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Krimi Quintett Sonderband 1012 (eBook)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
700 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-8432-3 (ISBN)
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von Alfred Bekker, Franklin Donovan, Carolyn Wells Dieses Buch enthält folgende Romane: Alfred Bekker: Tod eines Schnüfflers Alfred Bekker: Die Apartment-Killer Franklin Donovan: Trevellian und der Marathon des Todes Franklin Donovan: Trevellian, der Teufel und die Toten Carolyn Wells: Faulkners Wahn: Kriminalroman Der Fernsehapparat dröhnte, die bunten Trickfilmfiguren auf dem Bildschirm quietschten und schnatterten in ohrenbetäubender Lautstärke, und es klang wie das Schreien verdammter Seelen aus der Hölle. Dabei waren es nur Bugs Bunny und seine Kumpane, die ihre derben Späße trieben. Aber der kleine Jimmy Hayden litt unter dem Lärm. Wie ein Messer schnitten die Laute ins Gehirn des kleinen farbigen Jungen. Dabei war der lustige Cartoon-Hase eine seiner Lieblingsfiguren. Doch nun hielt sich Jimmy mit verzerrtem Gesicht die Ohren zu. Seine vier Geschwister feixten. Sie hockten dicht neben ihm auf dem durchgesessenen Sofa in dem winzigen Wohnzimmer in Harlem. Sie dachten zuerst, ihr Bruder wollte Quatsch machen. Sonst war der Sechsjährige immer zu lustigen Ideen aufgelegt. An diesem Nachmittag nicht. Plötzlich wurde der Oberkörper des Kindes nach vorne geschleudert, als ob jemand Jimmy in den Magen geboxt hätte. Jimmy schrie auf. Auf seinen vollen Lippen erschien blutiger Schaum. Die Augen schienen ihm aus dem Kopf zu quellen. Als der Junge vom Sofa sackte, war er schon tot...

4


James Hamill betrat die Carnavan Gallery in Greenwich Village. ARABIAN NIGHTS hieß das Motto der Ausstellung, zu deren Vernissage er geladen war. Künstler aus Syrien, Ägypten und Algerien stellten ihre Werke aus.

Hamill ließ den Blick schweifen.

Die Gäste trugen Abendkleidung.

Hamill war in seinem dunkelgrauen Straßenanzug gerade noch angemessen angezogen. Eine Frau lachte schrill. Jemand hielt Hamill ein Tablett hin und er nahm eines der Champagnergläser.

Ein großformatiges, bis zur Decke reichendes Gemälde, dessen abstrakte Muster an arabische Kalligraphie erinnerten, nahm Hamill für Augenblicke in seinen Bann.

Mustafa al-Khalili hieß der Künstler. Er stammte aus Kairo, lebte aber seit zwanzig Jahren in den USA; wie seine auf einer kleinen Schautafel abgedruckte Vita verriet.

"Wie ich sehe, haben Sie Ihren Sinn für Kunst entdeckt", sagte eine Stimme in Hamills Rücken.

Er wirbelte herum, blickte in das Gesicht eines hageren Mannes. "Ray", stieß Hamill hervor.

"Was gibt es denn so dringendes?" Ray blickte auf das Gemälde und grinste dabei. "Ihretwegen muss ich mir jetzt so einen Scheiß ansehen", meinte er. "Am besten Sie kommen gleich zur Sache."

Der Mann namens Ray war ziemlich schmächtig. Er reichte Hamill kaum bis zur Schulter. Ray trug ein Jackett aus einem fließenden Stoff. Unter der Achsel war eine Verdickung zu sehen. Vermutlich von einem Schulterholster.

Hamills Gesicht veränderte sich. Es wurde zur Maske.

"Haben Sie die Nachrichten gesehen, Ray?", fragte Hamill.

Ray kniff die Augen zusammen, blickte Hamill direkt an.

"Ich weiß nicht, auf welchem Trip Sie sind, Mann. Aber Sie scheinen mir im Moment psychisch ziemlich daneben zu sein."

Hamill packte den Ray am Kragen. "Ich spreche von einer Explosion im Richard Dowell Memorial Building am Central Park West."

Ray schien ziemlich gleichgültig.

"Die Welt ist schlecht, Mann. Es passiert so vieles."

"Die Sache ist ziemlich heiß. In den Nachrichten wird von fast nichts anderem berichtet. Und im Nu werden wir den FBI oder sonstwen an den Fersen kleben haben!"

