A Quiet Man. Ein schweigsamer Mann ist ein gefährlicher Mann. (eBook)
428 Seiten
Ronin (Verlag)
978-3-96154-677-0 (ISBN)
Tom Wood wurde als Tom Hinshelwood in Burton-on-Trent geboren. Nach einer Zeit als freiberuflicher Redakteur, Bildeditor und Filmemacher schrieb er 2010 seinen ersten Roman 'The Hunter' (Codename Tesseract), der sofort ein internationaler Bestseller wurde und den Lesern einen echten Antihelden vorstellte. Victor, einen Auftragskiller mit einer rein logischen Lebensauffassung und zutiefst fragwürdiger Moral. Alle bisher erschienen weiteren Thriller um den brillanten Profikiller Victor wurden von Kritik wie Lesern begeistert gefeiert. Neben der Serie um 'Victor' veröffentlicht er auch Psychothriller. Wie Victor ist übrigens auch Tom Wood ein leidenschaftlicher Sportler: Er ist ein großer Boxfan und übt sich in der Kampfsportart Krav Maga, bei der er sich schon einige Verletzungen zugezogen hat. Er hat jedoch noch nie jemanden umgebracht.
Tom Wood wurde als Tom Hinshelwood in Burton-on-Trent geboren. Nach einer Zeit als freiberuflicher Redakteur, Bildeditor und Filmemacher schrieb er 2010 seinen ersten Roman "The Hunter" (Codename Tesseract), der sofort ein internationaler Bestseller wurde und den Lesern einen echten Antihelden vorstellte. Victor, einen Auftragskiller mit einer rein logischen Lebensauffassung und zutiefst fragwürdiger Moral. Alle bisher erschienen weiteren Thriller um den brillanten Profikiller Victor wurden von Kritik wie Lesern begeistert gefeiert. Neben der Serie um "Victor" veröffentlicht er auch Psychothriller. Wie Victor ist übrigens auch Tom Wood ein leidenschaftlicher Sportler: Er ist ein großer Boxfan und übt sich in der Kampfsportart Krav Maga, bei der er sich schon einige Verletzungen zugezogen hat. Er hat jedoch noch nie jemanden umgebracht.
2
Ein einsamer Kerl auf einem Angelausflug würde abends wahrscheinlich ein paar Bier in der örtlichen Bar trinken, und genau das hatte Victor auch getan. Nachdem er vom See zum Motel zurückgekehrt war, badete er in der viel zu kleinen Wanne, zog sich um und machte sich dann auf den kurzen Weg entlang des Highways zur Bar. Natürlich hätte er auch mit seinem Truck fahren können, aber er wollte auf dem Rückweg nicht von einer örtlichen Polizeistreife angehalten werden. Auch wenn zwei Bier bei weitem nicht ausreichten, um seine Fahrtüchtigkeit oder andere Fähigkeiten zu beeinträchtigen. Weil diejenigen, die nicht tranken, in allen möglichen Situationen, bei denen Leute aufeinandertrafen, auffielen, war eine hohe Alkoholtoleranz eine Notwendigkeit für einen Mann in seinem Beruf.
Obwohl auch ein Betrunkener theoretisch das tun könnte, was Victor tat. Schließlich wirkte Alkohol bei vielen Mördern als eine Art Treibstoff. Nur dass jene, die ohne zu tanken nicht in Fahrt kamen, nicht die gleiche ansehnliche Entlohnung erhielten.
»Ein Bier«, sagte Victor, als der Barmann ihn nach dem Getränk seiner Wahl fragte.
Der Barmann war Franzose, seinem Akzent nach Pariser, und etwa dreißig Jahre alt. Er hatte in jeder der vorherigen Nächte den Tresen gehütet. Oberflächlich betrachtet, war er ein Zivilist. Aber er hatte bestimmte Merkmale, die auf Victors Bedrohungsradar auftauchten. Der Franzose war im richtigen Alter; nicht zu alt – nicht zu jung. Er hatte die richtige Statur; kräftig und gepflegt, er hatte sogar den richtigen Haarschnitt. Keine richtige Frisur, zu kurz, als dass ein Angreifer ihn hätte packen können. Es war die Art von Haarschnitt, die Victor oft nach einem Job selbst vornahm, um sein Aussehen schnell und effektiv zu verändern. Die Kleidung des Barmanns war locker genug, dass sie die Bewegungsfreiheit nicht einschränkte, aber so wenig wie möglich ausladend, damit er sich nicht an Klinken oder Ähnlichem verfing oder sie gar jemand greifen konnte.
