Trevellian schleicht hinterher: Zwei Krimis -  Alfred Bekker,  Pete Hackett

Trevellian schleicht hinterher: Zwei Krimis (eBook)

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2023 | 1. Auflage
400 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-8535-1 (ISBN)
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Dieser Band enthält folgende Krimis: Wir fanden Knochen (Alfred Bekker) Trevellian und der Tod kommen oft auf leisen Sohlen (Pete Hackett) Mehrere Leichen werden gefunden. Ihnen allen fehlen Organe. Da es sich ausschließlich um Obdachlose handelt, überprüfen Die FBI-Agenten Trevellian und Tucker die Krankenhäuser in denen Obdachlose unentgeltlich behandelt werden. Ohne Erfolg. In mühsamer Kleinarbeit wühlen sich die G-men daraufhin durch alle medizinischen Einrichtungen und Krankendateien der Stadt. In einer Privatklinik finden sie dann auch eindeutige Beweise und die Täter. Doch dann wird wieder ein toter Obdachloser gefunden. Offenbar ist das Problem deutlich größer als gedacht.

Prolog


James Anderson saß am Eingang des Grand Central Terminals und bettelte. Es war September. Die Tage waren warm, aber in den Nächten sanken die Temperaturen unter zehn Grad. Der Obdachlose hatte strähnige, dunkle Haare. In seinem eingefallenen, hohlwangigen Gesicht wucherte ein schwarzer Bart. Die Augen des Mannes waren leicht gerötet.

Anderson hatte sich auf den Boden gesetzt und hielt ein Schild, auf das er ich habe Hunger gekritzelt hatte. Seine Baseballmütze lag am Boden. Einige mitleidige Zeitgenossen hatten ein paar Cents hineingeworfen. Der Großteil der Menschen aber lief vorbei, ohne den Obdachlosen zu beachten.

Es ging auf den Abend zu. Der Hauptbahnhof erinnerte an einen Ameisenhaufen. Stimmen schwirrten durcheinander, verworrener Lärm füllte die Atmosphäre. Es herrschte Hektik. Jeder schien es eilig zu haben. In die Straßenschluchten zwischen Hochhäusern und Wolkenkratzern senkte sich bereits das erste Grau der Dämmerung. Nur auf den Dächern der himmelstürmenden Bauwerke lag noch greller Sonnenschein.

James Anderson verspürte Hunger und beschloss, für diesen Tag Schluss zu machen und sich etwas zu essen zu besorgen. Er kannte ein Speiselokal. Die Mülltonnen dort warfen immer etwas Essbares ab. Er leerte seine Mütze aus, steckte das Geld in die Tasche seiner zerschlissenen Jeans, stülpte sich die Mütze auf den Kopf und ging in Richtung Lexington Avenue davon. Der Obdachlose bog in die Avenue ein, folgte ihr ein Stück nach Süden und erreichte schließlich die 31st Street. Er begab sich in den Hof des Restaurants. Hier standen sechs Mülltonnen. Sie waren das Ziel des Obdachlosen. Er öffnete die erste Tonne und kramte darin herum.

James Anderson fand, was er suchte. Da war zunächst ein ganzes Stück einer Pizza, das er verzehrte, dann fand er noch ein Stück von einem Hackbraten, das ebenfalls in seinen Magen wanderte. Der Obdachlose beschloss, sich eine Flasche Wein zu besorgen und sich dann in sein Domizil, einem abbruchreifen Haus in der 22nd Street, zurückzuziehen.

Er ging in einen Shop, in dem unter anderem Spirituosen verkauft wurden, erwarb eine billige Flasche Wein, und machte sich auf den Weg zu seinem Unterschlupf. Es handelte sich um ein vierstöckiges Haus, das seit Jahren nicht mehr bewohnt war und in dem es kein einziges heiles Fenster mehr gab. Im Keller des Gebäudes hatte sich Anderson einen Schlafplatz geschaffen. Da lag eine alte Matratze am Boden, darauf eine löchrige Decke. Ansonsten gab es eine Menge Unrat, vor allem leere Flaschen und Dosen sowie alte Zeitungen und Zeitschriften, die der Obdachlose aus Abfalleimern geholt hatte und hier sammelte.