"Jammern Sie mir nichts vor, Mann. Sie wussten genau über den Job Bescheid, für den Sie angeheuert wurden."

Hamill atmete tief durch.

"Ich habe die Apartments für Sie besorgt! Apartments, die wahrscheinlich jetzt alle vollgestopft mit Sprengstoff sind, der jederzeit gezündet werden kann!"

"Hey Mann, wie sind Sie denn drauf? Wollen Sie mir was von Gewissensbissen erzählen? Das würde ich jedem anderen glaube, aber Ihnen nicht!" Rays Gesicht wurde zu einer starren Maske. "Im Übrigen würde ich es bevorzugen, wenn wir uns woanders unterhalten können! Sie reden einfach zu laut! Gehen wir vor die Tür!"

"Damit Sie mich in aller Ruhe umbringen können?"

"Seien Sie kein Narr!"

"Das bin ich nicht. Und genau deswegen bleibe ich lieber an einem belebten Ort wie diesem..."

Ray verschränkte die Arme.

Hamill begrüßte einen der Vernissage-Gäste mit einem Nicken.

"Was wollen Sie?", fragte Ray.

"Ich finde, dass ich nicht besonders gut bezahlt wurde, wenn man bedenkt, dass ich Ihnen die Möglichkeit gegeben habe, die halbe Stadt in Schutt und Asche zu legen..."

"Ich dachte, ich wäre sehr großzügig gewesen."

"Alles ist relativ. Ich bin in der Zwischenzeit in finanzielle Schwierigkeiten geraten und brauche dringend Geld..."

"Ihr Problem!"

"Könnte sich schnell ändern, Ray! Ich habe nämlich einiges über Sie herausgefunden... Ich weiß inzwischen, für wen Sie arbeiten. Leider kann ich es mir nicht leisten, das einfach für mich zu behalten."

"Verstehe!", zischte Ray zwischen den Zähnen hindurch.

"Entweder Sie bezahlen mich für mein Schweigen oder..."

"Und deshalb bestellen Sie mich hier her? Scheren Sie sich zum Teufel... Die Cops werden Sie lebenslang einlochen, wenn Sie sich an die Behörden wenden!"

"Es gibt noch andere Leute, die an diesen Informationen interessiert wären!"

"Wie schön für Sie!"

Hamills Gesicht lief dunkelrot an. Er packte Rays Jackettkragen. "Hören Sie, wenn ich nicht innerhalb von drei Tagen eine Million Dollar auf meinem Schweizer-Bankkonto habe, wende ich mich an jemand anderes!"

Ray blieb ruhig. In seinen Augen glitzerte es kalt.

"Lassen Sie mich besser los, Mann. Die Leute gucken schon komisch."

Hamill atmete tief durch, strich das Revers von Rays Jacke wieder glatt. Hamill ließ den Blick schweifen. Ein verkrampftes Lächeln spielte um seine Lippen.

"Immer cool bleiben", sagte Ray. "Ich will gar nicht wissen, in was für eine Scheiße Sie da hineingetreten sind. Wahrscheinlich mal wieder Ihre Immobilien-Geschäfte, was? War 'nen Fehler, so ein Windei wie Sie mit dem Job zu betrauen."

"Ich könnte Sie umbringen, Ray."

Schweißperlen glänzten auf Rays Stirn. "Verlieren Sie jetzt nicht die Nerven."

"Das ganze Land sucht nach den Terroristen, die hinter der Explosion am Central Park West stehen. Wenn ich meine Story an einen Fernsehsender verkaufe, werden einige Leute ziemlich erstaunt sein!"

"Träumen Sie ruhig weiter."

Ray tätschelte Hamills Wange, eine gönnerhafte, herabblassende Geste. Hamill fiel dabei der ziemlich protzig wirkende Ring mit dem roten Rubin auf, den Ray am Mittelfinger trug.

Ray packte mit einer schnellen, kräftigen Bewegung Hamill am Nacken, zog ihn zu sich heran. Hamill spürte einen stechenden Schmerz am Hals. Er schlug den Arm seines Gegenübers von sich.

Aus dem Ring, den Ray trug, ragte jetzt eine kleine Nadel heraus.

"Auf Wiedersehen, mein Freund!", sagte Ray mit einem öligen Lächeln auf den Lippen.

Hamill spürte, wie ihm die Knie weich wurden. Die Nadel an Rays Ring war offenbar vergiftet gewesen.

