Wo die Totenblumen tanzen (eBook)

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2023 | 1. Auflage
246 Seiten
tolino media (Verlag)
978-3-7579-5856-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wo die Totenblumen tanzen -  Sabine Knop
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Vampir zu sein nervt. Unsterblichkeit ist für Ian ein ungewolltes Geschenk, das er nicht einmal zurückgeben kann. Deshalb sucht er Zuflucht in der Einsamkeit und Stille mexikanischer Unterwasserhöhlen. Die willensstarke Höhlentaucherin Luna erforscht und kartiert zusammen mit ihren Freunden bisher unbekannte, geflutete Höhlen. Nach einem verheerenden Taucherunfall wird plötzlich alles anders - für Ian und Luna. Und extrem gefährlich, denn sein Interesse an ihr beschert beiden mächtige Feinde.

Sabine ist Ende der 80er Jahre geboren und lebt mit Mann und Hund am Rande des Ruhrgebiets. Die Phase als junge Erwachsene verbrachte sie in Düsseldorf, Amsterdam und verschiedenen Inseln in Asien. In ihrer Freizeit beschäftigt sie sich am liebsten mit Tauchen und Lesen. Dabei liegen die Genres Fantasy (Dark und Romance), Thriller, Psychothriller und Horror ganz vorne. ?Wo die Totenblumen tanzen? war ihr Debütroman.

Sabine ist Ende der 80er Jahre geboren und lebt mit Mann und Hund am Rande des Ruhrgebiets. Die Phase als junge Erwachsene verbrachte sie in Düsseldorf, Amsterdam und verschiedenen Inseln in Asien. In ihrer Freizeit beschäftigt sie sich am liebsten mit Tauchen und Lesen. Dabei liegen die Genres Fantasy (Dark und Romance), Thriller, Psychothriller und Horror ganz vorne. ›Wo die Totenblumen tanzen‹ war ihr Debütroman.

Prolog


 

Schlacht von Stirling Bridge
Schottland
1297

 

 

Sein Gesicht fühlt sich nass und klebrig an. Der Geruch von Schlamm und Blut steigt ihm in die Nase. Wo bin ich? Er ist sich sicher, gerade aufgewacht zu sein, doch sein Körper gehorcht ihm nicht. Wie in einem Albtraum steckt er reglos in dem Gefängnis seines eigenen Körpers fest. Er kann spüren, dass sein rechtes Auge mit dem Rest einer Gesichtshälfte, vom Ohr bis zur Nasenspitze im Dreck steckt.

Er kann die Brocken aus feuchter Erde und kleinen Steinchen in seinen Nasenflügeln fühlen. Wahrnehmen, wie sich der Boden gegen sein Augenlid und seine Wange drückt. Fest rechnet er damit, beim nächsten Atemzug am Morast zu ersticken. Doch der Impuls kommt nicht. Er atmet nicht. Hätte er einen Puls, würde er jetzt anfangen zu rasen, beim Gedanken zu sterben, wenn er nicht bald atmete. Seine Gedanken überschlagen sich. Ist er etwa als Geist in seinem verwesenden Körper gefangen?

Kann es denn sein, dass ich tot bin? Der Drang zu weinen und zu schreien, baut sich kurz in ihm auf, nur um sich in der nächsten Sekunde aufzulösen wie nebliger Atem im Winter. Reiß dich zusammen!

Er sammelt all seine Kräfte und versucht sich vorzustellen, wie es sich anfühlt einzuatmen. Wie die kühle Luft, die ihn umgibt, durch seine Nasenlöcher hineinströmt und dann wohltuend auf den Rachen trifft, nur um umgehend durch die Luftröhre in die Lungen zu strömen.

Seine Brust würde sich füllen, bis sein Brustkorb spannt und seinen Körper, wenigstens ein bisschen aus diesem Schlamm herausdrücken. Doch nichts tut sich. Nicht mal das Verlangen atmen zu müssen, stellt sich ein. Dafür nimmt er das scheuernde Gefühl der kleinen Erdteilchen und den metallischen Geschmack des darin vermischten Blutes in seinem Mund wahr. Könnte er den Kiefer bewegen, würde der feine Erdsand dazwischen ein unangenehmes Knirschen erzeugen.

Jedes Detail seines Körpers wird ihm bewusst. Nicht einmal die Augen kann er öffnen. Wenn er sich nur entsinnen könnte, wo er ist. Dann wüsste er vielleicht auch, warum er sich nicht bewegen kann. Warum er hier in diesem Matsch liegt. Der sich so kalt anfühlt, als würde er auf einem zugefrorenen See liegen.

