Auf Tauchfahrt nach dem Weltuntergang: Zwei Science Fiction Romane (eBook)
300 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-8451-4 (ISBN)
Lennox und die Tauchfahrt ins Ungewisse
Das Zeitalter des Kometen #22
von Jo Zybell
Der Umfang dieses Buchs entspricht 125 Taschenbuchseiten.
Eine kosmische Katastrophe hat die Erde heimgesucht. Die Welt ist nicht mehr so, wie sie einmal war. Die Überlebenden müssen um ihre Existenz kämpfen, bizarre Geschöpfe sind durch die Launen der Evolution entstanden oder von den Sternen gekommen, und das dunkle Zeitalter hat begonnen.
In dieser finsteren Zukunft bricht Timothy Lennox zu einer Odyssee auf …
In der Community London geschieht Unglaubliches, Queen Victoria hat einen neuen E-Butler programmieren lassen und will den alten löschen. Das führt zu einem digitalen Aufstand der E-Butler, die die Menschen zwingen wollen, den bisherigen Zustand aufrecht zu erhalten.
Der Fischmensch Lotraque erhält eine Nachricht von Tim Lennox und will sich mit Dave Mulroney treffen, wobei ihn Lorem begleitet. Dabei kommen sie den degenerierten ehemaligen Stadtbewohnern Londons in die Quere, die gegen mutierte Raubtiere kämpfen und die Fischmenschen jetzt als Beute betrachten.
Copyright
Ein CassiopeiaPress Buch CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
© Roman by Author
© dieser Ausgabe 2020 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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1
Hinter Schilf und knorrigen Weiden sahen sie endlich den Fluss. Die Kinder jubelten und rannten wie immer voraus. Als die vier Männer und dreizehn Frauen die kleine Bucht erreichten, tummelten sie sich schon im seichten Uferwasser.
Die Männer – bärtige, langhaarige Gesellen in ärmellosen Westen oder Mänteln aus Wildleder – legten die Bögen im Gras ab und hockten sich auf Weidenstrünke. Einer rammte seinen Speer in den Boden und lehnte sich dagegen. Ein Bierschlauch kreiste. Die Frauen warfen ihre Wäschebündel ins Wasser, schälten sich aus ihren Fellen und stiegen nackt in den Fluss. Die Männer glotzten und schnalzten mit den Zungen. Statt der Nackten hätten sie besser das Schilf am Rande der Bucht beobachtet. Faustgroß wölbten sich dort die Augäpfel hungriger Flussbewohner aus dem Wasser. Doch es war sowieso zu spät.
Bald lagen Gelächter, Kindergeschrei und Palaver über Bucht und Schilf. Die Kinder balgten und planschten, die Frauen schlugen Wäsche ins Wasser, die Männer genossen ihren Anblick und das Bier.
Manchmal, wenn eines der Kinder zu weit hinausschwamm und in gefährliche Nähe der Flussströmung geriet, brüllte ein Speerträger und drohte mit der Faust. Er hieß Djeyms; seine Stammesmitglieder nannten ihn zuweilen auch Biglord Djeyms.
Auf der Flussseite des Schilfs tauchten die Augäpfelpaare unter Wasser. Wellenringe breiteten sich dort aus, wo sie eben noch lauerten. Zwei, drei Atemzüge später erstarb das Stimmengewirr über der Bucht. Für kurze Zeit war es sehr still. Und dann, von einem Atemzug zum anderen, brach gellendes Geschrei los. Die Kinder kraulten oder wateten jammernd Richtung Ufer, die Frauen ließen die Wäsche im Wasser zurück, ruderten mit den Armen, kreischten hysterisch und versuchten dem Fluss zu entfliehen. Zwei Kinder versanken im Wasser und tauchten nicht wieder auf.
Die Männer waren aufgesprungen. Zwei spannten Pfeile auf ihre Sehnen. Der mit dem Speer – Djeyms – lief ins seichte Uferwasser, die Waffe mit beiden Händen zum Stoß über die Schulter erhoben. Der Vierte stapfte mit gezücktem Schwert hinter ihm her. Er hieß Touny, gerade mal siebzehn Winter alt, Simplord Touny nannten sie ihn. Beide wussten, wer hier Beute unter Wasser zog, auch wenn sie die Angreifer nicht sahen. Noch nicht.
Der erste tauchte einen halben Speerwurf vom Ufer entfernt hinter drei Kindern auf: breiter flacher Schädel, schuppig und schmutzig grün. Rot und schmal schoss die Zunge aus seinem Rachen, schlang sich um den Hals eines Halbwüchsigen, zerrte ihn rückwärts in die Fluten zurück.
Pfeile surrten über die kreischenden Frauen und heulenden Kinder hinweg, doch keiner traf.
Zwei oder drei weitere Bestien – Kwötschis nannten die Stämme in den Ruinen und Wäldern entlang des Flusses sie – fuhren keine zehn Speerlängen vor Djeyms unter die Frauen. Das Wasser schäumte auf, Djeyms und Touny sahen Klauen und Schwimmhäute und speerlange Beine. Zungen schnellten aus dem Wasser, packten die Flüchtenden an Armen und Hälsen, rissen sie von den Beinen und zogen sie unter Wasser.
