Deadman's Hostel -  Daimon Legion

Deadman's Hostel (eBook)

Ein unerwünschter Held
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
358 Seiten
neobooks Self-Publishing (Verlag)
978-3-7565-6355-5 (ISBN)
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Ace ist ein Betreiber der besonderen Art: Allen Besuchern verweigert er den Zutritt und vergrault die potenzielle Kundschaft. Zumindest, sofern diese am Leben ist. Denn im an Dies- und Jenseits grenzenden Deadman's Hostel haben nur die Toten ein Recht auf Service.

Geboren und aufgewachsen in Wurzen/Sachsen, verschlug es die Legion als (mehr oder weniger freie) Künstlerin nach Leipzig. Gegen alle Widerstände ist sie am Schaffen (schreiben, fotografieren, gestalten, zeichnen, malen und nähen). Ihr Interesse gilt Mythen, Legenden, Sagen und Märchen aller Art. Sie mag Feen, Kobolde, Monster, Geister, Lichtwesen und Dämonen, sowie Tiere mit Fell, Federn und Schuppen.

Geboren und aufgewachsen in Wurzen/Sachsen, verschlug es die Legion als (mehr oder weniger freie) Künstlerin nach Leipzig. Gegen alle Widerstände ist sie am Schaffen (schreiben, fotografieren, gestalten, zeichnen, malen und nähen). Ihr Interesse gilt Mythen, Legenden, Sagen und Märchen aller Art. Sie mag Feen, Kobolde, Monster, Geister, Lichtwesen und Dämonen, sowie Tiere mit Fell, Federn und Schuppen.

20




Es gab Orte auf dieser Welt, die waren von Gott und Teufel vergessen worden.

Old Hen zählte dazu.

Wer das dröge Gefühl erleben wollte, dass die Zeit an einem stillen Sonntagnachmittag stehen geblieben war, schien hier goldrichtig zu sein. Denn in der Stadt passierte nichts.

Wahrscheinlich war diese unglaubliche Friedlichkeit der Grund, weshalb das Sheriffs Office mit sechs Leuten gut auskam, die sich gleichmäßig auf Tag- und Nachtschicht verteilten. Die Männer und Frauen übernahmen zusätzlich die Aufgaben der Stadtpolizei – nur, um überhaupt etwas in dieser abgeschiedenen Gegend zu tun zu haben. Zumindest musste der Anschein gewahrt werden, dass Recht und Gesetz vertreten waren.

Kleinere Delikte wie eine Kneipenschlägerei, Trunkenheit in der Öffentlichkeit, Betrug oder Beamtenbeleidigung waren an der Tagesordnung. Hin und wieder ein geringer Diebstahl. Sheriff Deputy Mick Douland würde seine Marke fressen, wenn jemals ein Mord geschehen würde – wobei das nun wirklich kein Anlass zur Freude wäre.

Er sollte sich eigentlich nicht beklagen. Ein ruhiger Job, der gut bezahlt wurde – das war schon ein Traum für so manchen Beamten. Jedoch, wenn er so am Morgen die Zeitung aufschlug und von den neusten Verbrechen im Staat las, hatte er das Gefühl, sein Leben auf diesem Abstellgleis zu vergeuden. Noch war er mit dreiunddreißig Jahren ein junger Mann, dazu sechs Fuß groß, sportlich und stark gebaut, ausgebildet auf den Hinterhöfen von Tempe …

Jetzt saß er im Niemandsland fest.

Dabei war Old Hen mit rund fünftausend Bewohnern die größte Siedlung im County. Vor zweihundert Jahren wurde sie gegründet und die alten Bauten von damals – allesamt aus Stein, Lehm und Holz errichtet – zierten noch immer den Stadtkern. Neben dem weißen Gerichtsgebäude, in dem das Sheriffs Office mit untergebracht war, dominierte das Rathaus den zentralen Marktplatz, und davon ausgehend ordneten sich im klassischen Schachbrettmuster die Wohn- und Geschäftshäuser an.

