnittenen Brotlaibs entgegen.

„Da gibt‘s nur Eis und Schnee. Da werdet ihr nichts fin…“

Tims Hand schoss vor. Er packte die Kakerlake, schleuderte sie zu Boden und zertrat sie mit dem Stiefelabsatz, noch bevor der Wirt den Satz beendet hatte.

„…den.“

Tim sah auf. „Nun“, begann er, aber damit hatte sich sein Teil der Unterhaltung bereits erledigt. Er spürte den Schlag kaum, der ihn traf, fand sich nur...

Erscheint lt. Verlag 27.9.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
ISBN-10 3-7389-8556-5 / 3738985565
ISBN-13 978-3-7389-8556-6 / 9783738985566
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