Jerry Cotton Sonder-Edition 217 (eBook)

Der Dompteur des Syndikats

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
80 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-5202-2 (ISBN)

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Jerry Cotton Sonder-Edition 217 - Jerry Cotton
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Die Stadt war fest in den Händen von Verbrechern. Machtlos mussten die Einwohner dem wüsten Treiben zusehen. Selbst der Bürgermeister duckte sich vor dem Schrecken. Und dem Staatsanwalt waren die Hände gebunden ... Da schickte Mr. High mich zum Aufräumen in die geplagte City. Ob er das auch getan hätte, wenn wir gewusst hätten, dass Spallone die Stadt im stählernen Griff hatte? Spallone, der Mann, der mit Killern und Kanonen spielte, mit Politikern und Prostituierten, mit Managern und Mafiosi - Spallone, der Dompteur des Syndikats!


1


Amy Robinson presste eine Hand vor den Mund, als die Tür zu ihrem Zimmer unter einem kräftigen Fußtritt zersplitterte. Sie hatte abgeschlossen, aber es war eine dünne Tür, und in Chico Manzaris Haus, das wusste sie längst, gab es keinen Platz, an dem eine Frau allein sein konnte.

Charles »Chico« Manzari stieg über die zerbrochenen Latten. Hinter ihm zwängten sich seine Leibwächter durch die Reste der Tür. Sid Levin mit seinem speckig glänzenden Pfannkuchengesicht rieb sich erwartungsvoll die Lenden.

Amy wich zurück, bis sie mit dem Rücken gegen den Schrank prallte. Wimmernde Laute drangen zwischen den fest zusammengebissenen Lippen hervor.

»Was hat das zu bedeuten?«, erkundigte sich Chico Manzari mit flacher, heiserer Stimme. Seine blassen Augen huschten über das Bett.

Dort hatte Amy ihre wenigen Habseligkeiten aufgestapelt, um sie in Plastiktüten zu stopfen. Ihre Sachen bestanden im Wesentlichen aus durchsichtiger, mit Spitzen und Rüschen besetzter Reizwäsche, knappen Höschen und einem goldfarbenen Bikini. Mit dem, was sie jetzt am Leib trug – ein blauer Pullover und ein gelber Rock – war sie vor vier Monaten hier angekommen.

»Sag schon, was hast du vor?«, fragte Chico Manzari, als sie ihn nur aus weit aufgerissenen Augen ansah.

»Bitte, Mister Manzari, lassen Sie mich gehen! Ich kann nicht mehr ...«

Sie verstummte, als sie das gemeine Grinsen in Manzaris hagerem Gesicht bemerkte.

»Was hast du mir nicht alles versprochen, Amy, als ich dich damals in Pittsburgh in der Gosse aufgelesen habe! Du warst fertig, Baby, und du wärst vor die Hunde gegangen ...«

»Ich kann nicht mehr«, wimmerte Amy.

»Du kannst nicht mehr? Aber abhauen kannst du? Mir in den Rücken fallen kannst du!« Manzaris Stimme stieg zu einem schrillen Kreischen an. Er schnippte mit den Fingern und trat zur Seite. »Du kannst gehen, wenn die Jungs mit dir fertig sind. Das heißt, wenn du dann noch gehen kannst.« Manzaris Stimme klang jetzt wieder kalt. »Und wohin du dann gehst, bestimme ich!«

Aus verschleierten Augen sah er Sid nach, der um das Bett herumging. Amy wich an die Wand zurück. Sid packte ihren Oberarm. Lachend wollte er sie zu sich heranziehen. Das Lachen erstarb, als sie ihm die geballte Faust auf den Mund schlug.

Sid grunzte wütend. »Du verdammtes Miststück! Warum stellst du dich so an?«

Er holte aus. Sein behaarter Handrücken traf ihr Gesicht. Der Nasenknorpel brach, die Lippen platzten auf, und der Schmerz ließ die Tränen aus ihren Augen wie einen Sturzbach schießen.

Der Gorilla schleuderte sie aufs Bett. Amy wehrte sich nur schwach, als er ihren Rock herabzerrte und den Pullover zerfetzte. Dann warf er sich keuchend auf sie.

Fünf qualvolle Minuten vergingen. Dann rollte Sid Levin vom Bett. Während er die Hosen hochzog, sah er Tony grinsend an.