Victor hatte ihn jedoch innerhalb weniger Sekunden nach der ersten Begegnung als harmlos eingestuft. Es war die Art, wie sich der Barmann bewegte. Zu langsam. Sein Rücken war steif und auch seine Schultern waren wenig beweglich. Mangelnde Beweglichkeit bedeutete keine Bedrohung. Jemand, der so unsportlich war, würde sich zurückziehen oder vielleicht einfach einfrieren. Das bedeutete, dass die Kleidung nur Kleidung war. Die Passform war einfach nur bequem. Es bedeutete, dass die Ähnlichkeit des Haarschnitts Zufall war. Wahrscheinlich waren sie selbstgeschnitten und er verzichtete aus Bequemlichkeit auf die Teilnahme am Modischen: einfacher zu pflegen, weniger Zeit vor dem Spiegel, kurz genug, um nach dem Duschen direkt aus der Haustür zu gehen. Das hat nichts mit den taktischen Aspekten des Kampfes oder der Tarnung zu tun.
Nur ein Barmann.
Der überarbeitet aussah, obwohl die Bar beinahe leer war. Außer Victor gab es nur fünf weitere Kunden. Und alle tranken so langsam, dass der Franzose die meiste Zeit damit verbrachte, nichts zu tun zu haben. Aber Victor vermutete, dass er nach einer Nacht, in der er nicht allzu viel geschlafen hatte, den ganzen Tag auf den Beinen gewesen war. Der Dreck unter seinen Fingernägeln deutete auf handwerkliche Arbeit vor Beginn seiner Schicht in der Bar hin. Vielleicht die Reparatur eines Autos. Vielleicht das Umgraben eines Gartens.
Flaschenbier war Victors Erfahrung nach immer besser als Bier vom Fass. Ein Glas ist als improvisierte Waffe nur dann wirksam, wenn es zuvor zerschlagen wurde. Eine Scherbe kann töten, wenn man sie in den Nacken stößt, ist aber fast nutzlos für alle anderen Angriffe gegen ein Ziel, das auch nur ein bisschen Ahnung hat. Eine Flasche kann ebenfalls zerbrochen werden und ist dann eine deutlich bessere Stichwaffe – dicker und robuster, griffiger. Und sie kann in unbeschädigter Form als Schlagstock verwendet werden. Eine Flasche, die die Schläfe oder den Hirnstamm trifft, kann töten und jemanden mit einem Treffer am Kiefer oder Kinn ausknocken. Sie kann ein Messer abwehren oder die Hand des Angreifers so hart treffen, dass er seine Klinge fallen lässt. Eine Flasche kann bei Bedarf auch als Wurfgeschoss eingesetzt werden, obwohl Victor das noch nie nötig gehabt hatte.
Und er war auch nicht erpicht darauf.
»Ich nehme das Import«, hatte Victor in der ersten Nacht gesagt, als man ihm die Wahl gelassen hatte.
»Trink eins mit«, forderte Victor den Barmann nun auf.
»Merci«, sagte der Franzose. »Das tu ich gern.«
Mit einer Hand holte er zwei Flaschen aus dem Kühler. Zwei Finger legte er um den einen Flaschenhals und zwei um den anderen. Mit der freien Hand drehte er die Verschlüsse ab und stellte eines der Biere für Victor auf die Theke.
»Prost.«
Kein Klirren von Gläsern, sondern ein Anheben von Flaschen.
Unnötige soziale Interaktion war etwas, an dem Victor nicht oft teilnahm – aber in dieser Bar war er nicht Victor. Er war selten Victor. Nur bei der Arbeit, bei Gewalt, war er dieser Mensch. Im Moment war er ein Verkäufer aus Las Vegas, der es liebte, weit weg von zu Hause zu fischen. Dieser Mann war im Urlaub, auch wenn die Reise viel länger dauerte als ursprünglich geplant. Dieser Mann kaufte ab und zu ein Bier für einen anderen. Er machte keine Freunde, aber er konnte freundlich sein. Er war schweigsam, aber nicht stumm.
Das Schweigen war Victor.
Das Bier war in Ordnung, so wie er die meisten Flaschenbiere in Ordnung fand. Ein goldenes Gebräu aus Hopfen; schmeckte ziemlich genau wie jedes andere. Nach Victors Erfahrung waren die Unterschiede gering. Er zog einen Bourbon oder einen Wodka vor. Trotzdem schien es dem Franzosen so gut zu schmecken, dass er annahm, es sei seine Marke der Wahl. Victor hatte ihn aufgrund seiner Herkunft für einen Weinliebhaber gehalten und es gefiel ihm nicht, dass sich seine Vermutung als falsch erwiesen hatte. Er sollte mit seinem Urteil genauer sein. Er musste genauer sein.
Sein Leben hing davon ab.
Der Franzose flüsterte zwischen zwei Schlucken etwas in seiner Muttersprache: »Bien trop bonne pour les lèvres mortelles». Das sollte Victor nicht hören und nicht verstehen, aber er sprach Französisch. Er hatte zwar in letzter Zeit keinen Anlass gehabt, es zu sprechen, und wusste, dass seine Sprachkenntnisse verblassten. Doch noch verstand er die Worte.