Die Gedanken rasten nur so durch Hamills Hirn. Panik stieg in ihm auf. Er versuchte zu sprechen, brachte aber keinen Ton heraus. Etwas lähmte seine Zunge. Er hatte Mühe zu atmen. In seiner Verzweiflung holte er zu einem Schlag gegen Ray aus. Aber der schmächtige Mann trat einfach einen Schritt zurück.

Hamills Bewegungen waren zu langsam, um ihm gefährlich werden zu können.

Der Schlag ging ins Leere.

Hamill taumelte zu Boden, schlug hart auf. Ihm war schwindlig, alles schien sich vor seinen Augen zu drehen.

Ein Raunen ging durch das Vernissage-Publikum. Jemand riss einen Witz über den Alkoholgehalt von Champagner. Der Großteil davon ging im Gelächter einer jungen Frau unter.

Hamill stieß einen röchelnden Laut hervor. Im nächsten Moment herrschte Stille in der Carnavan Gallery. Niemand bewegte sich. Alle starrten auf den am Boden liegenden Hamill, der versuchte wieder auf die Beine zu kommen.

"Einen Arzt!", rief jemand.

Hamill ließ den Blick schweifen. Er suchte nach Ray, sah, wie er sich still und unauffällig unter die Leute mischte und dabei immer mehr in Richtung Ausgang strebte.

Eine bleierne Müdigkeit hatte Hamill erfasst.

Verdammt, was hat der Kerl mir nur verabreicht?, durchzuckte es ihn. Er schaffte es, auf die Knie zu kommen.

Bei dem Versuch sich wieder zu erheben, strauchelte er erneut, riss dabei die abstrakte Plastik eines syrischen Bildhauers vom Sockel. Ein einziger Gedanke beherrschte Hamill: Ich muss diesen Kerl kriegen! Er spürte, dass ihm die Kräfte schwanden, dass ihm vermutlich nur noch wenig Zeit blieb, ehe er vollends zusammenbrechen würde.

"Ich bin Arzt", sagte jemand und fasste ihn beim Arm.

Hamill stützte sich auf ihn und zog sich hoch, stieß seinen Helfer zur Seite und griff unter die Jacke.

Im nächsten Augenblick hatte er eine Beretta in der Hand.

Ein Teil des Vernissage Publikums geriet augenblicklich in Panik. Schreie gellten durch den Raum. Andere standen wie erstarrt da.

Scheiße, reiß dich zusammen!, schrie es in Hamills Innerem. Er musste versuchen, jeden noch so kleinen Rest an Kraft zu mobilisieren. Hamill taumelte vorwärts. Seine Rechte krallte sich um den Griff der Beretta. Einige Leute in Abendgarderobe wichen ihm aus.

Er erreichte die Tür, stützte sich kurz auf, taumelte anschließend hinaus ins Freie. Ein kühler Wind blies vom Hudson River her. Nieselregen hing in der Luft. Hamill hatte Schwierigkeiten sein Gleichgewicht zu halten. Er erreichte ein parkendes Fahrzeug, stützte sich auf das Dach, rutschte ab und lag mit dem Oberkörper auf der Motorhaube.

In einiger Entfernung sah er Ray im Licht einer Straßenlaterne. Der schmächtige Mann öffnete gerade die Tür eines grauen Ford. Er lächelte zufrieden, telefonierte dabei mit dem Handy.

Als er Hamill bemerkte veränderte sich sein Gesicht.

Er duckte sich.

Hamill feuerte seine Beretta ab.

Zweimal kurz hintereinander. Die Schüsse waren schlecht gezielt. Hamill ging jetzt endgültig zu Boden. Er rutschte am Kotflügel entlang, knallte auf den Asphalt.

Hamill konnte jetzt nichts mehr sehen.

Sein Puls raste.

Seine Waffenhand krampfte sich zusammen.

Ein weiterer Schuss löste sich. Regungslos blieb Hamill auf dem Boden liegen.

Ray erhob sich.

Er klappte die Tür seines Fords zu und erreichte mit schnellen Schritten den Mann auf dem Asphalt. Er beugte sich nieder, fühlte nach dem Puls.

Aus der Carnavan Gallery kamen jetzt die ersten...

Erscheint lt. Verlag 10.9.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-7389-8432-1 / 3738984321
ISBN-13 978-3-7389-8432-3 / 9783738984323
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