Anderson setzte sich auf die Matratze, schraubte den Verschluss der Weinflasche auf und trank einen Schluck. Sein Kehlkopf rutschte hinauf und hinunter. Er schmatzte, wischte sich mit dem Handrücken über den Mund und sagte sich, dass er eigentlich ganz zufrieden sein konnte. Erst dieser Tage war er beim Arzt gewesen, und dieser hatte ihn untersucht. Er war kerngesund. Sein Magen war voll, er hatte Wein und ein Dach über dem Kopf. Was wollte er mehr?

Sein früheres Leben hatte James Anderson längst vergessen. Er hatte als Automechaniker gearbeitet und genug Geld verdient, um für sich, seine Frau und die beiden Söhne sorgen zu können. Aber dann war die Ehe in die Brüche gegangen. Er vernachlässigte seinen Job und wurde entlassen. Bald konnte er seine Miete nicht mehr bezahlen und er landete schließlich auf der Straße. James Anderson wurde einer von etwa 40.000 Obdachlosen in New York. Seit drei Jahren lebte er nun auf der Straße. Er hatte sich damit abgefunden und vermisste das Leben, das er früher führte, kaum noch.

Anderson trank noch einen Schluck. Dann legte er sich auf die Matratze und schloss die Augen. Der Obdachlose dachte nicht an die Zukunft. Er lebte ausschließlich in der Gegenwart. Der Tag, der hinter ihm lag, war nicht schlecht gewesen. Er hatte fast zehn Dollar erbettelt.

In dem Kellerraum gab es ein kleines Fenster, vor dem das Grau der Abenddämmerung hing. Im Raum war es schon ziemlich düster. Es roch penetrant. Aber daran war Anderson gewöhnt. Er döste ein. Als auf der Treppe Schritte zu vernehmen waren, schreckte er hoch. Gummisohlen quietschten. Zwei Männer betraten den Raum. Einer war mit einem Jeansanzug bekleidet, der andere trug zur Jeans eine braune Lederjacke. Keiner der beiden war älter als fünfunddreißig.

James Anderson hatte sich aufgesetzt. Fragend und erwartungsvoll zugleich musterte er die beiden Ankömmlinge. Misstrauen flackerte in seinen Augen. Irgendetwas ging von den beiden aus, das ihn beunruhigte und Beklemmung in ihm hervorrief. Der im Jeansanzug blieb bei der Tür stehen. Der Obdachlose konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass ihm der Fluchtweg verbaut werden sollte. Derjenige, der mit der Lederjacke bekleidet war, baute sich breitbeinig vor Anderson auf und stemmte die Arme in die Seiten. Er hatte dunkle, kurz geschnittene Haare. »Du bist Anderson, nicht wahr?«

»Ja«, murmelte der Obdachlose. »Was gibt es? Wer sind Sie?«

»Du bist uns empfohlen worden.«

»Empfohlen? Wofür?«

»Möchtest du dir auf die Schnelle fünfhundert Dollar verdienen?«

»Fünfhundert Dollar?«, wiederholte Anderson fast andächtig.

»Du hast richtig gehört. Fünfhundert Bucks. Du musst dich nur für einige Tests zur Verfügung stellen. Keine Sorge, dir geschieht nichts.«

»Was sind das für Tests?«, fragte Anderson.

»Es geht um die Erprobung eines Medikaments. Du stehst dabei unter ärztlicher Beobachtung. Das Medikament wurde von der FDA als bedenkenlos eingestuft …«

»FDA?«

»U.S. Food and Drug Administration. Aufgabe dieser Einrichtung ist der Schutz der öffentlichen Gesundheit in den USA. Du müsstest dich zwei Wochen lang ins Krankenhaus einliefern lassen. Drei Mahlzeiten am Tag, ein richtiges Bett, alles, was das Herz begehrt. Und obendrein fünfhundert Dollar.«

Anderson fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. Er lauschte den Worten hinterher. Der Mann schien zu wissen, wovon er sprach. Aber in dem Obdachlosen stiegen Zweifel auf. »Ich weiß nicht …«

Der Bursche griff in die Innentasche seiner Lederjacke, holte seine Brieftasche heraus und entnahm ihr einige Geldscheine. »Hier, das sind hundert Bucks Vorschuss.« Er beugte sich über den Obdachlosen und hielt ihm die Banknoten hin.