Zu gut für sterbliche Lippen.
Für einen Moment hatte er Lust, auf Französisch zu antworten, und seine sprachlichen Muskeln mit einem Muttersprachler spielenzulassen. Er konnte sich die Überraschung des Franzosen vorstellen, denn obwohl französischsprachige Menschen in Kanada keine Seltenheit sind, sind sie in Quebec viel häufiger anzutreffen als hier an der Grenze. Victor konnte sich vorstellen, dass der Barmann nach dieser Überraschung lächeln und antworten würde, weil er sich ebenfalls über die Gelegenheit freute, sich auf Französisch zu unterhalten. Victor überlegte bereits, was er sagen würde, wenn er gefragt würde, wie er die Sprache gelernt hatte. Es war fast ein Reflex, denn er hatte im Laufe der Jahre viele solcher Fragen beantwortet, weil er viele Sprachen sprach.
Der Verkäufer aus Las Vegas hatte vielleicht vor langer Zeit einen Sommer lang in der Provence gelebt. Vielleicht war er als Student mit dem Rucksack durch die Normandie gereist. Oder er hatte mal eine Zeit lang mit einer Freundin aus Marseille zusammengelebt, die nur wenig Englisch gesprochen hatte.
Manchmal, wenn ihm ein wenig waghalsig zumute war, antwortete Victor auf solche Fragen, dass er beruflich viel unterwegs sei, was der Wahrheit entsprach und daher laut Protokoll verboten war. Manchmal gab er sich in solchen Momenten auch als Verkäufer aus, der etwas verkaufte, das niemand wollte, oder sagte, dass er in der Umzugsbranche tätig war, ein Fachmann für Abfallwirtschaft oder etwas ähnlich Albernes. Manchmal lag der einzige Spaß, den er hatte, darin, Risiken einzugehen. Eine Ironie des Schicksals, denn er verbrachte alle anderen wachen Momente damit, jede erdenkliche Gefahr zu entschärfen.
Für einen Mann, der so darauf bedacht ist, am Leben zu bleiben, verhältst du dich manchmal so, als hättest du ‘n Todeswunsch, hatte ein alter Kollege zu ihm gesagt.
Ich gehe nicht gerne Risiken ein, hatte Victor einmal einer Frau erzählt, mit der er geschlafen hatte, obwohl er wusste, dass sie ihn umbringen wollte, aber ab und zu lasse ich mich ein wenig mitreißen, damit ich mich lebendig fühle.
Der Barkeeper war nur ein Barkeeper. Während Victor mit seiner Vorliebe für alkoholische Getränke falschgelegen hatte, wusste er, dass der Franzose ein Zivilist war. Kein Risiko. Keine Gefahr. Es hätte Victor nichts gekostet, ein paar Worte auf Französisch mit ihm zu wechseln, aber Victor blieb schweigsam.
Vielleicht, weil er bereits zu lange mit der Erwiderung gewartet hatte.
Es konnte aber auch mehr dahinterstecken, dachte er. Vielleicht war er es leid mehr zu lügen als einfach unbedacht zu reden. Die geistige Anstrengung, ein Berg von Unwahrheiten, der immer größer wurde, da jede Lüge auf der vorherigen aufbaute.
Konnte es das sein? Hatte er seine Toleranzgrenze für Täuschungen endgültig überschritten?
In jüngster Vergangenheit war ihm ein Wahrheitsserum injiziert worden; er hatte noch nie eine solche Erschöpfung erlebt. Der Zwang, die Wahrheit zu sagen, war überwältigend gewesen. Irgendwie hatte er ihm widerstanden. Dieser Widerstand war nur für eine kurze Zeit nötig gewesen, obwohl er jetzt bezweifelte, dass er noch viel länger hätte durchhalten können. Hatte die Droge die Funktion seines Gehirns unwiderruflich verändert? Hatte sie einen...
Erscheint lt. Verlag | 6.9.2023 |
---|---|
Reihe/Serie | Victor | Victor |
Übersetzer | Noah Sievernich, Gerrit Gebauer, Franca Tödter |
Verlagsort | Erlangen |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | A Quiet Man |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | action • Agent • Antiheld • Atemlos • Auftragskiller • Auftragsmörder • Außenseiter • Bond • Bond, James • Drive • Eiskalt • Familie • Gejagt • gregg • Hurwitz • Hurwitz, Gregg • international • Jagd • James • Junge • Killer • Kindheit • Menschenjagd • Profikiller • rasant • Serie • Spannung • Speed • tesseract • Thrill • Victor |
ISBN-10 | 3-96154-677-0 / 3961546770 |
ISBN-13 | 978-3-96154-677-0 / 9783961546770 |
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