Es ist, als würde sein Körper registrieren, dass es kalt ist, doch davon nicht beeinflusst werden. Kein Kälteschmerz, kein Unwohlsein.

Wo bin ich? Er holt seine Sinne von der Wanderung durch seinen Körper zurück und versucht sich vorzustellen, wo er liegt. Es ist also schlammig und überall um ihn herum liegt Blut. Warum sonst sollte der Brei in seinem Mund so intensiv nach Blut schmecken? Er weiß, dass es nicht das Blut von nur einem einzigen Menschen ist. Wie er das wissen kann, versteht er selbst nicht, er weiß es einfach.

Genug von dem widerlichen Geschmack nach Tod. Vielleicht kann er ja etwas hören, das ihm weiterhilft. Als würde er zum ersten Mal seiner Umwelt lauschen, fokussiert er sich ganz auf die feinen Schwingungen, die auf seine linke Hörmuschel treffen. Das stetige Rauschen in seinem rechten, von Schlamm gefüllten Ohr, ignoriert er dabei. Nun weckt das Strömen von Wasser seine Aufmerksamkeit.

Es fließt schleichend und gluckernd vor sich hin. Nicht stetig und ungehindert wie in einem Flussbett, sondern leicht aufgewühlt, als müsste es ungewohnte Hindernisse umgehen. Teilweise klatscht es geräuschvoll und reißend auf Gesteinsbrocken. Etwas näher in seine Richtung fließt es elegant klimpernd um kleinere, nicht so unnachgiebige Objekte. Dort, wo Wasser in den Schlamm dringt, steigen kleine Bläschen aus dem Morast auf und verkünden den Sieg des Flusses und seine Eroberung des neuen Landes. Teilweise kann er das Trommeln von Tropfen auf Blech vernehmen und unweit der Tropfen hört er ein kaum wahrnehmbares Aufstöhnen eines Verwundeten. Es ist unmöglich und doch hat er den Eindruck, dass er hören kann, wie der letzte Atem den Mund des Mannes verlässt. Schwach und schleichend wie ein Geist im Mondschein. Im selben Augenblick stoppt ein zartes, rhythmisches Trommeln, das ihm zuvor gar nicht aufgefallen war.

Doch nun, wo es verstummt ist, schreit es ihn förmlich an. Hat er gerade jemanden sterben gehört?

Ein Fluss mit großen Steinen, Schlamm getränkt mit Blut, ein sterbender Mann … Dann erinnert er sich wieder. Sterling Bridge! Ich bin auf dem Schlachtfeld!

Sterling Bridge. Die Schlacht gegen die Engländer! Das Lager der Schotten liegt dort hinter der Brücke. Sein Lager. Er hatte gekämpft und es sah gar nicht gut für sie aus, wieder einmal. Die Engländer hatten einfach viel mehr Kampferfahrung als er und seine schottischen Brüder.

Immerhin konnte er sich selbst schon in zwei Schlachten behaupten, doch auch in diesen war er nur knapp mit dem Leben und die Schotten mit einer Niederlage davongekommen. Dennoch hatte er dabei etwas gelernt, indem er den Kampfstil einiger Soldaten beobachtet hatte. Dabei hatte er besonders den Soldaten mit den eisblauen Augen und dem Lächeln eines Wahnsinnigen im Blick.

Die Freude, mit der dieser Fremde tötete, widerte ihn dermaßen an, dass er sich schwor, diesen Soldaten zur Strecke zu bringen. Jemand, der im Kampf auf die Gliedmaßen seiner Gegner zielte, um sie anschließend verstümmelt im Dreck verrotten zu lassen, hat keine Ehre, kein Gewissen und sollte nicht am Leben bleiben.

Er hatte sich fest vorgenommen, egal wie die Schlacht in Sterling Bridge ausging: dieser eine Soldat sollte fallen! Dieser Fremde war schnell, ein geübter Krieger. Doch für seine Hiebe, die Hände, Arme und ganze Beine abtrennen, holte er weit und hoch aus. Dabei entblößte er für einen kritischen Moment seinen eigenen Torso.

Dieses Wissen wollte er nutzen, um diesen furchterregenden Gegner aufzuschlitzen wie ein Schwein. Die Schlacht war unerbittlich und er sah schon, wie seine Mannsleute dabei waren, wieder eine Niederlage zu erfahren.