Aufs Geratewohl rammte Djeyms seinen Speer dort in den Fluss, wo das schaumige Wasser am heftigsten brodelte. Die Gischt färbte sich rot. Ein Kwötschi tauchte auf, schlug nach dem Speer in seinem Rücken und schoss zugleich seine Zunge nach dem Biglord ab. Touny durchtrennte sie mit einem Hieb, und mit der Tollkühnheit des Unerfahrenen stürzte er sich auf das viel schwerere und größere Flusstier und schlug ihm die Klinge auf den Schädel, so lange, bis der Kwötschi erschlaffte und im blutigen Wasser versank.
So rasch, wie sie angegriffen hatten, zogen sie sich auch wieder zurück. Zwei Frauen und drei Kinder nahmen sie mit. Darunter den zweitjüngsten Sohn und die Lieblingsfrau des Grandlords.
Djeyms schäumte vor Wut, schlug und trat nach den beiden Bogenschützen, weil sie seiner Meinung nach schlecht geschossen hatten. In Wahrheit aber fürchtete er Paacival, seinem Grandlord, unter die Augen zu treten, und suchte einen Schuldigen.
Touny stand im flachen Uferwasser. Stumm und sein Schwert noch in der Faust, sah er hinaus auf den breiten Fluss. Hinter ihm lagen sich Frauen und Kinder in den Armen und jammerten, dass es Touny durch Mark und Bein ging. Drei Halbwüchsige schlugen mit Ästen auf den schleimigen Körper des Kwötschis ein, obwohl der Flussräuber längst tot war.
2
Vor dem Fenster der Zentralkuppel schwebten sie knapp über dem Meeresboden: zwei Fischmenschen, Lorem und Lotraque. Die Qualle fesselte ihre Aufmerksamkeit. Vorbei an Türmen und über kleine Wohneinheiten hinweg strebte sie durch den transparenten, oberirdischen Teil der Transportröhre der Zentralkuppel entgegen. Ihr Körper blähte sich auf, streckte sich, sog sich durch den Vorderschlund voller Wasser und stieß es durch den hinteren Schlund wieder aus. In der Röhre erst entwickelte dieser Antrieb die Geschwindigkeit, ganze Ozeane in nur wenigen Wochen zu durchqueren.
Es war eine jener Lebensformen, die fischartige Bionetiker für ganz spezifische Zwecke gezüchtet hatten; in diesem Fall für den Transport von Individuen und Frachten über weite Strecken hinweg. Vor wenigen Bruchteilen einer Phase erst hatte die bis dahin unterirdisch verlaufende Transportröhre sie ausgespuckt.
»Sie sind zu zweit.« Lorems Kiemenlappen wedelten, während er sprach. Bläschen perlten aus beiden Seiten seines Schädels nach oben. »Die Qualle wirkt erschöpft, ein langer Weg muss hinter ihnen liegen.« Wie Knacktöne in verschiedensten Höhenlagen hörte sich die Sprache an, manche Worte klangen in scharrendem Raunzen aus.
Lotraque nickte langsam. Auch er sah jetzt die Umrisse der beiden Gestalten im Inneren der halb durchsichtigen Transportqualle. Die Lider schoben sich über seine ohnehin schon halb geschlossenen Augen. Er spreizte Zehen und Finger, sodass seine Schwimmhäute sich entfalteten. Drei, vier kaum sichtbare Bewegungen seiner Glieder, und er trieb leicht nach vorn geneigt durch das Wasser vor dem runden Kuppelfenster nach oben. Sein Geist konzentrierte sich auf die Reisenden in der Qualle. Bald spürte er ihre Gedankenströme – ruhige Gedanken, ohne Furcht und Hast, aber durchaus von einem konkreten Ziel bestimmt. Hier ist Lotraque, sendete er, wer seid ihr?
Die Antwort kam prompt. »Hog‘tar und Xop‘tul.«
Der fischartige Wissenschaftler öffnete die Augen, bewegte die schuppigen Arme ein wenig und sank neben Lorem auf den Boden vor dem Fenster zurück.
»Hog‘tar und Xop‘tul aus Torkur?« Der Flossenkamm auf Lorems Schädel färbte sich violett. »Was treibt blutjunge Fischmenschen von der Beringstraße durch die halbe Welt hierher?«
»Sie bringen eine Botschaft«, sagte Lotraque. »Für mich.«
Die Transportqualle verschwand unterhalb ihres Blickfeldes.
»Für dich?« Lorem beäugte Lotraque von der Seite. »Von wem?«
»Von Tinnox.« Lotraque breitete die Arme aus, drehte sich um und schwamm auf die kreisrunde Öffnung...
Erscheint lt. Verlag | 13.9.2023 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction |
ISBN-10 | 3-7389-8451-8 / 3738984518 |
ISBN-13 | 978-3-7389-8451-4 / 9783738984514 |
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