Drei Krimis Spezialband 1076 (eBook)
500 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-8493-4 (ISBN)
3
Sarah Anderson und ich waren auf dem Weg ins New York University Medical Center, um James Steele, einen Mafiaboss, festzunehmen. Er war lebensgefährlich verletzt worden, nachdem auf sein Haus ein Überfall mit einer Boden-Luft-Rakete verübt worden war. Sarah und ich, die dem Gangster Personenschutz zu gewähren hatten, waren zufällig nicht im Haus gewesen, als der Anschlag geschah. Zwei Bodyguards des Mafioso waren ums Leben gekommen.
Nachdem uns Dave Fitzgerald den Drogenlieferanten Steeles verraten hatte, und dieser sich als sehr geständig erwies, war es uns ein inneres Bedürfnis, James Steele zu verhaften.
Er lag nicht mehr auf der Intensivstation, sondern in einem Einzelbettzimmer. Sein Kopf und seine Hände waren dick bandagiert. Steele hatte Verbrennungen ersten und zweiten Grades erlitten. In seinem rechten Arm steckte eine Kanüle, von der aus ein dünner Schlauch zu einem Tropf führte, von dem aus dem Gangster eine wasserklare Lösung intravenös verabreicht wurde.
Ein Arzt begleitete uns. Ehe wir das Krankenzimmer betraten, wies er uns darauf hin, dass wir den Patienten nicht allzu sehr beanspruchen sollten, da er der Ruhe bedürfe.
James Steele war bei Bewusstsein. Unter den Verbänden hervor, die sein Gesicht bedeckten, schaute er uns mit trübem Blick an. Erkennen blitzte in seinen Augen auf.
Ich sagte: „Von Ihrem Arzt weiß ich, dass Sie sich auf dem Weg der Genesung befinden, Steele. Den Anschlag haben Sie im Übrigen Dave Fitzgerald zu verdanken. Aber den haben wir zwischenzeitlich auf Nummer Sicher. Ebenso Ihren Drogenlieferanten, den Kolumbianer Fernando Valdez. Er hat gestanden, dass Sie einer seiner Hauptabnehmer harter Drogen wie Heroin und Marihuana waren. Wir verhaften Sie daher, Steele. Alles was Sie von nun an von sich geben, kann vor Gericht gegen Sie verwendet werden. Es steht Ihnen frei …“
Ich leierte die Litanei herunter, die bei jeder Verhaftung vorgeschrieben war und die damit endete, dass ich den Gangster darauf hinwies, dass es ihm freigestellt sei, einen Anwalt seiner Wahl zu konsultieren.
Und während ich sprach, verspürte ich ein tiefes Gefühl des Triumphs in mir. Wer zuletzt lacht …
Steele schwieg. Ich rief beim Police Department an und bat, zwei Polizisten zur Universitätsklinik abzuordnen, damit sie das Zimmer Steeles bewachten. Man sagte mir zu, die beiden Cops unverzüglich zu schicken.
Ich wandte mich, als mein Handy wieder in der Tasche steckte, erneut an Steele. „Wir werden Ihnen auch die illegale Prostitution nachweisen, Steele, und die Schutzgelderpressungen, die Sie in Südmanhattan bei Gastwirten und Geschäftsleuten in Szene gesetzt haben. Und in diesem Zusammenhang kommt sicher auch Licht in das Dunkel, in dem derzeit noch einige Morde liegen. Ich werde alles tun, Steele, um zu verhindern, dass Sie die Freiheit jemals wiedersehen.“
Der Mafioso knirschte mit den Zähnen. „Fahr zur Hölle, Trevellian!“
Sarah und ich verließen das Zimmer. Unten, in der Eingangshalle, warteten wir auf die Ankunft der beiden Police Officer. Sie ließen nicht lange auf sich warten. Wir wiesen sie in ihre Aufgabe ein, und die beiden traten ihren Dienst vor dem Krankenzimmer des Mafioso an. Sobald er haftfähig war, würde Steele ins City Prison überführt werden.
Während wir zur Federal Plaza zurückfuhren, brachte der Nachrichtensender die Geschichte vom Selbstmord eines 17-jährigen in Staten Island.
„Tragisch“, murmelte Sarah. „Was mag in einem solchen Menschen wohl vorgehen?“
Wir hatten in dieser Minute keine Ahnung, wie sehr uns das Schicksal Robby Whitmores noch beschäftigen sollte.
Ehe wir zu Steele gefahren waren, hatten wir beschlossen, die Clubs, die Steele in Südmanhattan betrieb, auf den Kopf zu stellen. Sicher gingen uns einige Dealer und illegale Huren ins Netz, die für Steele arbeiteten. Vielleicht plauderte auch der eine oder andere seiner Geschäftsführer und Vertrauten aus der Schule, wenn er sich in die Enge getrieben sah.
Mit Unterstützung des Police Department wurden gegen Mitternacht die fünf Barbetriebe, die James Steele sein Eigen nannte, umstellt. Sarah und ich befanden uns mit einer Gruppe von Leuten in der Barclay Street vor der „Silver Moon Bar“. Sie war im Erdgeschoss eines Hochhauses untergebracht. Auf dem Gehsteig davor lungerten zwei Kerle in Jeansanzügen herum. Hin und wieder wurden sie angequatscht. Sie unterhielten sich mit Leuten, die in die Bar gingen oder sie verließen, dann verschwanden sie mit einem Pärchen in einer Einfahrt.
Ich ahnte, dass ein Deal ablief.
Ich schaute auf meine Uhr. Es war eine Minute vor null Uhr. Von der Bar aus war ich im Schattenfeld einer Passage zwischen zwei Häusern nicht zu sehen. Polizei hatte die Bar umstellt. Punkt null Uhr wollten wir bei sämtlichen Etablissements gleichzeitig zuschlagen.