Doch der Nachschub der Engländer machte einen entscheidenden Fehler. Mit Mann, Pferd und schwerem Geschütz nahmen sie die alte Brücke, die über den Fluss auf das Schlachtfeld führte. Völlig überfordert von dieser ungewohnt großen Last, brach die Brücke in sich zusammen. Das Wasser riss einige Soldaten mit sich, andere ertranken, denn sie wurden durch die modernen Waffen und Rüstungen auf den Grund des Flusses gezogen. Diesen Vorteil nutzten die Schotten für sich. Die Ablenkung und geschwächte Moral der Engländer brachte tatsächlich einen nie erhofften Vorteil. Endlich stand er Auge in Auge mit dem englischen Soldaten ohne Seele. Die kalten Augen waren schon mit einem Lächeln auf Ian gerichtet.

Ein Geräusch reißt ihn aus seinen Gedanken. Ein feuchtes Schmatzen erklingt auf dem Schlachtfeld. Etwas drückt sich in den Schlamm, nur um sich kurz darauf geräuschvoll wieder aus dem Vakuum herauszuziehen.

Es erinnert ihn an das Geräusch, das seine eigenen Beine verursachten, wenn er auf dem vom Regen vollgesogenen Feld seine Saat ausbrachte. Füße, die sich voran kämpfen. Mühsam, behäbig und doch stetig.

Mit einem Mal verstummen die Schritte. Jemand räuspert sich kraftvoll und laut, nur um anschließend auszuspucken. Dann wird ein Stück Stoff umgeschlagen und das Klimpern von Metall folgt.

Der Stift einer Schnalle wird gehoben und das Leder eines Gürtels schlängelt sich durch die Schnalle. Das schneidende Geräusch einer Schneide, die aus ihrer Scheide gezogen wird, lässt Ians Nackenhaare hochfahren. Der Fluchtreflex funktioniert also noch! Zumindest lässt das Geräusch eines gezogenen Schwertes eine Regung in seinem Körper zu.

Somit kann er nicht tot sein, auch wenn er immer noch nicht atmet. Doch mit diesem Gedanken kann er sich jetzt nicht befassen. Ein ungutes Gefühl überkommt ihn.

Der Fremde schnalzt zufrieden mit der Zunge: „Das dürfte ein paar Münzen wert sein!“ Das Schwert fährt singend zurück in seine Scheide. Das Klingeln der Schnalle verrät Ian, dass der Unbekannte sich den Gürtel selber umschnallt.

Das kann nur ein Leichenfledderer sein! Wenn er sich nur bemerkbar machen könnte. Andererseits, wenn ein solcher Schlag Mensch einen Schwerverletzten auf dem Schlachtfeld findet, würde er ihm helfen? Oder würde er ihn endgültig zum Schweigen bringen, damit er sich an ihm bereichern kann?

Ian weiß es nicht und er will es auch nicht herausfinden. Wieder fordern die Geräusche um ihn herum seine Aufmerksamkeit. Der Plünderer atmet schwer und angestrengt. Ein Grunzen entkommt ihm und direkt darauf folgt ein entsetzliches Knarzen von Metall auf einer glatten Oberfläche. Es knackt drei Mal, dann ploppt es, wie wenn man einen Korken aus einem Wasserbeutel zieht. Der Fremde jubelt triumphierend: »Was für ein Prachtstück von Backenzahn!«

Das ist genug! Ian muss hier weg!

Der Fremde ist weiter weg, als sein Gehör ihn glauben lässt, doch schon bald wird er versuchen, auch seine Zähne zu nehmen und alles andere, das er am Körper trägt. Noch einmal sammelt er alle Kraft, die er hat. Er versucht, seinem Körper zu befehlen, sich umzudrehen, damit er sich aufrichten kann.

Doch bis auf ein ersticktes Grunzen, bringt er nichts zustande. Das Schmatzen setzt wieder ein und der Mann, der sich an den Toten bereichert, stößt auf einen Gefallenen, in dem Ian noch einen sehr schwachen Herzschlag wahrnimmt.

Der Fremde schreitet neben das schwach schlagende Herz und verweilt dort kurz. Stoff wird zusammengedrückt. Ian kann hören wie der Verletzte, der zuvor auf der Seite gelegen haben musste, auf den Rücken fällt.

Ein ersticktes Husten entkommt ihm. Das rasselnde Geräusch in seiner Lunge, das kleine Regentropfen die Luftröhre hinauf befördert,...

Erscheint lt. Verlag 25.9.2023
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Burg • Dark • düster • Eifersucht • Fantasy • Höhlen • Liebe • Magie • Mexiko • Romance • Rumänien • spicy • Tauchen • Urban Fantasy • Vampir
ISBN-10 3-7579-5856-X / 375795856X
ISBN-13 978-3-7579-5856-5 / 9783757958565
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