Von dem Ort selbst gab es wenig Außergewöhnliches zu berichten. Gängige Händler waren Bäcker, Fleischer – allgemein ein paar Lebensmittelverkäufer. Es gab kein direktes Hospital, dafür aber verschiedene Ärzte für verschiedene Leiden. Eine Buchhandlung, ein Ein-Dollar-Billigverkauf, eine schlichte Kleiderboutique, ein Frisiersalon, eine verstaubte Poststation, eine Tankstelle mit angrenzender Autowerkstatt, eine weiße Kapelle der Baptisten und ein recht nobles Restaurant mit Gasthof in Wild-West-Saloon-Optik. Am Ortseingang befand sich sogar ein Souvenirshop, der winzige goldene Hennen als Schlüsselanhänger verkaufte – ein Zeichen für erstaunlichen Tourismus, den Stadtmeister Gerald Seed unbedingt ankurbeln wollte.

Der Mann hatte gewaltige Pläne …

Dazu zählte die Sanierung der beiden Schulen, in denen die Kinder der umliegenden Gegend „für das Leben“ lernten. „Kinder sind unsere Zukunft!“, riefen seine Wahlplakate und tatsächlich wuchs die Stadt. Arbeitsplätze wurden geschaffen, die Leute zogen zu.

Als Mick hier für seinen Job als Ordnungshüter vorsprach, hatte Old Hen noch nicht einmal einen gescheiten Namen. Vielleicht gab es inzwischen einen Eintrag im Internet.

Trotzdem, es bleibt der Arsch der Welt, dachte er verdrossen.

Einige animierte die Langeweile. Ihn umbrachte sie fast um.

Eigentlich hatte Mick sich damals streng vorgenommen, schnell versetzt zu werden – allerdings zerstörte genau zu diesem Zeitpunkt vor fast drei Jahren eine unvorhergesehene Naturkatastrophe die kleinbürgerliche Ruhe. Und in seinem Treiben hielt das Chaos bis heute an.

Es handelte sich um einen alles andere als friedlichen Mann; den neuen zuständigen Vermieter im Deadmans Hostel, welches einsam am Rand des kleinen Countys verstaubte. Der Sonderling legte keinen Wert darauf, bei jemandem einen guten ersten Eindruck zu hinterlassen und war seit seiner Ankunft für einen Großteil von Micks Arbeit verantwortlich. Mit einer dreisten Kaltschnäuzigkeit, die ihresgleichen suchte, legte er sich mit allen an, die ihn auch nur schief ansahen – und das waren nicht wenige Menschen. Auch war der Kerl ein ziemlicher Frauenheld, was eifersüchtige (nicht selten Ehe-)Partner auf den Plan rief. Doch konnte keine Moral, kein Glauben oder Aufgebot den Fremden beeindrucken. Wie ein Sturm fegte er seine Gegner fort und beanspruchte jeden verfügbaren Platz für sich.

Es schien aussichtslos, diesen Mann irgendwie zu zähmen.

Bis vor Kurzem.

„Jetzt mal ehrlich: Hättest du das gedacht?“

Deputy Grace Hayden sah ihn von ihrem Schreibtisch aus auffordernd an.

Mit einem frischen Pott Kaffee kam Mick gerade aus der Büroküche. Ohne die schwarze Brühe war er zu Schichtbeginn kaum zu gebrauchen, weswegen es ein Ritual war, sich erst einmal mit einer Tasse zu versorgen.

Es war ein unbedeutender, spätherbstlicher Morgen. Der Winter klopfte an die Tür (sofern man im Süden Arizonas von Winter sprechen konnte), und er hatte noch nicht einmal die Schlagzeile der Ortszeitung gelesen – wusste aber sofort, worüber die Kollegin mit ihm sprechen wollte.

Oder besser, von wem.

„Warum nicht?“, antwortete er ihr. „Fein, er hat ein loses Mundwerk, schlechte Manieren und eine schnelle Rechte, aber deshalb muss er noch lange kein böser Mensch sein. Der Kleinen geht’s doch gut!“

„Aber wir reden hier von Thomas Livingston. Du weißt, wie viele Anzeigen gegen den Satansbraten vorliegen. Störung der öffentlichen Ruhe, Alkoholmissbrauch, Beleidigung, Sittenlosigkeit und schwere Körperverletzung in so vielen Fällen, dass er einen eigenen Aktenordner braucht! Ich sah den Hübschen schon für länger als eine Nacht im Kittchen sitzen, wenn er sich nicht im letzten Moment irgendwie rauswieseln würde.