Tony Starks schluckte. Er wusste eindeutig, was Manzari von ihm erwartete. Für einen Augenblick stand ihm Sid mit seinem massigen Körper im Weg.

Amy Robinson nutzte diesen einen Augenblick, um noch einmal alle Kraftreserven in einen letzten verzweifelten Fluchtversuch zu setzen.

Sie sprang vom Bett. Ihr Mund war voll Blut. Durch die angeschwollene Nase bekam sie kaum Luft. Nur undeutlich sah sie durch ihre Tränen die Männer an der Tür. Dort gab es keine Fluchtmöglichkeit.

Sie fuhr zum Fenster herum. Der Rahmen war festgeschraubt. Nur das kleine Oberlicht ließ sich zum Lüften öffnen. In der dunklen Fläche spiegelten sich die Lichter der Lampen und die Gestalten der Männer.

Sie dachte nicht an die Tiefe jenseits der Fensterbrüstung, als sie sich gegen die Scheibe warf.

Das Glas barst unter ihrem Anprall. Inmitten eines klirrenden Scherbenregens stürzte sie aus dem Fenster.

Chico Manzari stieß einen schrillen Laut aus.

»Schnappt sie!«, kreischte er. »Ihr Idioten, greift sie euch ...«

Sid und Tony stürzten zur Tür hinaus. Manzari sprang über das Bett. Sein Fuß verfing sich in der zerwühlten Decke. Er stolperte und prallte gegen den Fensterrahmen.

Hoffentlich hat sie sich das Genick gebrochen, dachte er, als er den Kopf hinausschob.

Kühle Luft strich über sein Gesicht. Die Lichter vorn an der Zufahrt zum Hauptgebäude der Klubanlage reichten kaum bis an die Seite des Gebäudes, wo eine hohe Hecke den Fahrweg säumte, der hinter das Haus führte.

Aber Manzari sah den hellen Fleck unter dem Fenster, der sich jetzt bewegte. Nacktes Fleisch schimmerte in der Dunkelheit, als Amy Robinson wie ein verletzter Käfer auf die Hecke zu kroch.

Manzaris Hand zuckte zur Hüfte, wo die Pistole in der Klammer steckte. Doch er ließ die Waffe an ihrem Platz. Sid und Tony würden ihr den Rest geben. Jeden Moment mussten die beiden jetzt an der Seite des Hauses auftauchen.

Amys unbeholfen dahinkriechender Körper verschwand in der Hecke. Manzari hörte das Brechen von Zweigen. Er sah noch einmal den Schimmer heller Haut. Und dann stellten sich seine Nackenhaare auf.

Auf der anderen Seite der Hecke mahlte ein Anlasser. Sofort heulte ein Motor auf, und Kies prasselte unter die Radkästen, als das unbeleuchtete Fahrzeug davonraste.

Sid und Tony rannten über das dunkle Rasenstück. Sie gerieten in den hellen Lichtfleck, der durch das Fenster auf die Wiese fiel.

Sid hielt seinen Revolver in der Pranke. Als der Fahrer des unbeleuchteten Wagens die Ausfahrt erreichte und auf die Bremse trat, schimmerte blutrotes Licht durch das Laub der Hecke.

Sids Arm flog in die Höhe.

»Nicht schießen, verdammter Narr!«, schrie Manzari. Die Entfernung war viel zu groß.

Sid Levin ließ den Arm mit der Waffe sinken und wandte sein flaches Gesicht nach oben.

»Was sollen wir denn machen?«, fragte er ratlos.

Manzari antwortete nicht. Wortlos wandte er sich vom Fenster ab.

Earl Beasley, der Bezirksstaatsanwalt des Ohio County, West Virginia, stand vor der großen Karte seines Distrikts, die er mit Reißzwecken an die holzgetäfelte Wand seines Büros geheftet hatte.

»Sehen Sie sich das County an«, sagte er, wobei er mich anstarrte, als beschuldigte er mich eines Verbrechens. Er deutete auf den nördlichen Zipfel des Bundesstaats West Virginia, der sich wie ein schmaler, spitzer Keil zwischen die Staaten Ohio und Pennsylvania zwängte. Beasley zeigte auf die Stadt am Ostufer des Ohio River. »Hier, das sind wir. Wheeling, Ohio County, West Virginia.«

Der Bundesstaat Ohio erstreckte sich westlich des Ohio River. Im Osten, nur fünfzehn Meilen entfernt, lag die Grenze zum Bundesstaat Pennsylvania. Bis Pittsburgh waren es nur siebenundfünfzig Meilen.