In Andersons Zügen arbeitete es. Er konnte sich nicht entscheiden und schien schwer an seiner Unschlüssigkeit zu tragen. Seine Hand hob sich, er ließ sie wieder sinken, räusperte sich und schluckte. »Ist das wirklich so gefahrlos, wie Sie sagen?«

»Absolut. Ziel des Tests ist … Ach was! Ich sehe es schon: Du bist nicht der richtige Mann für uns. Wir werden uns anderweitig umsehen.«

Der Dunkelhaarige zog die Hand mit den Geldscheinen zurück und wollte sich abwenden.

»Warten Sie«, sagte Anderson hastig.

Der Bursche hielt in der Bewegung inne.

»Geben Sie mir das Geld«, stieß Anderson hervor. In ihm war die Habgier erwacht. Er streckte die rechte Hand aus.

Der Dunkelhaarige lachte auf. »Na also. Warum nicht gleich?« Er gab Anderson die hundert Dollar. Dieser steckte sie in die Tasche seiner verbeulten Jacke. »Gehen wir.«

»Was! Ich soll gleich mitkommen? Aber …«

Der Dunkelhaarige nickte. »Du musst dich doch bei niemandem abmelden. Oder etwa doch?«

»Nein.«

»Dass du dich sofort zur Verfügung stellst, ist im Preis inbegriffen«, knurrte der Dunkelhaarige.

»Sie sagten, ich wurde Ihnen empfohlen.«

»Wir haben uns umgehört. Du warst doch vor einiger Zeit erst beim Arzt und bist kerngesund. Leute wie dich suchen wir. Unsere Ärzte möchten das Medikament betreffend eine Analyse erstellen. Doch nun ist es genug. Entweder du stehst jetzt auf und kommst mit, oder du gibst mir mein Geld wieder und wir suchen uns jemand anderen. Die notwendigen Erklärungen wird man dir im Krankenhaus geben. Die Leute dort sind auch viel kompetenter als wir.«

Der Dunkelhaarige schien langsam die Geduld zu verlieren.

Jetzt überwand sich der Obdachlose. Fünfhundert Dollar waren ein überzeugendes Argument. Er bückte sich noch einmal, nahm die Weinflasche und wollte ansetzen, um einen Schluck zu trinken. Der Dunkelhaarige fuhr ihn an: »Lass das, verdammt! Willst du besoffen im Krankenhaus ankommen?«

»Der Wein hat mich zwei Dollar gekostet«, begehrte Anderson auf.

»Wenn die Tests vorbei sind, kannst du dir zweihundertfünfzig Flaschen von dem Fusel kaufen. Stell die Flasche hin und dann komm.«

James Anderson kam der Anordnung nach, dann setzte er sich in Bewegung. Der Bursche im Jeansanzug ging voraus. Der Dunkelhaarige schloss sich dem Obdachlosen an. Sie hatten ihn zwischen sich. Es war schon ziemlich düster. Auf den Gehsteigen bewegten sich Menschen. Anderson musste sich in einen Chevrolet setzen. Der Dunkelhaarige nahm neben ihm auf der Rücksitzbank Platz. Der Bursche im Jeansanzug klemmte sich hinter das Steuer …



*



Als wir das Büro des Assistant Directors betraten, erhob sich dieser hinter seinem Schreibtisch, begrüßte uns per Handschlag und forderte uns auf, an dem kleinen Besprechungstisch Platz zu nehmen. Als wir alle saßen, begann der Chef:

»Es geht...

Erscheint lt. Verlag 26.9.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-7389-8535-2 / 3738985352
ISBN-13 978-3-7389-8535-1 / 9783738985351
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