Die beiden Dealer und das Pärchen kamen auf den Gehsteig zurück. Das Pärchen wandte sich nach links. Ich wollte nicht länger warten. Ehe die beiden verschwanden, sagte ich in mein Walkie-Talkie: „Zugriff. Achtet auf das Pärchen und die beiden Dealer. Niemand darf entkommen.“
In den Schatten um das Gebäude herum und hinter geparkten Autos wurde es lebendig. Auch aus einigen Häusern auf beiden Straßenseiten kamen Polizisten. „O verdammt, die Bullen!“, brüllte jemand, dann trappelten Schritte auf dem Asphalt.
„Stehenbleiben! Police Department! Bleiben Sie stehen oder ich schieße!“
Einer der Kerle im Jeansanzug rannte in meine Richtung. Ich sah ihn unter seine Jacke greifen. Plötzlich blitzte es bei ihm auf. Er feuerte auf die Polizisten, die ihn verfolgten. Ich sah einen der Cops zu Boden gehen und sprang aus der Passage, in der mich die Finsternis gedeckt hatte wie ein schwarzer Vorhang.
Der Bursche sah mich und schlug auf mich an. Mein Bein zuckte hoch und traf seine Faust. Sein Arm wurde in die Höhe geschleudert, der Schuss peitschte, die Kugel pfiff über meinen Kopf hinweg. Und dann prallte ich gegen den Burschen. Ich packte ihn am Arm und drehte mich in ihn hinein. Im Hochrucken zog ich ihn über meine Schulter. Er schrie auf, seine Beine wirbelten durch die Luft, dann krachte er der Länge nach auf den Gehsteig. Seine Pistole schlitterte davon. Der Aufprall presste dem Kerl die Luft aus den Lungen, er japste erstickend nach Luft.
Dann waren auch schon zwei Cops heran, und ich überließ ihnen den Knaben.
Die meisten der Kollegen waren zwischenzeitlich in die Bar eingedrungen. Ehe sich das Personal und die Gäste versahen, waren Vorder- und Hinterausgang von Polizisten besetzt.
Ich sah zwei Kollegen bei dem Pärchen. Zwei andere rangen den anderen Dealer nieder. Ich vernahm aus der Kneipe Sarah Andersons Organ: „Keiner verlässt die Bar! Nehmen Sie Ihre Pässe heraus. Wir werden Sie einzeln überprüfen.“
Ich überzeugte mich, dass die beiden Dealer sowie das Pärchen festgenommen wurden, dann ging ich in die Bar. Von der ursprünglich sicher ausgesprochen schummrigen Atmosphäre war nichts mehr übrig. Überall brannten die Lampen. Es war taghell. Das Personal hatte sich am Ende des Tresens versammelt. Sarah und ein uniformierter Polizist prüften Ausweise. Wer sich ausweisen konnte und nicht verdächtig war, durfte die Bar verlassen.
Mein Handy dudelte. Es war Blackfeather, der mit seiner Gruppe die „Paradise Bar“ hops genommen hatte. Blacky sagte: „Wir haben hier alles unter Kontrolle, Jesse. Fünf Ladys und zwei Jünglinge sind in dem Laden der verbotenen Prostitution nachgegangen. Wir haben den Geschäftsführer und die Prostituierten verhaftet. Außerdem einen Dealer, der vor dem Lokal mit Ecstasy handelte.“
„Prima“, sagte ich, „auch bei uns scheint der Einsatz nicht umsonst gewesen zu sein, Blacky. Auf jeden Fall haben wir zwei Streetworker und zwei Aufkäufer geschnappt. Vielleicht werden wir im Lokal auch noch fündig. Wenn ich mich hier so umsehe, dann sehe ich Anhieb ein halbes Dutzend Girls, die sicher illegal anschaffen. Wir sehen uns im Building, Blacky.“
„Bis später“, sagte mein indianischer Kollege, dann unterbrach er die Verbindung.
Ich rief Jay Kronburg an. Er und seine Männer hatten das „Big Apple“ hochgenommen. Jay berichtete, dass er einige Kerle mit Heroin erwischt habe.
Auch Jennifer Johnson und Annie Francesco waren mit ihrer Gruppe erfolgreich gewesen. Ebenso Leslie Morell und George Maxwell, die das „Blue Shark“ hochgenommen hatten. Verbotenes Glücksspiel, illegale Prostitution, Drogenhandel und -konsum. Die Geschäftsführer der Betriebe wurden festgenommen. Die Girls und Jungs vom horizontalen Gewerbe, die ohne Genehmigung tätig waren, wurden zum Police Department befördert. Einige Dealer und Abnehmer wanderten in vorläufige Haft. Über ihr Schicksal musste der Haftrichter entscheiden.
Es war ein ziemlicher Erfolg gewesen.
Es war fast Morgen und der Tag graute schon im Osten, als wir im Federal Building eintrafen. Blackfeather sagte: „Die beiden Jünglinge, die in der Paradise Bar als Lustknaben tätig waren, sind erst sechzehn und siebzehn Jahre alt. Wenn ich dir sage, dass sie in einem Waisenhaus hier in New York leben, wirst du das kaum glauben. Man muss sich fragen, ob diese Halbwüchsigen in dem Waisenhaus denn keiner Kontrolle unterliegen, dass sie mitten in der Nacht in einer zwielichtigen Manhattaner Bar dem horizontalen Gewerbe nachgehen können.“
Diese Frage stellte ich mir in der...
Erscheint lt. Verlag | 20.9.2023 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
ISBN-10 | 3-7389-8493-3 / 3738984933 |
ISBN-13 | 978-3-7389-8493-4 / 9783738984934 |
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