Und plötzlich tut ausgerechnet der so lammfromm? Sinneswandel um 180 Grad? Im Debraska gab es auch seit Wochen keinen Ärger mehr.“

„Ja, ist beinahe traurig“, kicherte er ironisch und ging zu seinem eigenen Schreibtisch, um sich auf den dazugehörigen Lehnstuhl zu setzen. Zeitung und Kaffee wurden auf der Arbeitsfläche abgelegt.

Mit schief geneigtem Kopf scherzte Mick weiter: „Seit Shelly bei ihm ist, wirkt Tom richtig anständig. Wenn sie weiter so schlechten Einfluss auf ihn nimmt, geht er vielleicht noch zur Kirche. Ich sollte ihn warnen …“

Sie rollte mit den Augen und behauptete: „Michelle ist ein Teenager. Er ein dauergeiler Schürzenjäger.“

Das Argument hat was für sich.

„Sie macht nicht den Eindruck, unglücklich in seiner Gegenwart zu sein. Ich denke sogar, sie ist in ihn verknallt. Und er mag sie auch. Das überrascht mich persönlich noch mehr.“

Seufzend gab Grace ihm mit einem Nicken recht, fügte jedoch hinzu: „Mir gefällt es trotzdem nicht, dass sie allein mit dem Typen in diesem Riesenkasten lebt.

Hast du dich nie gefragt, was dort im Hostel abgeht?“

„Jedenfalls nichts, was in einen Horrorfilm gehört“, lachte Mick, sah sie dabei aber direkt an. Mit ernster Stimme versicherte er ihr: „Wir kennen das ganze Gebäude in- und auswendig und noch nie ist dort einer verschwunden. Geschweige denn abgestiegen.

Der Boss behält das Geschäft streng im Auge und du selbst hast Tom jetzt schon so oft wegen der Kleinen besucht. Ihr beide müsst zugeben, dass da nichts Merkwürdiges vor sich geht – bis darauf, dass der Mann sich rund um die Uhr tot schuftet, obwohl keine Gäste vorhanden sind. Aber ohne triftigen Beweis können wir ja schlecht seine Buchführung filzen, nicht wahr?

Terres’ Vorgänger Nelson hat auch nie was gemeldet – und der fand die bisherigen Vermieter ebenfalls schräg. So zieht sich das seit Jahren hin und es gab keine Vorkommnisse im Hostel.“

„Du stehst auf seiner Seite!“, fühlte sie ihm auf den Zahn.

„Auf Toms?“

„Ja. Terres sagt, ihr seid so was wie Kumpels.“

Mick schmunzelte. Das, was Tom ihm ab und an mitteilte, wollte er seiner Kollegin nicht verraten. Es würde den Männern schwer auf die Füße fallen und unangenehme Fragen aufwerfen, die Mick nicht beantworten konnte. Und Tom würde man gar nicht erst zu Wort kommen lassen. Dabei versuchte er zu helfen. Auf etwas eigenwillige Art, zugegeben.

„Am Anfang hab ich ihn auch voreilig verurteilt,“, gestand er ihr, „bloß weil er nicht in die übliche Gesellschaft passte. Doch dann hab ich mich bemüht, ihn kennenzulernen und weiß daher so einiges. Wie alle Menschen hat er viele Seiten, nicht nur die des Schlägers.“

„Er ist ständig besoffen, Mick.“

„Bestimmt hat er seine Gründe …“ Er zuckte die Achseln. „Außerdem kann man trotz dessen noch gut genug mit ihm reden. Der hat auch was im Kopf!“

„Ja, einen gewaltigen Vogel!“, witzelte Grace, nahm aber ihren Spott gleich zurück. „Tut mir leid. Ja, er kann schreiben, rechnen und lesen.“

„Ziemlich viel sogar“, bestätigte Mick. „Wirf ihn nicht mit den letzten unzivilisierten Hillbillys in einen Topf. Ich denke nicht mal, dass er einer ist, so wie viele vermuten – bei seiner guten Bildung? Vielleicht ist er ein Aussteiger von der Ostküste. Wer weiß? Shelly hätte es schlechter treffen können.“

„Was sie durch hat, ist genug. Allein die Sache mit ihren Eltern muss schwer für die Süße gewesen sein. Nicht, dass sie...

Erscheint lt. Verlag 9.9.2023
Reihe/Serie Deadman's Hostel
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Arizona • Geister • Liebe • Sheriff • Tattoo • Tod
ISBN-10 3-7565-6355-3 / 3756563553
ISBN-13 978-3-7565-6355-5 / 9783756563555
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