»Hier herrscht Goldgräbermentalität«, fuhr der District Attorney fort. »In Ohio und Pennsylvania sind Glücksspiele und Prostitution verboten. In West Virginia ebenfalls. Aber vor über zehn Jahren haben ein paar dumme oder korrupte Bürgerschaftsvertreter die Errichtung von Klubs zugelassen, in denen praktisch alles erlaubt ist. Also auch Glücksspiel und Prostitution. Damit fing es an. Seit der Zeit haben wir diese Brut im County, und wir werden sie nicht mehr los. Die Polizei ist korrupt, die Verwaltung mit Vertretern des Syndikats durchsetzt. Wir haben hier im Ohio County mehr Morde als im ganzen Bundesstaat West Virginia zusammen, und die Aufklärungsquote ist niedriger als irgendwo sonst in den Staaten.«

Earl Beasley öffnete ein Fach in der Schrankwand. Ein Fernsehapparat und ein Videorecorder wurden sichtbar. Beasley schaltete das Fernsehgerät ein.

Er war ein mittelgroßer, korrekt gekleideter Mann mit glattem, sorgfältig gescheiteltem Haar. Seine straffen Wangen waren scharf ausrasiert. Der Mund mit den dünnen Lippen war fest zusammengepresst, während er auf das Aufleuchten des Bildschirms wartete.

Earl Beasley war Anfang vierzig. Der Typ des jüngeren, ehrgeizigen Staatsanwalts, der Karriere machen würde, wenn es ihm gelang, die Gangster aus dem County zu vertreiben. Falls er es überlebte ...

Sein Vorgänger war gescheitert, weil er zu eng mit dem Syndikat zusammengearbeitet hatte, das er hatte bekämpfen sollen. Ich wusste, dass Beasley allein dastand. Er kämpfte auf verlorenem Posten.

Seine Assistenten waren junge, unerfahrene Leute, die intelligent genug waren, sich nicht in einem aussichtslosen Krieg verheizen zu lassen. Seit seinem Amtsantritt vor knapp fünf Jahren hatte der District Attorney versucht, gute und unbestechliche Detectives als Mitarbeiter zu gewinnen.

Drei Jahre hatte er gebraucht, um endlich einen geeigneten Mann zu finden. Als sich der Beamte eingearbeitet hatte und seine zähe Kleinarbeit dem Syndikat lästig wurde, war er ermordet worden.

Der Staatsanwalt drückte die Wiedergabetaste des Videorecorders. Auf dem Fernsehschirm erschien ein Bild. Es zeigte die Anfahrt zu einem protzigen weißen Haus, das auf einem Hügel lag. Schlanke Säulen trugen ein Vordach, unter dem sechs livrierte Diener warteten.

»Das ist der Country Club«, erläuterte Beasley. »Fragen Sie nicht, was es gekostet hat, die Kamera im Park zu installieren.«

In der Zufahrt erschien eine Fahrzeugkolonne. Die...

Erscheint lt. Verlag 2.9.2023
Reihe/Serie Jerry Cotton Sonder-Edition
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Action Abenteuer • action romane • action thriller • action thriller deutsch • alfred-bekker • Bastei • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • erste fälle • Fall • gman • G-Man • Hamburg • Heft • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Kindle • Krimi • Krimiautoren • Krimi deutsch • krimi ebook • Krimi kindle • Kriminalfälle • Kriminalgeschichte • Kriminalgeschichten • Kriminalroman • Kriminalromane • kriminalromane 2018 • kriminalromane deutsch • Krimi Reihe • Krimireihen • krimi romane • Krimis • krimis&thriller • krimis und thriller kindle • Krimi Urlaub • letzte fälle • martin-barkawitz • Polizeiroman • Romanheft • Roman-Heft • schwerste fälle • Serie • Soko-Hamburg • spannend • spannende Krimis • spannende Thriller • Spannungsroman • Stefan Wollschläger • Tatort • Terror • thomas-herzberg • Thriller • Wegner
ISBN-10 3-7517-5202-1 / 3751752021
ISBN-13 978-3-7517-5202-2 / 9783751752022
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